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Einige Hinweise vorab

Viele Mythen, Vorurteile und Paradigmen ranken sich um die Hypnose. Es ist an der Zeit, dem ein Ende zu setzen. Eine der wertvollsten Ressourcen des Menschen liegt weitestgehend ungenutzt in uns, und das ist nicht länger akzeptabel: Das muss ein Ende finden.

Hypnose ist ein natürlicher Zustand, den wir immer wieder ganz spontan und meist auch völlig unbemerkt erleben. Ob wir wollen oder nicht, ob wir es merken oder nicht, ob man uns glauben machen möchte oder nicht, wir können den Zustand der Hypnose gar nicht vermeiden, da er ein natürlicher Bestandteil des Menschen ist. Wir werden sozusagen mit dieser Fähigkeit, in den hypnotischen Zustand zu gehen, geboren. Er ist weder ein Schlaf- noch ein Wachzustand. Er ist selten spür- oder wahrnehmbar, eher flüchtig, wie bereits beschrieben. Ein Spitzensportler mag ihn als »Flow« wahrnehmen, der Zustand, in dem er nicht mehr denken muss, sondern automatisch alles richtig macht und ihm auch alles gelingt. Ein Komponist oder Autor spürt, wie die Noten oder die Worte einfach fließen. Oder der Leser, der gebannt in einer spannenden Geschichte aufgeht, mitfiebert, mitfühlt, und wenn er angesprochen oder nach ihm gerufen wird, er es zuerst gar nicht wahrnimmt. Oder der Autofahrer, der zu Hause ankommt und sich an nichts mehr auf seinem Nachhauseweg erinnern kann, weil er so tief in Gedanken war und trotzdem alles richtig gemacht hat.

Der Zustand der Hypnose hat jedoch so eine unglaubliche Bandbreite an Höhen und Tiefen, an Wahrnehmungen und Empfindungen, dass jeglicher Versuch, diesen korrekt zu beschreiben, fast schon zum Scheitern verurteilt ist. Am besten ist es, ihn einmal absichtlich herbeizuführen, dann wird man ihn auch immer öfter im Alltag erkennen … meist, wenn er schon wieder weg ist – flüchtig eben.

Hypnose ist also eine natürliche, aber leider oft ungenutzte Ressource ohne negative Nebenwirkungen. Sie ist der innere Heiler, den wir kaum kennen oder nutzen. Ich nenne die Hypnose auch den Dritten Zustand (neben Wachzustand und Schlaf).

Niemand kann in die Hypnose gezwungen werden. Jede Hypnose ist zugleich auch eine Selbsthypnose.

Niemand kann in der Hypnose zu etwas gezwungen werden, was er selbst nicht wirklich möchte oder zuzulassen gewillt ist.

Hypnose hat nichts mit Esoterik, Religion oder gar Übernatürlichem zu tun – sie wird leider nur oft in diese Ecke gedrängt oder von diesen Gattungen beansprucht oder verklärt. Auch das muss ein Ende finden, denn wie soll ein natürlicher Zustand esoterisch, religiös oder übernatürlich sein? Schlaf oder unser Wachzustand sind das auch nicht, also trifft das auf die Hypnose ebenfalls nicht zu.

Nur Ärzte und Psychotherapeuten dürfen Hypnose verwenden – das wäre, als würde man den Schlaf- oder Wachzustand ebenfalls patentieren und ein Alleinnutzungsrecht daraus ableiten. Ein natürlicher Zustand wie die Hypnose und deren Therapieform ist ein nicht verhandelbares Menschenrecht.

Jeder Mensch ist tief hypnotisierbar, wenn er es zulässt und angstfrei gegenüber der Hypnose ist.

Alles ist möglich in nur einer einzigen Sitzung, egal wie vermeintlich heikel, tragisch oder komplex ein Thema auch erscheinen mag oder wie lange andere Therapieformen bereits versucht haben zu helfen. Eine Sitzung! Die moderne Hypnosetherapie kann das.

