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Bei Geld hört die Freundschaft auf!

Trenne dein Geld

von deinen Emotionen,

sonst trennen deine Emotionen

dich von deinem Geld.

André Kostolany

Sie kennen das bestimmt auch, dass sich der Spruch „Bei Geld hört die Freundschaft auf!“ bewahrheitet hat, sei es in ihrem eigenen Leben oder im Leben von Freunden und Bekannten. Ich habe Freundschaften wegen ein paar Hundert Euro zu Bruch gehen sehen, glückliche Ehen wurden wegen Geldmangel geschieden und eigentlich gut funktionierende Geschäftspartnerschaften wurden wegen Geldstreitigkeiten eingestellt.

Unglaublich, was Geld für eine Macht hat!

Auch in meinem eigenen Leben gibt es davon eine Menge Geschichten, die ich nachfolgend gern schildern möchte, da diese zum Teil unseren Umgang mit Geld widerspiegeln. Denn wie bei eigentlich Allem im Leben, bin ich der Meinung muss man zum Thema Geld eine klare Einstellung haben.

Sind wir uns unklar über den Umgang, werden sich die Situationen im Leben ebenfalls unklar gestalten. Gehen wir mit Menschen oder Dingen voller Angst um, werden die erschaffenen Situationen ebenfalls mit Angst zu tun haben. Machen wir uns keine Sorgen darum, bleiben wir in einem guten Gefühl, werden die Dinge fließen und Schwierigkeiten werden schnell gelöst oder treten gar nicht erst auf.

Ich fange einmal ganz vorn an, denn schon als kleines Kind wurde Geld zum Thema für mich gemacht, aus heutiger Sicht für meine Begriffe viel zu früh, denn Kinder sollten meiner Ansicht nach mit diesem Thema verschont bleiben und erst dann damit konfrontiert werden, wenn sie überhaupt eine Beziehung zum Geld als Tauschmittel in unserem Leben bekommen haben. Das wiederum hängt von ihrem Entwicklungsstand ab.

Ich habe noch lebhaft in Erinnerung, wie ein Freund von mir seinem damals acht- oder neunjährigen Sohn zu erklären versuchte, dass er ihm gerade keinen CD-Player kaufen konnte, weil er nicht genug Geld übrig hatte. Er meinte damals, jener CD-Player würde in etwa so viel kosten wie rund 60 von seinen Spielzeugautos. Und während er erzählte, sammelte er alle Autos des Jungen ein und stapelte sie auf einem großen Haufen.

Als die Anzahl nicht reichte, packte er symbolisch noch kleine Teddybären und andere Spielzeuge dazu. Er meinte: „Um einen CD-Player zu kaufen, müssten wir so viel Geld haben, wie alle diese Autos gekostet haben. Und du weißt doch, wie viel Geld wir für ein Auto brauchen...“

Der kleine Junge besah sich den Stapel eine ganze Weile und meinte dann ruhig: „Dann können wir doch diese Autos gegen einen CD-Player tauschen. Ich will die Autos jetzt nicht mehr. Ich will einen CD-Player!“

Nun, so einfach ist es eben heute bei uns nicht mehr, obwohl genau das vielleicht wünschenswerter wäre als der Zustand, in dem wir leben. Zumindest wäre es für viele einfacher.

Bereits in jungen Jahren wurde ich mit Geld belohnt. Damals gab es für jede Eins im Zeugnis eine Mark, für jede Zwei fünfzig Pfennig, für jede Drei zehn Pfennig. Klar, dass an den Tagen der Zeugnisvergabe erst mal gerechnet wurde, wie viel Geld ich verdient hatte! Und so etwas prägt...

Für gute Leistungen gab es Geld, für sehr gute Leistungen eben mehr. Ohne Leistung kein Geld – ohne Fleiß kein Preis!

In meiner Familie war Geld eigentlich nie wirklich Mangelware, aber wir lebten auch nicht im Überfluss. Es war genug zu essen da, wir wohnten in einem ansprechenden Mehrfamilienhaus, hatten ein Auto und waren immer sauber gekleidet. An der Ostsee gab es auf einem Campingplatz einen kleinen Wohnwagen, wo wir regelmäßig die Wochenenden und auch unseren Jahresurlaub verbrachten.

