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Kapitel 2 Die menschliche Würde

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Gedanken über den Selbstwert, die Menschenwürde und die Selbstachtung des Menschen

In der Würde des ehrenwerten Menschen und in seiner würdevollen Lebensweise vereinen und offenbaren sich seine hehren Tugenden, der Edelsinn, die charakterlichen Vortrefflichkeiten und die Rechtschaffenheit. Spezifische Auslegungen und Definitionen findet die Menschenwürde in allen erdenklichen Bereichen, Situationen und Lebenslagen. Sie zeigt sich ebenso im alltäglichen Berufsleben wie in der Psychologie, der Theologie, der Pädagogik und Philosophie, in der Sozial-Wissenschaft, der Wirtschaft, im Finanzwesen, aber auch in jedem unscheinbaren Lebensaugenblick usw.

In politischen Kreisen wird die Menschenwürde gerne als juristisches und ethisches Grundprinzip der Menschlichkeit im künstlich aufpolierten Glanz emporgehalten und verbrieft. Beispiele: BRD Grundgesetz Artikel 1 der Grundrechte: ‹Die Würde des Menschen ist unantastbar.› Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, 1. Kapitel: Grundrechte Art. 7, Menschenwürde: ‹Die Würde des Menschen ist zu achten und zu schützen.›

Tatsächlich wird die Beachtung und der Schutz der Menschenwürde im Alltag schneller entwertet, missachtet und ‹entwürdigt›, als die glorifizierenden Reden über sie verhallen, die Tinte zu trocknen oder das Papier der staatlichen Verfassungsbücher zu vergilben vermag.

Einmal mehr stellen sich aber auch dem Schreibenden die Fragen: «Wie definiert sich eigentlich die Würde? Worin liegt ihr evolutiver Wert? Hat sie überhaupt einen Sinn? Erfüllt sie einen bestimmten Zweck, und warum ist sie offensichtlich für den Menschen von so grosser Wichtigkeit?» Letztendlich regt sich auch die selbstkritische Frage nach der eigenen Würdigkeit, nach der notwendigen Qualifizierung und Fähigkeit, das Thema eloquent zu beschreiben. Ist die erforderliche Eignung überhaupt vorhanden? Existieren genügend eigene Erlebnisse, Erkenntnisse und Einsichten sowie eine grundlegende Lebenserfahrung, um den Menschen dieser Erde etwas Kurzes über die menschliche Würde zu berichten? Würdigt die Würde die Schreibenden mit Anerkennung, um ihr ehrwürdiges Wesen zu beschreiben, oder entwürdigen die Schreiberlinge sie durch Unwissenheit und eine irrende Beschreibung?

Die wahrlich durch ein schöpferisch-natürliches Gesetz vorgegebene Menschenwürde hat bei den Menschen auf diesem Planeten einen sehr schweren Stand. In enthusiastischen Referaten und feurigen Ansprachen zur Menschlichkeit wird sie vielfach auf ein rhetorisches Zierwerk reduziert. So mancher Redner nutzt ihre Erwähnung lediglich zur Steigerung der eigenen Popularität. Erniedrigende Machenschaften, arglistige Intrigen oder das Sabotieren der gegnerischen Ehre und Würde werden vor allem in Zeiten politischer Wahlkämpfe minutiös als Waffen eingesetzt. Das Entwürdigende und Würdelose ist jedoch allgegenwärtig, denn Neid und Missgunst, Niedertracht und Eifersucht liegen vielen Menschen näher als die hohen Tugenden. Beispiele dafür sind problemlos und in grosser Zahl zu finden. Das Zweiklassensystem öffentlicher Verkehrsmittel widerspiegelt in gewisser Weise ebenso eine Entwürdigung des Menschen wie auch das skrupellose Hintergehen und Belügen der Zeitgenossen bei kleinen Betrügereien und grossen Gaunerstücken, wie aber auch in der Wirtschafts- und Bankenkriminalität.

