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Abschied, Trennung und Vergänglichkeit

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… über den Umgang mit dem alltäglichen Werden und Vergehen

Das Leben besteht aus Zusammentreffen und Abschiednehmen, dem Geborenwerden, Sterben und Todesleben, dem Nehmen und Geben, dem Gewinnen und Verlieren, dem Lernen, Erfahren, Verarbeiten und Vergessen. Beziehungen werden geschaffen und schmerzliche Trennungen unter Umständen nach Jahrzehnten vollzogen. Kein Belang im Leben ist so sicher und grundsätzlich wie die Unsicherheit, das Vergehen und die Endlichkeit, der Erfolg und Niedergang. Doch manchmal sind der Trennungsschmerz und der Verlust ein lehrreicher erster Schritt in eine grosse Zukunft, wie die schmerzlichen Wehen bei der Geburt eines neuen Lebens. Alles im Leben erfüllt letztendlich immer einen bestimmten evolutiven Zweck, selbst wenn es sich um leidvolle und schmerzliche Erfahrungen handelt. Doch dieser Zweck ist selbst bestimmt von eigener Hand und weder der Wille irgendeines vermeintlichen Schöpfer-Gottes, des Zufalls oder fremder Schicksalsmacht. Der Mensch ist Teil eines sehr komplizierten natürlich schöpferischen und sozialen Gefüges. Täglich wird er im grossen und kleinen von der kreierenden Vergänglichkeit des Seins seiner Existenz begleitet. Jede einzelne Sekunde seines Lebens ist Teil seines eigenen Werdens und Vergehens, und jeder seiner Atemzüge bringt ihn einen Schritt näher an seinen altersbedingten körperlichen, psychischen und bewusstseinsmässigen Zerfall. Unter Umständen treten die Auswirkungen und Ereignisse seines Handelns erst nach Jahren zutage, ohne dass sich der Mensch noch an die gesetzte Ursache zu erinnern vermag. Ausnahmen werden durch sogenannte Fügungen gebildet, auf deren Auswirkung der Mensch keinen unmittelbaren Einfluss hat. Dadurch gerät er leicht in die Situation, den mitunter sehr leidvollen und schmerzlichen Geschehen eine gewisse Eigendynamik oder Fremdbestimmung zuzuschreiben. Der esoterische und kultreligiöse Mensch sieht sich von unbekannten Kräften fremdbestimmt, seinem Schicksal blind ergeben, angeblich bestimmenden Mächten ausgeliefert, einem imaginären Schöpfer-Gott untergeordnet, anvertraut oder von diesem vermeintlich wohl behütet. Gerne neigt der Mensch dazu, sich gegenüber seiner Umwelt und den Mitmenschen als unverletzlich, stark und unerschütterlich zu geben. Zumindest, solange das eigene Leben in geordneten und geregelten Bahnen verläuft. Durch die finanzielle Absicherung bei Versicherungsinstituten wähnt er sich in materiellen Belangen beschützt und gesichert. Dennoch ist er aber nicht vor inneren und äusseren Angriffen und Verletzungen seiner Psyche und seines Bewusstseins gefeit. Diese lassen sich weder durch andere Menschen, finanzielle Aufwendungen oder anderweitige äussere Einflüsse versichern, sondern sie basieren auf den persönlichen Bemühungen, auf dem ureigenen bewusstseinsmässigen Arbeitseinsatz sowie auf anstrengenden und eigenen Entwicklungsprozessen zur Selbstkontrolle und Eigenverantwortung. Der Mensch ist ein äusserst Gewohnheiten orientiertes Wesen. Seine Psyche sucht ständig nach Standhaftigkeit, Harmonie, Frieden und Verlässlichkeit im Leben. Er liebt den Fortschritt, hasst jedoch vielfach die kleinste Veränderung. Diese wird ihm zur Feindin und Kontrahentin, weil sie ihm die gewohnte Sicherheit, Obhut und Gewissheit entführt. Das Hier und Jetzt ist ein relatives Produkt der Vergangenheit und Zukunft, denn die Gegenwart als Brücke und Mittlerin der beiden ist von kaum messbarer Beständigkeit. Alles und jedes auf dem Wege schöpferischer Evolution ist Wandlung, Mutation, Erneuerung, Bewegung und Veränderung. Auch der menschliche Körper, seine Psyche und die Formen seines Bewusstseins sind diesen Gesetzen eingeordnet. Seit der Entstehung der ersten menschlichen Lebensform im gesamten Weltenraum existierte niemals auch nur ein einziger Mensch, der diesen schöpferisch-natürlichen Gesetzen zu entrinnen vermochte. Selbst Kaiser/innen und Könige, Königinnen, Menschengöttinnen und Götter, Herrscher/innen, Wissende und Weise wandern mit jedem Tage ihres evolutiven und alltäglichen Daseins der eigenen und unausweichlichen materiellen Vergänglichkeit entgegen. Mit dem ersten Moment der Zeugung beginnt für das neue Leben bereits der sehr lange Pfad des neuerlichen Sterbens und der bevorstehenden Rückkehr in das Todesleben. Alte Menschen kennen diese Wahrheit aus tausendfältiger Erfahrung, und kein einziges Kind wird ihr jemals entrinnen, und zwar auch dann nicht, wenn die Menschen eines fernen Tages rund 1100 Lebensjahre zu erwarten haben. Selbst die Wissenden und Weisen, vermeintliche Propheten oder Weisheitskönige fremder Welten und Planeten sind aus dieser schöpferischen Ordnung nicht ausgeschlossen und kennen angesichts ihrer eigenen Vergänglichkeit und ihres Sterbens mitunter eine gewisse menschliche Unsicherheit, Beklommenheit und Furcht. Diese Gesetze haben ihre universelle und schöpferische Gültigkeit auf zahllosen Welten resp. Planeten des gesamten Weltenraums.

