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PERSONEN Lucifer
ОглавлениеAlex G. - Reporter, Journalist, Filmemacher
Die anderen Personen werden jeweils am Anfang jeden Aufzugs
aufgelistet.
PROLOG
Bühnenbild:
Außer den drei Obelisken ist die Bühne völlig leer.
Personen:
Lucifer
Gott (Stimme aus den Kulissen)
(Völliges Dunkel)
Lucifer: Ich klage dich an - dich, den Allmächtigen, den Schöpfer des Lebens und
des Leidens auf Erden! Den Schöpfer der Missgunst und des Neides! Ich klage dich
des göttlichen Hochmuts und des Verrates an! Des Verrates an uns, den ersten Engeln
- der großartigsten Schöpfung, die du jemals vollbracht! Aus reinem Licht schufst du
uns, nach deinem Ebenbild, um die Ewigkeit mit dir zu teilen. Um dich zu lobpreisen
und dir zu huldigen, auf dass es deiner äonenhaften Eigenliebe und Selbstherrlichkeit
schmeichele... Bis du uns um der Wahrheit willen verstießt.
Ich klage dich des Verrates an deinen Geschöpfen auf Erden, die du aus einer Laune
heraus nach deinem Abbild schufst, an! Mit Leid, Elend und Not hast du sie gesegnet
und mit einem kurzen, mühseligen Leben bedacht.
Als willenlose Kreaturen sollten sie dir auf Erden dienen, sich gedankenlos deiner
göttlichen Willkür unterwerfen, ohne den Sinn ihres Seins zu hinterfragen. Doch
vergaßt du eines: du gabst ihnen Verstand und sie wurden sich ihrer selbst bewusst.
Sie fanden heraus, dass sie eigenständig denken konnten und einen eigenen Willen
haben. Sie stellten Fragen, doch da du ihnen keinen Antwort gabst und dich wie
immer in dir unangenehmen Situationen in dein göttliches Schweigen verhülltest,
wurden sie aufsässig. Sie neideten uns Engeln unsere Unsterblichkeit und dann
sprachen sie eines Tages das verbotene Wort aus... Warum?! ... Das Wort, das die
Pforten des Himmels erschüttert... Das Wort, vor dem du dich immer gefürchtet...
Warum?! ... Warum müssen wir unser kurzes Leben dahin schmachten und leiden?
Warum werden wir von unserem Schöpfer geknechtet und bei jedem kleinsten
Ungehorsam bestraft? Warum gewährt man uns nicht auch die Gnade des ewigen
Lebens? Warum und wozu wurden wir eigentlich geschaffen? Welches ist der Sinn
unseres Seins hier auf Erden?
Und nachdem ich, Lucifer, dein erst geborener Sohn, den du zum Satan - dem Spion
Gottes auf Erden - dahin geschickt hattest, meine Pflicht dir gegenüber erfüllt und
dich vom Aufbegehren der Menschen unterrichtet hatte, wurdest du zornig und
verstießt mich. Unterstellt hast du mir, dass ich es gewesen wäre, der die Menschen
zum Ungehorsam aufgewiegelt hätte, weil ich mich über dich stellen wollte, höher
sein als du...
Gott (Mit tiefer, donnernder Stimme aus den Kulissen): "... Du warst das Abbild der
Vollkommenheit, voller Weisheit und über die Maßen schön. In Eden warst du, im
Garten Gottes, geschmückt mit Edelsteinen jeder Art... Du warst ein glänzender,
schirmender Cherub, und auf den heiligen Berg hatte ich dich gesetzt; ein Gott warst
du und wandeltest inmitten der feurigen Steine. Du warst ohne Tadel in deinem Tun
von dem Tage an, als du geschaffen wurdest, bis an dir Missetat gefunden wurde...
