Читать книгу Hans Uhlmann - Группа авторов - Страница 9

Оглавление

Editorische Notiz

Hans Uhlmann schrieb seine Gefängnistagebücher in französischer Sprache. Bereits auf der ersten Seite deklarierte er seine Aufzeichnungen als »Etudes françaises«, als Sprachübungen. Es mag viele Gründe für diese Maßnahme gegeben haben: die Tarnung seiner politischen Äußerungen aufgrund der mangelnden Privatsphäre, aber auch der Wunsch sich während der Gefangenschaft fortzubilden und seiner Begeisterung für die französische Kultur Raum geben zu können. Die schlichten Hefte sind im Original nahezu identisch mit dem hier vorliegenden Band – mit einer Größe von 16 auf 21 Zentimetern nur unwesentlich breiter.

Im Zentrum des aus der Haft überlieferten Materials stehen zwei Hefte mit schriftlichen Tagebucheinträgen und kurzen Abhandlungen zu bestimmten Themen, die Uhlmann interessierten und besonders beschäftigten. Die Grundlage der vorliegenden Edition bildet die Übersetzung des französischen Originals durch Bernadette Uhlmann. Für die Publikation wurde das Tagebuch mit dem handschriftlichen Text abgeglichen, Absätze gegebenenfalls ergänzt und manche Begriffe und Formulierungen der deutschen Übersetzung geglättet, sowie der Text an die neue deutsche Rechtschreibung angepasst.

Zwei die Tagebucheintragungen ergänzende Teile wurden nicht übernommen: zum einen eine Abhandlung mit der Überschrift »Über das Buchbinden« mit kleinen Zeichnungen über das materialgerechte Herstellen von Büchern. Da diese vor allem technische Details referierenden Seiten ohne einen erkennbaren Kontext ins erste Heft eingeklebt wurden, wurde auf ihre Transkription verzichtet. Zum anderen wurde eine mehrseitige Literaturliste am Ende des zweiten Heftes nicht aufgenommen. Unter dem Titel »Literaturgeschichtliche Notizen« führte Hans Uhlmann bedeutende Bücher auf und untergliederte diese in Regionen und Epochen wie beispielsweise »Römische Literatur«, »Frühchristliche Literatur«, »Italienische Vorrenaissance», »Deutsche Literaturgeschichte», »Frankreich 16. Jahrhundert«, »Frankreich 17. Jahrhundert« oder »der Orient«. Ob es sich um die Erfassung einer Bibliothek, eine Leseliste für die Zeit nach der Entlassung oder um die Dokumentation bereits gelesener Lektüre handelt, konnte nicht bestimmt werden. Aufgrund der Länge und fehlenden Zuordnung des Zweckes wurde auf die Wiedergabe dieser Liste hier verzichtet. Eine weitere Literaturliste, die Hans Uhlmann mit »Kleines Lektüreprogramm auf französisch und deutsch« überschrieb, ist hingegen Bestandteil dieser Publikation, da sich der Autor auf einige der darin versammelten Werke in seinen Tagebucheinträgen bezog, Exzerpte und Kommentare dazu niederschrieb oder den Erhalt der Bücher nach Besuchen seiner Schwester oder der Freundin Jeanne Mammen dokumentierte. Da nur in Ausnahmefällen bekannt ist, auf welche Ausgaben sich Uhlmann bei der Erstellung der Liste bezog, wurden die Angaben um die vollständige Nennung des Autorennamens sowie den Erscheinungsort und das Erscheinungsdatum der jeweiligen Erstausgabe ergänzt. Von Uhlmann teilweise nicht korrekt oder unvollständig angegebene Titel wurden korrigiert und wo nötig ergänzt. War keine Zuordnung möglich – weil die Angaben unleserlich oder zu unvollständig waren –, blieb die Niederschrift unkommentiert und ohne Ergänzungen.

Bei der Transkription des Tagebuchs konnten die vielen Einschübe und Absätze des Originals nicht aufrechterhalten werden. Um einen Eindruck von dem authentischen Text, den gelegentlichen Illustrationen und der Handschrift des Künstlers zu geben, sind einige Originalseiten abgebildet. Ein Anmerkungsapparat erläutert heute nicht mehr geläufige Begriffe, Lektüren, Filmtitel und den zeitlichen Kontext. Hans Uhlmann pflegte den Sprachgebrauch seiner Zeit. So nutzte er einige wenige Begriffe, die heute keine Verwendung haben dürfen. Sie gelten als rassistisch oder antisemitisch. Da der Künstler in den Augen der Herausgeberinnen keine solche Intention mit der Verwendung dieser Begriffe verfolgte, wurde entschieden, sie im Original zu belassen.

Neben seinen persönlichen Ausführungen zu Eindrücken aus dem Haftalltag zitierte der Künstler ausgiebig aus der von ihm gelesenen Literatur. Oftmals waren es Exzerpte aus seiner französischen Lektüre, die in dieser Edition in fast allen Fällen in deutscher Übersetzung wiedergegeben werden. Da nicht zweifelsfrei geklärt werden konnte, mit welchen Ausgaben Uhlmann arbeitete, werden die Zitate in den Anmerkungen mit den für die aktuelle Bearbeitung herangezogenen Literaturangaben nachgewiesen. Konnte keine deutsche Übersetzung ermittelt werden, wurde mit einer Ausnahme das französische Original des Tagebuchtextes beibehalten. Stefan Barmann übersetzte einen für das Verständnis wichtigen Zitat-Block und ein Gedicht von Jean Cocteau.

Die Unterstreichungen, mit denen Uhlmann meist und oft auch in Kombination mit Anführungszeichen Titel markierte, wurden durch Kursivierungen ersetzt. Alle noch vorhandenen Unterstreichungen insbesondere in Zitaten wurden jedoch beibehalten. Darüber hinaus wurden vom Künstler abgekürzte Namen, soweit sie identifizierbar waren, ausgeschrieben. Ergänzungen oder Kommentare der Edito- rinnen finden sich in eckigen Klammern, runde Klammern hingegen stammen von Uhlmann, ebenso einfache Auslassungszeichen.

Nach heutigem Kenntnisstand umfasst das Gesamtmaterial neben den Textbänden drei Bücher mit Skizzen. Zwei dieser Skizzenhefte befinden sich heute in Privatbesitz, ein drittes in der Sammlung der Berlinischen Galerie. In allen drei Skizzenheften hielt der Künstler seine Eindrücke aus der Haft und Ideen für zukünftige Projekte fest. Dabei sind die Mehrzahl der Zeichnungen nicht als ausgearbeitete Werke, sondern eher als dem freien Moment abgerungene Skizzen zu verstehen. Hans Uhlmann hat die Zeichnungen auf Einzelblättern angefertigt und dann in die Hefte eingeklebt.

Dorothea Schöne und Carmela Thiele

Hans Uhlmann

Подняться наверх