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ОглавлениеDie »Überwindung von Erdschwere und Masse, Entmaterialisierung und Durchsichtigkeit, Beweglichkeit über Zeiten und Räume« – Plastik, »bei der die Materie überwunden scheint«, so formulierte der Bildhauer Hans Uhlmann seine Idealvorstellung für die plastische Kunst.1 Der Zeichner Hans Uhlmann dagegen lässt mit seinen dicht gespannten Strukturen Raum auf dem Papier geradezu physisch spürbar werden. Seine späten Kreidezeichnungen wirken wie eine Materialisierung von Kräften in Raum und Zeit. Und schon die abstrahierten figürlichen Kompositionen des Künstlers lassen, einem Tanz ähnlich, Zeit und Bewegung sichtbar werden.
In der Sammlung der Stiftung Rolf Horn bildet die Werkgruppe aus 25 Arbeiten des Künstlers, darunter die beiden Plastiken Pyramidenskulptur und Gruppierung, einen markanten Schwerpunkt. Präsentiert werden hier Uhlmanns Arbeiten im Dialog mit Werken zeitgenössischer Berliner Künstler wie Werner Heldt oder Bernhard Heiliger. Dennoch nimmt Hans Uhlmann mit seinem plastischen Werk und mit seinen Arbeiten auf Papier eine ganz eigenständige Position ein, in die verschiedene Entwicklungsstränge der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts eingegangen sind.
Die Sammlung des Berliner Mäzens Rolf Horn und seiner Frau Bettina ist seit 1988 auf der Museumsinsel Schloss Gottorf in Schleswig zu sehen. Bis heute ist sie für die Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen die wichtigste Leihgabe aus Privatbesitz. 1995 fand sie ihre Heimat in einem ehemaligen Stallgebäude des 19. Jahrhunderts, der heutigen Galerie der Klassischen Moderne. Den Umbau und die Innenausstattung hatte Rolf Horn selbst vornehmen lassen und großzügig finanziert. Mit der Gestaltung beauftragte er den Berliner Ausstellungsarchitekten Jürg Steiner. Nach dem Tod des Stifters – Rolf Horn verstarb nur wenige Wochen vor der Eröffnung der neuen Räume im März 1995 – entwickelte sich die Sammlung unter der Leitung von Bettina Horn weiter. Durch Neuerwerbungen und Sonderausstellungen bleibt sie lebendig; Leihgaben, wie die Präsentation der Werke Hans Uhlmanns im Kunsthaus Dahlem, stärken ihre Verbindung zu anderen Museen.
Lag der Sammlungsschwerpunkt zu Beginn vor allem auf der Kunst der Brücke sowie den norddeutschen Expressionisten Christian Rohlfs, Emil Nolde und Ernst Barlach – ihrem Schaffen fühlte sich der gebürtige Kieler Rolf Horn besonders nah –, erweiterte vor allem Bettina Horn die Sammlung um neue Positionen. Dazu zählen die Werke Hans Uhlmanns, der als Begründer der abstrakten Metallplastik in Deutschland gilt. Erste Skulpturen, die allerdings nicht erhalten sind, schuf Uhlmann schon zwischen 1924 und 1926, als er für die Kieler Firma Neufeldt & Kuhnke als Ingenieur tätig war. In den frühen 1930er-Jahren begann er mit abstrakt-geometrischen Formen zu experimentieren, es entstanden erste offene Drahtskulpturen. Doch fand diese künstlerische Arbeit im Verborgenen und in völliger Isolation statt – dies besonders während seiner Inhaftierung unter den Nationalsozialisten von Ende 1933 bis 1935. Trotz der Repressalien bezeichnete Uhlmann die Jahre bis 1945 rückblickend als wichtig für seine künstlerische Entwicklung, da hier die Grundlagen für sein eigentliches Werk gelegt worden seien.
Diese Entwicklung lässt sich künftig konkret und detailliert nachvollziehen. Denn mit der Veröffentlichung von Uhlmanns Tagebüchern aus den Jahren seiner Haft in der Justizvollzugsanstalt Tegel kann eine große Lücke in der Forschung zu seinem Leben und Werk geschlossen werden. Dafür gilt dem Sohn des Künstlers, Hans Joachim Uhlmann, großer Dank. Der Leiterin des Kunsthauses Dahlem, Dorothea Schöne, ist sehr dafür zu danken, dass diese zentrale Quelle nun publiziert werden kann. Dass die geplante Ausstellung der Zeichnungen Uhlmanns ein Impuls für diese Initiative war und die Stiftung Rolf Horn mit der Leihgabe ihrer Werke zu diesem hoch verdienstvollen Projekt beitragen kann, entspricht ihrem Stiftungszweck auf das Beste und darf alle Beteiligten mit Stolz erfüllen.
1 Ulrike Nürnberger, »›Was in Deutschland kaum jemand kennt‹. Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Werk von Werner Heldt und Hans Uhlmann«, in: Werner Heldt – Hans Uhlmann. Zwei Retrospektiven, Ausst.-Kat. Galerie Brusberg; Berlin 2003 (Kabinettdruck, Bd. 28), S.6–7, S. 7.