Die Angst vor der eigenen Vergänglichkeit und dem eigenen materiellen Untergang treibt viele Menschen in Panik und Verzweiflung. Der Erdenmensch hat zur Verdrängung und Nichtbeachtung seiner Sterblichkeit und seines unausweichlichen Lebensendes vielerlei psychologische, philosophische und glaubensmässige Strategien und Taktiken entwickelt. Vor allem trifft dies zu auf jene Menschen, die in ihrem Leben keine wahrliche Erfüllung sehen, die den Kultreligionen, dem Mammon und dem Materialismus verfallen sind oder ausschliesslich den zahlreichen stofflichen und nichtstofflichen Leidenschaften und Begierden frönen.

Denn die Suche nach dem wahrlichen Sinn des Lebens ist für viele Erdenbürger und Bewohnerinnen sehr unbequem, mühsam und lediglich zur Belastung für den Spassfaktor und den modernen Lifestyle geworden. Das Leben wird vielfach entweder als evolutiver Zufall, natürliche Willkür oder nihilistische Sinnlosigkeit betrachtet oder auf ein reines Partyprodukt zur persönlichen Genuss- und Lustbefriedigung reduziert. Die Ehrfurcht vor dem Leben schwindet und ebenso der Respekt und die Achtung vor den Menschen. Die Fähigkeit zu denken wird im Alkohol ertränkt, das Bewusstsein mit Drogen getrübt, die Gefühle und die Psyche betäubt sowie die Selbstachtung und Selbstverantwortung vernichtet.

Die menschliche Psyche ist ein sehr verletzliches Wesen. Sie reagiert auf Veränderungen, Ungewohntes, Verletzungen oder Wunden mit Schmerzen und körperlichen Reaktionen, auf freudige Ereignisse mit einem Hochgefühl, Lebensfreude und mit Glücksgefühlen. Es ist jedoch nur ein schmaler Grat zwischen dem himmelhoch Jauchzen und einer plötzlich eintretenden schwermütigen Kümmernis. So verursacht z.B. der plötzliche und unerwartete Tod eines geliebten Menschen immer tiefe psychische und bewusstseinsmässige Wunden, denn er ist in jeder Sekunde unser ständiger Begleiter.

Die schöpferische Natur lehrt den Menschen, die Wichtigkeit und den Zweck des Vergänglichen zu begreifen und zu verstehen. Sie belehrt ihn auch eines evolutiven Umgangs mit der persönlichen Endlichkeit und dem unausweichlichen Sterben. Der Mensch durchläuft jedoch auch schwierige Lebenssituationen, in denen die menschlichen Gefühle und psychischen Regungen gegen das Wissen, die Weisheit und das Verstandesdenken rebellieren. Dann wird für viele Lernende selbst die vorbildliche und schöpferische Natur zur reinen Theorie, solange nicht die Anwendung in der Praxis erlernt und wirklich verstanden wurde. Dieser Lernprozess zur wirklichen Lebensbeherrschung wird jedoch selbst von Wissenden und Unterrichteten noch Jahrhunderte in Anspruch nehmen.