In höchstem Masse wird der einfachen Arbeiterschaft die Würde ihrer Bemühungen abgesprochen, und in Managerkreisen werden für kaum oder nur kurzzeitig erbrachte Leistungen oder Misswirtschaft Milliarden-Boni ausbezahlt. In zweifelhaften Produktewerbungen werden die Umworbenen allgegenwärtig und plakativ entwürdigt; die vermeintliche Afferei und Verführbarkeit der labilen Menschen wird instrumentalisiert und ausgenutzt. Das bürokratische Sozial- und Gesundheitswesen entwürdigt mit leistungsbewertenden und willfährigen Entscheidungen und Praktiken die menschliche Wertigkeit sowie das Leben und Sterben der Erkrankten. Durch eine unterschiedliche medizinische Behandlung erfahren vielfach auch die sogenannten allgemein krankenversicherten Menschen eine Entwürdigung gegenüber den zahlungskräftigen und bevorzugten Patienten.

Missionierungseifrige Mitglieder kultreligiöser Glaubenswahn-Gemeinschaften und sonstiger Sekten entwürdigen ihre bereitwilligen Opfer mit einem blindwütigen Überzeugungsstreben. Die eigene Selbstentwürdigung durch blinde Wahngläubigkeit wird dabei gerne ausgeblendet. Profitgierige Hilfs-Organisationen mit den Auswüchsen ihrer Machenschaften und Einmischungen entwürdigen bedürftige Menschen selbst in Zeiten der Not mit überteuerten Nahrungsmitteln. Heerscharen von alten und hilflosen Menschen werden mitunter in zweifelhaften Heimen und in undurchsichtigen Institutionen für jede noch so kleine Hilfestellung finanziell ausgebeutet; ihre Wertigkeit wird am Aufwand ihrer Unselbständigkeit gemessen, was ebenfalls einer Entwürdigung gleichkommt.

Tausende junger Frauen lassen sich durch Prostitution und den Missbrauch und die Entwürdigung ihrer entblössten Weiblichkeit mit teurem Geld bezahlen. Im Fluss der kulturell gepflegten Liederlichkeit der neuen Rechtschreibregel verliert auch die Wortgewaltigkeit der deutschen Sprache an Würde und Erhabenheit. Der Wortbrüchige entwürdigt sich selbst zum Charakterlumpen, ebenfalls der arglistige Bettler, Trunkenbold und arbeitsscheue Taugenichts. Die freie Rede oder die eigene Meinung eines Menschen zu missachten oder diesem ungefragt ins Wort zu fallen, sind ebenfalls Formen demonstrativer Entwürdigung und Würdelosigkeit.

Sprachgeschichtlich ist die Würde mit dem Begriff ‹Wert› verwandt. Somit sind die Menschen beiderlei Geschlechts von ‹Wert› und also von gleicher ‹Wertigkeit›. Noch immer kämpft jedoch die Frau auch in der Neuzeit für die Beachtung ihrer hehren Weiblichkeit und für die Anerkennung ihrer menschlichen Würde, Bedürfnisse und Rechte. Die respektlose Entmündigung und eine niederträchtige Degradierung des ‹Lebengebärenden›, des weiblichen Geschlechtes, entspricht der schlimmsten Form einer menschlichen Entwürdigung, denn die wahrliche Gleichwertigkeit des Weiblichen als ‹Lebenswurzel› ist eine schöpfungsgegebene und evolutiv höchst wertvolle und natürliche Gebots- und Gesetzmässigkeit. Das Weibliche ist die höchste Manifestation schöpferisch-natürlicher Schaffenskraft. Die Missachtung und Erniedrigung der weiblichen Würde entspricht somit einer Entehrung und Entwürdigung der schöpferisch-natürlichen Gesetze und Gebote selbst. Entgegen allen gesetzlichen und verfassungsmässigen Beteuerungen zur Achtung der weiblichen Würde wird die Gleichwertigkeit und Gleichstellung von Weib und Mann vielfach nur durch einen juristischen Zwang beachtet.