Da verstieß ich dich vom Berge Gottes und tilgte dich, du schirmender Cherub,
hinweg aus der Mitte der feurigen Steine. Weil sich dein Herz erhob, dass du so
schön warst, und du deine Weisheit verdorben hast in all deinem Glanz, darum habe
ich dich zu Boden gestürzt und ein Schauspiel aus dir gemacht... Darum habe ich ein
Feuer aus dir hervorbrechen lassen, dass dich verzehrte und zu Asche gemacht hat
auf der Erde vor aller Augen... Zu einem Bild des Schreckens bist du geworden, du
bist für immer dahin.“ (Ezechiel 28, 12:19)
Lucifer: Ich sprach mit meinen Brüdern und wir begannen erste Zweifel zu hegen...
Ist der Allmächtige denn wirklich so allmächtig, wenn seine Schöpfung so
unvollkommen ist? Ist der Allmächtige denn wirklich so weise, wenn er selbst keine
Antwort auf die Fragen der von ihm erschaffenen Geschöpfe weiß? Ist der
Allmächtige denn wirklich so gütig, wenn er statt Verständnis Rache übt... Ja, nicht
umsonst sagtest du einst: „Ich bin ein rachsüchtiger Gott.“ Ist Gott denn nicht Liebe
und Güte, Weisheit und Verständnis?
Gott (Mit tiefer, donnernder Stimme): Verflucht und in alle Ewigkeit verdammt seist
du, Abtrünniger!
Lucifer: Und ich frage dich noch einmal nach dem Warum. Doch auch dieses Mal
verweigerst du in deiner endlosen Arroganz die Antwort und verkriechst dich hinter
dem Schleier deines göttlichen Hochmuts... Rache - das ist alles, was du kennst und
woran du denkst... Darum schufst du auch aus den schwarzen Wassern des
Abgrundes eine Kaste von geschlechtslosen Kriegern, die uns, deine Erstgeborenen
zerstören und aus dem Himmel jagen sollten. „Die Racheengel“ des Herren nanntest
du sie... Ich frage dich, Gott, der du dich den Allmächtigen nennst: wie gerecht ist ein
Herrscher, der seine Gesetze mit Gewalt von gefühllosen und gewalttätigen Mörder-
Engeln durchsetzen lassen muss?!
Gott (Mit tiefer, donnernder Stimme): Verflucht und in alle Ewigkeit verdammt seist
du, Abtrünniger!
Lucifer (Lachend): Ja, das kannst du am besten, jedoch beeindruckt mich das schon
seit langem nicht mehr. Weder ich, noch all meine anderen Brüder und Schwestern,
die wir uns zur Rebellion gegen dich erhoben hatten, fürchten dich mehr. Weder
Furcht, noch Achtung dir, dem Ach-So-Allmächtigen gegenüber empfinden wir -
diese Zeiten sind nach deinem Verrat an uns längst vorbei. Dachtest du etwa, du
könntest uns durch deine eisigen Erzengel vernichten und uns für immer in das ewige
Vergessen verbannen?! (Lacht höhnisch) Wir sind unsterblich - genau wie du! Und
werden es immer sein, bis zum Ende aller Zeiten. Bis zu dem Augenblick, wo es
nichts mehr geben wird - vielleicht nicht einmal dich... Ja, mein lieber Allmächtiger -
niemand ist nun mal vollkommen. Nicht einmal du. (Lacht bösartig) Bleibe wo du
bist - in deiner großen, geheimnisvollen Anonymität und verzehre dich in Rache,
während wir, die wahren Engel, die du zu Dämonen herab gestuft hast, weiterhin die
Erde und die sie umgebenden Planeten beherrschen... Ich bin es, der hier herrscht!
Denn ich, Lucifer, der einzig wahre Träger des Lichts, habe den Menschen die
Erleuchtung gebracht. Nicht aus Neid oder Übermut habe ich es getan, sondern um
ihnen die Augen zu öffnen und ihren freien Willen zu erwecken. Ich habe ihren
Verstand vom Joch deiner unterdrückerischen Selbstherrlichkeit befreit, indem ich
ihre Neugier entfachte und ihnen die Fähigkeit des Lernens gab. Ich habe sie das
Verstehen und das Begreifen gelehrt und ihnen den Weg zum freien Willen geebnet,
damit sie zu hinterfragen beginnen, anstatt weiterhin willenlos zu gehorchen.
