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Der Vluynbusch

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Viele Leute nutzen den Vluynbusch, um zu entspannen, zu joggen oder einfach nur, um spazieren zu gehen, denn der Vluynbusch ist das einzige zusammenhängende Waldgebiet in der näheren Umgebung und hat in seinem Inneren eine Naturwaldzelle, die nicht von Menschenhand umgestaltet werden darf.

Der Vluynbusch ist ein Erholungsraum westlich von Neukirchen-Vluyn. Er ist ein Waldgebiet, zwar recht klein, aber ein zusammenhängender Wald, wie man ihn in der Umgebung sonst kaum findet.

Er wird begrenzt durch die Geldernsche Straße im Norden, den Littardweg im Osten, die Rayener Straße im Süden und den Bergdahlsweg und den Sandbruch im Westen.

Er ist drei Kilometer lang und an der breitesten Stelle einen Kilometer breit.

Im Jahre 2004 erging eine ordnungsbehördliche Verordnung über die Festsetzung des Naturschutzgebietes Staatsforst Rheurdt/Littard in der Gemeinde Rheurdt, Kreis Kleve, darin heißt es in § 2: „Das Gebiet... „befindet sich nördlich der K 9, südlich der L 474 zwischen der Landwehr und Littardschem Kendel (innerhalb des Kuhlenbogens), südlich von Rheurdt und nordöstlich von Schaephuysen. Das Gebiet ist überwiegend Staatsforst des Landes Nordrhein-Westfalen.“

Dieser Staatsforst Rheurdt/Littard ist ein Naturschutzgebiet, das zwischen Rheurdt und Neukirchen-Vluyn liegt und eine Fläche von 145 ha hat. Er ist ein geschlossenes Laubmischwaldgebiet.

Er wird durch Stieleichen-, Hainbuchenwälder und saure Buchenwälder geprägt, und hat einen sehr geringen Nadelholzanteil.

Das Kernstück des Naturschutzgebietes ist die fünfundzwanzig Hektar große Naturwaldzelle Littard.

In diesem Bereich findet keine Bewirtschaftung statt, sodass sich wild lebende Pflanzen und Tiere ungestört entwickeln können.

Der Staatsforst wird im Norden und Westen von einem Gruben- und Stillgewässersystem umgeben, das von ehemaligen Torfkuhlen stammt.

Mit diesem grenzt sich der relativ naturnahe Lebensraum von den umgebenden intensiv landwirtschaftlich genutzten Feldern ab.

Für den Naturschutz bedeutsam ist das Naturschutzgebiet hauptsächlich aufgrund der Ausdehnung seiner naturnah entwickelten Laubwaldgesellschaften.

Im Staatsforst leben der Schwarzspecht und, an zwei im Wald liegenden kleinen Teichen, der Eisvogel.

Eigentlich gehört noch ein kleines Stück nördlich der Geldernschen Straße zum Staatsforst, das ist aber wirklich nur ein kleines Stück.

In hohem Maße interessant ist aber die Naturwaldzelle, zu der man gelangt, wenn man vom Samanns Hof aus nach Westen durch den Wald läuft. In der Verlängerung erreicht man die Meenenkuhle und Rheurdt.

Die genaue Beschreibung der Naturwaldzelle lautet: „Wuchsbezirk - Niederrheinebene, Bestand - ungleichaltrige Stieleichen, Hainbuchen-Eschen-Mischwald mit Kirschen und einzelnen Birken, Erlen und Buchen, Geologie - Auenablagerung (Holozän) über Hochflutablagerung (Pleistozän/Holozän), zum Teil über Terrassenablagerung (Niederterrassen, Pleistozän), Bodenart - sandig-lehmiger Schluff bis toniger Lehm über carbonhaltigem lehmigem Sand, Nährstoffhaushalt - mäßig nährstoffhaltig bis nährstoffreich, Höhenlage - 30 Meter ü. NN., natürliche Waldgesellschaft - Stieleichen, Hainbuchenwald, Größe der Naturwaldzelle - 24.5 ha, Alter im Jahre 2005 - Eiche 125 bis 255 Jahre, Esche, Hainbuche und Kirsche 82 bis 132 Jahre....“

In der Bevölkerung heißt der Staatsforst schon seit jeher Vluynbusch. Er ist ein ausgesprochenes Naherholungsgebiet.

