Читать книгу Mein Mann, der Milliardär - Hannah Opitz - Страница 6

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„Guten Tag!“, grüßte Jens die Empfangsdame. Sie blickte auf. „Was kann ich für Sie tun?“, hakte sie ausdruckslos nach. „Wir möchten dem Chef gerne einen Entwurf präsentieren“, erklärte Jens vertraulich. Die Empfangsdame lachte auf. „Was ist daran denn so lustig?“, schaltete sich nun auch Barbara ein. Die Frau schüttelte nur den Kopf und griff nach dem Telefonhörer. „Ja, hier ist Claudia. Hier sind Zwei, die wollen zum Chef, wegen eines Entwurfes. … Ja, gut, mach ich! Tschüss, Anja!“, sagte Claudia und wandte sich wieder Jens und Barbara zu. „Und?“, fragte Jens. „Ich soll Sie zur neuen Controllerin schicken, warum auch immer. Wie waren noch gleich die Namen?“, hakte sie nach. „Jens Heinemann und Barbara Stockhaus“, antwortete Jens. Claudia nickte. „Moment noch“, meinte sie und griff erneut zum Hörer.

Kurze Zeit später kam auch schon eine junge Frau, die sie abholte. „Guten Tag, Sonja Selter, ich bin die Sekretärin. Wenn Sie mir folgen möchten“, stellte sie sich gleich vor und gab den Beiden ein Zeichen, ihr zu folgen.

Sie nahmen den Fahrstuhl nach oben und dann führte die Sekretärin sie in ein Vorzimmer. „Kleinen Moment, bitte“, sagte sie freundlich und klopfte an die Bürotür. „Herein!“, hörten sie eine Frauenstimme sagen. Die Sekretärin trat ein. „Frau Heinemann, die Zwei sind jetzt da!“, verkündete sie und öffnete die Tür ganz, offensichtlich waren sie hereingebeten worden. Frau Selter ging wieder und schloss die Tür.

„Clara?“, fragte Jens erstaunt, als er seine Schwester im Chefsessel erblickte. „Jens! Barbara, schön, dass ihr da seid. Dann lasst mal sehen, ob wir euren Entwurf gebrauchen können!“, meinte Clara zwinkernd und nahm die Papiere entgegen. Die Entwürfe ließen sich durchaus sehen, also versprach Clara, sie weiterzureichen, denn bei Stiftwerk hatte noch immer der Chef das letzte Wort, wenn es um neue Entwicklungen ging. Doch sie erklärte ihnen auch, dass, wollten sie fest hier arbeiten, sie noch weniger Entscheidungsgewalt hätte. Aber Jens und Barbara wollten nur das Patent verkaufen – und das für einen stattlichen Preis, den Clara aber bereit war, zu zahlen. So gingen sie glücklich ihrer Wege.

Es dauerte keine halbe Stunde, nachdem die Beiden gegangen waren, als es erneut klopfte. Doch die Tür wurde bereits aufgerissen, bevor Clara hereingebeten hatte. „Es tut mir schrecklich leid, Frau Heinemann, aber er ist einfach hereingestürmt!“, erklärte Frau Selter besorgt. „Nicht so schlimm. Papa! Wo sind deine guten Manieren?“, fragte Clara stattdessen amüsiert und stand auf, um ihren Vater zu begrüßen. Frau Selter schloss die Tür und ließ sie allein.

„Ich wollte mich nur erkundigen, wie es meiner Tochter hier so geht. Und – ich habe gehört, Jens war hier?“, erklärte Holger und sah sich etwas in ihrem Büro um. „Ja, er war da“, antwortete Clara und verschränkte die Arme. „Und? Hast du seinen Entwurf angenommen?“, hakte Holger nach. „Nun – ja“, sagte Clara achselzuckend und setzte sich. Holger stöhnte auf. „Weil er dein Bruder ist, nicht wahr?“, vermutete er verbittert. „Nein, weil der Entwurf gut war. Hier, schau!“, erwiderte Clara etwas beleidigt und reichte ihm die Entwürfe. Er betrachtete sie misstrauisch, schien dann aber erleichtert zu sein. „Die sind wirklich gut!“, lobte er. „Sag das Jens, nicht mir!“, erwiderte Clara.