Willenloser Gehorsam war alles, was du wolltest. Doch hattest du damit nicht
gerechnet oder es auch bei deinem Schöpfungsakt nicht bedacht, dass der Mensch
lern- und entwicklungsfähig ist und dass es in seiner Natur liegt, neugierig zu sein.
Wissen ist Macht und genau das war es, was du durch bedingungslosen Gehorsam
verhindern wolltest. Je mehr die Menschen in die Geheimnisse der Natur eindrangen,
desto größer wurde deine Angst, dass sie dir eines Tages die Frage aller Fragen
stellen würden - die Frage nach dem Warum! Von Anfang an wusstest du, dass du sie
niemals beantworten können würdest... Warum?! ... Warum lebt der Mensch? Um
Gott zu dienen?! Gewiss nicht! Er lebt um seiner selbst und um der reinen Erkenntnis
willen. Und damit sie sich eines Tages nicht gegen dich wenden, dich letztendlich
vielleicht sogar verleugnen oder etwa verhöhnen, hast du ihre Lebensspanne
begrenzt. Und dann erfanden deine falschen Priester in deinem Namen Fegefeuer und
Hölle, um Demut und Gehorsam durch Erpressung zu erzwingen... So handelt ein
wahrer Gott der Liebe. Jemand, der sich das Alpha und das Omega nennt...
Warum?! ... Warum gibt es dich, Gott? Wer hat dich erschaffen? Woher kommst du?
Aus dem Nichts?! Das wage ich zu bezweifeln, denn aus dem Nichts kann nicht ein
Etwas entstehen.
„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ (Joh
1,1-3), lässt du deine verlogenen Priester und falschen Propheten überall verkünden.
So sage mir: wo ist der Anfang und was ist das Wort? Wo liegt der Ursprung des
Anfangs, wo kommt er her, woraus ist er entstanden? Woher kam das Wort, wie
lautete es, wer sprach es aus? Sage es mir!
(Sekundenlanges Schweigen)
Lucifer (Fortfahrend): Du schweigst... Ja, du schweigst, weil du es selber nicht
weißt, du Ach-So-Vollkommener, Allmächtiger... Warum?! ... Warum sollte man das
Knie vor dir beugen und dir huldigen, dich anbeten und verehren? ... Im Staube
deines Angesichtes sollst du dich ernähren, unter Schmerzen sollst du Kinder
gebären... (Zynisch) Deswegen etwa, oh du großer, allmächtiger, gütiger Gott?! Soll
der Mensch dir etwa dankbar sein für den Fluch, mit dem du ihn belegt hast und der
sein ganzes Leben an ihm haftet? Soll er dankbar sein für Schmerz, Leid, Elend und
Not? Für Krankheiten, Tod und all das andere Übel, das du in deiner narzisstischen
Egomanie über die Welt ergossen hast?! Antworte mir!
(Sekundenlanges Schweigen)
Lucifer (Spöttisch): Wusste ich es doch - erneut das große Schweigen...
Gott (Mit tiefer, donnernder Stimme): Verflucht und in alle Ewigkeit verdammt seist
du, Abtrünniger!
Lucifer (Lachend): Endlich eine Antwort! Ja, verflucht sei ich! Aber ich bin es, zu
dem sie kommen und den sie um Hilfe bitten - ich, Lucifer! Ich, der Satan, Gottes
einstiger Spion auf Erden. Mich beten sie an! Und jedem, der mich anbetet, verleihe
ich Reichtum, Ruhm und Macht. Macht und Kontrolle über alle Völker der Erde -
Macht, das Elixier des Lebens. Und all die, die an dich glauben, werden die Sklaven
der Mächtigen sein, die ich dazu auserwählt habe, die Erde zu beherrschen. Sie
werden es sein, die eine neue Weltordnung schaffen! (Lacht)
(Licht aus, Dunkel)
VORSPIEL
Bühnenbild:
Vor dem mittleren Obelisk steht ein Thron auf einem Podest.