So weit so gut, bis auf die Tatsache, dass ich mich schon sehr früh für Geld ODER Liebe entscheiden musste, denn meine Eltern machten sich Gedanken darüber, wer nach ihrem Tod das kleine Vermögen erben bzw. wie das Geld verteilt werden sollte.

An einem Weihnachtsabend Mitte der 80er Jahre, ich war damals Anfang 20, als wir gut gegessen hatten und ich mit meinen Eltern und meinen beiden Halbbrüdern gemütlich beisammen saß, forderten diese meine Eltern auf, bereits vor ihrem Ableben dafür zu sorgen, dass das Erbe geregelt wurde. Ich sehe noch heute meine Mutter weinen und meinen herzkranken Vater blass im Gesicht im Wohnzimmersessel versinken, regelmäßig sein Herzspray benutzend, damit er sich einigermaßen im Griff behielt.

Ich habe an diesem Abend diese „gesellige“ Runde verlassen, bin allein durch die weihnachtlichen Straßen gelaufen und habe mich gefragt, ob die Welt spinnt und von allen guten Geistern verlassen ist. Es war das Ende des guten Kontaktes mit meinen habgierigen Geschwistern, denen Geld offenbar wichtiger war, als eine funktionierende Familie. Das Ende vom Lied war, Jahre später, dass meine Eltern mir das Geld hinterlassen haben. Was natürlich erneute Konflikte hervorrief.

Kurz darauf kam ich mit der „Esoterik-Szene“ in Kontakt, und auch hier ging es in vielen Seminaren um das Thema Geld. Auch hier wurden viele Geldspiele gemacht, die den Teilnehmern die Beziehung zum Geld verdeutlichen sollten.

Eine nette Szene auf einem Abendworkshop zum Thema „Reichtumsbewusstsein“ ist mir bis heute sehr lebhaft in Erinnerung geblieben. Der Referent des Abends meinte, dass das Geld teilweise auf der Straße liegen würde, die meisten Menschen würden es nur nicht sehen. Er erzählte dann, dass er unter einen der Stühle im Raum einen 50-Mark-Schein geklebt hätte. Der Finder könne das Geld behalten, meinte er.

Ich glaubte ihm damals kein Wort, denn wer verschenkt schon einfach mal 50 Mark, das war damals für die meisten, die ich kannte, schon eine Menge Geld. Und so schaute ich natürlich nicht unter den Stuhl, während ein Rascheln und Raunen durch die zahlreichen Anwesenden ging und eifrig unter die Stühle geguckt wurde. Entdeckt wurde der Schein jedoch nicht.

Nach einer Weile grinste der Vortragende – leider erinnere ich mich nicht mehr an seinen Namen – mich an: „Willst du nicht mal unter deinen Stuhl gucken? Oder darf ich mein Geschenk an dich behalten?“

Verständnislos blickte ich ihn an, griff dann unter den Stuhl und zog den besagten 50-Mark-Schein hervor. Ich wurde erst blass und dann knallrot, schaute mir den Schein an, als hätte ich so etwas noch nie zuvor gesehen.

Ich murmelte peinlich berührt ein „Danke“, steckte den Schein in mein (leeres) Portemonnaie und beschloss an diesem denkwürdigen Abend, mich mehr mit dem Thema Geld auseinander zu setzen.

Es gibt ein anderes, ziemlich drastisches Negativbeispiel in meinem Leben. Von dem geerbten Geld meiner Eltern hatte ich meinem Ex-Mann einen ziemlich hohen Betrag geliehen, damit dieser seine Studienschulden bezahlen konnte. Ich wollte ihm das Geld einfach so, ohne Vertrag, geben, weil ich ihm vertraute, dass er es mir eines schönen Tages schon zurückzahlen würde.

