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1. Szene Personen:

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Adam Weishaupt, Theologie- und Juraprofessor, Gründer der Illuminaten

von Massenhausen, sein Student, Mitbegründer der Illuminaten

von Zwackh, sein Student, Mitbegründer der Illuminaten

(Halbdunkel. Auf der linken Seite der Bühne: Weishaupt sitzt an einem mit Papieren

voll beladenen Tisch, auf dem zwei Kerzen brennen, stöbert in den Papiern, schreibt.

Klopfen)

Weishaupt: Herein!

von Massenhausen (Von rechts eintretend): Guten Abend, Professor.

Weishaupt: Ah, Ihr seid es, von Massenhausen... Tretet näher. (Reicht im die Hand)

Schön, dass Ihr gekommen seid.

von Massenhausen: Ich würde es unter keinen Umständen hin nehmen Professor,

unsere wöchentlichen Treffen zu versäumen. Jeder Donnerstag Abend ist mir der

wichtigste der Woche.

Weishaupt: Das freut mich, zu hören... Seid Ihr allein?

von Massenhausen: Ja.

Weishaupt: Wo bleibt von Zwackh?

von Massenhausen: Er müsste jeden Moment eintreffen.

Weishaupt: Habt Ihr die Satzung, um die ich Euch gebeten hatte, ausgearbeitet?

von Massenhausen: Ja, Professor. Hier. (Nimmt eine Papierrolle aus der Jacken-

tasche und reicht diese Weishaupt)

Weishaupt (Nimmt die Rolle entgegen, setzt sich, beginnt zu lesen): Nehmt doch

Platz... (Nickend) Ja... M-hm... Ja... Das ist gut.

(Klopfen an der Tür)

Weishaupt: Herein!

von Zwackh (Von rechts eintretend): Guten Abend, Professor.

Weishaupt: Schön, dass Ihr kommen konntet.

von Zwackh: Ich hoffe, ich bin nicht zu spät...

Weishaupt (Leicht spöttisch): Lieber später als nie... Aber nein, mein lieber von

Zwackh, Ihr seid nicht zu spät dran.

von Zwackh: Ich musste einen kleinen Umweg einschlagen, da ich den Eindruck

hatte, jemand würde mir folgen.

Weishaupt: Und - ist Euch jemand gefolgt?

von Zwackh: Mit Genauigkeit kann ich es nicht sagen, aber während ich durch die

letzten drei Straßen ging, hatte ich das Gefühl, dass mir eine in einen schwarzen

Umhang gehüllte Gestalt folgen würde. In eine Abstand von zirka dreißig Schritt.

Weishaupt: Seid Ihr sicher, dass Ihr den Verfolger abgehängt habt?

von Zwackh: Ja, Professor. Ich habe mich in einem dunkeln Hauseingang ver-steckt

und gewartet, bis er an mir vorbei war und dann nahm ich einen anderen Weg als

üblich zu Eurem Haus. Ich hatte mich noch einige Male umgesehen, aber nichts und

niemand war zu sehen.

Weishaupt: Gut. Denn niemand, meine Herren, absolut niemand darf von un-seren

geheimen Treffen erfahren, geschweige denn, worüber wir sprechen.

von Massenhausen: Selbstverständlich, Professor.

von Zwackh: Ihr könnt Euch auf uns verlassen.

Weishaupt: Ich habe mir sehr lange und intensiv Gedanken darüber gemacht, wie

wir unser Anschauungen und Ideen verbreiten können. Denn es nützt wirklich

keinem etwas, wenn nur wir drei unsere Gedanken untereinander austauschen. Wir

müssen sie publik machen.

von Massenhausen: Und woran habt Ihr dabei gedacht, Professor?

Weishaupt: Wir werden eine Orden gründen und Mitglieder anwerben.

von Massenhausen: Einen Orden?

Weishaupt: Richtig. Aus genau diesem Grund hatte ich Euch auch vor einiger Zeit

gebeten, ein Statut auszuarbeiten... Was Ihr, so wie ich es auf den ersten Blick ein-

schätzen kann, gut gemacht habt.

von Massenhausen: Ich danke Euch, Professor.

Weishaupt (Reicht von Zwackh die Papierrolle): Hier, lest. Und sagt uns dann, was

Ihr davon haltet.

von Zwackh (Nachdem er kurz das Papier überflogen hat): Ja, ich finde es gut...