Man kann ihn auf unterschiedliche Art nutzen, es gibt die Spaziergänger, wie überall, Jogger, Fahrradfahrer, Reiter und Ruderer und im Winter auch Schlittschuhläufer.

Am Samannshof kann man Ruderboote mieten und auf den Teich, der ein Teil der Littardkuhlen ist, hinausrudern. Der Samannshof ist das Ausflugsziel par excellence. Er ist direkt an den Littardkuhlen gelegen und durch diese vom Wald getrennt. Der Littardweg führt immerzu am Wald entlang und ist zum Beispiel am 1. Mai dermaßen mit Fahrrädern überfüllt, dass man bei Samanns in einen Stau geraten kann.

Man kann bei Samanns sehr gemütlich draußen sitzen und etwas trinken. Ganz früher war die Küche bei den Vorbesitzern nicht empfehlenswert, inzwischen hat sich aber gute Kost durchgesetzt.

Ein Stück Apfelkuchen mit Sahne und dazu eine Tasse Cappuccino, das ist das größte.

Das Bötchenfahren ist sehr beliebt, und man geht im Winter oft aufs Eis.

Von Samanns aus kann man auch schön spazierengehen, man geht über die Kendelbrücke in den Wald. Schon bald sieht man da die Reitwege. Es wird im Vluynbusch viel geritten

Der Wald ist als Laubmischwald sehr angenehm, lichtdurchlässig, nicht so duster wie ein Nadelholzwald.

Man fährt schon mal mit dem Rad von Neukirchen zu Samanns. Das geht über die Felder nach Vluyn, nach Hochkamer auf die Hochkamerstraße, dann rechts ab in die Vluynbuschstraße, links ab in den Heisterweg bis zum Littardweg, dann ist man da.

Wenn man einen freien Platz draußen erwischt, setzt man sich hin und trinkt etwas.

Ansonsten geht man direkt auf den Bootssteg und leiht sich ein Ruderboot. Die Kinder haben dann meist Tüten mit altem Brot dabei und füttern die Wasservögel.

Durch den ganzen Vluynbusch läuft von Nord nach Süd ein Hauptweg, den kreuzt schon mal ein Reiter. Reiter sind gelegentlich hochnäsig und nehmen keine Rücksicht. Vielleicht liegt das an der erhöhten Sitzposition. Man bleibt dann eben stehen und lässt die Reiter passieren. Oder man trifft auf schnaufende Jogger, die mit hochrotem Kopf ihre Strecke ablaufen. Wenn man denen nicht Platz macht, rennen die einen glatt um, einige jedenfalls.

Im Vluynbusch gibt es Gelegenheit, alle heimischen Bäume anhand ihres Blatt- oder Stammesaussehens zu identifizieren und zu beschreiben.

Sehr leicht sind Stieleichen zu erkennen. Die Blattform ist charakterstisch. Der Name Eiche kommt von dem lateinischen Esca=Speise, was auf die Eichel als Schweinefutter hinweist. Die Eiche hat Blätter mit vielen Einbuchtungen, man nennt das wechselständig. Die Blattränder sind glatt oder gezahnt. Die Eichen bilden Eicheln als Früchte. Diese sind Nussfrüchte und in einen Fruchtbecher eingeschlossen. Die Eiche ist in Deutschland mit einem Anteil von neun Prozent am Bestand nach den Buchen der verbreitetste Laubbaum. Sie kommt vor allem in Mischwäldern vor. Sie benötigt mehr Licht als zum Beispiel Rotbuchen, sie bildet selbst offene lichte Kronen und steht gern allein.