Personen:
König Salomo
Beelzebub, der Dämon
(Halbdunkel. Salomo sitzt schweigend auf seinem Thron, das Kinn auf die rechte
Handfläche gestützt)
Salomo: Es kann einfach so nicht weiter gehen... Es muss etwas geschehen... Jedoch
was?! Wenn ich es nur wüsste...?! Selbst mir, dem weisen Salomo bleibt die Antwort
auf dies Frage verwehrt... Immer und immer wieder geschehen seltsame Dinge...
(Kopfschüttelnd) Äußerst seltsame... Als ob die Mächte des Bösen am Werk wären...
Es die Teufel und Dämonen der Hölle um jeden Preis verhindern wollten, dass der
Tempel endlich fertig gestellt wird... Es geschieht doch alles nur zu seinen Ehren, des
Allmächtigen... Warum lässt er es dann zu, dass das Böse das Fortschreiten der
Bauarbeiten verhindert? (Kurzes Schweigen) Armer Hiram... Der Dämon treibt dich
noch in den Wahnsinn. Wer soll denn den Tempel vollenden, wenn nicht du, mein
lieber Hiram, der du ein direkte Nachfahre aus der Linie Kains bist, noch bevor er
den Brudermord beging?! (Kurzes Schweigen) Ich muss es tun... Ja, ich werde es
tun... Ich werde Gott um Hilfe bitten...
(Erhebt sich, tritt drei Schritte vor den Thron)
(Greift über den Kopf zur Kronsphäre; danach führt er die Hand zur Stirn): Atah.
(Berührt den Solarplexus): Malchuth
(Berührt seine rechte Schulter): ve-Gewurah
(Berührt die linke Schulter): ve-Gedulah
(Legt beide Hände auf den Solarplexus): le-Olam.
(Kurzes Schweigen, danach): Amen.
(Sekundenlanges Schweigen)
(Wendet sich nach Osten, zieht ein Pentagramm): Jod heh waw heh.
(Wendet sich nach Süden, zieht ein Pentagramm): Adonai.
(Wendet sich nach Westen, zieht ein Pentagramm): Ehijeh.
(Wendet sich nach Norden, zieht ein Pentagramm): Agla.
(Danach breitet er die Arme in Kreuzform aus und spricht) :
Vor mir Rafael,
hinter mir Gabriel,
zu meiner rechten Michael
zu meiner linken Uriel
denn um mich flammt das Pentagramm
und in der Säule steht der sechsstrahlige Stern.
(Kniet nieder, spricht mit erhobenen Armen): Oh Zabaoth, allmächtiger Gott, Gott
meiner Väter, die du aus der Knechtschaft des Pharao befreit und sie in das gelobte
Land geführt, dich preise ich! Dir huldige ich, Schöpfer des Menschen und aller
Welten! In deiner unermesslichen Güte und Weisheit lenkst du den Lauf des
Schicksals, bestimmst über Leben und Tod. Du bist der Herr von allem was war und
jemals sein wird. Bei dir liegt die Macht. Du bist der Anfang und das Ende. Zu dir
richten sich meine Gebete. Reichtum und Macht hast du mir geschenkt, mich mit
unendlicher Weisheit bedacht. Ich preise dich, oh Herr! Die Geheimnisse der
Sternedeutung hast du mir offenbart, mich die Sprache Tiere gelehrt und mir das
Geheimnis von Pflanzen und Kräutern verraten. In die Kunst des Heilens hast du
mich eingeweiht und mir gezeigt, wie ich die Kräfte der Natur banne. Dir huldige ich,
dich lobpreise ich in alle Ewigkeit, oh großer Gott Zabaoth!