Die menschliche Psyche ist oftmals eine Feindin der Veränderung, denn sie liebt die Bequemlichkeit und die Beständigkeit. Sie möchte sitzenbleiben am Biotop im Garten, sich ungestört an der Farbenpracht der Blumen, Gräser und am Quaken der Frösche nähren. Selbst dann noch, wenn es längst Zeit geworden ist aufzustehen und zu gehen. Doch sie fürchtet sich vor jedem Schritt aus der Geborgenheit in eine neue und unbekannte Zukunft. Sie meidet jeden Umweg, wenn sie nicht dazu gezwungen oder bedachtsam und behütet auf das Neue vorbereitet wird. Dennoch gleicht sie dem Schmetterling, der Sturm und Winden trotzt und unbeschadet seine Ziele findet.

Eine der grössten Mühen und Schwächen des Menschen ist das Loslassen-Können. Es kostet ihn gewaltige psychische, intellektuelle und bewusstseinsmässige Aufwendungen, um sich notwendigerweise von alten Angewohnheiten, Gepflogenheiten, Bequemlichkeiten, ungünstigen sozialen Konstellationen, von vertrauten Menschen oder aus belastenden Situationen zu lösen. Vor allem der Abschied durch eine notwendig gewordene oder erzwungene Trennung, Todesfälle oder der Abbruch von Verbindungen und Beziehungen zu anderen Menschen aller Art, erfordern ausserordentliche Kraft. Das erst recht, wenn Freundschaften oder Bekanntschaften bereits seit Jahrzehnten bestehen oder bestanden haben.

Abschied zu nehmen ist wohl auch für fremdirdische Menschen ein erhebliches Problem, wenn sie ihre Angehörigen, Lieben, Freundinnen und Freunde, Kinder oder Lebenspartnerschaften für unbestimmte Zeit verlassen müssen, um mit ihren Schiffen in den unbekannten und kalten Weltenraum hinauszufahren. Ähnlich jenen Seeleuten mittelalterlicher Reisen, deren Ziele oder Rückkehr alles andere als sicher waren.

Dennoch überwiegt der menschliche Forscherdrang, das Suchen und Entdecken fremder Welten und Sonnensysteme, die Furcht und Ängste vor den unbekannten Gefahren, der eigenen Verletzbarkeit, Sterblichkeit und Vergänglichkeit.

Die Menschenwesen des gesamten Weltenraumes streben nach der Unvergänglichkeit, endloser Glückseligkeit und Unsterblichkeit. Vor allem auf unserem Planeten Erde ist die Suche nach dem Elixier des ewigen Lebens auch im Dritten Jahrtausend ein aktuelles Thema der Theologie, Wissenschaft, Kunst, Philosophie und Literatur. Der Mensch sucht das Unverrückbare, die Standhaftigkeit und das Beständige. Doch er muss dabei auch lernen, sich mutig der alltäglichen Vergänglichkeit, Unbeständigkeit, Veränderlichkeit sowie dem eigenen Sterben und dem Todesleben zu stellen. Der Umgang mit diesem Thema ist ein wesentliches Lernziel im menschlichen Leben. Es ist im Alltag gegenwärtig, zeigt sich in den verschiedensten Farben und Formen und sollte sich als evolutives Lernziel und zum Vorteil des Menschen in seiner Gesinnung und im Bewusstsein klar und deutlich niederschlagen; nicht jedoch in der Form, dass sich der Mensch in völliger Gleichgültigkeit gegenüber allen Dingen verhält. Die Vergänglichkeit, künftige Auflösung und das unausweichliche Sterben ist kein Motiv für Nachlässigkeit, Zerstreutheit, Unterlassung oder Achtlosigkeit bei der Erledigung notwendiger Unternehmungen. Trotz der alltäglichen und bedrohlichen Gegenwart der eigenen und aller Wesen Sterblichkeit, sei der Mensch stets nach bestem Können und Vermögen bestrebt, alles im Leben so anzugehen, als sei das Verwehen und Veralten der Dinge nicht vorhanden. Dennoch sei er sich aber auch der wichtigen Tatsache bewusst, dass bereits der nächste Atemzug sein letzter sein könnte. Martin Luther (1483–1546) wird folgendes sinnvolle Zitat nachgesagt: «Wenn ich wüsste, dass morgen der Jüngste Tag wäre, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.» – Der früheste Beleg für den Satz findet sich gemäss Internet-Angaben in einem Rundbrief der hessischen Kirche vom Oktober 1944.

