Читать книгу re:publica Reader 2013 – Tag 2 - Группа авторов - Страница 7
Business & Innovation Powerfood für Selfmade-Unternehmer Von afrikanischen Start-ups, autonomen Autos, gut vernetzten Selbstvermarktern und der Wiedergeburt der Handarbeit
ОглавлениеAutoren: Lisa Böttinger, Paul Munzinger
Gleich zum Frühstück gibt's am zweiten Tag re:publica eine ordentliche Portion Unternehmergeist: Mit 10 Tips to grow your Positive Entrepreneurial Energy flößt Catherine Barba, französische Unternehmer-Pionierin und „Femme en Or“ 2011 ihren Zuhörern eine Ladung Optimismus und Selbstvertrauen ein. Das kommt in erster Linie aber nicht von uns selbst, sondern aus unserem Umfeld, so die E-Commerce-Fachfrau. „Selbstvertrauen entsteht aus der Art und Weise, wie die Leute dich anschauen“, sagt Barba. Deshalb müsse man – trotz der Unmöglichkeit eines zehnminütigen Lebensabschnitts ohne eingeschaltetes Smartphone – darauf achten, diesem Umfeld auch genug Aufmerksamkeit zukommen zu lassen: „Teilt intensive Momente mit euren Freunden, eurer Familie und vor allem mit euren Kindern; bringt ihnen bei, ohne Angst vor Fehlern Pläne umzusetzen.“ Alles locker also, trotz Innovationsdrang und Projektstress? „Wenn ich vor einer Sackgasse stehe und denke, es geht nicht mehr weiter, scrolle ich auf google maps so weit, dass die Welt wie eine Olive aussieht. Dann geht es wieder. Gibt's ein Problem?“
Doch das Umfeld verschafft einem nicht nur Selbstvertrauen, sondern, wenn man es richtig anstellt, auch den Job, den man sich wünscht. Wie man es richtig anstellt, das ist das Thema von Christine Heller und Jochen Mai. Personal Branding Kampagne. Wie der neue Job dich findet heißt ihr Vortrag und statt grauer Theorie gibt es Best-Practice-Beispiele. Eines davon steht selbst auf der Bühne: Seit ein paar Wochen hat Christine Heller einen neuen Job, als Social Media Managerin. Wie sie den gefunden hat? Falsche Frage. Wie der Job sie gefunden hat, darum geht es. Und die Antwort: auf ihrem Blog. Da hat sie ihren Lebenslauf präsentiert, per Twitter, Facebook, GooglePlus und Xing hat sie ihn verbreitet. Allein mit Twitter, das hat sie ausgerechnet, konnte sie so 2,5 Millionen potentielle Leser erreichen. „Die Digitalisierung des Vitamin B“ nennt das Jochen Mai, Gründer und Chefredakteur des Blogs „Karrierebibel“. Für diese Art der Jobsuche braucht es Mut, sagt er. Aber nicht nur auf Seiten der Bewerber. Auch die Personaler müssten sich erstmal trauen, einen derart extrovertierten Aspiranten einzuladen. Große Konzerne springen noch nicht darauf an.
Um einen großen Konzern geht es nach dem Mittagessen auch auf Stage 1, wo Daimler-Vorstandsvorsitzender Dieter Zetsche über die „Zukunft der Mobilität“ spricht. Und eigentlich geht es auch um Mut. Würden Sie sich trauen, fragt Moderator Martin Randelhoff das Publikum, in einem komplett eigenständig lenkenden Auto mit 150 Sachen über die Autobahn zu fahren? Das Echo: geteilt. Irgendwann stößt das Technikvertrauen an seine Grenzen – selbst auf der re:publica. Ein bisschen Eingewöhnungszeit bleibt aber noch. Das autonome Fahren steckt noch in der Entwicklung. Ziel sei aber nicht, so Zetsche, den Menschen überflüssig zu machen. Die Kontrolle über das Auto gebe er nie aus der Hand. Es gehe nur darum, ihm das Fahren abzunehmen, wenn es mühsam wird. Beim Einparken zum Beispiel. Dafür muss man dem Auto Augen geben und die Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen. Zumindest für ein paar Sekunden. Denn um Unfälle zu vermeiden, reicht es nicht, zu wissen, wo der Fahrradfahrer vorne an der Ecke im Moment ist. Man muss auch wissen, wo er gleich hinfährt. Die aktuelle und die projizierte Situation müssen Radar und Kameras also erkennen, zwei mal in 3D. Macht insgesamt, ja genau: 6D.
Entspannung bietet nicht nur das Auto von morgen, sondern auch das Hobby von gestern. Daniela Warndorf und Kiki Haas schwören auf Crafting. Gestrickt wie gehäkelt – Handarbeit ist in wie nie. Die Message dahinter muss nicht politisch sein: Es geht um die Haltung, die Welt ein bisschen schöner zu machen. Zum Beispiel mit gestrickten Mützchen für Smoothies im Supermarktregal. Mit umhäkelten Bäumen und Straßenlaternen in tristen Großstadtalleen oder bunten Vorhängen im U-Bahn-Waggon. Zuhause ist überall! Es boomt: die neue Häuslichkeit. Yarnbombing, Social Commerce und die Craftistas: Wie das Internet Crafting und Crafting unsere Gesellschaft verändert zeigt auf Stage 5 den Weg vom Guerilla-Knitting zum erfolgreichen Business mit individueller Handarbeit. Das Internet trägt mit Sites wie Pinterest und Ravelry dazu bei, das Image von Crafting und Do-it-Yourself zu entstauben. Mit Erfolg: In Deutschland schaffen 58 Prozent aller Frauen regelmäßig kleine Kunstwerke aus Garn, Stoff und Wolle, ein Viertel davon ist unter 25 Jahre alt.
Ideen aus Afrika bringen Will Mutua und Mark Kaigwa auf Stage 6 mit: Ihr Start-up Afrinnovator setzt sich dafür ein, dass die Welt ihr Zuhause nicht nur über populäre Medien wahrnimmt. Mutua zeigt den Imagewandel Afrikas anhand von Headlines: Vom Hopeless continent zu Africa rising (so Titel des Economist), vom „dark continent“, so Kaigwa, in den mobilen Boom, der sich in Afrika in derzeit rund 100 Tech- und Innovation-Hubs manifestiert. In solchen Hubs treffen sich junge Unternehmer und Entwickler, die eine Idee, aber – noch – keine Unterstützer haben. „Die basteln Apps und wetten dann, wer die bessere entworfen hat – während wir hier stehen, finden in Afrika unzählige Pitches statt, das ist sowas wie unsere Lieblingsbeschäftigung“, sagt Mutua. In Uganda gibt es derzeit mehr Mobiltelefone als Glühbirnen. Über 50 Prozent der Afrikaner sind unter 20 Jahre alt und wachsen in eine mobile Zukunft. Ihr Zuhause ist für Mutua und Kaigwa wohl das spannendste aller Start-ups.