Читать книгу Lucifer - Harald Dasinger - Страница 5

2. Szene Personen:

Оглавление

Nathaniel Rothschild, Sohn von Amschel, Bankier

Karl Marx, Freimaurer, Satanist, Vater des Kommunismus

(Nathaniel Rothschild sitzt am Schreibtisch, auf dem sich rechts und links säuberlich

geordnet zwei Stapel Papier, sowie Schreibutensilien und zwei Kerzen befinden. Ihm

gegenüber sitzt Marx, die beiden unterhalten sich)

Rothschild: Was ich amüsant finde ist, dass man Euch schon mehrfach des Anti-

semitismus beschuldigt hat, obwohl Ihr doch selber Jude seid... Moses Mordechai

Marx Levi ist doch Euer richtiger Name, oder?!

Marx: Das ist mein Geburtsname, aber im Alter von drei Jahren wurde ich getauft

und man gab mir den Namen Karl Marx. Dieser Name begleitet mich schon mein

ganzes Leben.

Rothschild: Und wie kam es dazu?

Marx: Da mein Vater als jüdischer Anwalt nicht praktizieren durfte, ist er zum

Protestantismus konvertiert und somit wurden auch wir - ich und meine sechs

Geschwister - ebenfalls christlich getauft.

Rothschild (Kopfschüttelnd): Und das in einer Familie mit Rabbiner Tradition...

Glaubt mir, einmal Jude, immer Jude. Daran werdet Ihr niemals etwas ändern

können.

Marx: Ich versuche, so gut es geht, meine jüdische Abstammung zu verbergen..

Rothschild: Nun ja, das ist Eure Entscheidung. Immerhin habt Ihr es aber geschafft

die kleine Schwester des preußischen Innenministers Ferdinand von Westphalen zu

ehelichen. Und das will was heißen.

Marx: Nun ja...

Rothschild: Ich gehe mal davon aus, dass er nichts von Eurer jüdischen

Abstammung weiß, aber - egal, nicht deswegen habe ich Euch heute her gebeten.

(Nimmt vom linken Papierstapel einige Seiten, blättert darin) Vor einigen Jahren, als

Ihr in Paris ward, hattet Ihr eine Arbeit, „Die ökonomisch-philosophischen

Manuskripte” verfasst.

Marx: Ja, das ist bisher eine meiner besten Arbeiten, auf die ich stolz bin.

Rothschild: Sie sind ganz im Sinne der Schriften von Adam Weishaupt, nur

verfeinert... Als Mitglied der „Gesellschaft der vier Jahreszeiten“ solltet Ihr es.

Marx: Durch meinen Schwager, den Minister, bin ich Mitglied im „Bund der

Gerechten“ geworden, was mir später Zugang zur Loge verschaffte. Doch mit

Verlaub, woher wisst Ihr so viel über mich?

Rothschild: Information, mein lieber Marx. Information und Kapital sind alles was

zählt, denn zusammen bedeuten diese Macht. Übrigens - Ihr solltet mal darüber

schreiben.

Marx: Worüber?

Rothschild: Über das Kapital und seine Funktion im Kapitalismus und

Kommunismus - aber darauf komme ich später zu sprechen... Um auf das eigentliche

Thema zurück zu kommen... Bevor ich Euch einen Auftrag erteile, möchte ich, dass

Ihr mir kurz den Inhalt der Manuskripte zusammenfasst - aber nur das Wichtigste,

denn meine Zeit ist kostbar, die Geschäfte warten nicht.

Marx (Sich räuspernd): Nun ja... Es geht um den Arbeitslohn, den Gewinn des

Kapitals, die Grundrente, das Verhältnis des Privateigentums, um Bedürfnisse und

Produktion...

Rothschild (Leicht ungeduldig): Der Reihe nach und kurz, wenn ich bitten darf.

Marx: Der Arbeitslohn ist zur Ware geworden, die sich aus dem feindlichen Kampf

zwischen den Kapitalisten und den Arbeitenden ergibt. Wirtschaftswachstum führt

zu Überproduktion, die ihrerseits periodische Krisen bedingt.. Wenn also die Wirt-

schaft stagniert, dann sinkt aufgrund der hohen Konkurrenz der Arbeitslohn.