Obwohl die lutherische Quelle nicht wirklich bewiesen ist, entspringt diese Aussage einem wahrlichen und guten Denken. In diesem Satz liegt die grosse Kunst einer evolutiven und wertvollen Lebensführung und Gesinnung verborgen. So nämlich der lehrreiche und nutzbringende Umgang mit der Endlichkeit, dem eigenen Erlöschen, Sterben und Vergehen.

Es ist dem Menschen nahegelegt, sich selbst nicht als das Mass aller Dinge zu betrachten und sich dennoch seiner grossen evolutiven Aufgabe und seiner schöpferisch natürlichen Wichtigkeit bewusst zu werden. Jedes einzelne menschliche Leben und jede neue Bewusstseinsform ist in der universellen Nichtigkeit von grosser evolutiver Wichtigkeit.

Individuell betrachtet ist der einzelne materielle und fleischliche Mensch verschwindend klein in der Unendlichkeit und im Zyklus von Expansion und Kontraktion des Schöpfungsuniversums. So erschuf die schöpferische Natur bereits Jahrbillionen vor dem Erscheinen der Erdenmenschen neues Leben und neue Kreationen, genau so, wie sie auch Billionen Jahre nach seinem Verschwinden weiterhin neues Leben gebären wird. In Tat und Wahrheit geht jedoch kein einziges Jota der menschlichen Weisheit und des Wissens verloren, denn alles wird dereinst als Teilwissen zur Vervollkommnung der Schöpfung in diese einfliessen.

Die moderne Psychologie lehrt den Menschen, seine Gefühle, Eindrücke und Befindlichkeit zu betrachten. Sie lehrt ihn aber auch zur vermeintlichen Verarbeitung vergangener Erlebnisse, alte Wunden, Wehen und Narben immer wieder von neuem aufzureissen. Im Perfektum zu verharren sowie das wiederholte Trauern um längst vergangene und bewältigte Geschehen, lassen den Menschen in Stagnation und neuerliche gefühlsmässige Not verfallen. Zudem besteht durch das Aufkratzen alter psychischer und bewusstseinsmässiger Verletzungen die Gefahr, längst verarbeitete und obsiegte Belange und Erlebnisse nicht zur Ruhe und zur Pazifikation resp. Befriedigung kommen zu lassen.

Unbestritten haben die kausal adäquaten Erlebnisse der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Menschen eine wichtige Bedeutung in seiner gesamtheitlichen Entwicklung. Es gilt jedoch auch, in diesen Belangen das gesunde Mittelmass zu finden und die Vergangenheit nicht für alles und jedes in Verantwortung zu nehmen. Im weiteren verfügt der Mensch auch über wichtige unbewusste Verarbeitungs-Mechanismen, die durch ein stetiges Hervorholen und gewaltsames Wiederkäuen der Vergangenheit entmündigt und auch geschädigt werden. Die Vergangenheitsbewältigung in Form einer gesunden Reminiszenz resp. Rückerinnerung hat durchaus seine Berechtigung. Wer jedoch andauernd in der Vergangenheit verharrt, diese betrauert oder beklagt, verpasst das wirkliche und effektive Leben und das Lernen in der Gegenwart.

Selbstredend dürfen Schwierigkeiten und Probleme weder verdrängt noch missachtet werden. Sind sie jedoch kräfteraubend akut und niederdrückend, dann empfiehlt es sich, die Belastungen erstlich etwas beiseite zu schieben, um dem betroffenen Menschen und seiner psychischen und gefühlsmässigen Verfassung eine gewisse Erholung zu ermöglichen. Hierbei wird es auch nötig, dass sich der Mensch mit erfreulichen, aufbauenden Dingen und erquickenden Phantasien des neutral-positiven Denkens beschäftigt, und zwar auch dann, wenn ihm nicht danach zumute ist. Die menschliche Psyche reagiert gemäss ihrer gedanklichen Nahrung. Wird sie folglich mit schwermütigen resp. elegischen Gedanken genährt, dann werden sich unweigerlich Depressionen und Hoffnungslosigkeit bemerkbar machen. Werden ihr jedoch lebensbejahende, neutral-positive und zuversichtliche Gedanken zugeführt, dann werden sich in logischer Folge Freude, Zuversicht und Erfolge abzeichnen. Hat sich die Krisensituation wieder auf ein erträgliches Mass beruhigt, dann vermag der Mensch aus einer gewissen Distanz und aus einer anderen Sichtweise die Situation neu zu beurteilen und zu bewerten. Erst dadurch wird er fähig, das Erlebte, die Schwierigkeit oder die Problemlage zu verarbeiten und effektiv zu lösen, ohne sich durch eine schwierige und schmerzhafte Situation zu affektiven Handlungen verleiten zu lassen, wodurch er mehr Schaden anzurichten als Nutzen zu bringen vermag.