Weishaupt: Selbstverständlich werden wir es im Lauf der Zeit vervollständigen und

verfeiern, aber für den Anfang soll es die Satzung unseres Ordens sein.

von Zwackh: Und wie wollt Ihr denn Orden nennen, Professor?

Weishaupt: “Orden der Perfektibilististen”.

von Massenhausen: “Orden der Perfektibilististen”... Nun ja. Irgendwie finde ich,

dass es zu uns passt. Ich habe nichts dagegen.

von Zwackh: Ich auch nicht.

Weishaupt (Erhebt sich, streckt die Hand über einer Kerze aus): Dann lasst uns hier-

mit bei unserer Ehre und unserem Leben einander feierlich Treue, Zusammen-halt

und Verschwiegenheit bis zum Tod geloben. Ich, Adam Weishaupt, schwöre es!

von Massenhausen: Ich, Anton von Massenhausen, schwöre es!

von Zwackh: Ich, Franz Xaver von Zwackh, schwöre es!

Weishaupt: Nun wohl, meine Herren - ab jetzt sind wir miteinander für immer ver-

bunden. Darauf wollen wir trinken. (Nimmt die rechts auf dem Tisch stehende

Karaffe, schenkt ein, reicht den beiden die Gläser, alle stoßen an): Auf den Orden -

auf ex!

Beide: Auf den Orden!

Weishaupt (Füllt die Gläser erneut): Und - auf die Areopagiten!

von Massenhausen: Areopagiten?

von Zwackh: Auf wen?

Weishaupt: Als Gründer des Ordens nennen wir drei uns ab heute die Areopa-giten.

Also, meine Herren - auf uns!

Beide: Auf uns!

Weishaupt (Setzt sich, zeigt auf die Stühle): Bitte... Glaubt mir, dieser Tag, der Erste

des Monats Mai, anno 1776 wird in die Annalen der Geschichte eingehen. Über uns

wird man auch noch in dreihundert Jahren sprechen...

von Zwackh: So soll es sein.

Weishaupt: Wir werden die heute getroffene Vereinbarung innerhalb der nächsten

dreißig Tage schriftlich festlegen. Von Massenhausen hat bereits eine Satzung ent-

worfen; ich möchte Euch bitten, von Zwackh, diese genauestens zu studieren und mit

eigenen Ideen zu vervollständigen.

von Zwackh: Selbstverständlich, Herr Professor, kein Problem.

Weishaupt: In der Zwischenzeit werde ich eine Gründungsurkunde entwerfen, die

wir dann alle unterzeichnen, um unserem Orden Rechtmäßigkeit und Legalität zu

verleihen. Irgend welche Enwände?

von Massenhausen: Keine.

von Zwackh: Überhaupt nicht.

Weishaupt: Außerdem werden wir uns in der Öffentlichkeit nicht unserer bürger-

lichen Namen, sondern Pseudonymen bedienen. Unsere wahre Identität werden wir,

der innere Kreis, allen zukünftigen Mitgliedern gegenüber, geheim halten. Genau so

wie auch unsere wahren Ziele - die Einrichtung einer neuen Weltordnung. Die Mit-

gliedern der niederen Grade werden niemals wissen, dass es höhere Grade gibt. Nur

wenn sie sich im Laufe der Zeit bewähren und von uns als vertrauenswürdig befun-

den werden, werden sie schrittweise aufsteigen.

von Massenhausen: An was für Namen habt Ihr dabei gedacht, Professor?

Weishaupt: Es steht jedem Mitgleid frei, sich ein eigenes Pseudonym auszusuchen.

Ich nenne mich “Spartacus”.

von Zwackh (Lächelnd zu von Massenhausen): Dann könnten wir beide uns ja Cas-

tor und Pollux nennen...

von Massenhausen (Überlegt kurz): Ich ziehe “Ajax” vor.

Weishaupt: Wie gesagt - die Wahl steht jedem frei.

von Zwackh (Überlegt kurz): Dann nenne ich mich eben “Cato”.

(Kurzes Schweigen)

von Massenhausen: Wen wollen wir in unseren Orden aufnehmen?

von Zwackh: Ja und an wen sollen wir unsere Bemühungen richten, wie sollen wir

vorgehen, um neue Mitglieder zu finden?

