Читать книгу Matomora Matomora - Hanna Schott - Страница 6
Vorwort von
Dr. Heinz-Horst Deichmann
ОглавлениеWie alt muss man sein, damit man Gegenstand einer Biografie wird? Siebzig Jahre? Achtzig? Oder ist es vielleicht noch besser, man ist bereits verstorben, damit dem Biografen und den Lesern ein abschließendes Urteil möglich ist? Sonst passiert es womöglich, dass die letzten Jahre gar nicht zur eigenen Biografie »passen« ...
Jüngere Vorwortschreiber würden an diese Stelle ein Smiley setzen, aber ich bin Mitte achtzig, und das Buch, das meine eigene Lebensgeschichte erzählt, ist schon wieder ein paar Jahre alt. Es ist zu meinem achtzigsten Geburtstag erschienen. Da war mein Leben noch nicht abgeschlossen, aber es war doch ein guter Zeitpunkt, um dankbar und manchmal auch staunend zurückzublicken.
Das Leben von meinem Freund Dr. Matomora Matomora, dessen Geschichte im vorliegenden Buch erzählt wird, ist noch weniger abgeschlossen, schließlich ist er fast zwanzig Jahre jünger als ich. Dennoch gibt es viele Gründe zurückzublicken – und Grund genug zu staunen. Da ist ein junger Mann, der sehr früh ahnt, dass er zu einer besonderen Aufgabe berufen ist. Und dann beginnt doch ein verschlungener Weg voller Hindernisse und Umwege. Die Berufung scheint so klar, aber zu seinem eigentlich Beruf wird sie erst, als er fünfzig Jahre alt ist. Seine Lebensaufgabe findet er zusammen mit einem Studienfreund aus längst vergangenen Tagen. Beide waren in jungen Jahren Utopisten. Als sie die eine große Aufgabe ihres Lebens in Angriff nehmen, sind sie das nicht mehr, aber sie haben dennoch eine Vision, sie folgen einem Ruf. Und die vielen Jahre, die scheinbar mit Umwegen vergangen sind, haben sie Geduld gelehrt. Ein großer Schatz angesichts der Aufgabe, der sie sich nun stellen.
Ich glaube an Gottes Führung. Und ich freue mich, dass ich in dem Leben, das hier erzählt wird, etwas dazu beitragen konnte, dass ein Mensch es gewagt hat, sich Gottes Führung anzuvertrauen. Mit KIUMA ist in Südtansania ein Ort der Hoffnung entstanden. Er ist alles andere als perfekt, und er leidet unter vielen Beschränkungen, die die Verhältnisse in Afrika seinen Bewohnern immer noch auferlegen. Als Arzt, der ich genau wie Matomora von meiner Ausbildung her bin, nehme ich ein Beispiel aus dem medizinischen Bereich: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, dass sich je 20 Ärzte um 100 000 Einwohner kümmern sollten. In Tansania sind es gerade einmal zwei Ärzte für 100 000 Bürger. Aber im KIUMA-Krankenhaus arbeiten derzeit immerhin drei Ärzte. Das und vieles andere in KIUMA ist ein Segen für die ganze Region.
Ein Buch wie dieses kann eigentlich nie fertig sein. Die Wörter »fertig« und »Matomora« passen ohnehin nicht gut zusammen. Während ich dieses Vorwort schreibe, gibt es in KIUMA schon wieder neue Entwicklungen, und bis das Buch erscheint, wird sich, das ist sicher, auch wieder etwas Neues getan haben.
Als Vorsitzender von wortundtat lege ich dieses Buch dennoch mit Freude in die Hände aller, die sich gern lesend auf ein »fremdes« Schicksal einlassen. Aber was heißt schon »fremd« in einer bis in den hintersten Winkel globalisierten Welt? Und gibt es überhaupt »Fremdes«, also Dinge, die mich nichts angehen, in der weltumspannenden Gemeinschaft der christlichen Kirche? Ich meine: nein. Und dass das so ist, empfinde ich nicht in erster Linie als Aufgabe oder gar als Last, sondern als eine große Freude, die meinen Lebensweg entscheidend geprägt hat, auch und gerade in all den Jahren, die ich Dr. Matomora begleiten durfte.
Dass Sie beim Lesen diese Freude entdecken, wünscht Ihnen
Heinz-Horst Deichmann