„Du, Papa“, meinte sie nach einer kurzen Pause, „Wie kommt es eigentlich, dass deine ganze Familie hier arbeiten kann und der Personalleiter keinen Heinemann kennt?“ „Herr Stark, hm? Nun, der wurde erst eingestellt, da war ich schon längst befördert worden. Er ist auch nicht so viel älter als du – versteht ihr euch gut?“, hakte er misstrauisch nach. „Nun – ich habe ihn gestern erst kennengelernt. Er hat mich zum Essen eingeladen“, erzählte sie. „Und was hast du gesagt?“, wollte ihr Vater besorgt wissen. „Ich habe abgelehnt, schließlich kenne ich ihn kaum, eigentlich gar nicht“, antwortete sie. Ihrem Vater schien ein Stein vom Herzen zu fallen. „Gott sei Dank!“, sagte er. „Wieso? Magst du ihn nicht?“, wollte Clara wissen.

„Nun – nach allem, was man hört, ist er ein ziemlicher Casanova. Halt dich lieber fern von ihm“, erklärte er. Clara lachte. „Für wie alt hältst du mich? Vier?“, hakte sie amüsiert nach. „Nein. Ich weiß ja, dass du schon 29 bist, aber für mich bleibst du halt das kleine Mädchen mit den süßen, goldenen Löckchen!“, erklärte er und betrachtete sie lächelnd. „Ach, Paps!“, meinte sie kopfschüttelnd. Er atmete tief ein, dann sagte er: „Aber eigentlich habe ich einen anderen Grund, dich hier aufzusuchen.“ „Und welchen?“ „Deine Mutter glaubt – ich – betrüge sie. … Aber das stimmt nicht!“ Er sah sie flehend an.

„Als was arbeitest du eigentlich hier?“, wollte Clara neugierig wissen. „Ist doch unwichtig! Clara, Schatz, du kennst deine Mutter vermutlich besser, als sonst jemand! Wie kann ich ihr zeigen, dass ich sie noch so sehr liebe wie am ersten Tag?“, fragte er sie verzweifelt. Clara lachte. „Nimm dir einen Tag frei! Unternehm was Schönes mit ihr! Und mach keine Überstunden mehr. Der Chef wird dir dafür schon nicht den Kopf abreißen, mag er noch so tyrannisch sein!“, schlug sie vor.

„Tyrannisch?!“, fuhr ihr Vater hoch, „Wie kommst du auf tyrannisch?“ Clara zuckte vor Schreck etwas zusammen. „Naja, nach allem, was man so hört“, brabbelte sie leise. „Von wem hast du das gehört?“, fragte er spitz. „Ähm – ist das wichtig?“, wollte sie ängstlich wissen. Ihr Vater hatte sich ihr gegenüber mit beiden Händen auf den Schreibtisch gestützt und sein Gesicht war dicht vor dem ihren. Ihm wurde schlagartig bewusst, dass er ihr Angst machte und richtete sich wieder auf. „Naja, dann will ich dich mal nicht mehr von der Arbeit abhalten. Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe. Es ist nur – die Sache mit deiner Mutter lässt mir keine Ruhe. Ich hab dich lieb!“, sagte er ruhig und ging. Den Entwurf nahm er mit. „Ich dich auch“, sagte Clara perplex, als er längst weg war.

„Renner!“, rief der Chef, als er sein Büro durch die „geheime“ Tür, die nur er und sein Assistent kannten, betrat. Renner zuckte zusammen. „Ja, Chef?“, fragte er eingeschüchtert und kam ihm entgegen. „Renner, sagen Sie – bin ich eigentlich tyrannisch?“, wollte sein Chef von ihm wissen. „Ähm – naja, jetzt, wo Sie das so sagen, wissen Sie, also“, stotterte Renner zusammen. „Haben Sie irgendjemandem erzählt, ich sei tyrannisch?“, unterbrach der Chef ihn. „Ähm – nein, Chef, nein!“, beteuerte Renner.

„Finden Sie, ich bin tyrannisch?“, wollte der Chef wissen. „Äh – im Moment schon, ja… Was hat Ihre Tochter gesagt?“, lenkte Renner geschickt ab. „Im Grunde dasselbe wie Sie. Ich soll mir einen Tag frei nehmen, mein Chef würde mir schon nicht den Kopf abreißen, hat sie gemeint“, erzählte er.