Rothschild (Nickend): M-hm... Und das ist auch gut so.

Marx: Betreffend das Kapital, so ist dieses durch das Recht auf Eigentum er-schaffen

worden. Fortschritt vermehrt nicht den Arbeitslohn, sondern den Gewinn des Kapi-

tals. Der Konkurrenzkampf unter den Kapitalisten führt zu einer Erhöhung des Ar-

beitslohns und somit zu einer Senkung der Marktpreise, wobei die Akkumulation von

Kapital zu einem Monopol führt, das noch mehr Kapital akkumuliert. Je mehr Reich-

tum der Arbeiter produziert, desto ärmer wird er. Dadurch, daß er mehr und mehr

Waren erschafft, wird er selber zur Ware und entfremdet sich somit von sich selbst.

Er produziert das Kapital und das Kapital produziert ihn, somit ist er von diesem ab-

hängig. Tut er es nicht, kann er nicht existieren, also arbeitet er, um seine Klasse zu

erhalten. Bis zur Revolution und dem finalen Sieg des Kommunismus, sehe ich drei

Stufen. Erstens - die Einheit von Arbeit und Kapital; zweitens - es muß ein Gegen-

satz von Arbeit und Kapital geschaffen werden, was so viel wie die Umstellung vom

Feudalismus auf den Kapitalismus bedeutet und drittens muß ein Gegensatz eines je-

den gegen sich selbst geschaffen werden.

Rothschild: Und wie ist das zu verstehen, was genau wollt Ihr damit sagen?

Marx: In dem Augenblick, wo der Kapitalismus kulminiert, wird es zu Aufstän-den

kommen, die letztendlich zu Revolutionen und somit zum Sturz des Kapi-talismus

füren.

Rothschild: Interessant, wie Ihr Euch das alles so ausgedacht habt... Muß ich schon

sagen...

Marx: Um den Kapitalismus tatsächlich zu beseitigen, müssen alle Entwicklungs-

stufen, die dorthin geführt haben, noch einmal rückwärts durchlaufen werden, bis hin

zum Kommunismus, wo das Privateigentum dann letztendlich allen gehört.

Rothschild: Ihr wollt also alle enteignen - den Industriellen die Fabriken weg

nehmen, den Großgrundbesitzern Grund und Boden und alles den Proleten geben.

Habt Ihr jedoch auch daran gedacht, ob der Pöbel überhaupt in der Lage sein wird,

mit dieser neuen Situation zurecht zu kommen, ob er imstande sein wird das, was er

sich gewaltsam angeeignet hat, auch richtig zu verwalten und vermeh-ren?

Marx: Es wird nicht einfach, jedoch ist es möglich.

Rothschild: Und wie stellt Ihr Euch vor? (Spöttisch) Glaubt Ihr etwa ein Wunder

geschähe so einfach über Nacht?!

Marx: Im ersten Schritt würden gewaltsam alle individuellen Unterschiede zwi-

schen den Menschen ausgelöscht, indem alle zu Arbeiter würden. Im zweiten Schritt

würde die Gesellschaft ihre bis dahin bestehende Demokratie oder Despotie

aufheben...

Rothschild (Spöttisch): Ihr glaubt also tatsächlich an Wunder... (Lächelnd) Ihr seid

wirklich zu beneiden.

Marx (Unbeirrt fortfahrend): ... indem sie den Staat aufhebt, in dem es aber immer

noch allgemeines Privateigentum gibt. Im Kommunismus kann der Mensch genießen,

ohne zu besitzen. Der selbständige, freie, unabhängige Mensch wird wissen, dass er

sich selbst erschafft und nicht von irgend einem Gott aus Lehm und Speichel erschaf-

fen wurde.

Rothschild: Die Idee, den Staat abzuschaffen gefällt mir. Wer aber wird dann die

Menschen lenken und leiten? Sind sie doch nichts anderes als eine völlig willen- und

orientierungslose Herde ohne Hirt...

Marx: Es wird nur eine einzige Regierung geben, der sich alle unterwerfen müssen.