Den eigentlichen Zustand der Hypnose herbeizuführen ist einfach. Wirklich gut zu hypnotisieren braucht selbstverständlich Erfahrung, aber auch Empathie. Es ist aber definitiv kein Schloss mit sieben Siegeln. Und ja, es ist möglich, Menschen innerhalb weniger Sekunden in eine tiefe Hypnose zu versetzen – aber nur, wenn sie es zulassen!

Hypnosetherapie ist einfach, effizient, kostengünstig und ebenfalls leicht zu erlernen. Dazu braucht man nicht mehr als sieben Tage – Sie brauchten ja auch keine zwei Jahre, um Fahrrad fahren zu lernen – richtig? Zudem hat die Hypnose keine negativen Nebenwirkungen, wie Medikamente sie haben können.

Hypnose ist sehr gut als Kurzzeittherapie geeignet, ist aber auch bei Langzeitinterventionen eine wertvolle Ergänzung.

Hypnose kann von allen Menschen erlernt werden. Man braucht nicht studiert zu haben oder Psychologe zu sein. Zudem sind wir alle schon lange Hypnotiseure – jetzt geht es nur noch darum, den Menschen klar zu machen, dass sie es auch zu ihrem eigenen Vorteil und Nutzen ganz gezielt herbeiführen und anwenden können.

Selbsthypnose zu erlernen und für sich selbst zu nutzen, ist einfach und wohltuend. Die beste Selbsthypnose funktioniert innerhalb weniger Sekunden und muss einem beigebracht oder installiert werden.

Ich möchte hier mit den vielen Vorurteilen, Mythen, Fehlinformationen, dem Halbwissen sowie dem Hörensagen aufräumen und die dadurch entstandenen Berührungsängste eliminieren. Es gibt einige Bücher zum Thema Hypnose – aber die meisten sind für Therapeuten geschrieben –, die allerdings auch meist nur bedingt effektive Methoden beschreiben. Sogar in neueren Enzyklopädien stehen Informationen über Hypnose, die dem Wissensstand von 1940 oder 1950 entsprechen, da dort immer dieselben Menschen mit einem ähnlichen Wissensstand die Texte aktualisieren (oder abschreiben). Zudem sind sie dann auch noch aus der Sichtweise der Wissenschaft geschrieben, was es für den Laien schwieriger macht zu verstehen, was nun wirklich gemeint ist. Ich möchte daher die Hypnose so einfach erklären, wie sie auch ist.

Hypnotisieren ist einfach! Sie als Werkzeug zu nutzen, um den Menschen zu helfen, ebenfalls! Diejenigen, die das Gegenteil behaupten oder immer gleich die »gefährlich« und »nur für Ärzte«-Keule schwingen, sind voreingenommen oder ungenügend aufgeklärt. Sie sind mitverantwortlich für die Verunsicherung der Bevölkerung zum Thema Hypnose.

Hier an dieser Stelle die Einladung an alle Voreingenommenen, das Buch trotzdem zu lesen und sich Gedanken zu machen, ob die ihnen heute geläufigen Methoden wirklich so effizient und effektiv sind, wie sie glauben, oder ob man sich nicht doch einmal näher informieren sollte, was denn der eigentliche Stand der Entwicklung ist. Übrigens haben schon ganz viele Ärzte, Zahnärzte, Psychiater und Psychologen unsere Ausbildungen absolviert – alle waren begeistert und wünschten, sich das Wissen bereits viel früher angeeignet zu haben.

Genau hier möchte ich ansetzen und eine neue, offene, geistige Haltung zum Thema Hypnose herbeiführen helfen. Eine erste, wirklich positive Prägung schaffen, denn die erste Prägung ist von großer Relevanz. Verblüffen, verwundern und die Neugierde wecken auf etwas Alltägliches, etwas völlig Natürliches, was aber kaum je wirklich wahrgenommen wird, zudem oft verklärt und in einem völlig falschen Licht dargestellt wird.

