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Eine Neujahrsgeschichte aus dem alten Persien
ОглавлениеIch erzähle euch jetzt eine kleine Geschichte aus dem alten Persien, die jedes Jahr um die Zeit von Neujahr dort an den Feuern erzählt wird.
In einem alten Königreich ganz in der Nähe war es an der Zeit, das jährliche Neujahrsfest vorzubereiten. Und so wies der König seine Untergebenen und Diener an: „Auch in diesem Jahr möchte ich, dass wir ein wahrhaft königliches Fest feiern. Ladet alle Persönlichkeiten des Königsreiches zu diesem rauschenden Fest ein. Die Tische sollen sich biegen unter der Last der königlichen Delikatessen. Es soll auch nur der beste Wein aus den erlesensten Trauben angeboten werden.“
Die Bediensteten zogen sofort durch das Land und brachten aus allen Teilen des Landes nur die köstlichsten Speisen mit. Aber der König probierte sie und war mit der Wahl nicht zufrieden. Nichts machte ihn glücklich, keine Speise war gut genug.
Verzweifelt wandte sich der König an seine Diener: „Letztes Jahr habe ich den Menschen ein wahrlich kaiserliches Fest geboten, aber niemand erwähnte unser Fest jemals wieder. Die ganze Stadt sprach aber voller Bewunderung von dem Fest bei Garmin, dem Maler.
Auf diesem Fest wurde die ganze Nacht getrunken und gelacht. Und erst am Nachmittag des nächsten Tages war der letzte nach Hause gegangen. Genauso war es im Jahr zuvor gewesen. Und in dem Jahr davor ebenso. Es muss uns doch wenigstens einmal gelingen, ein rauschenderes Fest als dieser Kretin zu feiern. Ich bin doch der König. Ich!“
Einer der Bediensteten war ein kluger Mann und hatte eine Idee. So verneigte er sich tief vor dem König und fragte leise: „Mein Herr, habt Ihr jemals mit dem Künstler selbst gesprochen? Es wird doch sicher einen Grund dafür geben, warum die Leute sein Fest mehr lieben als das eurige. Und das obwohl sie ihr Essen selbst mitbringen, in einer mehr als schäbigen Hütte hausen und nur den billigsten Wein trinken.“
Der König nickte und befahl seinen Dienern: „Schafft mir den Maler Garmin her.“ Und so geschah es. Schon kurz darauf kündigte ein Diener den Maler beim König an.
Ohne Umschweife fragte der König seinen Untertan: „Warum um alles in der Welt lieben die Menschen dein Neujahrsfest so sehr? Sprich!“
Und der Maler antwortete höflich: „Mein König, meine Gäste und ich - wir sind Freunde. Wir brauchen einander, und wir haben uns gern. Und wir brauchen nicht mehr als uns selbst. Unsere Mägen sind voll, wir haben keinen Durst – und vor allem haben wir uns. Deshalb sind wir unendlich fröhlich und reich. Und vom Leben gesegnet.“
Weisheit ist keine Medizin zum
Herunterschlucken.
Weisheit aus dem Kongo