Sie wird die absolute, uneingeschränkte Macht haben und ihre Interessen zum Wohle

des Volkes gnadenlos und unbeirrt durchsetzen, ganz gleich welcher Mittel auch im-

mer sie sich zu bedienen haben wird. Sie wird lediglich aus der Elite bestehen - den

Stärksten, Fähigsten und Klügsten. Für alle anderen gilt totaler, bedingunsloser

Gehorsam. Dann erst, wenn sie es verstanden haben, werden alle Menschen frei und

glücklich sein.

Rothschild: Alle Achtung, mein lieber Marx. Ihr seid ein echter Illuminat.

Marx: Nun ja - wer denn sonst, wenn nicht wir, soll die Welt verändern, eine neue

Ordnung schaffen?

Rothschild (Blättert in den vor ihm liegenden Papieren): Wie ich dem letzten Teil

Eurer Publikation entnehme, seid Ihr kein besonderer Freund von Hegels Dialektik.

Marx: Bin ich auch nicht. Ich stimme ihm lediglich in zwei Punkten zu, und zwar

seiner These, daß sich der Mensch durch Arbeit selbst erzeugt und daß eine Auf-

hebung erst durch Verallgemeinerung und später durch ihre eigene Aufhebung

abgeschlossen werden könne.

Rothschild: These plus Antithese gleich Synthese. Das ist das Geheimnis des Er-

folgs.

Marx: Ich verstehe nicht ganz, was Ihr damit meint.

Rothschild: Ist im Moment auch unwichtig. (Kurzes Schweigen) Wie mir zu Ohren

gekommen ist, habt Ihr es im “Bund der Kommunisten” ganz nach oben gebracht...

Marx (Stolz): Ich und mein werter Freund Engels haben einen erheblichen Beitrag zu

seiner Gründung geleistet. Wie Ihr jedoch bestimmt wisst, ist unsere neue, geheime

Organisation aus dem von Weitling gegründeten “Bund der Gerechten” hervorgegan-

gen. Jetzt sind wir eine revolutionär-sozialistische Vereinigung mit internationalem

Anspruch.

Rothschild (Lauernd): Da gibt es doch sicherlich ein Statut, ein Regelwerk, einen

Plan...

Marx: Vorläufig wurden wir, Friedrich Engels und ich, noch nicht vom Bund mit

dem Verfassen eines solchen Statutes beauftragt, jedoch gehe ich davon aus, dass

man es bald tun wird.

Rothschild: Wie wäre es, wenn Ihr dem zuvor kämt und das Statut schon jetzt

schreiben würdet?!

Marx: Nun - so lange man mich nicht darum bittet oder beauftragt...

Rothschild: Ich beauftrage Euch.

Marx (Erstaunt): Ihr?

Rothschild: Ja, ich.

Marx: Mit Verlaub, wenn Ihr mir die Frage gestattet - was habt Ihr mit dem Bund

oder dem Kommunismus zu tun?

Rothschild: Öffentlich und prinzipiell nichts, gar nichts... Oder auch vielleicht mehr,

als Ihr denkt... Was ist, nehmt Ihr den Auftrag an?

Marx: Selbstverständlich, liebend gerne! Überhaupt da ich im Moment ziemlich

knapp bei Kasse bin.

Rothschild (Lachend): Wann seid Ihr das denn nicht?! Ihr seid für Euren lockeren

Umgang mit Geld bekannt. Mit Kapital, mein lieber Marx - mit Kapital. ... (Greift in

die Brusttasche seiner Jacke, zählt einige Scheine ab, reicht sie Marx) Das dürfte

doch reichen, oder?

Marx (Freudig erstaunt): Oh, das ist mehr als großzügig. Ich danke Euch! Ihr wißt

gar nicht, wie sehr Ihr mir damit geholfen habt.

Rothschild: Wann kann ich mit dem Ergebnis meines Auftrages rechnen?

