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Dangast

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Wie ein Heuschreckenschwarm fiel die Valentine Production in den kleinen Ort am Jadebusen ein.

Im Vorfeld hatten die Wilhelmshavener Zeitung und die Nordwest-Zeitung aus Oldenburg darüber berichtet, dass eine Hamburger Film-Produktionsgesellschaft vorhatte, das Leben des Malers Franz Radziwill, der den größten Teil seines Lebens in dem kleinen Ort Dangast am Jadebusen zugebracht hatte, als Spielfilm zu realisieren. Die für 28 Drehtage geplanten Aufnahmen sollten jetzt in dieser abgeschiedenen Region mit Außenaufnahmen in der Umgebung von Dangast beginnen.

Staunend sahen Einheimische und ein paar Urlauber, die die letzten schönen Spätsommertage in Friesland verbrachten, wie eine ganze Karawane von Produktionsfahrzeugen in der Nähe des Deiches hielt und dann von schon vorher eingetroffenen Helfern auf einen freigehaltenen Platz eingewiesen wurde.

Der Mann, der alles routiniert dirigierte, war Kai Schmidt, der Set-Aufnahmeleiter, ein ruhiger, besonnener Mann, der von einem Helfer, den alle nur Pille nannten, assistiert wurde. Pille, ein magerer junger Schlacks mit einem bleichen, pickeligen Gesicht, war offiziell als Produktionsfahrer eingestellt worden, fungierte aber als „Mädchen für alles“.

Nachdem das Maskenmobil, die Fahrzeuge für die Kostüme, ein weiteres Fahrzeug für das Kamera-Equipment, die Wagen der Beleuchter, ein Fahrzeug mit eingebauter Küche für das Catering, die Aufenthaltsfahrzeuge für die Darsteller und einige Pkw abgestellt waren, war das Basislager für die vierwöchigen Dreharbeiten in und um Dangast komplett.

Kai Schmidt atmete tief durch und steckte sich gerade eine Zigarette an, als er aus der Reihe mit den Wohnmobilen für die Darsteller lautes Geschrei hörte.

Regina Schönefelder, eine Schauspielerin, war von einem Produktionsfahrer vom Bremer Flughafen abgeholt worden, weil sie heute gleich in den ersten Bildern spielen musste. Statt die als schwierig geltende Schauspielerin zuerst in ihr Hotel in Varel zu fahren, hatte der junge Produktionsfahrer sie an das Set in Dangast gebracht und ihr als Aufenthaltsmöglichkeit für die Drehpausen das letzte Wohnmobil in einer Reihe, die an einem Graben stand, zugewiesen.

Kai Schmidt glättete die Wogen. „Kein Problem, Sie bekommen das erste Wohnmobil gleich oben am Deich; ist das in Ordnung?“ Schmollend willigte die Schauspielerin ein.

Versonnen blickten der Aufnahmeleiter und Pille dem Pkw nach, der die Schauspielerin zum Hotel fuhr.

Endlich war Ruhe eingekehrt, aber eine Bemerkung konnte Kai Schmidt sich doch nicht verkneifen: „Na, das fängt ja gut an. Was uns da wohl noch erwartet, diese überkandidelte Diva und dann der exaltierte Ferdi Schönert. Ich glaube, wir werden in den nächsten vier Wochen viel Spaß haben.“

„Wie meinst du das mit Ferdi Schönert?“ fragte der noch junge und unerfahrene Pille.

Kai Schmidt klärte ihn auf: „Der Ferdi ist ein lieber Kerl. Nur mit den Frauen am Set hat er immer Probleme. Die Maskenbildnerin schmiert ihm angeblich immer zu viel Farbe ins Gesicht, die Kostümbildnerin sucht angeblich immer schlechtsitzende Kleidung für ihn aus, die Continuity-Kollegin weist ihn immer auf angebliche Text- oder Anschlussfehler hin, und bei Dialogen mit seinen Darstellerkolleginnen blasen die ihm angeblich immer intensiven Knoblauchgeruch ins Gesicht. Aber sonst ist er – wie gesagt – ein lieber Kerl und ein ganz toller Schauspieler. Und er wird nichts gegen den Standort des Wohnmobils unten am Graben haben.“

Pille hatte aufmerksam zugehört. „Und wie ist der Hauptdarsteller, der Tim Schumann, so?“

Kai Schmidt erkannte, dass er als loyaler Mitarbeiter der Valentine Production schon zu viel erzählt hatte, und gab seinem neuen Kollegen eine gutgemeinte Empfehlung: „Ach, der ist wie auch alle anderen Darsteller sehr nett. Sei zu allen freundlich und vor allem respektvoll. Dann wirst du mit ihnen gut auskommen. So, und nun los, wir müssen noch über die Tagesdisposition für morgen sprechen.“

Ein Mordsdreh am Jadebusen

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