Weishaupt: Gemäß unserem noch detailliert auszuarbeitenden Statut, sollen es tu-

gendhafte junge Leute zwischen achtzehn und dreißig Jahren sein, die den von uns

festgelegten Anforderungen entsprechen. Interessant sind Lehrer, Professoren,

Schriftsteller, Verleger und Publizisten, jedoch auch Leute aus der Industrie und der

Hochfinanz... Vergessen Sie dabei eines nie, meine Herren: unsere Organisation muss

auch finanziert werden. Wir brauchen Geld, viel Geld sogar, um unsere Ziele durch

zu setzen.

von Zwackh: Wie finden wir diese Leute? Was sollen wir tun, um sie anzuwerben?

Das sind die Fragen, die mich im Augenblick bewegen.

von Massenhausen: Von Massenhausen hat Recht - was sollen wir ihnen sagen?

Weishaupt: Auch darüber habe ich mir bereits Gedanken gemacht. Es ist im Grunde

genommen ganz einfach. Neuanwerbungen werden vorerst nur im privaten Raum

getätigt. Was so viel bedeutet, dass ihr nur diejenigen ansprecht, die ihr gut kennt, de-

nen ihr vertraut, zu denen ihr eine geistig enge Beziehung pflegt. Durch mehrere in-

tensive Gespräche führt ihr diese Person langsam zur Erkennt-nis, wie nützlich doch

eine geheime Gesellschaft wäre, wo sich nur besondere Leute derselben Gesinnung

treffen undzwar so lange, bis diese Person sich für diese Idee begeistert und einer

solchen beitreten möchte.

von Massenhausen (Begeistert): Ausgezeichnete Idee! Gefällt mir! Ich sehe da über-

haupt keine Probleme, diese in die Praxis um zu setzen.

Weishaupt: Es sind den Anzuwerbenden auch verschiedene Bücher zu empfehlen;

abhängig davon, ob er sie liest und in der Lage ist, sich frei darüber zu unterhalten

zeigt, welcher Gesinnung er ist.

von Zwackh: Das ist gut, dennn so trennen wir schon von Anfang an die Spreu

vom Weizen.

Weishaupt: Und um sein Interesse zu steigern, könnte man ihm auch “wie aus

Versehen” ein angeblich geheimes, verschlüsseltes Dokument zeigen und feststellen,

wie er darauf reagiert... Seid ihr euch seiner relativ sicher, könnt ihr ihm von unserem

Orden erzählen und vorab eine unverbindliche schriftliche Beitrittserklärung vor-

legen. Danach werden wir ihn eingehend prüfen und entscheiden, ob er aufgenom-

men wird oder nicht.

von Massenhausen: Was jedoch, wenn es sich bei einem Mitglied unseres Ordens zu

einem späteren Zeitpunkt heraus stellt, dass es unzuverlässig ist und die Statuten

mißachtet?

Weishaupt: Derjenige, der es jemals wagen sollte, den heiligen Eid, den er bei seiner

Aufnahme geschworen hat zu mißachten oder zu brechen, wird ausge-schlossen und

verstoßen. Jedoch wird er mit voller Härte die Konsequenzen seines Treuebruches zu

spüren bekommen - ohne jegliche Gnade.

von Zwackh: Und welches ist dieser Eid?

Weishaupt: Daran arbeite ich noch. Eines jedoch kann ich euch aber bereits jetzt

versichern, meine Herren - Grundlage ist der Jesuiteneid... (Fährt nach einem kurzen

Schweigen lächelnd fort) Sehe ich etwa Betroffenheit in euren Gesichtern, meine

Herren?

von Massenhausen: Nein, nur leichtes Erstaunen, sonst nichts.

Weishaupt: Und was meint Ihr, von Zwackh?

von Zwackh: Ich meinerseits habe kein Problem damit, nur bin ich erstaunt, dass Ihr

gerade den Jesuiteneid nehmt, da Ihr diese hasst - wie Ihr des öfteren sagtet.

Weishaupt: Das stimmt, ich hasse diese elenden, heuchlerischen, verlogenen Pfaffen

mehr als alles andere, jedoch weiß ich zwei Sachen zu schätzen: den Eid, den sie

beim Eintritt in diesen Verbrecherverein leisten und die Struktur ihrer Organisation.

