Читать книгу Paulo wächst auf und wird flügge (1) - Hans Müller-Jüngst - Страница 3
Los Rios
ОглавлениеMein Name ist Paulo Köhler, ich bin der Sohn von Alfred Köhler, einem Polizeibeamten und seiner Ehefrau Ilse, einer Hausfrau.
Mein Bruder Klaus ist 14 Monate und mein Bruder Fred ist 9 Jahre älter als ich.
Klaus machte eine Ausbildung zum Fernmeldemonteur, Fred wurde Einzelhandelskaufmann.
Ich war dazu auserkoren, das Gymnasium zu besuchen.
Schon früh entwickelte ich einen Hang zum Spanischen.
Meine Mutter sagte sehr oft die fünf spanischen Hauptflüsse auf: Ebro, Duero, Tajo, Guadiana, Guadalquivir.
Komischerweise hat sie die aus ihrer Schulzeit behalten.
Ich konnte sie bald nachplappern.
Mutter kannte auch die Namen der zwölf Apostel, die habe ich aber nicht gelernt.
Ich schaute mir das schöne große Land Spanien oft im Atlas an.
Meine Eltern flogen später oft nach Mallorca, wie viele andere auch.
Ich fuhr viele Male nach Spanien; zuerst an die Atlantikküste ins Baskenland.
Mein Klassenkamerad Axel und ich, wir hatten einen alten Opel P1, für den wir in Poitiers eine neue Lichtmaschine kaufen mussten.
Wir hatten die Haare lang und fielen deshalb natürlich überall auf.
Geschlafen haben wir in Bundeswehrschlafsäcken am Strand.
Ein schöneres Bett habe ich nie gehabt.
Spanien war damals spottbillig, eine Stange Celtas Selectas kostete umgerechnet drei Mark, die Rückbank im Auto lag immer voll mit Zigaretten.
Ein riesiges Glas Gin Tonic (Gordon`s Dry Gin, Schweppes Tonic Water) kostete 80 Pfennige.
Ein Zimmer kostete 5 Mark die Nacht und ein Essen im Restaurant waren extrem billig.
Hier ließ sich leben, dazu die fantastische Landschaft und das herrliche Wetter.
Dass die Spanier zum Teil in relativer Armut lebten, dass das Franco-Regime schon seit fast dreißig Jahren an der Macht war, dass die Guardia Civil sich so manchen Übergriff erlaubte - ein Beamter stand mal mit seinen Stiefeln auf meinen bloßen Füßen und schaute mir aus circa dreißig Zentimetern direkt in die Augen, weil wir barfuß und mit freiem Oberkörper durch das Dorf gingen – das bekam man nur am Rande mit.
Im Jahr darauf fuhr ich mit meiner Freundin Carola wieder ins Baskenland, von da quer durch das riesige Land ebroabwärts bis zur Costa Brava.
Ein anderes Mal fuhr ich zur Ebromündung nach Alcanar in das Haus einer guten Bekannten.
Später ging es nach Andalusien und nach Sevilla.
Selbstverständlich war ich auch ein paar Mal auf Mallorca und einmal auf Gran Canaria.
Ich lernte die spanische Lebensart und die spanische Kultur lieben.
Weil ich in der Schule Latein gelernt hatte, fiel es mir relativ leicht, Spanisch zu sprechen, g und j sprach man wie das ch in Lachen aus.
Das war vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig.
Ansonsten musste man die Vokabeln kennen, um wenigstens zu radebrechen.
Meine Spanienliebe brachte mir irgendwann den Namen Paulo ein,den wurde ich nicht mehr los.
Paulo war ein lustiger Name, der erste Sohn Pablo Picassos hieß Paulo.
Ich hatte Pablo Picasso immer verehrt.