Читать книгу Vom Allergrößten bis zum Allerkleinsten - Harald Lesch - Страница 7
ОглавлениеMAKROKOSMOS
Reise in die Weite des Kosmos
»Die Wissbegierde ist etwas ganz wesentlich zum Menschsein Gehöriges«
Wir kommen auf die Welt – und die Welt ist schon da. Wir sind überrascht von all dem, das um uns herum ist und wir staunen. Aristoteles schon beschrieb das Staunen, die Wissbegierde, als etwas wesentlich zum Menschsein Gehöriges, als den Beginn allen Philosophierens. Und staunend werden wir uns hier auf eine Reise machen, die wir Menschen mit physischen Mitteln gar nicht unternehmen können, auf die ich Sie in diesem Buch aber trotzdem mitnehmen möchte. Diese Reise wird uns von der Welt, die wir kennen, zu den entferntesten Galaxien, bis zum Rand unseres denk- und messbaren Universums führen. Selbst mit Lichtgeschwindigkeit würde diese Unternehmung Milliarden Jahre dauern. So viel Zeit haben wir nicht. Deshalb sind wir in Potenzsprüngen unterwegs. 10HOCH ist die Zauberformel.
Welche Welt kennen wir? Es ist die Welt des Meters, den wir zur Beschreibung unserer Umgebung heranziehen. Wir sind knappe zwei Meter groß. Um uns herum sind Dinge, die wir in Kilometern, in Metern oder in Zentimetern vermessen. Das Allerkleinste, das wir Menschen gerade noch mit unserem Sinnesorgan wahrnehmen können, ist vielleicht ein Zehntel Millimeter klein. Das wäre zum Beispiel ein winziges Nadelöhr. Das Allergrößte, das wir Menschen ohne technische Hilfsmittel errichtet haben, sind Bauwerke wie die Pyramiden, oder in Europa die mittelalterlichen Kathedralen, die gute 100 bis 150 Meter hoch sind. Natürlich war auch damals ein bisschen Technik im Spiel, aber im Grunde wurden sie einfach nur mit menschlicher Kraft, ohne elektrische Maschinen gebaut. Zwischen einem haardünnen Nadelöhr und den eindrucksvollen Pyramiden oder Kathedralen erstreckt sich der Maßstab unserer menschlichen Welt. Jedoch auch über diese Dimensionen können wir durchaus staunen, denn wer von uns kann schon eine Kathedrale bauen oder ein Nadelöhr tatsächlich herstellen? Unser gesamter Planet, den wir heutzutage ohne unmenschliche Anstrengung mit dem Flugzeug in einer Tagesreise umrunden können, wartet da bereits mit ganz anderen Maßstäben auf. Der Planet Erde mit all seinen Kontinenten ist uns zwar keineswegs mehr unbekannt, aber wir brauchen bereits hochspezialisierte technische Hilfsmittel, um von einem Ort zum anderen zu kommen; es wird also schon etwas unmenschlicher.
Ganz schwindlig aber kann es uns werden, wenn wir uns die Welt vorstellen, die außerhalb der Erde ist.
Eine virtuelle Reise schneller als das Licht: In Zehnerpotenzsprüngen reisen wir in diesem Buch von der Erde an den Rand des Universums.
Da tun sich riesige Dimensionen und Distanzen auf, die wir kaum denken können. Die Faszination des Weltalls besteht vor allem in seiner Leere, die wir insbesondere nachts wahrnehmen. Wenn der Himmel dunkel ist, funkeln unzählige kleine Sterne. Viele darunter sind Aber- und Abermilliarden Kilometer von uns entfernt. Da können wir natürlich nicht einfach hinreisen. Es gibt aber neben diesen mit bloßem Auge sichtbaren noch Milliarden mehr Sterne und Galaxien im Universum, die sich nur mit ausgefeilten Teleskopen wie HUBBLE beobachten lassen. Um diese unvorstellbaren Distanzen zu beziffern, fehlen uns fast schon die Begriffe.
Diese unendlichen Welten des Weltraums, die sich um unsere Erde herum auftun, sind jedoch nur die eine, die raumgreifende Seite der Welt. Die andere, ebenfalls außerordentlich interessante Seite finden wir in den Bausteinen der Materie, dem Mikrokosmos. Auf der Suche nach dem Allerkleinsten, nach dem Unteilbaren, erforschen wir das Innere eines Atoms. Wir dringen tief und tiefer ein und stellen fest: Da drinnen ist noch viel Platz! Auch diese Reise ins Innere der Materie, die uns in der Realität genauso unmöglich ist wie die Reise ins Universum, werden wir im zweiten Teil dieses Buchs nachvollziehen. Wie gewohnt geht es in Zehnerpotenzen vorwärts. Das erleichtert eine solche Inventur vom Allerkleinsten bis zum Allergrößten.
Dieses Verfahren, das sich als außerordentlich hilfreich erweist, hat mit Mathematik zu tun. Es geht um die Zahl Zehn: 10 x 10 = 100 bzw. 10 hoch zwei; 100 x 10 = 1000 bzw. 10 hoch drei. Das heißt, wir werden systematisch immer in Zehnersprüngen einerseits ins Universum hinausreisen – und andererseits in die Materie eindringen. Eine gewaltige Abenteuerreise in den Makro- und Mikrokosmos.
Das Verblüffende dabei: Wir Menschen stehen genau zwischen dem Allerallerkleinsten und dem Allerallergrößten. So betrachtet sind wir in gewisser Hinsicht also doch der Mittelpunkt der Welt. Zumindest aber sind wir der Teil der Materie, der noch dazu mit zwei wichtigen Eigenschaften ausgestattet ist, die man sonst im Universum nicht so leicht noch einmal findet: mit Neugierde und Staunen. Beide sind eine stärkende Wegzehrung für diese unglaubliche Reise. Und damit kann es jetzt losgehen.