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In London

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Kaum jemand, den ich heute nach dem Weg fragte, war von hier. Und die, die es waren, wussten den Weg nicht. Und dann gab es auch noch die, die mich nach dem Weg fragten.

Meistens scheint die Sonne und mir tut gut, dass mich die Realität überrascht, sie nicht meinen Vorstellungen entspricht. Nicht etwa, dass mich das hindern würde, überallhin meinen Schirm mitzunehmen.

National Portrait Gallery. Eine David Bailey Retrospektive. Was der Eintritt koste? frage ich. Ob ich eine Ermässigung beanspruche?, will die Frau an der Kasse wissen. Sowieso, sage ich und verfalle sofort in intensives Nachdenken. Ich bin über sechzig, ist das Einzige, was mir einfällt. Okay, sagt sie, das kostet drei Pfund weniger. Ich bin erfreut, doch gleichzeitig etwas verwundert. Und diesen Nachlass kriege ich, ohne dass ich mein Alter beweisen muss? Sie lacht. Ganz offenbar sehe ich wirklich wie sechzig aus, was meine Freude über den Preisnachlass dann doch leicht trübt.

Soho. In einem Strassencafe. Ein Mann, etwa 1 Meter 50 gross, ansprechend gekleidet, bleibt vor mir stehen und erzählt mit weinerlicher Stimme, er sei ohne Unterkunft und habe seit zwei Tagen nichts gegessen. Während er redet, wird sein Weinen lauter und heftiger, ich suche nach Geld, sein Weinen lässt nach. Er hält seine Mütze hin, ich werfe ein paar Münzen hinein, er bedankt sich. Beim Davongehen wirft er einen Blick in die Mütze. Erst im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass der Mann gut geputzte Lederschuhe getragen hat.

In Valparaíso und anderswo

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