Grundsätzlich lehren das Leben und die Summe aller Erkenntnisse, dass auf Niederlagen oder Misserfolge auch Erfolge und Höhenflüge folgen. Das Leben bleibt gemäss den Gesetzen des Werdens und Vergehens stets Aufstieg und Niedergang, ein Kommen und Gehen, Freude und Trauer sowie Wohlbehagen und Betrübnis in stetiger logischer Folge. Der Mensch erlangt aus jeder Sekunde und aus jedem Augenblick seiner Vergangenheit und Gegenwart bewusst oder unbewusst irgendwelche Erkenntnisse und gewinnt Erfahrungen. Es zeugt von Klugheit und Verstandesdenken, das Vergangene in gebührender Weise ruhen zu lassen.

Eine Form der falschen Vergangenheitsbewältigung liegt auch in der Unversöhnlichkeit verborgen. Dann nämlich, wenn einem Menschen längst vergessene und vergangene Geschehen, Fehler oder Entgleisungen immer wieder vorgehalten oder nachgetragen und selbst auf deren Nachkommen übertragen werden.

Das Vergehen und die Endlichkeit sind für den Menschen nicht ausschliesslich von bedrohlicher oder zerstörerischer Natur. Die Sterblichkeit und Vergänglichkeit der Dinge verhilft dem Menschen auch über Drangsal, Probleme und Schwierigkeiten hinwegzukommen sowie Schmerzen und Qualen zu verarbeiten, um die gewonnenen Erkenntnisse letztendlich als evolutives Wissen, Erfahrungen und als Erleben zu speichern. Der Geschäftigkeit des Tages folgen als Endlichkeit der verarbeitende Schlaf und seine heilsamen Träume, deren Ende wiederum durch den neuen Tag besiegelt wird. Aus der Endlichkeit wird auch ein neuer Anfang geboren, denn so besagt ein altes Sprichwort: «Wo ein Ende ist, da ist auch ein neuer Anfang», und im weiteren: «Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.» Selbst die schöpferische Schöpfung kennt in ihrer Unendlichkeit und relativen Vollkommenheit einen für das menschliche Verständnis unfassbaren Anfang und ein Ende, dann nämlich, wenn sie sich nach Billionen von Erdenjahren wieder in ihren Schlummer legt, um erneut als höhere Schöpfungsform daraus zu erwachen.

So verletzlich und feinfühlig die Psyche auf das Verlorene reagiert, so glücklich und behaglich reagiert sie auf die Aussicht in eine neue und vielversprechende Zukunft. Daher ist es für den Menschen bei jeglichen Verlusten und Rückschlägen äusserst wichtig, sich nicht übermässig mit der Vergangenheit zu grämen, sondern seine Ausrichtung und die Perspektiven auf die Gegenwart und auf die Zukunft auszurichten. Dadurch wird seine Psyche gefestigt, bekräftigt und mit der beruhigenden Zuversicht beseelt. Es ist jedoch kein einfacher und zudem ein sehr langer Weg, die Theorie in die Praxis umzusetzen. Selbst Ängste, Besorgnis, Phobien und Bekümmernisse aller Art werden nicht alleine durch die Kenntnis der schöpferischen Natur und ihrer Gesetze in Ordnung gebracht, sondern sie bedürfen eines langen und arbeitsintensiven Verarbeitungs- und Auflösungsprozesses. Dennoch sind Trauer, Kummer, Not und Leiden nicht aus der menschlichen Entwicklung wegzudenken und auch von grosser Wichtigkeit. Sie werden jedoch dann zur Gefahr, wenn der Mensch durch seine Trauer, Gram und Unbill in einer psychischen und bewusstseinsmässigen Sackgasse endet, den Weg aus dieser hinaus nicht mehr zu finden vermag und sich seine emotionsgesteigerte Unfähigkeit in Fanatismus, Eifersucht, Missgunst und Egoismus steigert.

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