Achtzig Prozent der bisherigen Hypnosetherapien laufen folgendermaßen ab: Sie melden sich für eine Hypnosetherapie bei einem Hypnotiseur, den Sie im Internet gefunden haben, der einen Artikel geschrieben hat oder der Ihnen empfohlen wurde, an. Dann kommen Sie in seine Praxis, die einen mehr oder weniger professionellen Eindruck erweckt. Ihre Angaben werden mehr oder minder detailliert aufgenommen und es wird Ihnen, wenn überhaupt, eine kurze Abhandlung zum Thema Hypnose gegeben. Danach sollen Sie sich auf eine Massageliege legen, oder, wenn Sie Glück haben, auf einen bequemen Stuhl oder Sessel setzen. Dann sagt der Hypnotiseur oder die Hypnotiseurin Ihnen, dass Sie die Augen schließen sollen, und nun wird circa. 30–45 Minuten auf Sie eingesprochen, wahrscheinlich ein Text abgelesen, zudem läuft im Hintergrund irgend so eine Musik, die eine hypnotische Wirkung auf Sie haben soll. Irgendwann wird es dann unbequem auf der Massageliege.

Während der ganzen Zeit kommen Ihnen Gedanken wie »ich kann den doch hören, was soll das – und wenn ich wollte, könnte ich einfach die Augen aufmachen«, oder Ähnliches. Vielleicht erwischen Sie sich auch dabei, dass Sie einschlafen während der Prozedur und anschließend wird Ihnen gesagt, dass sei kein Problem, da es genauso nützen würde – was Sie aber völlig korrekt als Falschaussage einstufen.

Richtig? So oder ähnlich spielen sich Tausende von Hypnosesitzungen ab, das ist in meinen Augen »Wasch mich, aber mach mich nicht nass«-Hypnose – auch bekannt unter »Susie Sorglos«-Hypnose –, die aber hauptsächlich ein Resultat produziert: Das »Ich habe Hypnose ausprobiert, aber es hat nicht funktioniert«-Syndrom. Leider ist das eine Epidemie, die über Jahrzehnte der Hypnose einen schlechten Ruf eingebracht hat, den sie einfach nicht verdient hat! Das sind sogenannte »Skriptnotiseure« – Hypnotiseure oder Hypnosetherapeuten, die irgendwelche Texte vorlesen –, auch Wirktexte genannt, verbunden mit ganz viel Hoffnung, dass auch ein wenig Wirkung im Text versteckt ist. Echte Probleme können so in den seltensten Fällen behandelt oder gelöst werden. Bei einigen Themen können diese sogenannten Wirktexte auch Erfolg haben, sie klingen oft wunderschön und fühlen sich gut an, sind aber mehrheitlich nichts anderes als kurzfristige Hilfe oder gänzlich nutzlos. Die Texte stammen in den meisten Fällen irgendwo aus dem Internet und die »one size fits all«-Herangehensweise kann nicht funktionieren, weil jeder Mensch individuell ist, keiner hat dieselbe Vergangenheit durchlebt. Die meisten Menschen hatten anschließend nicht einmal den Eindruck, dass sie überhaupt in Hypnose waren. Das muss sich ändern.

An dieser Stelle sei fairerweise erwähnt, dass es selbstverständlich auch positive Ausnahmen gibt, bei denen die Intervention funktioniert hat und dem Klienten geholfen wurde, aber der Prozentsatz ist niedrig und für meinen Geschmack wird eindeutig zu viel dem Zufall überlassen. Diese Form der Hypnosetherapie ist zwar immer noch besser als gar keine, aber meist eine vertane Chance, denn da war ein Klient, der sich die Hypnose wünschte. Dennoch, sollten Sie solche Erfahrungen gemacht haben und enttäuscht worden sein, lassen Sie sich nicht entmutigen, Sie werden kompetentere Hypnotiseure finden, die die aktuellsten, ursachenorientierten Methoden und Techniken verstehen und anzuwenden wissen. Wie, erfahren Sie weiter hinten im Buch – und sollten Sie sich gerade in so einer Susie Sorglos-Sitzung befinden wie oben beschrieben und nicht weiterkommen, lesen Sie das Buch zu Ende und entscheiden Sie dann, ob Sie wirklich damit weitermachen wollen.

