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6. Kapitel: Der Kampf der Mutter

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Es ist unmöglich, sich ein verlasseneres und unglücklicheres Menschenkind als Elisa vorzustellen, wie sie ihre Schritte von der Hütte Onkel Toms wegwendete. Die Leiden und Gefahren ihres Gatten und die Gefahr ihres Kindes vermischten sich in ihrer Seele mit einem verwirrten und betäubenden Gefühl von der Größe des Wagnisses, das sie selbst unternahm, die einzige Häuslichkeit, die sie jemals gekannt hatte, zu verlassen, und sich von dem Schutz einer Freundin loszusagen, die sie liebte und verehrte. Dann kam die Trennung von jedem vertrauten Gegenstand, von dem Haus, wo sie aufgewachsen war, von den Bäumen, unter denen sie gespielt, von den Gebüschen, wo sie manchen Abend in glücklichen Tagen neben ihrem jungen Gatten gewandelt hatte. Alles, wie es in dem klaren kalten Sternenlicht vor ihr lag, schien ihr vorwurfsvoll zuzusprechen und sie zu fragen, wohin sie aus einer Heimat wie dieser fliehen wolle.

Aber stärker als alles war die Mutterliebe, bis zum Wahnsinn gesteigert durch die große Nähe einer schrecklichen Gefahr. Ihr Knabe war alt genug, um neben ihr zu gehen, und in einem gewöhnlichen Falle würde sie ihn nur an der Hand geführt haben; aber jetzt machte sie schon der Gedanke, ihn aus ihrem Arme zu lassen, schaudern, und sie drückte ihn, wie sie raschen Laufs davoneilte, krampfhaft an den Busen.

Der gefrorene Erdboden knisterte unter ihrem Fuße, und sie zitterte bei seinem Laut; jedes raschelnde Blatt und jeder wankende Schatten machten ihr Blut stocken und beschleunigten ihre Schritte. Sie wunderte sich selbst über die Kraft, die sie plötzlich erlangt zu haben schien: denn ihr Knabe kam ihr federleicht vor, und jede Bebung der Furcht schien in ihr die übernatürliche Kraft zu steigern, die sie aufrecht erhielt, während von ihren bleichen Lippen in häufigen Ausrufungen das Gebet an einen Freund droben zitterte: »Gott hilf mir! Gott rette mich!«

Wenn es dein Harry wäre, Mutter, oder dein Willi, den dir morgen früh ein roher Händler entreißen wollte – wenn du den Mann gesehen und gehört hättest, daß die Verkaufskontrakte unterschrieben und ausgewechselt wären und du nur die Stunden von Mitternacht bis zum Morgen zu deiner Flucht hättest – wie rasch würdest du dann gehen? Wie viele Meilen würdest du in diesen wenigen Stunden mit dem Liebling an deinem Herzen zurücklegen – das müde Köpfchen an deiner Brust ruhend – die weichen Arme vertrauensvoll um deinen Hals geschlungen?

Denn das Kind schlief. Anfangs hielten die Neuheit und die Unruhe es wach, aber die Mutter unterdrückte so aufgeregt jeden Hauch oder Ton und prägte ihm so sehr ein, daß sie nur, wenn es ganz still sei, es retten könne, daß es ruhig an ihrem Busen nestelte und nur fragte, als es den Schlaf über sich kommen fühlte:

»Mutter, ich brauche nicht wach zu bleiben, nicht wahr?«

»Nein, liebes Kind, schlafe, wenn du kannst.«

»Aber Mutter, wenn ich einschlafe, wirst du mich doch nicht von ihm haschen lassen?«

»Nein! So Gott mir helfe!« sagte die Mutter mit bleichen Wangen und einem strahlenden Licht in ihren großen dunklen Augen.

