Читать книгу re:publica Reader 2013 – Tag 2 - Группа авторов - Страница 8

Business & Innovation Let’s talk about content: Wie sich die Infrastruktur des Internets verändert oder „zahme drei Prozent“ Laut Plan geht es darum, wie die Infrastruktur des Internets sich verändert. In Wirklichkeit geht es um die Telekom. Doch ihrem Vertreter schlägt weniger Gegenwind entgegen, als erwartet.

Оглавление

Speaker: Uta Meier-Hahn

Autor: Paul Munzinger

Für Jan Krancke war es vermutlich nicht die angenehmste Stunde seines Lebens. Die ersten Buh-Rufe gab es schon bei der Vorstellung. Wenn während der Diskussion geklatscht wurde oder, noch öfter: gelacht, dann immer auf seine Kosten. Und selbst am Ende, als sein Name schon ungefähr 100 Mal gefallen war, war er für das Publikum immer noch der „Mann von der Telekom“. Alles nicht gerade nett. Aber insgesamt muss man sagen: Für Jan Krancke hätte es auch deutlich schlimmer kommen können.

„Es war klar, dass das kein Selbstläufer wird“, sagt Krancke , bei der Telekom zuständig für Regulierungsfragen, nach der Diskussion. Ihm sei durchaus bewusst gewesen, dass er im Saal „wenige Freunde“ haben würde, dass er mit „Gegenfeuer“ rechnen musste. Er habe kein schlechtes Gewissen, er stelle sich der Diskussion, er freue sich über sachlichen und konstruktiven Dialog. Das klingt alles sehr vernünftig und abgeklärt, aber auch Krancke wirkt durchaus überrascht, dass er so glimpflich davongekommen ist. Dass ihm das Publikum seine Gemeinplätze – „auch wir als Telekom stehen für ein offenes und freies Internet“ – alles in allem recht großzügig hat durchgehen lassen.

Was dagegen nicht wirklich überraschend war auf Stage 4 beim Thema „Wie sich die Infrastruktur des Internets verändert“, dass es die ideale Steilvorlage für das Reizthema dieser re:publica war. Der Hintergrund: die Ankündigung der Telekom, die unbeschränkte Datennutzung künftig abzuschaffen. Oder, in einem Wort: „Drosselkom“. Die Diskutanten mühten sich redlich, besprachen Veränderungen und Trends der Content-Verbreitung, neue Geschäftsmodelle, die Vor- und Nachteile von Contact Delivery Networks und Vertikaler Integration. Ein „Riesenthema“, wie Moderatorin Uta Meier-Hahn sagte. Aber auch sie war realistisch genug, den Publikumsansturm – selbst die Stehplätze an den Wänden waren restlos besetzt – auf die Brisanz der Telekom-Debatte zurückzuführen.

Wirklich interessant wurde es also, wie erwartet, erst am Ende, als nicht mehr nur informiert wurde, sondern diskutiert. Es sei eine „Frage der Gerechtigkeit“, dass der, der mehr nutzt, auch mehr bezahlt, sagte Krancke. Von der gedrosselten Geschwindigkeit bei der Datenübertragung, geplant ab 2016, seien ja nur drei Prozent der Bevölkerung betroffen. Murren im Publikum. „Wir dürfen nicht zurückkehren in die Zeit, in der der Anwender sich jedes Mal überlegen muss: Wie viel Datenvolumen verbraucht dieser Link?“, sagte Klaus Landefeld, Vorstandsmitglied im Verband der deutschen Internetwirtschaft. „Wir müssen die Netzneutralität fest verankern, sie ist der Kerngedanke des Internets.“ Applaus. „Sie sagen, dass nur drei Prozent betroffen sind“, sagte Cara Schwarz-Schilling von der Bundesnetzagentur, an Krancke gerichtet. „Die Frage ist doch, ob das 2016 immer noch so ist.“ Wieder Applaus. Worum es wirklich gehe, so Schwarz-Schilling: „Wenn ich abends meinen Tatort sehen will, muss ich wissen, ob ich damit an meinen Deckel komme und am nächsten Morgen nicht mehr surfen kann.“ Aufklärung also, Transparenz. „Was wünschen Sie sich denn mehr an Transparenz als das, was wir in den letzten 14 Tagen hatten“, sagte Krancke. Immerhin, einen Lacher hatte er dann doch noch.

Eigentlich war also alles angerichtet für den analogen Shitstorm. Gut und Böse waren also auf der Bühne klar zugeordnet. Landefeld musste das Wort „Netzneutralität“ nur denken, schont toste der Applaus. Und der vermeintliche Totengräber des freien Netzes, die Telekom, war in der Gestalt von Jan Krancke nicht nur leibhaftig anwesend, er wiederholte auch noch den Punkt, der die Netzgemeinde so aufbringt: dass die drei Prozent künftig mehr zahlen sollen, die am meisten Daten konsumieren – wohl wissend, dass vermutlich so gut wie jeder im Saal zu diesen drei Prozent gehört. Doch das Publikum blieb in der Diskussion seltsam zahm. Warum? Vielleicht, sagt Krancke, liegt es an Gunter Dueck, der die Netzgemeinde am Montag vor zu viel Selbstbeweihräucherung gewarnt und durchaus Verständnis für das „Pay for Use“-Prinzip gezeigt hatte. Vielleicht waren die Besucher in Halle 4 aber auch einfach nur höflich.

re:publica Reader 2013 – Tag 2

Подняться наверх