Die Rotbuche ist der wichtigste deutsche Waldbaum. In Europa spielt auch die Orientbuche eine-wenn auch untergeordnete-Rolle. Die Blätter der Rotbuche stehen wechselständig und sind ganzrandig, gekerbt oder gezahnt. Aus den weiblichen Blühten bilden sich Bucheckern. Das sind dreikantige Nüsse, die zu zweit oder zu dritt in einem so genannten Achsenbecher sitzen. Das Buchenholz, wie auch das Eichenholz, das früher im Schiffbau Verwendung fand, wird im Möbelbau sehr geschätzt. Es wird entweder massiv verbaut, zum Beispiel für Stühle und Tische, oder als Furnier.

Die Schwarzerle ist eine in ganz Europa heimische Laubbaumart. Sie wächst gern in Wassernähe, sogar in Überschwemmungsgebieten. Sie wird bis zu achtundzwanzig Meter hoch und hat einen Stammdurchmesser von einem Meter. Sie erreicht ein Alter von hundert bis hundertzwanzig Jahren. Die Rinde ist borkig und dunkel, in kleine senkrechte Platten zerklüftet. Die Blätter sind langgestielt ohne Blattspitze, sie sind oval mit gesägten Rändern. Das Erlenholz wird im Instrumentenbau für den Massivholzkorpus von E-Gitarren und E-Bässen gebraucht.

Die Esche war 2001 Baum des Jahres. Sie gehört zu den Ölbaumgewächsen. Sie erreicht eine Wuchshöhe von vierzig Metern bei einem Stammdurchmeser von zwei Metern. Ihr Alter kann bis zu dreihundert Jahre betragen. Ihre Rinde besitzt im Alter eine graue längsrissige Borke. Sie hat gegenständige, bis zu fünfunddreißig Zentimeter lange Blätter. Die Esche hat in fortgeschrittenem Alter ein ausgesprochen starkes Lichtbedürfnis. Das Eschenholz ist sehr hart und elastisch. Es findet deshalb Verwendung beim Sportgerätebau-Schlitten, Speere, Bogen und in der Herstellung von Werkzeugstielen. Die Esche ist in ganz Europa, außer in Südspanien und Nordskandinavien beheimatet.

Die Ulme ist ein Laubbaum, den man schon seltener sieht. Sie ist im Vluynbusch kaum bekannt. Wegen des Ulmensterbens ist dieser Baum vom Aussterben bedroht. Ulmen sind in Mitteleuropa überall verbreitet und schon seit zehn Millionen Jahren hier ansässig. Die Ulmenblätter sind fünfzehn bis achtzehn Zentimeter lang, fünf bis neun Zentimeter breit, oval, spitz, oben dunkelgrün, unten heller bis weiß behaart. Der Blattrand ist doppelgezahnt. Das Holz der Ulme heißt Rüster. Es ist zäh, mäßig hart, stoß-und druckfest und gut bearbeitbar. Es wird zu Furnieren, Möbeln, Gewehrschäften, Parkett und Tafelungen verarbeitet

Die Pappel gilt als Baum von minderer Qualität. Ihre Standfestigkeit ist nicht sehr hoch. Pappeln werden fünfunddreißig bis fünfundvierzig Meter hoch. Der Stamm hat eine rauhe und graue Borke. Das spezifische Gewicht liegt mit 0.41 g/cm^3 bei dem der gemeinen Fichte. Die Pappeln gehören zu den am schnellsten wachsenden Gehölzen der gemäßigten Breiten. Es gibt in Deutschland die Schwarz-, Silber- und Zitterpappel. Pappeln werden für die Produktion von Holzpellets, für Brennstoff und als Einstreu für Tiere gebraucht. Die Industrie braucht Pappelholz für die Herstellung von Spanplatten. Auch in der Zellstoff-, Karton- und Papierherstellung findet Pappelholz Verwendung.