Eine sehr gute Freundin bekniete mich jedoch wochenlang, einen kurzen Vertrag zu machen, damit die Rückzahlung gewährleistet sei. Zunächst weigerte ich mich, denn ich sah es als unnötig an, schließlich war ich mit dem Mann verheiratet, ließ mich jedoch überreden und fertigte einen Dreizeiler an, der besagte, dass ich das Geld im Falle einer Trennung sofort zurück bekäme.

Einige Jahre später trennte ich mich von meinem Mann, und wir strebten eine gütliche Einigung an. Der Hausrat wurde gerecht verteilt, und er versprach, das gewährte Darlehen, für das noch keinerlei Rückzahlungen geleistet wurden, ab sofort mit monatlich 100 € zurück zu zahlen.

Als er längst ausgezogen war und die erste Rate gemäß unserer mündlichen Vereinbarung fällig gewesen wäre, blieb diese jedoch aus. Ich erinnerte ihn freundlich an die zugesagte Überweisung und bekam einige Wochen später aus heiterem Himmel ein Schreiben eines Rechtsanwaltes, aus dem hervor ging, dass es sich bei dem von mir gewährten Darlehen um eine Schenkung gehandelt habe und diese demnach nicht zurückgezahlt werden müsse.

So hatten wir nicht gewettet, aber bei Geld hört ja auch die beste Freundschaft auf, soweit diese nicht durch die zuvor vorgenommene Trennung schon beendet gewesen war. Da ich das Geld jedoch für meinen Lebensunterhalt dringend benötigte, schaltete ich ebenfalls einen Rechtsanwalt ein. Es folgte ein jahrelanger Prozess, den ich aufgrund des unterzeichneten Vertrages am Ende allerdings gewann.

Mittels einstweiliger Verfügung sicherte ich mir Geld aus einer Einkommensteuer-Erstattung, was ungefähr ein Drittel des ursprünglichen Betrages deckte. Auf den Rest wartete ich viele Monate. ...

Im Umgang mit Geld ist Klarheit von Nöten und eine große Portion Vertrauen. Und das wissen nicht nur die Börsenspekulanten, sondern auch Angestellte, Arbeiter, Studenten, Rentner, Arbeitslose und alle Unternehmer.

Geld ist aus unserem täglichen Leben nicht weg zu denken. Und wer in irgendeiner Weise ein Problem mit diesem Thema hat, tut gut daran, sich diesem Problem zu stellen.

Ich hatte viele Jahre einen eigenen Verlag. Dort lieferten wir üblicherweise Bestellungen gegen offene Rechnung aus. Wir vertrauten darauf, dass der Besteller die von uns gelieferte Ware auch bezahlt. Das allerdings ist nicht immer der Fall und manchmal kommt es auch zu Mahnungen und sogar zu Mahnverfahren.

Einmal hatten wir einen Fall, bei dem eine Kundin kurz hintereinander Waren im Wert von mehreren Hundert Euro bestellte. Eine innere Stimme warnte mich davor, die zweite Bestellung auszuliefern. Wir schrieben daher auf die Rechnung, dass die zweite Order ausgeliefert werden würde, sobald die Zahlung für die erste Rechnung bei uns eingetroffen sei.

Die Rechnung wurde nicht bezahlt, auch nach drei Mahnungen nicht. Bei uns war es dann üblich, diese Forderungen an ein Inkassounternehmen abzugeben, das sich um den Einzug der Forderungen kümmert und Mahnbescheid beantragt. Da die neue Kundin im Ausland wohnte, wurde das Mahnverfahren langwierig und sehr teuer und überstieg letztendlich den Betrag, den wir von der Kundin erhalten hätten, bei weitem. Ich war wütend und schrieb der Kundin ein Email:

Sehr geehrte Frau ..., ich erhalte von der Inkassofirma die Nachricht, dass Sie trotz nochmaliger Zahlungserinnerung noch immer keinerlei Zahlung geleistet haben.

Ich persönlich finde es eine ziemliche Frechheit, Ware zu bestellen, diese nicht zu bezahlen UND dann wenige Tage später noch mal für mehr als 180 Euro Ware zu bestellen, die wir - Gott sei Dank - nicht ausgeliefert haben.