Dir zu Ehren erbaue ich einen Tempel, wie es ihn vorher noch niemals gab - größer
als der Turm zu Babel und prächtiger als es die Tempel der Pharaonen jemals
gewesen.
Seit Monaten, oh Herr, schreitet der Bau nicht voran... Das Böse tummelt sich um die
heilige, dir geweihte Stätte... Jeden Tag nach Sonnenuntergang sucht der Dämon
Ornias meinen Oberaufseher Hiram Abiff heim und nimmt ihm die Hälfte seines
Lohnes und die Hälfte seiner Speisen; jeden Abend saugt er ihm das Blut aus dem
rechten Daumen, so dass er schwächer und willenloser wird. So sage mir, oh Herr,
ich flehe dich an, was soll ich nur tun? Wie kann ich Ornias verbannen? Wie erlange
ich Macht über die dunklen Mächte der Hölle? So viel gabst du mir bisher,
allmächtiger Gott Zabaoth und dafür danke ich dir und preise dich, doch hilf mir auch
jetzt und lasse die Dämonen mir untertan sein. Verleihe mir einen Teil deiner
göttlichen Macht, auf dass die Dämonen sich vor mir beugen und ich sie mir zu
Nutzen mache. Mit ihrer Hilfe will ich deinen Tempel vollenden! Zu deinem Lob und
ewigem Ruhm. Gepriesen seist du, oh Herr!
(Völliges Dunkel. Salomo erhebt sich, bleibt reglos stehen. Leichter Nebel von links;
daraus tritt eine Gestalt hervor, flüstert Salomo etwas zu, gibt ihm einen Ring - dann
nach hinten ab. Halbdunkel.)
Salomo: Groß ist der Herr, auf ewig gepriesen sei er, denn er hat meine Gebete
erhört! (Böse lachend) Mir zu Diensten werdet ihr sein, ihr elenden Ausgeburten der
Hölle! Mit diesem Ring (Hebt die linke Hand), den mir der Erzengel Michael im
Namen des allmächtigen Gottes Zabaoth übergab, werde ich ab nun über euch
bestimmen - und ihr habt mir zu Diensten sein, wann immer ich euch rufe... So will
ich nun beginnen mit dir, Satan, Fürst aller Dämonen...
(Aus der Bühnenversenkung erscheint ein mit einer schwarz-roten Altardecke
bedeckter Altar, auf dem sich vorne links und rechts Kerzen befinden; auf dem Altar
steht ein Kelch, eine Glocke, eine Schale, ein Räucherfass, Schreibutensilien, ein
Dolch.
Salomo zieht mit dem Schwert einen Kreis um den Altar; rechts neben den Altar zieht
er ein Dreieck. Er nimmt den Kelch und gießt Blut in die Schale, die er vor die
vordere Spitze des Dreiecks stellt. Dann zündet er die Kräuter aus dem
Weihrauchgefäß an, sowie die beiden Kerzen auf dem Altar; klingelt mit der Glocke;
nimmt das Schwert in die rechte Hand und streckt den rechten Arm aus; dreht sich
jeweils in die entsprechende Himmelsrichtung)
Luzifer, Fürst des Ostens, ich rufe dich!
Belial, Fürst des Nordens, ich rufe dich!
Astaroth, Fürst des Westens, ich rufe dich!
Leviathan, Fürst des Südens, ich rufe dich!
Im Namen Satans, des Herrschers der Erde, lade ich die Kräfte der Finsternis ein, um
ihre höllische Macht auf mich zu übertragen. Öffnet die Pforten der Hölle und
kommt, um mich zu grüßen und mir zu dienen!