Marx: Schon vor einem Jahr haben Friedrich und ich eine Kurzform des Statutes ent-

worfen - da stehen alle relevanten Punkte darin; diese müssen nicht einmal mehr de-

tailliert ausgearbeitet werden, da sie sehr genau und präzise sind. Eine kurze Erk-

lärung von jeweils zwei bis drei Absätzen zu jedem der zehn Punkte ist völlig ausre-

ichend. Wir haben diese Schrift “Das kommunistische Manifest” genannt.

Rothschild: Dann dürfte es ja wohl kein Problem sein, das Manifest innerhalb der

nächsten dreißig Tage zu beeden...

Marx: Gewiß nicht, kein Problem.

Rothschild: Mal vorab in Kurzform... Erzählt!

Marx: Wie gesagt, das Manifest ist ein Zehn-Punkte-Plan für die neue Weltordnung

des Kommunismus. Also (Zählt an den Fingern):

1. Expropriation des Grundeigentums und Verwendung der Grundrente zu Staats-aus-

gaben

2. Einführung einer starken Progressivsteuer

3. Abschaffung des Erbrechts

4. Beschlagnahmung des Eigentums aller Emigranten und Rebellen

5. Zentralisation des Kredits in den Händen des Staates durch eine Nationalbank mit

Staatskapital und ausschließlichem Monopol

6. Zentralisation des Transportwesens in den Händen des Staats

7. Vermehrung der Nationalfabriken, Produktionsinstrumente, Urbarmachung und

Verbesserung der Ländereien nach einem gemeinschaftlichen Plan

8. Gleicher Arbeitszwang für alle, Errichtung industrieller Armeen, insbesondere für

den Ackerbau

9. Vereinigung des Betriebs von Ackerbau und Industrie, Hinwirken auf die all-mäh-

liche Beseitigung des Unterschieds von Stadt und Land

10. Öffentliche und unentgeltliche Erziehung aller Kinder, Beseitigung der Fabrikar-

beit der Kinder in ihrer heutigen Form, Vereinigung der Erziehung mit der ma-

teriellen Produktion.

Rothschild: Beeindruckend... Wirklich beeindruckend... (Zu sich selber) Entspricht

voll und ganz dem, was ich mir so vorgestellt habe. (Erhebt sich, streckt Marx die

Hand entgegen) Ich erwarte Euch heute in einem Monat. Gehabt Euch wohl.

Marx: Ich werde da sein, darauf könnt Ihr Euch verlassen. Und nochmals - ich danke

Euch. (Verneigt sich kurz, dann nach links ab)

Rotschild (Setzt sich, legt die Papiere auf den Stapel zurück, nimmt einen weißen

Bogen Papier, schreibt) :

Mein lieber Bruder Lionel,

ich bin hoch erfreut, Euch eine weitere gute Nachricht mitteilen zu können.

Ihr erinnert Euch vielleicht, dass ich in meinem letzten Brief den Namen Karl Marx

erwähnt habe - ein junger, zum Protestantismus konvertierter Jude aus Trier und Illu-

minat, der unserer Sache äußerst dienlich sein kann. Er ist der Überzeugung, dass

man die Welt, wie sie jetzt ist, verädern müsse und strebt eine neue Weltordnung in

der Form des Kommunismus an.

Gerade eben habe ich ihn verabschiedet und beauftragt, ein Manifest des Kommu-

nismus zu schreiben, in welchem er die Grundpfeiler für die von ihm angstrebte neue

Weltordnung darstellen möge. Es sind derer zehn. Da ich über ein sehr gutes

Gedächtnis verfüge, habe ich mir die von Marx genannten Punkte gemerkt und

möchte Euch diese nicht vorethalten. Lest diese bitte sehr sorgfältig - wie Ihr es im-

mer tut - und lasst mich Eure werte Meinung wissen.

Da wir beide uns über die Hegelśche Dialektik “These plus Antithese gleich Syn-

these” einig sind, möchte ich Euch bitten, Professor Karl Ritter von der Frankfurter

Universität, der mir als sehr kompetent empfohlen wurde, mit der Schaffung einer

Antithese zum Manifest des jungen Marx zu beauftragen.

Ich freue mich schon jetzt auf Eure baldige Antwort.

In tiefer Zuneigung,

Euer Euch ergebener Bruder Nathaniel

Lucifer

Подняться наверх