Und genau diese ist es, die ich mir zum Vorbild für unseren Orden genommen habe.

Und aus eben diesem Grund gehe ich davon aus, dass es in unserem illustren Kreis

keine Verräter geben wird... Jede mögliche Abweichung werden wir durch das Sys-

tem, das ich entworfen habe, bereits im voraus erken-nen. (Kurzes Schweigen)

von Massenhausen: Und dieses wäre?

Weishaupt (Selbstgefällig): Schön, dass Ihr danach fragt, von Massenhausen... Das

Zauberwort heißt Information.

von Massenhausen (Leicht erstaunt): Information?!

von Zwackh: Was für Information, Professor, was meint Ihr damit?

Weishaupt: Es ist genial und einfacher, als Ihr glaubt, mein lieber von Zwackh...

Jeder, der dem Orden beitreten möchte, muss einen Bericht einreichen; einen ganz

genauen, äußerst detaillierten Bericht über sich selbst. Der beinhaltet wie folgt:

Name, Alter, Herkunft, Beruf und sozialer Status; zweitens: Auflistung all seiner

guten und insbesondere schlechten Eigenschaften, sage ein komplettes Selbstbildnis

seines seelischen, geistigen und mentalen inneren Selbst, sowie Krankheiten,

eventuelle seelische oder geistige Störungen; drittens: religiöse und politische Gesin-

nung mit jeweiliger Begründung; viertens: eine Auflistung seiner Pläne für die

Zukunft mit einer genauen Beschreibung, wie er diese zu realisieren gedenkt; fün-

ftens: genaue Angaben über Eltern, Geschwister, Verwandte, Freunde etc., deren

Gesinnungen und Einstellungen, finanzielle Verhältnisse, Krankheiten, positive und

negative Ereignisse aus deren Vergangenheit etc. etc. So viel zu Teil eins. Und jetzt

zu Teil zwei... Jedes Mitglied hat ein Quibus-licet-Heft zu führen, in dem es alles

niederschreibt, was es für den Orden als wichtig erachtet, was selbstverständlich die

Aufdeckung eigener oder fremder Vergehen oder Mängel mit einschließt.

von Zwackh: Das würde ja bedeuten, dass einer den anderen ausspioniert...

Weishaupt: So ist es.

von Zwackh: Wäre das denn nicht Verrat an seinem Nächsten?

von Massenhausen: Wer soll das alles überhaupt kontrollieren? Ich meine, wer liest

diese Berichte und was passiert dann mit demjenigen, über den Negatives berichtet

wird?

Weishaupt: Jedem Ordensbruder wird ein anderer Bruder zugeteilt, unter dem Vor-

wand, sich gegenseitig zu unterstützen; keiner der beiden weiß jedoch, dass er vom

anderen genauestens beobachtet wird und dass dieser einmal pro Monat einen Bericht

über ihn schreibt.

von Massenhausen: Wer wird diese Berichte lesen?

Weishaupt: Wie gesagt - unser Orden hat eine ganz genaue Struktur und ist strikt hi-

erarchisch gegliedert. Somit werden die versiegelten Briefe immer zu einer höheren

Instanz weiter geleitet, wo dann entschieden wird, wie vor zu gehen ist und welche

Maßnahmen zu ergreifen sein werden.

von Massenhausen: Eine gute Lösung, finde ich...

Weishaupt: Nur auf diese Art und Weise kann man die Menschen unter Kontrol-le

halten, nur so und nicht anders. Und das ist es doch was wir letztendlich wollen...

Nichts geschieht zufällig; die gesamte Natur ist Teil eines unendlichen Plans. Und als

Geschöpfe der Natur sind auch wir Teil dieses universellen Plans, der seine eigenen

Regeln und Gesetze hat. Stufenweise entwickeln wir uns im Laufe unseres Lebens

vom Kind zum Mann, streben Höheren entgegen - der Vervollkommnung von Seele

und Geist, jedoch ist dieser Prozeß oft äußerst schwierig und mühsam. Am Anfang

waren die Menschen in ihrem Urzustand glücklich und frei, denn sie waren alle gle-

ich. Die Ursachen des Elends - Staatenbildung, Eigentum, persönlicher Mach-

tanspruch - waren ihnen unbekannt. Doch hat sich das alles im Laufe der Zeit durch

die übertriebene Vermehrung der mater-iellen Bedürfnisse, der Gier, geändert und

somit wurden Abhängigkeitsverhält-nisse geschaffen. Es entstanden

Herrschaftsstrukturen und Hierarchien in denen sich der Schwache dem Stärkeren un-

terwerfen musste; aus Familien wurden Stämme, aus Stämmen Nationen und dadurch

wurden Despotismus und Macht-mißbrauch ermöglicht. Durch die Gründung von

Staaten und Nationen wurden die Menschen entzweit und einander entfremdet.

