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Phantasie als Schnittstelle zwischen Rezeptivität und Produktivität

Sprechen wir nun über diese Umwandlung, Transformation oder Schnittstelle, an der etwas Äußeres zu etwas Innerem oder etwas Inneres zu etwas Äußerem wird. Es gibt eine Geistestätigkeit oder kognitive Funktion, welche diese wechselseitige Verknüpfung von Rezeptivität und produktiver Tätigkeit steuert und kontrolliert; und zwar die Phantasie. Sie ist die zentrale Schnittstelle zwischen Innen und Außen, zwischen Rezeptivität und Produktivität zwischen passivem Erleiden und aktivem Handeln. Es mag Sie vielleicht erstaunen, dass ich nicht den Verstand oder das rationale Denken an diese Stelle setze. Aber das hat seine Gründe. Diese emotional-kognitive Synthesefunktion ist in der Geschichte immer wieder unter den verschiedensten Namen behandelt worden. Einbildungskraft, Vorstellung, Imagination oder Phantasie sind die gängigsten Kandidaten. Die Auseinandersetzungen über Funktion und Aufgabe dieses Geistesvermögens gehen bis zu den griechischen Philosophen zurück. Das griechische phantasia ist der Begriff für eine Fähigkeit des Geistes, für sich selbst und in sich selbst bildhafte Vorstellungen erschaffen zu können. Ins Lateinische wurde der Begriff entweder als imaginatio übersetzt oder als griechisches Lehnwort (als phantasia) benutzt.7 Der Hohenheimer Arzt, Naturforscher und Philosoph Paracelsus (1493–1541) war der erste, der als Übersetzung des Lateinischen vis imaginativa den deutschen Begriff Einbildungskraft prägte.8 Erst viel später, im 18. Jahrhundert, entwickelte sich der Begriff des Vorstellungsvermögens. Nichts desto trotz zeigt seine lange Geschichte, dass es sich immer um eine äußerst wichtige, wenn auch schwer zu bestimmende Funktion gehandelt hat. Sie bildet eine wichtige Schnittstelle sowohl für das Verständnis der grundlegenden Sinnlichkeit unseres Lebens als auch für die Funktionen der Erinnerung und des Verstehens. Ein erheblicher Teil unseres Lebens ist imaginativ. Und es wird sich später erweisen, dass dieses imaginative Denken im Wesentlichen nicht nur bildhaft ist, sondern alle Sinneskanäle betrifft, also multimodal organisiert, ist.

Phantasie als Schnittstelle

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