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19. Juni 1921 BREMER KURIER Treibt ein Psychopath sein Unwesen? Von Lena Geffken

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Sind die vier seit dem 7. Juni verschwundenen Mädchen noch am Leben? Oder hat die Polizei es mit einem kranken Entführer zu tun, der in einem seelischen Ausnahmezustand handelt? Ist der Entführer ein Psychopath, der die Kinder aus einem Urtrieb heraus oder aus Besessenheit entführt hat?

Erinnert sei an Serienverbrechen wie das noch nicht aufgeklärte Verschwinden von Menschen in der schlesischen Stadt Münsterberg oder an den Fall der seit 1918 verschwundenen Jungen in Hannover oder an den »Vampir von Düsseldorf«, der immer noch nicht gefasst ist.

Gibt es Parallelen zu diesen Fällen? Viele Fragen, auf die die Polizei bisher keine Antworten geben konnte. Wir fordern im Namen der Eltern der verschwundenen Mädchen und der gesamten Bevölkerung, dass die Polizei schnell das Rätsel um die Fälle löst.

Im Zusammenhang mit den mutmaßlichen Entführungen hat der BREMER KURIER mit dem Arzt Professor Carlibert Meinen von der Universitätsklinik Hamburg, der als Kapazität auf dem Gebiet der Psychiatrie gilt, ein Interview geführt.

BREMER KURIER: Professor Meinen, können Sie unseren Lesern den Begriff Psychose erklären?

Professor Meinen: Durchaus. Psychose bezeichnet eine Gruppe schwerer psychischer Störungen, die mit einem zeitweiligen weitgehenden Verlust des Realitätsbezugs einhergehen können, und wurde 1845 von Ernst von Feuchtersleben erstmals verwendet.

BREMER KURIER: In Bremen sind mehrere Mädchen spurlos verschwunden. Könnte ein Psychopath die Kinder entführt haben?

Professor Meinen: Durchaus. Bei der Psychopathie handelt es sich um eine Persönlichkeitsstörung, die aufgrund charakterlich-konstitutioneller Gründe zu einer Anpassungsstörung führen kann. Ein Symptom können Allmachtsgefühle sein, die dazu führen können, dass ein Mensch mit diesem Krankheitsbild andere Menschen entführt.

BREMER KURIER: Sind solche Menschen nicht zu schwach, um solche Taten zu vollbringen?

Professor Meinen: Nein. Mit ihrer Fähigkeit, harte Entscheidungen durchzusetzen, und mit ihrem oberflächlichen Charme finden sich Vertreter dieser Gruppe häufig in Führungspositionen.

BREMER KURIER: Sind Psychopathen an ihrem Verhalten zu erkennen?

Professor Meinen: Durchaus nicht. Vertreter dieser Gruppe neigen dazu, sich abzukapseln und sich in ihre Innenwelt zurückzuziehen. Sie können aufgrund ihrer Charakterzüge in Konflikt mit ihren Mitmenschen geraten und Schwierigkeiten mit ihrer Familie und Berufskollegen haben. Anderseits müssen nicht alle Menschen mit diesen Symptomen Psychopathen sein.

BREMER KURIER: Wo liegen die Ursachen für diese Krankheit?

Professor Meinen: Ausgelöst werden können psychische Störungen von einer Vielzahl von Ursachen. Diese Störungen können schon im Kindesalter zum Beispiel durch Misshandlung hervorgerufen werden, so dass eine abnorme Entwicklung des Menschen einsetzen kann.

BREMER KURIER: Herr Professor Meinen, kann es sich Ihrer Einschätzung nach bei dem mutmaßlichen Entführer der Bremer Mädchen um eine abnorme Persönlichkeit, also um einen von Wahnvorstellungen heimgesuchten Psychopathen, handeln?

Professor Meinen: Ja, es kann sich bei dem Entführer um einen solchen Menschen handeln.

BREMER KURIER: Herr Professor Meinen, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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