Monarchische Despoten betrachteten Länder und Nationen als ihr Eigentum, das sie

frei nach eigenem Belieben vererben konnten. Staatliche Aufgaben - das Wohl des

Volkes zu sichern - traten zugunsten dynastischer Interessen in den Hintergrund. Die

Bidlung von Staaten und gesellschaftliche Differenzierung, Unterdrückung, Ausbeu-

tung hat jedoch auch einen positiven Aspekt, denn erst dadurch werden Despostismus

und Knechtschaft erkannt und somit im Menschen der Wunsch zur Freiheit erweckt...

Sie werden sehen, meine Herren, früher oder später wird der Prozeß der Auf-klärung

von den Fürsten selber in Gang gesetzt, da es ihnen eines Tages nicht mehr erfolgver-

sprechend erscheinen wird, über eine gleichgültige Horde zu herrschen. Irgend wann

werden Fürsten und Nationen gewaltlos von selber von der Erdoberfläche ver-

schwinden und die Menschen werden zurück zu ihrem Ur-sprungszustand kehren, sie

werden frei, glücklich und gleich sein. Wir, unser Orden und andere Geheimge-

sellschaften sind der entscheidende Faktor im Prozeß des ständigen Werdens und

Vergehens der menschlichen Kultur.

Wir sind die Bewahrer, wir sind die Aufklärer, wir sind die Erleuchteten - die Auser-

wählten!

Beide (Sich erhebend, in die Hände klatschend): Bravo, Professor, bravo, bravo! Es

ist genau so, wie Ihr sagt! Wir sind die Bewahrer, wir sind die Auserwählten!

Weishaupt (Geschmeichelt abwinkend): Schon gut, schon gut, ich danke! Lasst uns

noch ein Glas Wein auf diesen großatigen Tag trinken, meine Herren und uns dann

für heute - bis nächsten Donnerstag - verabschieden. Ich muss noch eine Vorlesung

für morgen vorbereiten. Auf Ihr Wohl! (Hebt das Glas, trinkt)

Beide: Auf Ihr Wohl, Herr Professor! (Trinken, stellen die Gläser ab)

Weishaupt (Sitzt auf dem Stuhl, kramt in seinen Papieren, geistesabwesend): Gute

Nacht, ja, gute Nacht.

(Die beiden nach rechts ab. Licht aus)

*

Personen:

Amschel Rothschild, Bankier

Adam Weishaupt

(Licht langsam an. Auf der rechten Seite der Bühne: Mayer Rothschild sitzt an einem

säuberlich aufgeräumten Schreibtisch, schreibt, murmelt vor sich hin. Klopfen)

Rothschild: Herein!

Weishaupt: Seid gegrüßt, Amschel!

Rothschild (Erhebt sich, tritt ihm entgegen): Ich grüße Euch, mein lieber Weishaupt.

(Die beiden grüßen sich herzlich) Schön, Euch nach so langer Zeit wieder zu sehen.

Weishaupt: Die Freude liegt ganz auf meiner Seite.

Rothschild: Wie ich sehe, ist es Euch in den letzten Jahren wohl ergangen... (Klopft

ihm lachend auf den Bauch)

Weishaupt (Lachend): Ich kann nicht klagen. Aber auch Ihr lebt allen Anscheins

nach nicht gerade schlecht, wie ich sehe.

Rothschild: Man tut, was man kann... Doch nehmt Platz, setzt Euch. Wie wäre es mit

einer Tasse Tee zur Erfrischug?

Weishaupt (Abwinkend): Danke, aber...

Rothschild (Lachend): Ach so, ja, ich erinnere mich. Ihr ward immer schon ein Fre-

und von einem guten Gläschen kühlen Weines. (Schenkt ihm ein Glas Wein ein, re-

icht es ihm)

Weishaupt: Dass Ihr noch daran erinnert... Auf Euer Wohl!

