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ОглавлениеSolveig nimmt ihre Tochter auch in andere Länder mit.
Europa, Australien, Asien. Christie lernt schnell, das diese Länder voneinander völlig unterschiedlich sind. In einem Punkt ist es überall dasselbe. Pferdebesitzer sind eine Art eingeschworener Gemeinschaft, mit ein und derselben Sprache. Mama hilft ihnen und sie genießt überall ihre Achtung. Diese Achtung überträgt sich auf Christie, und auch Christie entwickelt diese übermächtigen Kräfte der Familie in immer schneller werdenden Zyklen.
Als Christie dann einen kleinen Bruder bekommt, nimmt Mama auch Pablo Thémeron auf ihren Reisen mit, „den Jäger des Hochlandes“.
Pablo ist noch zu klein, aber Christie bindet ihre Tochter Christie bereits problemlos in ihre Arbeit ein. Weil sie als Mutter zweier Kinder nun in den Augen vieler ihrer Kunden eine richtige Frau ist, wird sie noch einmal mit anderen Augen angesehen.
Als Christie in die Schule kommt, bedauert sie fast, dass Mama sie nun nicht mehr so oft mitnehmen kann. Jetzt passiert das nur noch an vereinzelten Wochenenden oder in den Ferien, und in den Ferien gibt es ja auch oft diese Treffen der Kinder der Familie, zu denen sie hingeht, und zu denen auch Mama geht. Oft ist das oben auf der Ranch von Onkel Nakoma, manchmal aber auch in Berlin, in Thailand oder in den USA. Überall, wo es viele Kinder der Familie gibt. Mama ist in dieser „Schule der Familie“ wie eine Art Leitfaden.
Christie hat von ihrer Mutter schon früh gelernt, was es heißt, Verantwortung zu tragen. Auch in der Grundschule der Indiosiedlung lernt sie das, und sie lernt das auch bei den Treffen der Familie.
Manchmal nimmt Mama sie in den Ferien aber auch mit zu Behandlungen.
Zu Geheimtreffen der Mafiaführer, die Solveig von Zeit zu Zeit zusammen mit ihrer Cousine Elvira besucht, da nimmt Solveig ihre Tochter nicht mit, und auch nicht zu Treffen, die Chénoa und Solveig mit Wirtschaftsführern und einflussreichen Politikern hat. Noch nicht.
Es gibt Treffen, da bringt Solveig ihre beiden Kinder einfach irgendwo in ihrer Familie unter. Sie sind überall willkommen.
Am Anfang, als das passiert war, da hatte Christie manchmal geweint, und Solveig hatte ihr dann Geschichten erzählt, gesummt und gesungen, bis sie sich beruhigt hatte. Inzwischen weiß Christie, dass Mama immer wieder zurückkommt.
Manchmal besuchen sie Papa. Mal in Australien, mal in Afrika und mal in Asien. Christie kennt Staudämme. Einen Stausee und einen Staudamm haben sie in ihrem Tal ja auch, aber die Staudämme, die sie jetzt in anderen Ländern sieht, die sind gigantisch, und wenn sie im Bau sind, und wenn diese Erdmassen verschoben werden, bevor diese Mauern in die Höhe wachsen, dann sieht das noch gigantischer aus. Bei einem dieser Besuche war auch Christies kleiner Bruder entstanden. Damals konnte Christie die Energieströme noch nicht richtig zuordnen, aber Mama hatte sie anschließend in die Arme genommen. Sie hätte schon richtig gehört, hatte Mama ihr damals gesagt. Sie würde einen Bruder bekommen.