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Varel

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Abends, nach dem ersten Drehtag, saß das Team der Valentine Production fast komplett im Restaurant Zum Wattwurm im Hotel Vareler Stern zum Essen zusammen.

Mittags war auch der Hauptdarsteller des Films, Tim Schumann, eingetroffen. Er hatte seinen ersten Einsatz als junger Franz Radziwill kurz vor Schluss der heutigen Dreharbeiten, am späten Nachmittag gehabt. Jetzt saß er am Tisch des Regisseurs Hanno Ahrens, um den sich noch der Kameramann Wolfgang Kluge, der Oberbeleuchter Bernd Röbge, die Kostümbildnerin Hella Rahde und Claudia Markus, die Continuity-Verantwortliche wie ein Hofstaat herumgeschart hatten.

Am Nebentisch hatten sich Ferdi Schönert, der exaltierte Nebendarsteller, der Set-Aufnahmeleiter Kai Schmidt, die Regieassistentin Monique Minthorn und Pille, der Produktionsfahrer, platziert.

An vier weiteren Tischen saßen verteilt der Requisiteur mit seinem Assistenten, die Beleuchter, die beiden Tonleute, die Kameraassistenten, der Maskenbildner Andy Lengner mit seiner Kollegin Uta Berling, zwei Praktikanten und drei Schauspieler, darunter Regina Schönefelder, die als Darstellerin von Franz Radziwills erster Frau Johanna Ingeborg verpflichtet worden war. Die divenhafte Schauspielerin war immer noch wegen des Vorfalls mit ihrem Wohnmobil beleidigt.

Tim Schumann, Typ Frauenversteher mit grauen Schläfen, führte am Tisch des Regisseurs das große Wort. Er sprach davon, dass er für die Salzburger Festspiele als nächster Jedermann gehandelt würde und seine künstlerische Heimat eigentlich nur das Theater sei.

„Aber von irgendetwas muss man sich ja seine kleinen Extravaganzen leisten können.“

Damit spielte er auf die deutlich höheren Gagen bei Filmproduktionen gegenüber den gagen an Theatern an. Alle am Tisch wussten, dass seine Frauengeschichten viel Geld kosteten.

„Apropos kleine Extravaganzen“, fuhr er fort und sprach die Kostümbildnerin Hella Rahde an, nachdem er sich mit einer kurzen Drehung umgesehen hatte. „Wo ist denn deine kleine, schnuckelige Assistentin, die ... wie heißt sie noch?“

Hella Rahde antwortete etwas spitz: „Meine kleine, schnuckelige Assistentin heißt Jenni und ist eine tüchtige junge Frau, die mir einen großen Teil meiner umfangreichen Arbeit abnimmt. Ich nehme an, dass sie schon ins Bett gegangen ist, nachdem wir vorhin die Garderobe für morgen vorbereitet haben. Sie war todmüde von der vielen Schlepperei.“

Der Regisseur lenkte ab. Er blickte den Kameramann und den Oberbeleuchter an. „Wir wollen noch mal kurz über unsere Arbeit sprechen. In der Tagesdispo für morgen ist der Drehbeginn für acht Uhr festgelegt. Ich möchte mit Kamera und Beleuchtung eine Stunde früher am Set sein. Ich habe da so eine Idee, die ich mit euch vor Ort besprechen möchte.“

Die beiden Männer nickten zustimmend.

Tim Schumann erhob sich. „Ich muss noch ins Drehbuch schauen und mich mit meinem ellenlangen Monolog für morgen beschäftigen.“ Damit verließ er den Tisch.

Irgendjemand aus der Runde rief ihm nach: „Verlauf dich nicht auf dem Weg in dein Zimmer.“

Schumann blickte sich um. Er verstand, wie es gemeint war. „Keine Angst, ich gehe euch nicht verloren. Ich kenne mich hier aus. Ich habe nach dem Schauspielstudium mein erstes Engagement an der Landesbühne in Wilhelmshaven gehabt.“

Er verschwand durch den inneren Restaurantausgang, der ins Hotel führte. Unbemerkt von den Filmleuten verließ er das Hotel durch den Vorderausgang zur Hauptstraße und winkte ein vorbeifahrendes Taxi heran.

Zehn Minuten später verließ auch Ferdi Schönert, unbemerkt von den anderen, das Hotel.

Ein Mordsdreh am Jadebusen

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