Rothschild: Auf das Eure! Ich freue mich wirklich, dass Ihr meiner Einladung Folge

leisten konntet.

Weishaupt: Die Freude liegt ganz auf meiner Seite. Wie lange ist es her? Neun, zehn

Jahre?!

Rothschild: Genau elf, würde ich sagen.

Weishaupt: In der Tat. Eine ganz schön lange Zeit...

Rothschild (Leicht wehmütig): Ja - die guten alten Zeiten, als wir sorglos in den Tag

hinein lebten... Und nur das taten, wozu wir gerade Lust und Laune hatten... Lang

lang ist es her...

Weishaupt: Trotz allem sind uns die Erinnerungen geblieben... Hatten wir doch

damals so einiges gemeinsam...

Rothschild: Und es waren nicht nur die Mysterien der Kabbalah... (Lacht)

Weishaupt: Seid Ihr immer noch ein Rabbi?

Rothschild: Schon seit einer Ewigkeit nicht mehr. Ich führe die Bankgeschäfte

meines Vaters.

Weishaupt: Und ziemlich erfolgreich, wie es scheint.

Rothschild: Ich kann nicht klagen. Und Ihr seid ein berühmter Professor geworden.

Weishaupt: Vieles verdanke ich auch meinem damaligen Gönner, dem Univer-sitäts-

direktor Freiherrn von Ickstatt.

Rothschild: Ich weiß. Mein Vater hatte ihn gebeten, Euch hilfreich unter die Arme

zu greifen.

Weishaupt (Erstaunt): Euer Vater?

Rothschild: Ich habe schon damals Euer Potenzial erkannt...

Weishaupt: Jetzt fehlen mir tatsächlich die Worte... Ich weiß nicht, was ich sagen

soll...

Rothschild (Abwinkend): Seht es als kleinen Freundschaftsdienst an; Ihr schuldet

weder mir, noch meinem Vater etwas.

Weishaupt: Trotzdem möchte ich Euch und Eurem werten Herr Vater danken, auch

wenn dies nach so vielen Jahren ist.

Rothschild: Ihr habt es Euch redlich verdient da zu sein, wo Ihr jetzt steht. Ihr ward

schon immer äußerst ambitioniert und habt dafür gestanden, woran Ihr glaubtet...

Noch ein Gläschen? (Schenkt ihm ein)

Weishaupt: Sehr gerne.

Rothschild: Und Ihr habt es tatsächlich nach elf Jahren, nach unserem ersten Ge-

spräch geschafft, eine Geheimorganisation zu gründen, die den Kurs des Abend-lan-

des verändern, wenn nicht sogar umkehren wird... Alle Achtung!

Weishaupt: Weil wir schon damals an eine neue Weltordnung geglaubt hatten.

Rothschild (Schmunzelnd): Stimmt, aber grundsätzlich stammt die Idee von meinem

seligen Vater, dem alten Amschel Mayer Rothschild.

Weishaupt (Erstaunt): Von Eurem Herrn Vater?!

Rothschild: Ja. Schon als Kind hatte er mir und meinen Brüdern eingebläut, dass die

Welt schlecht ist und es so nicht weiter gehen kann, dass Veränderungen her müssen,

große Veränderungen... Als Jude war er sowieso nicht gut auf die katho-lische Kirche

zu sprechen; sie sei der Ursprung allen Übels, pflegte er zu sagen. Durch ihre Lügen

würde sie die Menschen unterdrücken, erniedrigen und verdummen, sie zu einer

einzigen willenlosen Horde der weltlichen Fürsten und des Klerus machen. Und

dagegen muss man vorgehen - egal wie, wenn es sein muß, selbst durch Gewalt...

