Читать книгу Mein Mann, der Milliardär - Hannah Opitz - Страница 4

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Es war Freitag. Waltraud war im Keller, um die saubere Wäsche aufzuhängen, beziehungsweise abzuhängen. Die trockenen Kleidungsstücke brachte sie nach oben, um sie in der Küche zu bügeln. Als sie in der Küche ankam, stellte sie aber erst den Herd an. Susi musste bald von der Schule heimkommen, es war 20 Minuten vor eins. Bis um eins würde ihre Jüngste sich dann in der Wohnung eingefunden haben, gefolgt von ihrem Vater.

Waltraud seufzte und stellte das Bügeleisen an. Es würde noch ein paar Minuten dauern, bis es heiß würde, also schaltete sie derweil das Küchenradio an.

„Und jetzt die Kurznachrichten“, sagte der Moderator an. Sein Kollege verkündete: „Ja, was gibt es Neues? Es wurden wieder Asylheime angezündet, der Rechtsextremismus nimmt – wie die Arbeitslosigkeit – zu. Mehr dazu um eins. Die einzige, halbwegs erfreuliche Nachricht ist, dass eines unserer größten Unternehmen – Stiftwerk – eine neue Controllerin hat, nachdem dem alten Controller Betrug, Steuerhinterziehung und Unterschlagung nachgewiesen wurde. Tja, da kann man der Neuen nur viel Glück wünschen, sie wird viel aufräumen müssen, am Montag ist ihr erster Arbeitstag.“ „Danke, Patrick. Ja, da wünsche ich der Dame selbstverständlich auch alles Gute, sie wird tatsächlich noch viel vor sich haben. So, jetzt kommen sechs Hits am Stück, um eins dann die Nachrichten.“

Gut gelaunt wippte Waltraud mit der Musik mit, während sie die Kleidungsstücke bügelte.

Zur selben Zeit etwa erhob sich der Chef der bereits mehrfach erwähnten Firma Stiftwerk aus seinem Sessel. „Meine Damen, die Herren – ich bin froh, dass wir den Vertrag auf weitere vier Jahre verlängern konnten“, erklärte er freundlich und verbeugte sich zum Abschied noch gegen jeden einzelnen seiner Vertragspartner.

„Es ist uns immer eine Freude, mit Ihnen Geschäfte zu machen, Mister!“, erklärte einer der Männer mit einem freundlichen Grinsen. Der Chef nickte. „Für mich auch!“, erklärte er, „Meine Sekretärin wird Sie hinauf auf das Dach bringen, Ihr Helikopter wartet bereits.“ „Ah, danke sehr, danke sehr!“, erwiderte der Mann und verbeugte sich mehrmals. Dann gingen sie endlich.

Erschöpft ließ der Chef sich in einen der Sessel fallen. „Renner!“, brüllte er. Renner zuckte zusammen. „Ja, Chef?“, fragte er und kam aus seiner Ecke. „Ach, ich weiß nicht, bei diesen Menschen weiß ich nie, ob sie mich wirklich verstehen, oder ob sie nur so tun! Ständig sagen sie ja zu allem und danke, selbst, wenn Sie es eigentlich nicht so meinen!“, beschwerte der Chef sich.

„Nun – jedenfalls haben Sie die Situation bestens gemeistert, Chef!“, erwiderte Renner mit ein wenig Bewunderung in der Stimme. Sein Chef seufzte. Er schaute auf seine Rolex. „Ja, ich werde dann mal aufhören. Bereiten Sie bitte noch das Meeting für Montag vor, ja? Und die Verträge mit diesen drei größeren Kaufhäusern, ja? Und den Vertrag für die Übernahme dieses einen Konkurrenzunternehmens. Apropos – haben wir schon die Aktien?“, wollte er wissen. „Ja, die haben wir. Da habe ich mich schon letzte Woche drum gekümmert“, antwortete Renner seufzend. „Gut, dann gehe ich jetzt. Schönes Wochenende!“, meinte sein Chef noch, bevor er ging.

„Sie werden dich schon mögen“, meinte Jens gerade. Er saß mit seiner neuen Freundin Barbara im Zug nach Hause. „Aber du hast ihnen doch noch nicht einmal etwas von uns erzählt!“, protestierte sie. „Ja, Schatz, ich weiß“, erwiderte Jens und küsste ihren Hals. Sie waren alleine im Abteil. „Außerdem meintest du doch, dein Vater hätte etwas gegen Künstler!“, erinnerte sie ihn. Jens seufzte. „Ja, aber mein Vater ist ja nicht der König der Welt!“, behauptete er, „Außerdem gefällt es ihm nur nicht, dass ich Kunstgeschichte studiere.“ „Studiert habe“, korrigierte Barbara. Er nickte. „Oh, ja! Ich muss ihm ja noch beibringen, dass ich von Kunstgeschichte zu Industriedesign gewechselt habe. Tja, das kommt halt davon, wenn er mir immer aus dem Weg geht!“, meinte Jens.