Der wahrlich liebenden Mutter ist eine bewertende Unterscheidung ihrer Kinder fremd. Gleichsam kennen die schöpferisch-natürlichen Gesetze keine Unterscheidung in bezug auf die Wertigkeit der Menschenwürde. Standesdünkel, Etikette, Klassenunterscheidung und Kastenzugehörigkeitsdenken sind eine Erfindung der Erdenmenschen, ebenso die entwürdigende Unterdrückung vermeintlich niedrigerer Menschenrassen oder des anderen Geschlechtes. Als Kreationen der schöpferischen Natur sind sowohl die Frau (das Weib) als auch der Mann unter allen Umständen der unbedingten und uneingeschränkten Gleichwertigkeit würdig. Der Mensch ist ein Kind der schöpferisch-natürlichen Gesetze und als solches in jedem Fall ein achtenswertes und ehrwürdiges Wesen. Die Ehre und Menschenwürde ist unabhängig von seinen charakterlichen Stärken, seinen menschlichen Liederlichkeiten und Schwächen, einem gesunden oder fehlenden Verstandesdenken, seiner horrenden Unvernunft oder seinen Vorzügen, Fähigkeiten oder der Geschlechtszugehörigkeit.

Die bewusste Beachtung, Erarbeitung, Anerkennung und Umsetzung dieser schöpferisch natürlichen Prinzipien zeugt wiederum von einer ehrwürdigen Gelehrsamkeit und von einer menschlichen Grösse. Die Menschenwürde ist dem Menschen einerseits ein schöpferisch-gesetzmässig-natürlicher Status und zweifellos ein schöpfungsgesetz-gegebenes Recht, andererseits aber ist sie ihm auch eine verdienstvolle Auszeichnung für errungene Festigkeit, Altruismus, Aufrichtigkeit und Edelmut. Diesbezüglich ist ihm die Würde und das Würdevolle in keiner Art und Weise eine Selbstverständlichkeit. Ein würdiges Benehmen, Tun und Handeln sowie gesittete Manieren und eine wohlgefällige Selbsterziehung müssen vom Menschen im Schweisse seines Angesichts erlernt und in seinem Alltag umgesetzt und angewendet werden.

Das Erlernen einer würdigen, verantwortungsvollen und aufmerksamen Lebensführung ist dem Menschen eine alltägliche Arbeit. Erfolge werden ihm nicht geschenkt, und das Würdevolle ist dem wahrlich Würdigen ein bescheidener Verdienst. Das ehrwürdige und bedachte Handeln, ein gesundes und kontrolliertes Verstandes- und Vernunftdenken sowie die bestmögliche Befolgung und Umsetzung der schöpferisch-natürlichen Gesetze und Gebote sind ein massgebender Spiegel der persönlichen Würde.

Der aufrichtig rechtschaffene und schöpfungsbewusste Mensch wird theoretisch auch das Sterben und den Tod nicht fürchten. Erhobenen Hauptes und im Bewusstsein der schöpferischen Verlässlichkeit, wird er der Unausweichlichkeit des Sterbens relativ besonnen gegenübertreten, um würdevoll, furchtlos und mit Gelassenheit in die unbekannten Sphären des Todeslebens einzugehen. Die persönliche Würde des Menschen begleitet ihn über das Sterben hinaus. Sie manifestiert sich in seinem Vermächtnis, in der Erinnerung und im Andenken der Hinterbliebenen.

