Читать книгу Jungfrau auf dem Sklavenmarkt - Hannah Teen - Страница 5

Er

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Ich hatte mir ein besseres Leben in Nehats erhofft. Meine Eltern hatten mich davor gewarnt, aber es hatte mich nicht interessiert. Und so war ich nach Nehats aufgebrochen. Einige Wochen waren wir auf dem Meer gewesen. Händler hatten mich mitgenommen. Für nicht allzu viel Geld. Allerdings hatte ich als Gegenleistung an Deck mitarbeiten müssen. Eine Drecksarbeit, das gebe ich zu. Während die Seemänner sich um wirklich wichtige Dinge kümmerten, schrubbte ich das Deck, schälte Kartoffeln oder flickte irgendwelche Segel. Ich fühlte mich wie eine Hure. Es hätte mich nicht gewundert, wenn der eine oder andere Seemann nach so langer Entbehrung auch daran dachte, wie es wäre, wenn ich den Arsch für ihre Seemannsschwänze hinhalten würde.

Doch am Ende kamen wir in Atla Coya an. Eine große nehatanische Stadt im Westen von Nehats. Berühmt für den Wein und für den Sklavenmarkt. Sie heißt so wie der aktuelle König Atlacoya, ist jedoch nicht nach ihm benannt, sondern nach dessen Großvater, Atlacoya dem Ersten.

Ich hatte nicht allzu viel dabei. Ein paar wenige Silberlinge hatte ich noch in meiner Tasche. Ich fragte mich am Hafen durch. Fragte nach meinem Onkel. Seltsamerweise bekam ich meist böse Blicke. Vielleicht weil ich ein Mani war. Ein weißer Mann mitten in einem schwarzen Volk. Vielleicht auch wegen meinem Onkel.

Doch einer antwortete mir: «Du willst zum Haus von Samael?»

Ich nickte und sah den kleinen schwarzen Mann an. Nehataner sind eigentlich körperlich etwas größer als wir Mani. Dieser hier war jedoch äußerst klein: «Du kennst ihn?»

«Ich fahre nach Süden. Das Haus ist etwas außerhalb. Hast du ein paar Silberlinge?»

Ich nickte: «Ja, habe ich.» Ich gab ihm drei. Zwei behielt ich noch in Reserve.

Der kleine schwarze Mann schien zufrieden und zeigte auf einen Fuhrwagen: «Spring auf. Aber mach mir die Ware nicht kaputt.»

Dann ging es los.

Es dauerte etwa eine halbe Stunde. Einige Male dachte ich mir, dass ich zu Fuß wohl schneller gewesen wäre. Aber da ich den Weg nicht wusste, war es ganz gut so. Schließlich stand ich jedoch vor dem Anwesen meines Onkels. Ein großes, mächtiges Haus vor den Toren der Stadt.

Ich klopfte an die große Türe und ein schwarzer Mann machte auf. Ein typischer Nehataner.

«Wer seid Ihr?», fragte er unwirsch. Doch sein Blick erhellte sich: «Ihr sei Samaels Neffe, richtig?»

Ich nickte: «Ja, das bin ich.»

«Ich warte seit einer Woche auf Euch!», meinte er: «Gut, dass Ihr endlich kommt.»

Ich schaute ihn irritiert an: «Wieso habt Ihr auf mich gewartet? Es hätte durchaus auch sein können, dass ich ein oder sogar zwei Wochen später komme. Die See ist unberechenbar.»

«Euer Onkel. Er musste fliehen!», sagte der Nehataner.

«Wieso das denn?»

«Euer Onkel hat Gold gestohlen. Von einer großen Persönlichkeit hier in Atla Coya. Er hatte das Gold versteckt. Eine lange Geschichte. Aber er hat darum gebeten, dass Ihr sein Haus verwaltet. Er muss sich bedeckt halten. Ein halbes Jahr, vielleicht noch länger.»

«Das ist ja ...», mir fielen die Worte. Schrecklich, wollte ich sagen. Aber war es das? Vor allem für wen? Für den Bestohlenen? Oder für meinen Onkel?

Der Nehataner, der sein treuer Diener war, wie sich später herausstellte, beendete meinen Satz eigentlich ganz gut: «Ja, ihr habt recht. Das ist unglaublich. Aus mehrerlei Sicht. Werdet Ihr sein Hof verwalten?»

Ich nickte: «Natürlich!»

«Auch, wenn es länger dauert?»

«Ich hatte nicht vor Nehats so bald wieder zu verlassen.» Es war ohnehin nicht einfach so möglich. Es konnte lange dauern bis wieder ein Schiff aufbrach. Der Handel war zusammengebrochen. Die Nehataner waren in den Krieg gezogen gegen die Pravin im Norden.

«Das ist gut», meinte der Nehataner: «Ich bin Opochtili, der Diener Eures Onkels. Und damit nun Euer Diener!»

«Mit was handelte mein Onkel?», fragte ich.

Opochtili schaute mich an. Irgendwie schien er darauf keine Antwort zu haben: «Mit dies und das.»

