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VERBOTENE ZEITSCHRIFTEN

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In diesen Tagen erregten wir, unsere Familie, aus uns unverständlichen Gründen erstmalig die Aufmerksamkeit der Volkspolizei. Am 2. Oktober 1948 erschien ein Volkspolizist in der Wohnung meiner Eltern, in der Hand eine Liste, worauf die Abonnenten von Zeitschriften vermerkt waren, die in den westlichen Besatzungszonen erschienen. Das betraf meine Person mit der Zeitschrift „Die neue Stadt“, einer Fachzeitschrift für Städtebau und meinen Vater mit dem „Polygraf“, der Titel sagt es schon, einer Zeitschrift für das grafische Gewerbe. Beide kamen aus Frankfurt am Main. Am liebsten wollte der junge Mann sämtliche uns vorliegenden Nummern dieser Zeitschriften gleich mitnehmen. Nach Protesten unsererseits beließ er es bei aufklärenden Worten, dass es verboten sei, Zeitschriften westlichen Ursprungs zu abonnieren, was wir, verwundert bis verständnislos, zur Kenntnis zu nehmen hatten. Die bezeichneten Zeitschriften wurden schließlich ganz legal durch die Post angeliefert. Das löste aber auch Betrachtungen über die Befugnisse der Polizei im Allgemeinen und im Besonderen darüber aus, auf welche Weise sich die Polizei Kenntnis über den verdächtigen Personenkreis verschafft hatte. In späteren Jahren haben wir uns über Derartiges nicht mehr gewundert.

Im Gegensatz dazu konnte man noch im Sommer des Jahres 1948 in Leipzig ganz offiziell im Zeitschriftenhandel den Westberliner „Telegraf“ kaufen. An einem Stand vor dem Alten Rathaus in Leipzig hatte ich für 50 Pfennige die Broschüre „Offen gesagt“ des ehemaligen US-Außenministers John F. Byrnes erworben. Darin wurden den Sowjets sehr offen ihre Sünden vorgehalten. Dieser Freizügigkeit war nach der Währungsreform und mit der Berlinblockade ein Ende gesetzt worden. Dass es trotzdem noch Schlupflöcher gab, sollten wir bald erfahren. Der Postverkehr funktionierte noch, und meinen Vater erreichten nun regelmäßig Paketsendungen aus Westberlin, deren Inhalt aus besonders für diesen Zweck in Kleindruck und Miniformat hergestellten Westberliner Tageszeitungen bestand.

Nach welchen Gesichtspunkten gerade mein Vater als Empfänger dieser höchst brisanten Sendungen ausgewählt wurde und von wem, vermochten wir nicht zu ergründen.

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Man hat's nicht leicht, so als Student

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