Im Gegensatz zu den instinkt- und triebgeistgesteuerten Tieren und dem Getier, ist die menschliche Lebensform den natürlichen Gesetzmässigkeiten des bewusst-bewussten Strebens, Fortschreitens, Lernens und Evolutionierens eingeordnet. In dieser Aufgabe erfüllt der ‹Mensch› eine wichtige und evolutiv wertvolle Aufgabe gemäss den schöpferisch-natürlichen Prinzipien. Als wahrscheinlich einzige Lebensform ist er mit einem bewussten Bewusstsein ausgestattet, und somit ist er sich als einzige Lebensform seiner eigenen Existenz als Individuum bewusst: Ich bin ich! Dies entgegen all jenen Lebensformen, die ohne ein bewusstes Bewusstsein existieren, sondern die nur in Form von Impulsen und Instinkten von ihrer eigenen Existenz und Wesenheit durchflutet werden. Mit den gewaltigen Ressourcen und Möglichkeiten seiner Bewusstseinsformen, der Psyche und des Gefühlslebens ist der Mensch ein bedeutender Teilnehmer an der schöpferisch-natürlichen Existenz. Durch die bestmögliche Nutzung seiner mentalen und kognitiven Fähigkeiten eines bewussten Lernens zeigt er sich seiner Aufgaben und Pflichten würdig, wodurch er den schöpferisch-natürlichen Gesetz- und Gebotsmässigkeiten alle Ehre und Ehrwürdigkeit erweist. Somit ist der Mensch in seiner universellen Vielfältigkeit und Masse ein wichtiger Evolutionsfaktor und Wissens-Beiträger an der gesamtheitlichen Evolution der natürlichen Schöpfung Universalbewusstsein. Mit jeder einzelnen Handlung und Bewegung, mit jedem noch so schnellen Gedanken, mit jeder Sinneswahrnehmung und mit jeder noch so unscheinbaren Bewusstseins- und Psycheregung steht der Mensch unaufhörlich mit den niedrigsten und höchsten schöpferisch-natürlichen Ebenen in wechselwirkender Beziehung. In allen Bereichen der menschlichen Existenz sind ihm die schöpferisch-natürlichen Richtlinien Lebensodem, Energie und Kraft.

Der kultreligiös und glaubensmässig abhängige Erdenmensch ist sich dieser Tatsache jedoch in der Regel selten bewusst. Vielmehr läuft er Gefahr sich selbst durch eine stoische Lernverweigerung in stagnativer Hörigkeit und kultreligiöser Glaubensabhängigkeit zu legen und dadurch unmerklich zu entwerten. In dieser selbstauferlegten menschlichen Verleumdung der schöpferisch-natürlichen Evolution und Schaffenskraft geht auch das Würdevolle des Menschen verloren. Die Menschenwürde bleibt jedoch auch dem selbstentwertenden Menschen als solchem in jedem Fall erhalten, denn sie besitzt das unbestrittene Recht auf Unversehrtheit.

Universumsweit ist jeder einzelne Mensch, unabhängig von seinem Geschlecht, eine nach der Schöpfungsgesetzmässigkeit geistenergetisch impulsmässig geschaffene und geborene Kreation. Als Lebensform nach menschlichem Verstehen als ‹Idee› aus einer schöpferischen Impulsmässigkeit geschaffen und im Schutz ihrer lebenspendenden, durch Gesetzmässigkeiten gegebenen Schaffenskraft geborgen, gebührt dem Menschen als solchem seine artgemässe Würde. Entgegen aller Vernunft, allem besseren Wissen und entgegen jeglichem menschlichen Verstandesdenken werden die Menschenwürde, die Ehrwürdigkeit und die Menschlichkeit vielfach vom Menschen selbst missachtet und erniedrigt. Zahlreichen Menschen liegen die persönliche Würde, das Menschenwürdige und das Würdevolle so fern wie die fehlende Gewissheit einer stetigen Schöpfungsverbundenheit. In ihren Gedanken und Gefühlen sowie in ihrem Handeln gegenüber den schöpferisch-natürlichen Prinzipien sowie in bezug auf eine würdevolle und verantwortungsvolle Lebensgestaltung weitgehend entfremdet, vegetieren leider unzählige Menschen ziellos lebens- und sinnentfremdet in einer alltäglichen Orientierungslosigkeit vor sich hin. Mit der bewussten oder aus reiner Bequemlichkeit gewählten Vernachlässigung einer würdevollen Lebensführung wird unweigerlich auch der fortschreitende Zerfall der persönlichen Würde eingeleitet. Kontinuierlich schwindet das Interesse an einer gesunden und evolutiv erfolgreichen Bewusstseins-, Charakter- und Persönlichkeitsentwicklung. Wie ein zerstörerischer Pilz überwuchert eine Verwahrlosung allmählich das Bewusstsein, die Gedanken und Gefühle sowie die Psyche des davon betroffenen Menschen. Gleichgültigkeit breitet sich aus, und unweigerlich verliert die persönliche Würde an Kraft und Zauber und macht einer schleichenden Beelendung und einer wachsenden Selbstzerstörung Platz.

