Читать книгу Wochenend und Wohnmobil - Kleine Auszeiten im Ruhrgebiet - Hans Zaglitsch - Страница 7

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Ankommen, durchatmen, loslassen – das Ruhrgebiet hat für fast jedes Interesse, jede Freizeitaktivität, jeden Geschmack und Geldbeutel etwas in petto. Das war nicht immer so. Erst mit dem Strukturwandel in den letzten Jahrzehnten setzten größere Veränderungen zu Gunsten der Freizeit ein. Trotzdem denken viele kaum an einen Urlaub im Ruhrgebiet, oft wird das Revier im Zusammenhang mit ein paar entspannten Tagen noch immer mit einem Schmunzeln abgetan. Zu Unrecht!

Das Ruhrgebiet hat sich ins Positive gewandelt, ist Grün geworden, äußerst interessant und sehr attraktiv. Natürlich ist die Industrie nicht zur Gänze verschwunden. Vielerorts gibt es noch Produktionsstätten, in denen Schlote, Fördertürme und Stahlindustrie den Alltag bestimmen. Doch wurden inzwischen auch viele Stätten stillgelegt und aus Zechen, Maschinen- und Lagerhallen hat man im Zuge des Strukturwandels unter anderem außergewöhnliche Freizeitoasen, interessante Museen, kreative Spots und abwechslungsreiche Veranstaltungsorte geschaffen. Beste Beispiele dafür sind die Zechen Nachtigall und Henrichshütte bei Witten und Hattingen im Ruhrtal, die Halden Magic Mountain bei Duisburg, Tetraeder bei Bottrop und Hoheward bei Herten sowie der Landschaftspark Duisburg Nord, der Gelsenkirchener Nordsternpark, die Bochumer Jahrhunderthalle und der Gasometer in Oberhausens Stadtteil Neue Mitte. Herausragendes und bundesweit wohl bekanntestes Relikt aus der Industriegeschichte ist das Weltkulturerbe Zeche Zollverein mit dem Ruhrmuseum in Essen. Und dazwischen gibt es jede Menge Freizeit- und Sportmöglichkeiten zu Land und auf dem Wasser und viel Grün in den Natur- und Landschaftsschutzgebieten.

IMMER EINE REISE WERT

Einfach mal zu Fuß, mit dem Rad oder Kanu auf Erkundungstour gehen – das Revier ist reich an Kultur, Industriegeschichte und Freizeit, überrascht Groß und Klein. Sowieso ist das Ruhrgebiet in vielen Bereichen immer eine Reise wert, ob nur für einen Tag, ein verlängertes Wochenende oder gleich eine ganze Woche. Denn wo sonst in Deutschland kann man in einer relativ kleinen Region wie dem Ruhrgebiet auf Hochöfen klettern und die Aussicht auf die ehemaligen Industrieanlagen genießen, in Bergwerkstollen den einstigen Alltag unter Tage hautnah erleben, in Gasometern das Tauchen erlernen oder auf künstlichen Halden stundenlang wandern? 30 solcher künstlicher Hügel gibt es übrigens im Ruhrgebiet, wovon ungefähr die Hälfte als Panoramapunkte ausgewiesen sind. Der Name ist denn auch Programm, denn von den oft über 100 Meter hohen Halden bieten sich einem spektakuläre, oft 360-Grad-Aussichten auf das Revier. Hinzu kommen noch viele Werksiedlungen und Zechenkolonien, die in der Blütezeit der Industrie durch permanent steigende Zahlen an Fachleuten, Fabrikarbeitern und Bergleuten vor den Toren von Hütten und Zechen wie Pilze aus dem Boden schossen. Heute kann man durch diese architektonisch interessanten Siedlungen schlendern und die Atmosphäre auf sich einwirken lassen. Aus den ehemaligen einfachen Arbeiterquartieren wurden moderne Wohnungen. Wer einmal einen Blick in eine Arbeiterwohnung im Originalzustand werfen möchte, muss nach Lünen ins Bergarbeiter-Wohnmuseum gehen, was unbedingt anzuraten ist, wenn Sie in oder in der Nähe von Lünen sind. Und wenn Sie schon dort sind, dann können Sie auch eine weniger bekannte Seite des Ruhrgebiets kennenlernen: Wellness und Kuren in den Solebädern und Gradierwerken – unter anderem in Werne und Hamm.


