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Nicht nur für Ritter Das Ritterschaftliche Kreditinstitut ist krisenfest. Seit 1826 vergibt es Hypothekenkredite - nichts anderes.

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"Nein", Matthias Schicke hebt beschwichtigend die Arme, "um Kunde dieses Instituts zu werden, muss man nicht adelig sein". Das Ritterschaftliche Kreditinstitut Stade (RKI) stehe allen Kunden offen, die an Immobilienfinanzierungen interessiert seien. Hypotheken sind allerdings auch das einzige Produkt, das diese sehr spezielle Bank im Angebot führt, die mit 13 Mitarbeitern auskommt und mit einer Ritterrüstung im Besprechungszimmer aufwartet. Schicke führt gemeinsam mit seinem Kollegen Heinrich Sendker das RKI. Offiziell nennen sich beide "Mitglied der Direktion".

Deutschland verfügt mit seinen mehr als 2 000 Banken bereits über einen beachtlichen Strauß an Kreditinstituten, doch mit dem RKI, das seinen Sitz in der niedersächsischen Hansestadt Stade hat, bekommt der Strauß einen zusätzlichen Farbtupfer. Welche Bank hisst denn schon eine Flagge und führt ein Siegel mit dem Wappen des ehemaligen Herzogtums Bremen? Doch ansonsten ist der Sitz des Instituts in der Altstadt Stades eher unscheinbar. Mit Ausnahme des Messingschildes deutet nichts darauf hin, dass die Archivstraße 3 eine Bank beherbergt. Eine Schalterhalle sucht man vergeblich.

Das RKI wurde 1826 von der Ritterschaft des Herzogtums Bremens in Stade nahe der Elbe errichtet. Schon damals liefen die Ritter aber nicht mehr im Harnisch daher, sondern waren in der Regel Landwirte.

Im Kern geht es der Bank darum, die Landwirtschaft und den ländlichen Raum im Elbe-Weser-Dreieck mit günstigen langfristigen Finanzierungen zu versorgen. Willkommen sind auch Kunden, die ein Haus auf dem Land oder in der Stadt erwerben wollen. "Wir begleiten unsere Kunden natürlich auch, wenn diese beispielsweise in den neuen Bundesländern aktiv werden", sagt Schicke.

Ursprünglich war das RKI ein Selbsthilfeverein, um Bauern günstige Hypothekenkredite zu verschaffen. Im Gegensatz zu den etwa zur gleichen Zeit entstandenen Sparkassen übernahmen aber nicht die Kommunen die Haftung, sondern die Ritterschaft des Herzogtums Bremen. Die Haftung existiert aber nur noch partiell. Die Ritterschaft besteht nach wie vor aus 36 Mitgliedern, deren Besitz in einem besonderen Verzeichnis, der Rittergutsmatrikel, eingetragen ist. Die Ritterschaft sei übrigens eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, bemerkt Sendker.

Der Einfluss ist beträchtlich. "Die Ritterschaft", sagt Schicke, "ist das verfassunggebende Organ und bestimmt über die Satzung die Grundordnung des RKI." Jährlich findet ein Rittertag statt, auf dem Schicke und Sendker Rechenschaft über die Bank ablegen müssen und auf dem auch die Verwaltungsratsmitglieder des RKI bestimmt werden.

Selbst in der Finanzmarktkrise sind die Rittertage aber nicht zu Krisensitzungen geworden. Das muss mit dem erprobten Geschäftsmodell der Bank zu tun haben. "Wir sind erzkonservativ und konzentrieren uns ausschließlich auf den langfristigen Kredit", hält Sendker fest. Darlehen werden nur gegen erstrangige Grundschulden vergeben, die Bank refinanziert sich über die Ausgabe von Pfandbriefen. Im Untertitel nennt sich das RKI "Pfandbriefanstalt des öffentlichen Rechts". Mit einer Bilanzsumme von 332 Millionen Euro zählt das RKI zu den kleineren Instituten in Deutschland, ist aber immer noch größer als viele Volksbanken und so manche Sparkasse.

Ausfälle bei den Kreditengagements gibt es praktisch nicht. Die Bank mit ihren 13 Mitarbeitern hat keine Filialen, betreibt weder Zahlungsverkehr noch das Einlagen- oder Wertpapiergeschäft. "Da wir schlank aufgestellt sind, geben wir auch gern Förderkredite weiter, die wegen der Margen für Vollbanken eher uninteressant sind", bemerkt Schicke. "Weil wir so langweilig sind, sind wir wahrscheinlich auch so stabil", versucht Sendker das Erfolgsrezept zu beschreiben.

Trotz des geschäftlichen Erfolgs - die Bank kommt auf eine Kernkapitalquote von mehr als 15 Prozent und erfüllt damit locker alle Kapitalstandards - stand das Institut vor wenigen Jahren vor dem Aus. Das lag am Gesetzgeber. Die Bundesregierung reformierte 2005 nämlich das Pfandbriefgesetz und bestimmte, dass Pfandbriefbanken ein Kapital von mindestens 25 Millionen Euro haben müssen.

Dabei ist es geblieben, doch zwei Banken kamen in den Genuss einer Ausnahmeregelung, obwohl sie gemessen an dieser Vorgabe zu klein waren. "Eine davon ist das RKI. Wir werden namentlich in Paragraph 42 des Pfandbriefgesetzes erwähnt", sagt Schicke stolz. Die zweite Ausnahme ist übrigens das Schwesterinstitut, der Calenberger Kreditverein. Schickes Fazit: "Die Ausnahmeregelung spricht für die Solidität unseres Hauses."

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