Allein durch die Existenz und die Erschaffung seiner aussergewöhnlichen und bewussten Bewusstseinsform, deren Sinn und Zweck sowie der ihm zugewiesenen evolutiven Aufgabe, würdigen die schöpferisch-natürlichen Gesetzmässigkeiten den Menschen mit dem Status einer ehrwürdigen Besonderheit. Daher ist es des Menschen ureigene Pflicht, dieser natürlichen und schöpfungsgegebenen Würde mit der angemessenen Sorgfalt und Bemühung gerecht zu werden, und zwar unabhängig davon, ob er ihre sichtbaren Manifestationen geniesst, sich auf einer saftig grünen Wiese am gemächlichen Vorbeizug der Wolken oder am Duft feinster Blüten erfreut, oder ob er sich an seinem Arbeitsplatz und im Alltagsleben unliebsamen Problemen und Schwierigkeiten stellt. Das Wirken der schöpferisch-natürlichen Schaffenskraft als Wurzel und Mutter aller Existenz ist jeder Lebensform ein lebenszeitlich-ehelicher Bund und ein zuverlässiges Gelöbnis. Myriadenfältig belebt, durchflutet und berührt die schöpferische Natur unaufhörlich jede noch so kleinste ihrer Kreaturen. Es liegt am Erdenmenschen selbst, die Einsicht zu erlangen, sich selbst als schöpferisches Wesen wahrzunehmen, zu achten, zu ehren und zu würdigen. Diese Gewissheit stets im Bewusstsein zu tragen, ist ihm eine wahrliche Bereicherung.

Es bieten sich immer genügend Möglichkeiten wie auch Zeit und passende Gelegenheiten, die Achtsamkeit und die Gedanken auf die Kreationen und Wunder der natürlichen Schöpfung auszurichten. Die Ehrwürdigkeit der schöpferisch-natürlichen Grösse und Macht zeigt sich dem Erdenmenschen nicht nur beim Anblick einer blütenfrohen Blumenwiese, am farbenschillernden Korallenriff oder bei einem Spaziergang durch wundervolle Wälder und Ländereien, wie auch nicht nur beim imposanten Farbenspiel der leuchtend roten Sonne am abendlichen Horizont oder in der Pracht des sternenklaren Firmaments, sondern allüberall – denn alles und jedes schöpferische und schöpfungsgegebene der Natur ist in allem und jedem allgegenwärtig.

Die schöpfungsgesetzmässig gegebene Menschenwürde kennt keine Hierarchie; und sie ist kein Privileg irgendwelcher naturverbundener Gärtnerinnen oder eines Gemüsebauern. Sie ist aber auch nicht Sonderrecht eines Pfarrherren, Handwerkers, Fürsten noch einer Königin oder eines wortgewandten Philosophen, Klausners in Meditation oder Mystikers in Kontemplation, und sie ist auch nicht den Menschen fremder Welten vorbehalten.

