Читать книгу Vom Allergrößten bis zum Allerkleinsten - Harald Lesch - Страница 11
ОглавлениеMond
»Die Erde hat einen Mond von einer Größe, wie er ihr eigentlich gar nicht zusteht – einen richtigen Riesenmond.«
Guter Mond, du gehst so stille … Nicht nur poetisch, sondern auch kosmologisch betrachtet ist der Mond ein wunderbarer Begleiter. Er hat nur ein Einundachtzigstel Erdmasse, wobei sein Durchmesser immerhin ca. ein Viertel des Erddurchmessers misst. Daraus ergibt sich für ihn gegenüber seinem Bezugskörper Erde also eine deutlich geringere mittlere Dichte.
So hat die Erde einen Mond von einer Größe, wie er ihr eigentlich gar nicht zusteht – einen richtigen Riesenmond. Der ist durch die Kollision eines kosmischen Körpers, eines sogenannten Impaktors, mit der noch glutflüssigen Urerde entstanden. Dieser Einschlag war nicht frontal, sondern eher ein Streifschuss. Dabei wurde Material aus der Urerde herausgerissen und vermischte sich mit dem Material des Impaktors in einem Ring von vielleicht 20.000 oder 30.000 Kilometern Entfernung von der damals noch glutflüssigen Erdoberfläche. Innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit verwandelte sich dieses Ringmaterial in den Mond, wie wir ihn kennen. Unser Mond ist also eigentlich aus Erdmaterial entstanden. Woher wissen wir das? Von den Astronauten, die zwischen 1969 und 1972 tatsächlich auf dem Mond gelandet sind. Sie brachten 400 Kilogramm Mondgestein von ihrer Mission mit. Dieses Mondgestein gleicht dem Erdmantelgestein, besitzt aber keine flüchtigen Elemente, also ist der Mond heiß entstanden.
INFO
Aufbau des Mondes von außen nach innen:
Mondkruste: 70–150 km
Basaltmantel: 1200–1600 km
Innerer Eisenkern: 100–400 km
Den Gezeitenkräften unterworfen
Und was sehen wir Erdlinge vom Mond? Wir sehen immer die gleiche Seite. Warum? Weil der Mond sich genau einmal um die eigene Achse dreht, während er mit konstanter Geschwindigkeit einmal um die Erde rotiert. Im Mittel ist er ca. 380.000 bis 390.000 Kilometer von uns entfernt und zeigt uns immer die gleiche Seite. Diese gebundene Rotation kann man relativ leicht damit erklären, dass der Mond so nah an der Erde entstanden ist, weil die Gezeitenkräfte zwischen diesen beiden Himmelskörpern beide abgebremst haben. Der gemeinsame Schwerpunkt, um den die beiden sich drehen, ist nämlich nicht genau im Mittelpunkt der Erde oder im Mittelpunkt des Mondes, sondern knapp 2000 Kilometer unter der Erdoberfläche. Deswegen wird die Erde deformiert.
Im Bereich der Tag-Nacht-Grenze sind vor allem die Mondkrater sehr gut zu erkennen.
Aufgrund seiner relativen Nähe zur Erde ist der Mond bislang der einzige Himmelskörper, der von Menschen betreten wurde. Die Mondoberfläche ist eintönig und karstig und von zahllosen Kratern übersäht.
Das heißt, die Meeresoberfläche und der Erdboden heben und senken sich täglich 80 Zentimeter. Daher wird unser Planet in der Rotation über die Jahre immer langsamer. Der Mond allerdings wurde sofort auf null gestellt. Er zeigt der Erde immer die gleiche Seite. Er entfernt sich pro Jahr drei Zentimeter von uns. Er wird also irgendwann relativ weit weg sein. Nutzen Sie also romantische Vollmondnächte!
Archiv der Geschichte des Sonnensystems
Vor allem wenn Vollmond ist, lässt sich die Oberflächenstruktur des Mondes ausgezeichnet mit bloßem Auge erkennen. Die uns zugewandte Seite des Mondes sieht zeimlich vernarbt aus. Unsere Erde hingegen ist nicht annähernd so zerklüftet. Das liegt daran, dass die ganzen Krater, die vor viereinhalb Milliarden Jahren durch Einschläge auch auf der Urerde verursacht worden sind, längst von Erosionsprozessen eingeebnet wurden. Auf unserem Planeten ist durch unser Wetter viel los, auf dem Mond dagegen passiert nichts, da weht noch nicht einmal Wind. Deshalb findet auch keinerlei Erosion statt. Ein guter Grund für die Haltbarkeit der Fußabdrücke der amerikanischen Astronauten bis in alle Ewigkeit. Die Amerikaner waren also wirklich auf dem Mond, da können wir ganz sicher sein.
Die Mondoberfläche ist wie ein Archiv, ein Archiv für die Geschichte des Sonnensystems. Denn diese wuchtigen Einschläge, die wir dort noch immer sehen können, gehörten zu einem massiven Bombardement, das offenbar von außen ins Sonnensystem hineingetragen worden war. Die Planeten waren entstanden, der Mond war schon da, und danach gab es noch mal richtig heftigen Hagelschlag von außen: Zahllose kosmische Brocken prasselten auf den Mond und auf die Erde ein.
Übrigens: Die Erdachse würde sich extrem verändern, wenn wir keinen Mond hätten. Zum einen würde sie immer wieder kippen, und was das fürs Klima bedeuten würde, kann man sich leicht vorstellten. Zweitens: Ohne den Mond würde sich die Erde in neun bis zehn Stunden um die eigene Achse drehen. Die Abbremsung zwischen diesen beiden Massekörpern hat dazu geführt, dass die Erde sich heute in rund 24 Stunden um ihre eigene Achse dreht. Würde sie sich so schnell drehen, wie sie das ohne das Gegengewicht des Mondes täte, hätten wir hier auf dem Boden Windgeschwindigkeiten von 400 bis 500 Stundenkilometern. Gäbe es trotzdem Lebewesen, wären die aus diesem Grunde sehr, sehr flach.