Weishaupt: Wie schon Machiavelli vor über 250 Jahren sagte: um seinen Zweck zu

erreichen, ist es dem Fürsten gestattet sich jeglicher Mittel zu bedienen, die einem

höheren Ziel dienen... Und genau das ist es was wir, die Illuminaten, machen. Wir se-

hen es als unsere heilige Pflicht an, die Menschen aufzuklären - zu erleuchten! Sie

aus dem Joch dynastischer Despoten zu befreien, damit sie wieder alle gleich und frei

sind, wie damals, im Ursprungszustand. Doch dafür müssen wir sie nach unseren

Regeln erziehen, ihnen sagen, was gut und was böse, was richtig und was falsch ist,

was sie zu tun haben und wie sie sich zu verhalten haben. Ansonsten werden sie nie

wirklich frei sein. (Sich ereifernd) Und dafür brauchen wir die besten und hellsten

Köpfe aus der Hochfinanz, der Industrie, der Erziehung und der Literatur. Sie sollen

Schritt für Schritt in Behörden und Ministerien eingeschleust werden und

Regierungspolitiker so beraten, dass diese die von uns gewünschte politische Rich-

tung einschlagen. Und wenn es sein muß selbst durch Drohungen, Bestechung, Er-

pressung, Weibergeschichten...

Rothschild (Anerkennend): In der Tat... Das würde meinem Vater gefallen... Be-

stimmt hätte er nichts dagegen wenn ich Euch und Eure Organisation eine groß-

zügige finanzielle Unterstützung zukommen ließe. Oder seht Ihr das etwa anders?

Weishaupt: Keinesfalls. Wir können jede nur mögliche finanzielle Hilfe gut ge-

brauchen. Ich danke Euch.

Rothschild: Nicht der Rede wert, ist es doch voll und ganz im Sinne meines Vaters,

was Ihr und die Erleuchteten tun. Er hätte bestimmt seine wahre Freude daran... Doch

sagt - wie man so hört, kommt Ihr persönlich nicht so gut mit dem Freiherrn von

Knigge aus...

Weishaupt (Wütend abwinkend): Ach, der! Das ist ein Opportunist, er versucht alles

zu zerstören, was ich in den letzten vier Jahren aufgebaut habe. Er hat einen so

genannten neuen “Ordensplan” erstellt und weitere Ordensabteilungen gegründet, die

das System angeblich vertiefen sollen. Er sieht nicht ein, wie gefährlich das alles ist,

denn es trägt die Gefahr politischer Deutung in sich. Er handelt eigenmächtig ohne

sich in wichtigen Angelegenheiten mit mir abzusprechen - das ist völlig inakzeptabel.

Ständig findet er einen Grund, sich mir zu widersetzen und meinen Anweisungen

nicht Folge zu leisten, geschweige denn, meinen Befehlen zu gehorchen. Er sagt, er

ließe sich nicht von einem Professor aus Ingolstadt wie ein Student behandeln. Er hat

mir sogar mitgeteilt, ich möge mich von der falschen Vorstellung trennen, der Orden

wäre mein Eigentum... Was für eine Unverschämtheit! Ich würde ihn am liebsten er-

würgen, diesen, diesen...

Rothschild (Lachend): Temperamentvollund aufbrausend ward Ihr schon immer,

mein lieber Weishaupt... Und was Beleidgungen und Beschimpfungen betraf, nun ja -

da ward Ihr nie besonders zimperlich...

Weishaupt: Man sollte den Leuten immer direkt ins Gesicht sagen, was man über sie

denkt und von ihnen hält, oder etwa nicht?!

Rothschild: Etwas Zurückhaltung hat noch niemals jemandem geschadet...

(Maliziös) Oder etwa nicht?! Doch sagt, was gedenkt Ihr in dieser Sache zu un-

ternehmen? Wenn es stets Unstimmigkeiten, Beleidigungen und Kontroversen inner-

halb des inneren Kreises gibt, wie soll der Orden dann weiter existieren?

Weishaupt: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich mich von ihm trenne. Es hängt

alles ganz davon ab, ob er von seiner Vorstellung die einzelnen Ordenseinrichtungen

betreffend läßt oder nicht.

Rothschild: Was meint Ihr damit?

Weishaupt: Er legt Wert auf das Mystische und will dem Orden den kirchlichen

Pomp einverleiben. Wir im Süden wollen das Kirchliche nicht profaniert sehen, da

wir der Ansicht sind, dass durch Aufklärung, das Kirchliche im Orden über-flüssig

ist... An diesem Punkt scheiden sich die Geister. Beharrt er jedoch weiterhin auf

seinem Standpunkt, trennen sich unsere Wege und zwar für immer...