«Mit dies und das?», fragte ich ihn irritiert: «Geht das genauer?»

«Er ... er befriedigte die Lust von Männern!»

«Bei den Göttern!», meinte ich entsetzt: «Er hat ...»

Opochtili schaute mich erst relativ ernst hat, dann wurden seine Augen groß: «Bei dem allmächtigen Regnator, nein. Nicht das, was ihr denkt. Er sorgte für ihr Vergnügen. Durch Veranstaltungen. Durch Kämpfe und großartige Feierlichkeiten. Und auch durch Sklaven.»

Bei dem Wort «Sklaven» erfüllte sich mein Körper mit einem leichten Schauer. Ich liebte dieses Wort. Ich hatte immer davon geträumt Sklaven zu haben. In Manis war das eigentlich undenkbar. Ich schaute Opochtili an: «Ihr glaubt, ich bekomme das hin?»

«Es ist nicht leicht. Euer Onkel hat dies und das gemacht. Es waren auch einige Betrügereien dabei. Er hatte einen guten Kämpfer. Aber der ist nun weg.»

«Was kann ich tun?», fragte ich.

«Kommt erst mal rein!», meinte er und nahm mir meine Tasche ab.

Ich schaute mich im Haus um. Es war ein typisches Adelshaus in Nehats. Wir befanden uns in einem nach oben offenem Atrium, ein rechteckiger Innenraum in der Mitte des Hauses. Verschiedene Statuen schmückten das Atrium. Direkt dahinter war das sogenannte Tablinum, der Tafelraum. Zum Atrium hin offen. Man konnte jedoch mit Vorhängen die beiden Räume trennen. Das Tablinum diente dem Oberhaupt des Hauses für Empfänge. Schaute man durch das Tablinum hindurch, konnte man direkt in den Garten sehen. Sowohl vom Atrium als auch vom Tablinum aus konnte man links und rechts in zahlreiche weitere Wohnräume gelangen.

«All das gehört vorerst Euch!», meinte Opochtili: «Fühlt Euch wie zuhause. Wenn Ihr etwas braucht, dann sagt Bescheid.»

Ich schaute mich um. Was auch immer mein Onkel für ein Leben geführt hatte, es konnte durchaus nach meinem Geschmack sein. In einem der Räume neben dem Tablinum fand ich auf den ersten Blick eigenartige Dinge. Ketten hingen von der Decke, schmiedeeiserne Ringe waren an der Wand und an der Seite stand ein Bock. An einer Wand hingen Peitschen, Fesseln und vieles mehr. Was auch immer er hier getan hatte, es erregte mich bereits beim Anblick. War das für Kunden gewesen? Oder für ihn selbst? Es weckte in jedem Fall mein Interesse. Mein Onkel Samael war mehr gewesen, als ich mir jemals hatte vorstellen können. Und ich spürte, dass ich die gleichen Interessen hegte.

Ich schaute mich um. Betätigte einen Hebel an der Seite. Langsam setzten sich die Ketten an der Decke in Bewegung. Zwei Handfesseln wurden hinuntergelassen. Ich grinste. Ja, das war nach meinem Geschmack. In meiner Fantasie taten sich bereits eine Menge Bilder auf.

«Ich bin böse ...», zu dem Zeitpunkt machte ich mir darüber keine Gedanken. Ich machte mir überhaupt keine Gedanken über Schuld. Ich sah diesen Raum und in mir erwachte etwas, das ich bisher verdrängt hatte.

Ich schaute mir Garten oder Hof hinter dem Tablinum an. Was mir sofort auffiel waren die Ketten. Eine weitere Leidenschaft meines Onkels? Hatte er sich hier Hunde gehalten?

Ich schaute hinüber zu Opochtili. Er arbeitete in einem Beet. Vermutlich pflanzte er irgendetwas an. Ich ging zu ihm, zeigte auf die Kette: «Lass mich raten, er hat sich hier auch Kampfhunde gehalten!» Ich hatte von Veranstaltungen gehört, auf denen sie scharfe Hunde aufeinander losließen. In Manis wäre so etwas undenkbar. Hier war es normal.

Opochtili schüttelte den Kopf: «Nein, Sklaven!»

«Hier draußen?», fragte ich.

Der schwarze Mann nickte: «Ja, hier draußen. Seinen Kämpfer hatte er an der einen Kette. Eine hübsche manische Sklavin an der Anderen.»

«Eine Mani?», ich grinste.

Er nickte erneut und grub dann weiter in der Erde. Ohne noch einmal aufzuschauen meinte er: «Er hatte sie vom Sklavenmarkt in der Stadt. Er hat eine Menge Silberlinge damit verdient, als er sie in der Arena vorgeführt hatte.»

«Ich möchte auch eine manische Sklavin!», sagte ich.

«Die sind rar. So einfach bekommt man die nicht. Und wenn mal eine auf dem Markt angeboten wird, dann ist sie schnell verkauft.»

Eine Stunde später saß ich im Tablinum. Ich fühlte mich wie ein Fürst. Nach der verdammt langen Seereise war das mehr als angenehm. Opochtili hatte mir Wein eingeschenkt: «Tut mir leid. Aber es gibt keine Bediensteten. Außer mir.»