Birken sind leicht an ihren Stämmen zu erkennende Laubbäume. Sie werden bis zu hundertsechzig Jahre alt und sind in der ganzen nördlichen Hemisphäre verbreitet. Sie sind schnellwachsend und können nach sechs Jahren schon eine Höhe von sieben Metern erreichen. Sie werden bis zu dreißig Meter hoch. Bei vielen Birkenarten ist die Rinde auffällig hell bis weiß. Die Birke ist sehr anspruchslos und wächst auf nassen Böden wie in Heidelandschaften. Birkenpollen stellen ein hochpotentes Allergen dar, fünfzig Prozent aller Pollenallergiker sind gegen Birkenpollen allergisch. Da Birkenholz sehr weich ist, wird es kaum als Bauholz verwendet. Man macht aus Birkenholz Deichseln, Leitern, Fassreifen, Tische und Wäscheklammern. Auch als Brennholz eignet es sich wegen seines hohen Gehaltes an ätherischen Ölen hervorragend. Büschel aus Birkenholz werden in der Finnischen Sauna vom Badegast zum Abschlagen des Körpers benutzt. Die Rinde, Zweige und der Birkensaft finden vielfältige Verwendung in der Kosmetik und der Heilkunde. Der in vielen Gegenden Deutschlands aufgestellte Maibaum ist ein Birkenstamm, zu Fronleichnam wird der Prozessionszug durch mit Birkenzweigen geschmückte Straßen geführt.

Die Weiden bevorzugen überwiegend feuchte Böden, sie sind Laubgehölze als Bäume, Sträucher und Zwergsträucher. Es gibt dreißig Meter hohe Stämme und drei Zentimeter hohe Zwergsträucher. Weiden sind sehr ausschlagfreudig, weshalb sie auch als Kopfweiden genutzt werden. Ihre Blätter sind wechselständig, ihre Form reicht von kreisrund bis schmal. Weidenpflanzungen werden oft zur Bodenbefestigung angelegt. Die Weidenzweige, besonders die der Kopfweide lassen sich gut für die Herstellung von Flechtwerk verwenden, zum Beispiel für das Flechten von Körben, aber auch für die Ausfachung von Fachwerk. Früher wurden Weiden sehr häufig als Kopfweiden gehalten, um einen hohen Anteil an biegsamen Ästen für die Flechterei zu erhalten. Das Weidenholz ist als Bauholz zu weich, man nimmt es für Dübel oder Holznägel. In Europa haben Zweige mit Blütenkätzchen die Palmwedel ersetzt, die am Palmsonntag in der Kirche gesegnet werden. Die Weidenkätzchen werden daher oft auch Palmkätzchen genannt.

Manchmal kann man gegenüber der Einmündung des Bloemersheimerweges in die Hochkamer Straße eine Baumfällmaschine in Aktion sehen.

Das ist schon erstaunlich, wie ein einziger Mann am Steuer des Harvesters, wie der Holzvollernter korrekt heißt, die Fällung, Entastung, Schälung und Zerteilung einzelner Baumstämme durchführt.

Oft arbeiten Harvester in Kombination mit dem nachfolgenden Tragschlepper, dem Forwarder, der das abgearbeitete Holz abtransportiert. Wenn man sich einmal überlegt, wie viel Handarbeit ein solcher Harvester ersetzt, früher mussten die Stämme von Hand gefällt werden, in der Zeit vor der Motorsäge mit der Handbaumsäge, wozu zwei Personen nötig waren. Dann wurden die Stämme mit Äxten entastet. Es passierten viele Unfälle bei der gefährlichen Arbeit mit Axt und Säge.

Wenn diese Arbeit getan war, wurden die Stämme ganz früher mit sogenannten Rückepferden zu den Transportwagen gezogen.

Um einseitige Bodenverfestigung durch Maschineneinsatz zu vermeiden, legen die Harvester auf die Fahrspuren große Astbündel, auf denen sie fahren.

Die ganze Arbeit wird von nur einer Person erledigt, schneller, von höherer Ergiebigkeit, sicherer und billiger.

Vermutlich gehört die Schonung, in der der Arbeiter beschäftigt ist, zum Bloemersheimer Schloss. Man muss als Zuschauer sehr vorsichtig sein, denn der Arbeiter sieht einen nicht.

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