Mit dem bewussten Erstaunen und der Gewissheit über die Ehrwürdigkeit des Natürlich-Schöpferischen, erlernt der Mensch, sich selbst zu achten, zu ehren und zu würdigen.

Dem Menschen mit einem wahrlich offenen Bewusstsein ist diese Erkenntnis eine gute Basis, um die Selbsterniedrigung, Selbstentwürdigung und Selbstmissachtung zu vermeiden. Durch die Beobachtung und die Einsicht in die schöpferisch-natürlichen Gesetze, Gebote und die Prinzipien der Gleichwertigkeit und Ehrwürdigkeit aller Kreationen, gewinnen das persönliche Selbstvertrauen, das Selbstbewusstsein sowie die Selbstachtung des Lernenden unweigerlich an Kraft. Dem aufmerksamen Menschen wird das Vorbild der Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung aller Lebensformen zur würdevollen Selbstverständlichkeit. Entgegen der filigranen Pflanzenwelt, den Tieren und dem Getier, die auf und unter der Erde, in tiefen Gewässern und in den höchsten Lüften ihre natürlichen Bestimmungen erfüllen, erlernt der Mensch durch einen bewussten Lernprozess die schöpferischen Gesetzmässigkeiten zu beachten.

Die vollumfängliche Nutzung und die Perfektionierung seiner bewusstseinsmässigen Attribute sind ihm jedoch nicht einfach in die Wiege gelegt. Vielmehr sind sie das Ergebnis und die Errungenschaft einer harten Lebensschulung. Zahllose Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen bilden und formen in ihrer gesamtheitlichen Verkettung die menschliche Persönlichkeit. Die bewusste Selbstachtung und eine würdevolle Lebensweise müssen vom Menschen erst erkannt und entwickelt und verwirklicht werden. Hierzu bilden der ganz gewöhnliche Alltag und die Verarbeitung von zahllosen Eindrücken, Erfahrungen und Erlebnissen die evolutive Basis seiner wachsenden Lebenserfahrungen und der Würde. Das stetige und aufmerksame Beobachten der unmittelbaren natürlichen Umgebung sowie die Konfrontation mit den eigenen Gefühlen und bewusstseinsmässigen Prozessen lassen die Lernenden in kleinen Schritten vorwärts schreiten.

Die Qualität einer würdevollen Lebensführung und eines grossartigen Charakters zeigen sich auch in der liebevollen Pflege von zwischenmenschlichen Umgangsformen und Geselligkeiten, gleichsam auch in einer würdigen Beziehung mit und zu sich selbst. Jegliche Beziehungsform wird vom Menschen in seiner eigenen und ganz bewussten Gedanken- und Gefühlsarbeit entschieden. Die eigene Existenz, Körperlichkeit und Persönlichkeit zu mögen und zu akzeptieren ist für viele Menschen eine harte Prüfung. Fragwürdige Ideale und zweifelhafte Wertvorstellungen prägen das Selbstbild vieler Menschen. Künstlich inszenierte Rollenspiele zur Selbstdarstellung bzw. das Adaptieren und Übernehmen fremder Charaktere und Identitäten entwürdigen die eigene Persönlichkeit. Sich selbst mit allen seinen Fähigkeiten als Mensch zu mögen, mit den körperlichen Mängeln oder unliebsamen Eigenheiten usw., ist eine wesentliche Grundlage zur Entwicklung eines individuellen Charakters, einer starken Persönlichkeit und Würde. Ein grundsätzliches Interesse an der eigenen Existenz und an der gesamtheitlichen Entwicklung ist die Voraussetzung zur Erlangung der persönlichen Würde, Echtheit und Aufrichtigkeit. Das gesunde und förderliche Verhältnis zum eigenen Charakter und zur eigenen Persönlichkeit ist auch massgebend und bestimmend in der Gestaltung, Pflege und Erhaltung einer gesunden psychischen Verfassung.