Rothschild (Kopfschüttelnd): Das wäre nicht gut, gar nicht gut... Überhaupt nicht in

meinem und meines Vaters Sinne... (Erhebt sich, streckt ihm die Hand entgegen) Lei-

der muß ich Euch jetzt verabschieden, mein lieber Weishaupt - die Geschäfte rufen

und lassen sich leider nicht aufschieben.

Weishaupt (Leicht enttäuscht): Selbstverständlich...

Rothschild: Aber ich würde mich freuen, wenn Ihr morgen zum Mittagessen kämt,

dann lernt Ihr auch meine Familie kennen.

Weishaupt (Erfreut): Es wäre mir eine große Freude. Ich fühle mich geehrt.

Rothschild: Sagt, tragt Ihr vielleicht rein zufällig eine Abschrift der Statuten oder

eine Kurzfassung des Grundkonzeptes und der Ideen Eures Ordens bei Euch?

Weishaupt: Ich dachte mir, daß Ihr danach fragen werdet. (Greift in die Jacken-

tasche, überreicht ihm ein gerolltes Dokument) Hier, bitte.

Rothschild: Ich danke Euch, ich weiß Euer Vertrauen zu schätzen. Ich werde es

heute Abend durchlesen und ich bin der Überzeugung, dass es morgen, nach dem

Mittagessen, so einiges zwischen uns zu besprechen gibt... Bis morgen also und

bringt viel Zeit mit!

Weishaupt: Das werde ich! Auf Wiedersehen! (Nach links ab)

Rothschild (Setzt sich, entfaltet das Dokument, beginnt zu lesen): “Es gibt zwei

große Geheimnisse. Das erste Geheimnis ist, die Menschen zu lenken und zu kon-

trollieren. Dies kann nur durch die Beherrschung der öffentlichen Meinung

geschehen. Dies erzielt man, indem man Zwietracht, Zweifel und widersprüchliche

Ansichten verbreitet und zwar so lange, bis sie total verwirrt sind und den Überblick

verlieren; man muss sie durch das Mittel der Manipulation so weit bringen, daß sie

sich in dem überall herrschenden Chaos verschiedener Meinungen nicht mehr selb-

ständig zurecht finden und letztendlich zu der Üerzeugung gelangen, daß es für sie

am besten ist, keine eigene Meinung zu haben, insbesondere in staatsrechtlichen An-

gelegenheiten.

Wir müssen ihre primitiven Instinkte und Leidenschaften erwecken, indem wir sie

stetig und regelmäßig mit geistlosen, schmutzigen, trivialen und widerwertigen

Schriften überhäufen, so daß sie an nichts weiteres, als an die Befriedigung ihrer

niedersten und primitivsten, animalischen Grundbedürfnisse denken, deren Erfüllung

ihr höchstes und erstrebenswertestes Ziel ist.

Das zweite Geheimnis besteht darin, alles zu tun, damit die Menschen sich unter-

einander nicht mehr verstehen und sich gegenseitig zu hassen beginnen. Dies ge-

schieht, indem man alle ihre Fehler, ihre schlechten Angewohnheiten, ihre Schwä-

chen und all das Böse und Niederträchtige in ihnen zum Vorschein bringt und auf die

Spitze treibt. Die Persönlichkeit jedes einzelnen muss bekämpft und untergra-ben

werden, die Freiheit selbständig zu denken und zu handeln, ihnen genommen werden,

denn nichts ist gefährlicher als ein selbständig denkender Mensch, denn er wird sich

niemals den Regeln der Elite unterwerfen; und dies muß um jeden Preis verhindert

werden. Neid, Haß und Krieg sollen dazu dienen, den Menschen zu zermürben; er

soll Entbehrungen und Hunger ausgesetzt werden; gezielt sollen Seuchen verbreitet

werden, damit die Schwächsten daran zugrunde gehen und die Überlebenden dann

keinen anderen Ausweg mehr sehen, als sich uns, den Illumi-naten zu unterwerfen.

(Das Licht wird immer schwächer) Sie sollen durch den Verlust von Anstand und

Moral, durch sexuelle Perversitäten und Homosexualität den Glauben an Gott und

die Welt verlieren. Der Entsittlichung der Gesellschaft soll höchste Priorität

eingeräumt werden. Völkische Gegensätze, Rassen- und Glaubenshaß sollen geschaf-

fen werden...” (Völliges Dunkel)

Lucifer

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