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Geburt und Landsberg (Warthe) 1935 war Friedenszeit. Es war ein Jahr, das zu den guten Jahren nach all den Entbehrungen der Nachkriegszeit, der Inflation, der Weltwirtschaftskrise und der enormen Arbeitslosigkeit Anfang der 30iger-Jahre gehörte. Die Menschen waren wieder fröhlich und glaubten an eine großartige Zukunft. Sie jubelten Hitler zu. Er hatte es geschafft, Arbeitslosigkeit und Elend weitgehend zu beseitigen. Die meisten Leute hinterfragten nicht, wie das möglich war und was Hitler mit seiner Politik erreichen wollte. Sie wollten das alles auch gar nicht wissen, Hauptsache, es ging ihnen gut. Zweifel an den Zielen des Regimes wurden weitgehend verdrängt, man hörte nicht so genau hin, was Hitler sagte, man gab sich einfach der Euphorie dieser Zeit hin. Man hatte wieder etwas, woran man glauben konnte nach all der Schmach, die den Deutschen angetan worden war. Der verlorene Krieg, das Versailles-Diktat, die Enteignung der Kolonien, die Besetzung des Rheinlandes und die verlorene Monarchie. Deutschland war im Aufbruch, für die Masse keineswegs in Richtung eines neuen Krieges, eher nach Rehabilitierung, nach Abschütteln der Versailler Unrechte und nach wirtschaftlicher Blühte. Man traute es Hitler zu, das alles zu verwirklichen. Für die stark aufkommenden Kommunisten hatte man wenig Sympathie, obwohl sie eine erhebliche Wählerschaft hatten. In dieses Jahr hinein wurde ich nun geboren von einer jungen Frau von 24 Jahren, die selbst noch ihren Weg ins Leben suchte. So ähnlich ging es auch meinem Vater, dem einzigen Sohn einer sehr reichen Familie. Sie besaßen in Landsberg an der Warthe ganze Häuserzeilen und eine Fabrik in Czarnikau, Provinz Posen. Mein Vater, Heinz Paulsen, war Alleinerbe und hatte bis zu der Zeit, als ich geboren wurde, wohl kaum gearbeitet.

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