Fachwerk in der Hattinger Altstadt


Landschaftspark Duisburg-Nord


Gelsenkirchener Zweibogenbrücke über den Rhein-Herne-Kanal

Am Ende jedes Highlights in diesem Buch gibt es einen Informationsblock mit einer Übersicht der Sehenswürdigkeiten, die Sie keineswegs verpassen sollten. Überdies werden Vorschläge für die Aufenthaltsdauer gemacht. Dies sollte aber nur als ein grober Anhaltspunkt betrachtet werden, denn zwei Tage, drei Tage oder doch eine ganze Woche im Ruhrgebiet unterwegs zu sein, ist durch das Angebot an Sehenswürdigkeiten und Freizeitmöglichkeiten kein Problem. Es lässt sich hier tagelang gut aushalten und die Highlights lassen sich durch die kurzen Distanzen zudem gut verbinden.

VERKEHR, WOHNMOBIL- UND CAMPINGPLÄTZE

Das Netz an Verkehrswegen im Ruhrgebiet ist sehr dicht, der Zustand der Straßen lässt vielerorts aber zu wünschen übrig und Baustellen und Staus sind eher die Regel als die Ausnahme. Vor allem an Werktagen und dabei frühmorgens und spätnachmittags ist mit verstärktem Verkehrsaufkommen und stockendem Verkehr zu rechnen. Sie sollten deshalb, wenn möglich, die An- bzw. Ab- oder Weiterreise außerhalb der Spitzenzeiten planen oder besser noch an Samstagen, Sonn- oder Feiertagen fahren. Und natürlich sollten Sie auch immer auf die aktuellen Verkehrsmeldungen achten.


Direkt am Ruhrufer: Campingplatz Ruhrtalbrücke bei Hattingen

Die Anzahl der Wohnmobilstellplätze und Campingplätze ist ausreichend, ihre Verteilung flächendeckend. Die Ausstattung der Campingplätze variiert zwischen einfach, zweckmäßig und großen Feriencamps mit kompletter und guter Infrastruktur. Campingplätze sind größtenteils auf Dauercamper ausgerichtet, verfügen aber auch über einige Touristikplätze für eine Nacht, oft auch vor der Schranke. Da es öfters vorkommt, dass Stellplätze wegen hoher Auslastung voll sind, ist eine Reservierung – wenn möglich – immer anzuraten.

Parkplätze für Wohnmobile sind in einigen Städten am Rande des Zentrums vorhanden, allerdings nur für kleinere Camper, weshalb die Anreise für eine Besichtigung mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Rad empfehlenswerter ist.

AKTIV IM RUHRGEBIET

Das Sport- und Freizeitangebot im Revier ist überraschend groß. Ganz oben auf der Liste steht dabei das Radfahren, nicht zuletzt wegen des gut ausgebauten Radwegenetzes. Ein Rad sollte sowieso immer mitgenommen werden, egal ob Sie nun eine Radtour planen oder nicht. Der Drahtesel ist schon wegen des größeren Aktionsradius ein Muss und erspart auf Ausflügen und Besichtigungen auch lästige Staus auf den Straßen. Zum Radeln im Ruhrgebiet benötigen Sie im Prinzip kein Elektrofahrrad. Die Region ist größtenteils flach und die Radwege und ausgewiesenen Radrouten verlaufen häufig auf verkehrsarmen Neben- und Wirtschaftsstraßen und/ oder entlang bzw. im Uferbereich der Flüsse Ruhr, Lippe, Emscher und Niederrhein. Natürlich gibt es auch ab und an Steigungen, das heißt aber nicht, dass Sie unbedingt ein spezielles Rad benötigen. Die Radwege sind gut unterhalten und zu 90 Prozent mit Kies befestigt oder asphaltiert. Es kommt schon öfters vor, dass es Schäden an der Kies- und Asphaltdecke gibt wie etwa durch Baumwurzeln oder durch Frost. In Naturschutzgebieten erwarten Sie selbstverständlich keine geteerten Wege.

