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Ein Kranz
ОглавлениеAus des Ufers Maiengrün
Pflückt das Kind Vergißmeinnicht.
Fröhlich sieht der Bach es blühn,
Wie's die Frühlingskrone flicht.
Kommt die Krankheit, färbt es bleich,
Legt es auf die Todtenbahr,
Führt die Seel' ins Schattenreich,
Die voll Blumentraumes war.
Die Vergißmeinnicht' im Kranz
Hatten Zeit nicht zu verblühn,
Thauen auf dem Sarg in Glanz,
Den man senkt ins Maiengrün.
Allgegenwart der Geliebten1
Dort, wo durch zartes Rebengrün
Ein schmaler Steig sich bahnet,
Der Blumen holdes Niederblühn
Mich an die Blüh'nde mahnet:
Wo vor dem engen Rasenplatz,
Die Erde sich entfaltet,
Und mit dem vollen Lebensschatz
Der schöne Sommer waltet:
Dort ist mir so die Ferne nah
Im tausendfachen Bilde,
Hier in dem Quell, als Blume da
Erscheint sie im Gefilde.
Als Morgenwolke wiegt sie sich
Im Aether mir entgegen,
Und eine Thräne netzet mich
Aus ihrem Aug' im Regen.
Es ist mir der Geliebten Geist,
Der in dem Vogel singet,
Der in des Stromes Welle kreis't,
Die Zweig' als Licht durchdringet;
Es ist ihr heil'ger Athem nur,
Der in dem West mir fächelt,
Und lächelt mir die schöne Flur:
Ist Sie's nur, die mir lächelt.
Ich werfe mich aufs weiche Moos
In gläubig süßem Drange,
Da wird der kalten Erde Schoos
So warm, wie ihre Wange.
Dann lüft' ich manches Liebeswort
Vor den verschwiegnen Fluren,
Ein herzlich Lied belebt mir dort
Die schweigenden Naturen.
Nach Ihr gestaltet sich die Welt,
Was will ich von der Menge?
Für mich hat dieß vergeßne Feld
Verständlichere Klänge.
Ich lasse dir den Lärm, den Spott,
Lebendiges Gewimmel!
Mir hebt das Herz ein stiller Gott
In einen sel'gen Himmel!