«Wo sind sie hin?», fragte ich.

«Fort. Die Sklaven wurden befreit.»

«Wie kann das sein? Sie waren Eigentum meines Onkels?»

«Nun ja, er hat mächtige Männer verärgert!», murmelte Opochtili.

«Setz dich zu mir!», sagte ich: «Erzähl mir von ihm.»

Opochtili gehorchte. Ich bot ihm Wein an, aber er lehnte dankend ab. Er war nur ein Bediensteter. Eigentlich, das erfuhr ich jedoch erst später, war er ein Sklave. Der erste Sklave, den mein Onkel gehabt hatte. Ein treuer Mann, der nicht einmal jetzt davonlief, wo er die Gelegenheit hatte. Der das Anwesen sogar verteidigte. Denn jetzt, wo mein Onkel Samael weg war, hätte der eine oder andere Nehataner sich gerne an diesem Anwesen bedient. Vermutlich hätte man sogar die Holzbalken gestohlen, wenn es die Möglichkeit gegeben hätte.

«Er hat also Spiele veranstaltet? Kämpfe in der Arena?»

Opochtili nickte: «Ja. Er hatte einen guten Kämpfer. Der im Übrigen, so sagt man, mit der manischen Sklavin auf und davon ist.»

«Das ist ja typisch!», schüttelte ich den Kopf: «Und keiner hat sie aufgehalten?»

«Nein, sie sind frei.»

«Und gibt es keine Chance sie wieder zu bekommen. Sie zu fangen?»

«Sie sind frei. Damit muss man sich abfinden. Aber Ihr könnt neue Sklaven kaufen. Euer Onkel hatte einen großen Teil seiner Silberlinge versteckt. Sie haben nur das Gold mitgenommen, das er diesem Nehataner geklaut hatte.»

«Es gibt einen Sklavenmarkt hier in Atla Coya?», es war eine rhetorische Frage. Ich hatte von diesem Markt schon viel gehört.

Er nickte: «Den größten auf ganz Ariton. Ihr findet in keinem Land einen Größeren. Sklaven sind wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft.»

«Dann lasst uns dort hingehen. Lasst uns Sklaven kaufen!», meinte ich.

«Nicht so schnell!», meinte er: «Bis wir in der Stadt sind und wieder zurück ist es Nacht. Wir sollten morgen gehen, mein Herr!»

Ich nickte. Er klang väterlich und das war natürlich angesichts seiner Stellung ein wenig befremdlich. Aber im Grunde meinte er es nur gut. Er war ein demütiger Diener mit Erfahrung. Ich musste mich auf ihn verlassen. Und seine Treue hatte er ja schon bewiesen.

Die Gemächer meines Onkels waren groß. Opochtili hatte mir das große Bett zurechtgemacht. Es bestand im Grunde aus einem hölzernen Podest. Ich schaut es mir genauer an. Darauf lag eine Matratze, eine lederne Hülle, die gefüllt war. Vermutlich mit Stroh. Über die Matratze hatte man ein großes Fell gelegt. Auch als Decke diente ein Fell.

«Ich hoffe, Ihr könnt gut schlafen!», meinte mein Diener.

Ich nickte grinsend. Das war Luxus. Die letzten Tage hatte ich mit einer schmutzigen Decke auf einer Pritsche gelegen. Ja, hier würde ich gut schlafen können.

Als Opochtili gegangen war, zog ich mich aus. Vollkommen nackt legte ich mich auf das angenehm weiche Fell. Was auch immer es für ein großes Tier gewesen war, es diente mir nun als Unterlage.

Ich schloss die Augen. Ich hatte es anders erwartet. Ich hatte meinen Onkel erwartet. Aber nun war alles anders. War ich darüber froh? Natürlich nicht. Dass mein Onkel fliehen hatte müssen, das war hart. War es schwer für mich? Nein, nicht wirklich. Ich kannte ihn kaum. Ich hatte mir ein neues Leben gewünscht. Ich hatte auf seine Hilfe gehofft. Nun, er war nicht da. Aber er half mir dennoch indirekt. Ich würde sein Haus und seinen Hof verwalten. So gut ich konnte. Und, sollte er jemals zurückkommen, dann würde er sehen, zu was ich fähig war.

Ich freute mich auf den nächsten Tag. Auf den Sklavenmarkt. Ich brauchte ein Weib. So viele Tage der Entbehrung auf hoher See. Keine Nutte, der man es für ein paar wenige Silberlinge ordentlich besorgen konnte. Keine einfache Magd, die man um den Finger wickeln konnte um ihr die Unschuld zu rauben und sie dann vom Hof zu jagen. Nein, auf hoher See hatte es nichts davon gegeben.

Ich fasste meinen Schwanz an. Alleine der Gedanke an eine feuchte Möse machte mich hart. Ja, ich brauchte was zu ficken. Ein Weib, der ich es ordentlich besorgen konnte. Und ich würde bekommen. was ich begehrte ...

Jungfrau auf dem Sklavenmarkt

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