Die beste Reisezeit zum Radeln ist der Frühling und Frühsommer. Die Naturschutzgebiete, Obst- und Blumenwiesen erwachen zu neuem Leben, die Temperaturen zum Radeln sind angenehmer als in den heißen Sommermonaten und wenn die Wochenenden und Feiertage gemieden werden, hält sich der Andrang auf den Radwegen in Grenzen. Unterwegs in den Dörfern und Städten an den Radwegen trifft man häufig auf Gasthöfe, Cafés, Imbissbuden und Konditoreien, und im Zuge der Erweiterung und Erneuerung des Radnetzwerkes im Revier wurden auch vielerorts Bänke und Tafeln aufgestellt, wo man eine Pause einlegen und sein Mitgebrachtes in aller Ruhe verzehren kann. In dieser Erweiterung und Erneuerung wurde auch ein modernes Radknotenpunktsystem nach niederländischem Vorbild angelegt. An vielen relevanten Kreuzungen hat man zusätzlich zu den Wegweisern auch die Nummer zum nächsten Radknotenpunkt angebracht, was den Radlern erlaubt, dass sie sich schon vorab bei der Planung nur noch die Nummern der Knotenpunkte merken bzw. notieren müssen. Zudem gibt es an jedem Radknotenpunkt eine Informationstafel mit Standort, weiteren Radwegen sowie Knotenpunkten, Ortschaften und markanten Sehenswürdigkeiten. Ein Verirren ist eher unwahrscheinlich und im Prinzip brauchen Sie deshalb auch keine Radkarten und kein GPS-System.


Kletterwand im Landschaftspark Duisburg-Nord

Ob Halde, Wald, Kanalufer oder Flussaue – die Wandermöglichkeiten im Ruhrgebiet sind enorm. Alle Wanderungen aufzulisten, würde aber den Umfang dieses Buches bei Weitem sprengen. Einen guten Überblick aller interessanten Wanderungen bietet unter anderem der Ruhr-Tourismus auf seiner Website unter ruhr-tourismus.de. Das gilt auch für die vielen Klettermöglichkeiten, egal ob für Groß oder Klein. Kletterparks und -hallen gibt es unter anderem beim Oberhausener Gasometer in Oberhausen, beim Haltener Stausee, in Mülheim an der Ruhr, Bottrop, Gelsenkirchen und in Hattingen. Eine gute Übersicht fast aller Klettermöglichkeiten erhalten Sie im Internet unter reviersteiger.de/kletterhallen-und-kletteranlagen-im-ruhrgebiet.

Im Bereich Wassersport steht das Ruhrgebiet den anderen sportlichen Möglichkeiten keineswegs nach. Ob mit Kanu oder Kajak, mit Tret-, Ruderboot oder Surfbrett – vielerorts findet man den passenden Vermieter, falls man sein eigenes Gefährt nicht mitbringt. Ausgewiesene Wassersportgebiete sind unter anderem die Seen Kemnader, Hengstey, Harkort und Baldeney sowie die Flüsse Lippe und Ruhr. Und Rundfahrten mit großen Ausflugsschiffen werden unter anderem auf der Ruhr, dem Baldeneysee und dem Kemnader See angeboten. Bequemer kann man das Gewässer nicht erkunden und das Ufer auch mal gemütlich aus einer anderen Perspektive betrachten.

Egal, wo Sie gerade radeln, wandern, schippern oder paddeln werden – mit jedem Kilometer im Ruhrgebiet eröffnet sich eine interessante und abwechslungsreiche Mischung aus Industriearchitektur, Bergbaugeschichte, Natur, Kunst und Kultur.


Wassersportoase Kemnader See


Radweg im Warmbachtal

Wochenend und Wohnmobil - Kleine Auszeiten im Ruhrgebiet

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