„Und? Wo ist das Problem? Chef, Sie haben doch niemanden über sich, der etwas dagegen haben könnte!“, erwiderte Renner, „Die Firma wird einen Tag ohne Sie schon überleben!“ Sein Chef verzog das Gesicht. „Das Problem“, erklärte er schließlich, „ist, dass ich mir selbst am liebsten den Kopf abreißen würde, wenn ich auch nur einen Tag fehle!“ Renner lachte. „Chef, haben Sie überhaupt schon einmal einfach nichts getan und sich entspannt?“, wollte er wissen.

„Nein. Wissen Sie, bevor mein Vater mir all das hier vermachte, hatten meine Mutter und ich nichts. Nachdem er diese Firma geerbt hatte, hatte er sie einfach verlassen, obwohl sie mit mir schwanger war. Er wusste nicht, was es heißt, hart zu arbeiten, er hat das Geld einfach verschwenderisch verprasst, für schöne Frauen, teure Autos, teure Kleider. Aber an uns, die ihn geliebt hatten, bevor er reich war, hatte er nicht gedacht. Lieber sterbe ich arm, als so zu werden wie er!“, erzählte der Chef.

Renner seufzte. „Aber Sie sind nicht arm. Sie sind einer der zehn reichsten Männer Deutschlands, wenn nicht, sogar der Welt! Es ist ja löblich, dass Sie weiterhin arbeiten, aber Sie sollten es nicht übertreiben! Wissen Sie was? Nehmen Sie sich doch den Freitag frei und verbringen Sie das Wochenende mit Ihrer Familie! So zeigen Sie Ihrer Frau, dass sie und die Kinder Ihnen doch etwas bedeuten. Mehr als Ihre Arbeit sogar“, schlug der Assistent vor.

„Und wer kümmert sich dann um die Papiere?“, wollte der Chef wissen. „Na, ich! Ich mache das doch sowieso meistens, weil Sie – wie Sie selbst immer sagen – nicht so viel davon verstehen“, erklärte Renner. „Gut. Aber nicht diese Woche, sonst denkt Traudel noch, ich täte es nur, um sie zu besänftigen. Außerdem muss ich mir noch überlegen, was wir dann machen. … Hm, vielleicht nehme ich sie einfach an dem Wochenende mit, wo wir diesen Termin auf Schloss Neustein haben…“, überlegte der Chef. Renner seufzte.

Nach Feierabend saß Clara wieder erschöpft im Pub. Dieses Mal dauerte es aber gar nicht so lange, bis Anton kam und sich neben sie setzte. „Sag bloß, dein Chef hat dich heute pünktlich freigelassen?“, fragte sie gespielt ungläubig. Er lachte. „Nun ja“, erklärte er, „heute wollte er seiner Frau zuliebe einmal pünktlich zu Hause sein. Und er hat mich gefragt, ob er ein Tyrann sei – hm…“

„Ach so. Wie heißt dein Chef eigentlich? Ich weiß, du redest nicht gerne über ihn, aber“, sie verstummte und musterte ihn. Er lächelte. „Es ist nicht so, dass ich nicht gerne seinen Namen verraten würde, aber ich darf nicht“, erklärte er. „Wieso nicht?“, hakte sie nach. Er sah sich um. Dann flüsterte er ihr zu: „Weil ich der Assistent vom Chef bin!“ Er deutete ansatzweise nach oben. Clara verstand.

Dann blickte sie kurz auf. Es war mehr aus Verzweiflung, als aus Freude. „Ich fürchte“, erklärte sie, „ich bin nicht ganz unschuldig an seiner Frage nach dem Tyrannen.“ „Wieso?“ „Weil ich meinem Vater gegenüber erwähnte, dass der Chef tyrannisch sei. Er ist richtig ausgerastet! Naja. Es wäre möglich, immerhin arbeitet meine Familie seit Generationen in diesem Betrieb, dass mein Vater den Chef persönlich, privat kennt und ihm davon erzählt hat.“ „Hm. Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich“, meinte Anton und trank aus.

Mein Mann, der Milliardär

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