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Vorwort des Ururenkels und Herausgebers
ОглавлениеSchon als ich die Aufzeichnungen meines Ururgroßvaters vor ungefähr 20 Jahren zum ersten Mal gelesen habe, war ich fasziniert von seiner Schilderung der Lebensumstände im 19. Jahrhundert. Wenn überhaupt, dann kennt man diese Zeit als Abfolge von Fakten in Geschichtsbüchern. Aber darüber, wie die Menschen in dieser Zeit gelebt und ihre Gegenwart wargenommen haben, erfährt man selten etwas und wenn, dann nur in zusammenhanglosen Bruchstücken.
Dieses Buch dagegen beinhaltet die Lebenserinnerungen meines Ururgroßvaters, die er im Dezember des Jahres 1900 im Alter von 69 Jahren aufzeichnete. Es sind also keine Tagebuchaufzeichnungen, aber aus meiner Sicht macht gerade diese zurückblickende Betrachtung einen wesentlichen Reiz dieses Erinnerungen aus, denn seine Lebenserfahrung ermöglichte es ihm, die auch uns heute noch bekannten historischen Ereignisse dieser Zeit zu kommentieren und mit seinem Lebenslauf zu verknüpfen.
Neben dem Rückblick auf geschichtsträchtige Begebenheiten schildert das Buch vor allem auch das tägliche Leben und Überleben der Menschen im vorvorigen Jahrhundert, beginnend mit den Vorfahren Gustav Scharschmidts bis zu seinem Lebensabend. Und auch hier wird immer wieder die geschichtliche Entwicklung deutlich und lebendig, z.B. als der Übergang von Kleinstaaten zu einem vereinten Deutschland mit dem Fall der Zollgrenzen sich direkt auf das Leben der Familie Scharschmidt auswirkt.
Vor kurzem fiel mir über meine Eltern das Dokument mit diesen Aufzeichnungen wieder in die Hände. Und da die moderne Technik das Erstellen und Veröffentlichen von Büchern heutzutage so viel einfacher machen, entschied ich mich, es einer größeren Leserschaft zugänglich zu machen, denn ich glaube, dass viele diese Lebensgeschichte als einen interessanten Einblick in die damalige Zeit sehen werden.
Gerade auch für junge Menschen, für die Bildung, Krankenversicherung, Elektrizität, fließend Wasser, Internet, Handy und vieles mehr heutzutage selbstverständlich scheinen, kann dieses Buch vielleicht ein lesenswertes Fenster in eine frühere Zeit darstellen.
Meine Bearbeitungen dieses Buches beschränken sich auf Formatierungen und Korrekturen von Fehlern, die bei der manuellen Übertragung aus dem Altdeutschen durch meine Großmutter entstanden sind – damals gab es noch keine Computer mit Rechtschreibkorrektur, sondern nur eine einfache Schreibmaschine. Und die mittlerweile wohl fast verlorene Fähigkeit, handgeschriebene deutsche Schrift zu entziffern.
Außerdem habe ich einige der im Text erwähnten historischen Personen und Begebenheiten mit Endnoten versehen, die auf weiterführende Informationen im Internet verweisen, so dass interessierte Leser die entsprechenden Themen vertiefen können.
Ich widme dieses Buch meiner Großmutter Ilse Sonnenschein, geborene Scharschmidt, die das Manuskript bewahrt und für die Nachwelt verfügbar gemacht hat.
Elmar Sonnenschein
Juni 2014