Wir sind kein Unternehmen wie der Media Markt oder ähnliches, die sich derartige Ausfälle leisten können. Wir sind ein kleines, im Aufbau befindliches Unternehmen, das selbst noch an allen Ecken sparen muss und sich derartige Ausfälle einfach nicht leisten kann.

Wir geben Ihnen daher nochmals Gelegenheit. Wenn Sie bereit sind, auch kleine Zahlungen vorzunehmen, so sind wir damit einverstanden. Dafür wollen wir aber den Kontakt mit Ihnen und vor allem einen Zahlungsplan, an den Sie sich auch halten. Jeder kann sich mal verkalkulieren, das sehen wir ein. Aber einfach stillschweigend Ware hinzunehmen und keine Zahlung zu leisten, ja, sich nicht einmal melden in irgendeiner Form, das finde ich - auf Deutsch gesagt - zum Kotzen.

Sollte ich innerhalb von 10 Tagen keine erste Zahlung von Ihnen erhalten (das geht aus Kostengründen auch per Einschreiben an unsere Anschrift!!) oder wenigstens eine Nachricht, schalte ich ein Inkassounternehmen in Österreich ein, die umgehend und unverzüglich das Zwangsvollstreckungsverfahren einleiten wird. Mit freundlichen Grüßen, ...“

Zunächst passierte 10 Tage lang nichts, dann aber erhielt ich von der Kundin eine Email:

Sehr geehrte Damen und Herren! Vorerst entschuldige ich mich ausdrücklich für meine noch offene, nicht bezahlte Rechnung. Werde mich natürlich umgehend darum kümmern, doch ist es mir im Moment nicht möglich, die Ware gänzlich zu bezahlen. Ich werde jeden Monat 50 Euro an Sie überweisen. Beginnend im August. Würde Sie bitten, mir kurz eine Mail zu senden, ob diese Variante für Sie akzeptabel ist ... Mit der Bitte um Verständnis verbleibe ich, mit freundlichen Grüßen...“

Ich habe mich bei ihr bedankt und die Ratenzahlung akzeptiert. Der Fall konnte positiv erledigt werden.

Ich glaube, dass man mit Offenheit und Verständnis und einer aufrichtigen und ehrlichen Kommunikation in Bezug auf Geld viel erreichen kann. Man kann für alle Situationen einen Konsens finden, der alle Beteiligten zufrieden stellt – wenn man will.

Ich glaube weiterhin, dass man geben und auch nehmen lernen muss. Ich glaube, dass man schenken lernen muss, genauso wie es gilt, das Annehmen – sei es Geld, Unterstützung oder andere Dinge – zu lernen. Alles im Leben kommt und geht, es ist ein beständiger Fluss, ein ständiges Kommen und Gehen.

Ich bin Leiterin des Aachener Cashflow-Clubs, einem Spiel, bei dem man den Umgang mit Geld simulieren und trainieren kann. Spiele-Abende sind ein nettes Übungsfeld dafür, jegliche Machtspiele außen vor zu lassen.

Hier muss man Geben und Nehmen lernen, denn es geht ja nicht nur darum, sehr viel Geld zu verdienen, sondern das zugrunde liegende Thema zu erkennen. Beispielsweise zu lernen, etwas geben oder etwas annehmen zu können. Ist das Thema erkannt, löst sich das Problem oftmals wie von selbst. An solchen Cashflow-Abenden kann man lernen, mit diesen Emotionen umzugehen.

Wenn man gibt, kommt es irgendwann zurück. Wenn man bekommt, muss man irgendwann einmal wieder geben. So ist es nun einmal. Hat man das verstanden, kann man mit Geld gelassener umgehen. Dann ist das tägliche Leben, in dem wir ausreichend Möglichkeit haben, genau das zu lernen, doch Lehrmeister genug.

In meinem Leben gab es viele weitere interessante und lehrreiche Situationen in puncto Geld. Und 100%ig habe ich dieses – für mich traumatische – Thema noch nicht ganz bewältigt, aber an jedem Tag lerne ich dazu.

Ich lerne, dass Geld beides ist: ein emotionales und eine strategisches Thema. Über beides werde ich im Weiteren noch von meinen Erfahrungen berichten.

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