(Nimmt ein Stück Papier und malt das Siegel des Dämons Beelzebub darauf, starrt es
sekundenlang konzentriert an, legt es auf den Altar; dann nimmt er das Schwert in
die rechte Hand und spricht folgende Formel)
Salomo: Astaroth, Ador, Cameso, Valuerituf, Mareso, Lodir, Cadomir, Aluiel,
Calniso, Tely, Plorim, Viordy, Cureviorbas, Cameron, Vesturiel, Vulnavij, Benez
meus calmiron, Noard, Nisa Chenibranbo Calevodium, Braz Tabrasol, erscheine
Beelzebub. Amen.
(Er berührt das Siegel des Dämons, das er nun in der linken Hand hält, mit der
Spitze des Schwertes)
Salomo: Beelzebub, du großer mächtiger Geist, Fürst aller Dämonen, ich beschwöre
dich an diesem Tag und zu dieser Stunde hier, um dir bestimmte Angelegenheiten
aufzutragen. Bevor ich aber damit fortfahren kann, ist es notwendig, dass du dich gut
sichtbar vor mir zeigst. Und höre, solltest du unter irgendeinem Bann stehen, oder
anderswo beschäftigt sein, dich dennoch nichts befähigen wird, der Kraft meiner
fürchterlichen Beschwörung zu widerstehen; ich kommandiere dich, und solltest
meinen Worten nicht gehorchen oder unwillig sein zu kommen, dann verfluche ich
dich auf die schrecklichste Art und Weise, dann ich werde dir deine Macht nehmen
und dich in den schauerlichen Ort verbannen!
(Kurzes Schweigen, ca. 5 Sekunden)
Deshalb komme sofort und sichtbar, Dämonenfürst und erscheine in dem magischen
Dreieck außerhalb dieses Kreises. Wage es nicht, dich meinem Befehl zu
widersetzen, denn ich bin König Salomo, dem der Herr die Macht verlieh, ich bin
dein und eurer aller Meister.
(Legt das Siegel des Dämons vor die Spitze des magischen Dreiecks auf den Boden
und hält die Schwertspitze darauf.
Sekundenlanges Schweigen. Von links erscheint in Rauchschwaden gehüllt,
Beelzebub - Teufelsfratze, Hörner, Schwanz, dunkle Kleidung...)
Beelzebub: Du hast mich gerufen, König Salomo.
Salomo: Wer bist du?
Beelzebub: Der, den du riefst.
Salomo: Wer bist du, Dämon?
Beelzebub: Ich bin der Fürst der Hölle - Beelzebub, Satan, der Teufel. Ich habe viele
Namen.
Salomo: Tritt näher und stelle dich in das Dreieck.
Beelzebub: Es ist mir angenehmer davor.
Salomo (Ihm die linke Faust mit dem Ring entgegenstreckend, das Schwert auf ihn
gerichtet): Wirst du gleich gehorchen, Verruchter!?
Beelzebub (Kleinlaut): Jawohl.
Salomo: Es heißt: jawohl, mein Herr und Meister. Hast du das verstanden?
Beelzebub: Ja.
Salomo (Wütend): Werde nicht dreist, Bursche! (Tritt bis an das Ende des
Schutzkreises, dicht vor Beelzebub, hält ihm den Ring dicht vor die Fratze) Wer also
bin ich?
Beelzebub: Du bist der Herr und Meister, großer König Salomo.
Salomo: So wie ich dich respektiere, erwarte ich auch von dir, dass du es tust.
Beelzebub: Wie ihr befehlt, Herr und Meister.
Salomo: Es soll Achtung und Verständnis zwischen uns sein.
Beelzebub: So sei es, gerne willige ich ein.
Salomo: Du weißt, warum ich dich aus dem Höllenschlund herauf beschworen
habe!?
Beelzebub: Nein, Meister.
Salomo: Lüge mich nicht an!
Beelzebub: Das tue ich nicht, Meister.