Die Tür wurde aufgeschlossen. „Susi?“, rief Waltraud aus der Küche. „Ja, Mama?“, rief es zurück. Es war zehn nach eins. „Du bist zu spät!“, beschwerte ihre Mutter sich lautstark. „Tut mir leid, Mama, hab mich verquatscht! Habt ihr schon angefangen?“, wollte Susi wissen. Sie hängte gerade ihre Jacke an die Garderobe. „Nein, dein Vater ist auch noch nicht da!“, erwiderte Traudel, „Hast du ihn gesehen?“ „Nein“, antwortete Susi, als sie eintrat. „Das ist schon seltsam! Warum kommt er in letzter Zeit immer später heim? Es scheint mir, als hätte er immer später aus!“, erklärte Traudel nachdenklich.

„Ja, aber er ist ja auch ein Workaholic“, erwiderte Susanne achselzuckend. „Was ist denn das?“, hakte ihre Mutter verwirrt nach. „Na, einer, der immer arbeitet! So wie Papa eben! Diese Leute sind geradezu süchtig danach!“, erklärte Susi. Waltraud runzelte die Stirn. „Ach echt? Ich finde, dir würde etwas Workaholic auch nicht schlecht tun!“, bemerkte sie. Susi schüttelte den Kopf.

„Traudel? Schatz, ich bin da!“, rief es in diesem Moment. Holger legte seine Sachen schnell ab und trat dann in die Küche. „Na, dann setzt euch mal!“, meinte Traudel. Das ließen sich die Beiden nicht zweimal sagen.

Am Abend klingelte es. Susi sah im Wohnzimmer fern, während Holger auf der Couch Zeitung las und Traudel in ihrem Sessel strickte. „Das wird Jens sein, ich geh schon“, meinte Letztere und unterbrach ihre Arbeit. „Ach, lass! Der Junge hat doch einen Schlüssel!“, erwiderte Holger. Seine Frau hörte aber gar nicht erst hin und war schon weg. „Den vergisst er doch immer dort, wo er studiert!“, klärte Susi ihn auf.

„Na, so eine Überraschung aber auch! Kommt doch rein!“, hörten sie Traudel erfreut rufen. „Kommt? Wer ist denn das – Jens kommt doch sonst immer alleine!“, fiel Holger sofort auf. Susi nickte eifrig. „Papa, hallo“, sagte Jens zage, als er in der Tür erschien, „Susi.“ „Jens! Wen hast du uns denn da mitgebracht?“, wollte Susi sofort wissen.

„Ja, stimmt! Du hast das Mädchen noch gar nicht vorgestellt!“, bemerkte seine Mutter. „Oh! Ja, ich bin Barbara, seine Freundin. Wir sind seit drei Wochen zusammen!“, stellte Barbara sich vor, da Jens nicht den Anschein erweckte, dies tun zu wollen. „Hi, Barbara!“, grüßte Susi sie grinsend und wandte sich wieder dem TV zu.

„Wie lange bleibt ihr denn?“, wollte Waltraud wissen. „Zwei oder drei Wochen, jetzt wo vorlesungsfreie Zeit ist“, antwortete Barbara. „Und was studieren Sie?“, war das Erste, was Holger, der sie nur eines kurzen Blickes gewürdigt hatte und sich nun wieder seiner Zeitung widmete, sie fragte. „Wir studieren zusammen Industriedesign“, klärte sie ihn auf. „Industriedesign? Zusammen?“, fragte er verwundert und schaute seinen Sohn erwartungsvoll an.

„Ja, weißt du, ich habe festgestellt, Kunstgeschichte ist doch nicht wirklich was für mich. Ich designe viel lieber. Wir haben auch schon einen megaguten Entwurf gemacht, Barbara und ich. Die Idee war uns während einer langweiligen Lesung gekommen, als wir mit unseren Stiften spielten“, erzählte Jens.

„Stifte?“, wurde Holger hellhörig. „Ja, wir haben uns überlegt, wie man sie ergonomischer gestalten könnte – wir haben sogar einen fertigen Entwurf, den wir der Firma Stiftwerk verkaufen wollen“, erklärte Barbara mit leuchtenden Augen, „Jens meinte, der Hauptsitz der Firma sei hier in der Nähe?“ Holger starrte vor sich hin. Das war zu viel für eine Woche – definitiv.

„Was hat er denn?“, wollte Jens irritiert wissen. „Oh, weißt du, deine Schwestern haben vor zwei Tagen endlich herausgefunden, wo dein Vater arbeitet – bei Stiftwerk! Ja, und Clara fängt dort nächste Woche als Controllerin an, habt ihr das nicht im Radio gehört?“, erzählte Waltraud. „Echt? Ist ja krass!“, kommentierte Jens.

Mein Mann, der Milliardär

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