Fairerweise Nr. 2: Ich unterstelle keinem, der so wie oben beschrieben mit der Hypnose arbeitet, dass er wissentlich diese wenig effizienten und wenig effektiven Methoden anwendet. Nein, die meisten können nichts dafür, da sie die Hypnose so vermittelt bekommen haben. In vielen Hypnoseausbildungen wird genau diese Art der Hypnose unterrichtet, und Generationen von Hypnotiseuren wurden instruiert und im Glauben gelassen, dass Hypnosetherapie so abzulaufen habe.

Öffnen der Schublade!

Kaum etwas geschieht per Zufall. Als ich gerade Ideen für dieses Buch sammelte, erhielt ich folgende Anfrage für eine Sitzung:

»Ich habe das Thema Hypnose mangels besseren Wissens lange Zeit in irgendeiner Schublade mit allen persönlichen »No-Go-Methoden« platziert. Neulich hat mir mein Vater, ein eingefleischter Schulmediziner (heute über 80 Jahre alt), aus seinem medizinischen Studium berichtet und von spannenden Erlebnissen mit Hypnose erzählt. Etwas überrascht ob seiner Einstellung, öffnete ich besagte Schublade mal gedanklich und begann, mich im Internet zu informieren.«

Erlauben Sie, dass dieses Buch dieselbe Wirkung hat, wie der Vater auf seine völlig überraschte Tochter. Seien Sie neugierig, seien Sie kritisch! Seien Sie aber auch offen, Ihre alte Sichtweise rund um das Thema Hypnose und Hypnosetherapie völlig neu zu überdenken – die Schublade, auf der Hypnose steht, zu öffnen und sich überraschen zu lassen. Wenn Sie gewillt sind, die Hypnose mit neuen Augen zu betrachten und der modernen, ursachenorientierten Hypnose eine Chance zu geben – dann werden Sie so manche positive Überraschung erleben.

Dieses Buch ist auch ein Appell an die Vernunft – von Eltern, Lehrern, Therapeuten aller Art, Medizinern, Zahnärzten, Krankenkassen und Gesetzgebern – sowie ein Augenöffner für alle Menschen, die gefangen sind zwischen Medikamenten, Langzeittherapien und Medizin-Hörigkeit, die aber ausbrechen wollen oder schon seit Längerem spüren, dass da mehr sein muss, als nur die Symptombekämpfung nach der Schulmedizin oder der Psychologie (»Symptomologie«). Der innere Heiler ist bereits lange da – er muss nur noch (öfter) aktiviert werden –, die moderne Hypnose schafft das in kürzester Zeit.

Die Anwendungsmöglichkeiten der Hypnose sind überraschend vielfältig und auch wieder nur ganz wenigen bewusst oder bekannt – je länger ich mich mit der Hypnose beschäftige, desto mehr Anwendungsmöglichkeiten tauchen auf. Eine Übersicht zum Allzweck-Therapiewerkzeug Hypnose finden Sie auf Seite 192. Dazu muss man aber verstehen, wie unser Unterbewusstsein reagiert und aufgebaut ist, was die Funktionen des Bewusstseins sind und wie das Zusammenspiel beider funktioniert. Das erkläre ich ausführlich im Kapitel »Die vier Bewusstseinsebenen und deren Komponenten« (siehe Seite 77 ff.) auf einfache verständliche Art und Weise.

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