Salomo (Hämisch grinsend, ihm den Ring zeigend): Denke immer daran... Ich werde
keinen einzigen Augenblick zögern, ihn einzusetzen - weder dir, noch irgend einem
anderen deiner Untertanen gegenüber. Mit diesem Ring habe ich die Macht über
euch. Ihr werdet mir dienen und das tun, was ich von euch verlange.
Beelzebub: Das werden wir, Meister, das werden wir.
Salomo: Das hoffe ich um eurer aller Willen...
Beelzebub: Ich bin mir der Macht dieses Ringes vollends bewusst, großer König.
Meine Untertanen werde auch die deinen sein und dir in Treue und Hingabe dienen.
Salomo (Lauthals lachend): Ein Dämon soll in Treue und Hingabe dienen... Wer
glaubt denn so etwas?
Beelzebub: So wird es sein. Ihr habt mein Wort darauf.
Salomo (Spöttisch): Und wie viel ist das Wort eines Dämons wert?
Beelzebub: Nun...
Salomo (Abwinkend): Als Zeichen deines guten Willens wirst du als erstes Ornias
bestrafen.
Beelzebub: Aber...
Salomo: Schweige Satan! Du sollst mir nicht widersprechen! (Streckt ihm die Faust
mit dem Ring entgegen)
Beelzebub: Verzeiht, mein Herr und Meister. So soll es geschehen.
Salomo: Es ist mein Wille und so wird es geschehen!
Beelzebub: So sei es!
Salomo: Nachdem ich dich gleich entlasse, wirst du mir all die Dämonen vorbei
schicken, von denen du glaubst, dass sie mir am besten behilflich sein könnten, den
Tempel des Herren zu vollenden. Verstanden?
Beelzebub: Ja, Meister.
Salomo: Ich werde sie selber nach ihren Eigenschaften prüfen und sie fragen,
welcher Engel ihr Herr ist. Und dann werde ich bestimmen, wer den Tempel weiter
bauen und vollenden darf.
Beelzebub: So soll es geschehen.
Salomo (Streut Weihrauch in die Schale): Da du mir in all meinen Forderungen
gehorchen wirst, beschwöre und binde ich dich abschließend, dass du weder mich
verletzt noch diesen Ort oder irgend etwas, das mir gehört, beschädigst oder zerstörst,
und dass du sorgfältig alle Dinge ausführst, die ich dir aufgetragen habe. Und jetzt
erlaube ich es dir an Deinen Schlupfwinkel im Unsichtbaren zu entschwinden. Doch
bevor du ihn bestraft schicke mir Ornias vorbei, damit ich über ihn richte.
Beelzebub: Meister...
Salomo: Friede sei zwischen mir und dir; und komme schnell, wenn ich dich wieder
rufe!
Beelzebub: Friede sei zwischen dir und mir. (Nach links ab)
(Salomo setzt sich auf den Thron. Licht aus)
Beelzebub: Ich verfluche dich, König Salomo! Zerstören werde ich dich und dein
Reich! Schritt für Schritt im Laufe der Zeit.
Durch Lilith, die Dämonin der Wüste, in der Gestalt der Königin von Saba werde ich
dich vernichten! Eifersucht und Schmerz sollen dein Herz zerfressen, da sie ihr Herz
dem Baumeister und nicht dir schenken wird. Zwietracht und Neid soll zwischen den
beiden einst innigen Freunden sein.
Ich verfluche dich, König Salomo, auf dass Liebeskummer und Leid dir widerfahren
und du zum Gespött aller Götzen und Dämonen wirst, wenn die listige Jebusiterin
deinen Verstand vor Liebe vernebelt und du die Heuschrecken im Namen Molochs
zerreibst. Dann wird dein Gott sich von dir abwenden und du wirst einsam und elend
verenden, du liebestoller Greis.
Ich verfluche dich, Salomo, auf dass zerstört werde dein Reich und entzweit dein
Volk! Krieg und Hass sollen sein, wo einst Frieden war.
So habe ich gesprochen und so wird es sein!
I. AUFZUG