Gleichgültigkeit und Ablehnung gegenüber dem eigenen Leben und gegenüber der eigenen Existenz führen im schlimmsten Fall kontinuierlich zur allmählichen mentalen Verwahrlosung, Abstumpfung und zum Verlust der Würde. Die Selbstbestimmung ist ein Menschenrecht. Das Erlangen von Würde, Vorzüglichkeit und Edelmut ist jedoch weder Zwang noch Pflicht. Es ist dem Menschen freigestellt, sich selbst zu erniedrigen, zu missachten und zu entwürdigen. Einem den schöpferisch, natürlichen Prinzipien nahestehenden Menschen ist jedoch das aufmerksame Streben nach dem Würdevollen eine heilige resp. eine kontrollierende Pflicht. Mit der bewusst gewählten Lebens-Apathie werden die Selbstpflichten, Eigenpflichten und die Selbstverantwortung vorsätzlich missachtet.

Entgegen der selbstgewählten Überzeugung einer akzeptierten Fremdbestimmung und Schicksalshörigkeit wird der Mensch jedoch nicht gänzlich und vollumfänglich von seiner Aussenwelt manipuliert.

Er ist keine Marionette der willkürlichen Vorbestimmung. Äussere Manipulationen fallen nur dann auf fruchtbare Erde, wenn der Mensch das Feld für diese vorbereitet. Die Bestimmung und das Schicksal in persönlicher Art und Weise liegen umfänglich in der Hand des Menschen selbst, denn nur Fügungen und das Schicksal, das von aussen bestimmt wird, kann er teilweise nicht selbst bestimmen und nicht beeinflussen. Ein würdevolles Leben ist somit in der Regel immer das Ergebnis einer selbstbestimmten Lebensführung, ausser eben dem, das durch äussere Einflüsse in der Würde beeinträchtigt wird.

Jeglicher Bemühung zur Selbstbestimmung, Selbständigkeit und Standhaftigkeit des Menschen für eine würdevolle Lebensweise liegt immer ein gedanklich-gefühlsmässiger Prozess zugrunde. Der Mensch selbst bestimmt mit eigenen Entscheidungen und Beschlüssen darüber, den Weg der hehren Tugenden zu beschreiten oder sich im wilden Wasser irdischer Zweifelhaftigkeiten und Verwahrlosung treiben zu lassen. Von diesem Prinzip der unversehrten Selbstbestimmung ausgenommen sind lediglich jene Menschen, deren materielle Bewusstseinsformen durch Krankheit oder krankhaft-genetische Einflüsse beeinträchtigt oder behindert werden. Die wahrliche Menschenwürde kennt jedoch auch hierin keinerlei Unterscheidung.

Die Würde eines Menschen ist verbindlich und sie vereint in sich alle menschlichen Qualitäten. Falscher Stolz ist eine Selbstentwürdigung. Würdevolle Menschen sind zuverlässig und echt. Sie sind Vorbild und Spiegel der Aufrichtigkeit und Ehrenhaftigkeit. Sie orientieren sich ausschliesslich an der wahrlichen Wahrheit und sie kämpfen gegen Unterdrückung und Pression. Würdevolle Menschen sind klar in ihrer Lebensführung. Die ‹Ehrwürdigkeit› ist kein kultreligiöser Standestitel, sondern eine würdevolle Errungenschaft. Sie kleidet sich nicht mit Brokat und Seide, sondern sie geht im einfachen Gewand der Bescheidenheit einher. Im kultreligiösen Standesdünkel der Eitelkeit und Aufgeblasenheit hingegen höhnen die ‹Ehrwürdigen› und ‹Hochwürden› jeder schöpferisch-natürlichen Ehre und bezeugen sich in Überheblichkeit als wahre Meister erhabener Peinlichkeit.

Aphorismen, Gedanken und Sinnsprüche

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