»Weißt du das gewiß, Mutter?«

»Ja gewiß!« sagte die Mutter mit einer Stimme, vor der sie selbst erschrak, denn sie schien ihr von einem Geiste in ihr herzurühren, der kein Teil von ihr selbst war; und der Kleine ließ sein müdes Köpfchen auf ihre Schultern sinken und war bald eingeschlummert. Wie die Berührung dieser warmen Arme, der sanfte Atem, der ihren Hals traf, ihren Bewegungen mehr Feuer und Leben zu geben schien! Es war ihr, als ob elektrische Ströme von jeder sanften Bewegung des schlummernden vertrauenden Kindes sich ihr einflößten. Erhaben ist die Herrschaft der Seele über den Körper, die eine Zeitlang Fleisch und Nerv dem Schmerze unzugänglich und die Sehnen wie Stahl machen kann, so daß die Schwachen gewaltig werden.

Die Grenzen der Farm, der Park, der Wald flogen wie im Schwindel an ihr vorüber, wie sie weiterschritt; und immer ging sie weiter und ließ einen vertrauten Gegenstand nach dem andern hinter sich, ohne langsamer zu gehen oder still zu stehen, bis das rote Morgenlicht sie manche lange Meile von allen Spuren vertrauter Gegenstände auf der offenen Heerstraße fand.

Sie war mit ihrer Herrin oft zum Besuch bei einigen Bekannten in dem kleinen Dorf T. nicht weit vom Ohio gewesen und kannte den Weg dahin genau. Dorthin zu gelangen und über den Ohio sich zu retten, das waren die ersten flüchtigen Umrisse ihres Fluchtplans; darüber hinaus konnte sie nur auf Gott hoffen.

Als Pferde und Wagen sich auf der Landstraße zeigten, merkte sie bald mit dem raschen Scharfblick, der einem Zustand der Aufregung eigentümlich ist und der eine Art Inspiration zu sein scheint, daß ihre ungestüme Eile und ihr verstörtes Wesen Aufsehen und Verdacht erregen könnten. Sie setzte deshalb den Knaben auf die Erde, ordnete ihren Anzug und ihren Hut und ging nun so rasch weiter, als sie es zur Bewahrung des Scheins für notwendig hielt. In ihrem kleinen Bündel hatte sie einen Vorrat Kuchen und die Äpfel mitgenommen, welche sie als Mittel benutzte, die Schritte des Kindes zu beschleunigen. Sie kollerte nämlich den Apfel ein paar Fuß voraus, wo dann der Knabe mit aller Macht danach zu laufen pflegte; und diese oft wiederholte List brachte sie über manche halbe Meile hinweg.

Nach einer Weile erreichten sie ein Gehölz, durch welches murmelnd ein klarer Bach floß. Da das Kind über Hunger und Durst klagte, kletterte sie mit ihm über die Fence, setzte sich hinter einen großen Stein, der sie den Blicken der Vorübergehenden ganz und gar verbarg, und gab ihm Frühstück aus ihrem kleinen Päckchen. Der Knabe war verwundert und betrübt, daß sie nicht essen konnte, und als er seine Ärmchen ihr um den Hals schlang und versuchte, ihr ein Stück von seinem Kuchen in den Mund zu stecken, war es ihr, als ob es ihr das Herz abdrücken wollte. »Nein, nein, mein Herz! Die Mutter kann nicht eher essen, als bis du in Sicherheit bist! Wir müssen weiter, weiter, bis wir den Fluß erreichen!« Und sie eilte abermals auf die Straße und zwang sich wieder, ruhig und gefaßt vorwärts zu schreiten.

Die Gegenden, wo sie persönlich bekannt war, lagen nun schon mehrere Meilen hinter ihr. Wenn sie zufällig jemand begegnen sollte, der sie kannte, so beruhigte sie sich mit dem Gedanken, daß die allbekannte Menschlichkeit der Familie schon an und für sich jeden Verdacht fernhalten würde, da dieser Umstand es unwahrscheinlich machte, daß sie auf der Flucht sei. Da sie außerdem so weiß war, daß man ihre Negerabstammung ohne eine sehr genaue Prüfung nicht erriet und ihr Kind ebenfalls weiß war, so wurde es ihr viel leichter, ohne Verdacht zu erregen, ihres Wegs zu gehen.

In dieser Voraussicht machte sie mittags in einem netten Farmhaus halt, um auszuruhen und für ihr Kind und sich etwas zu essen zu kaufen, denn da die Gefahr mit der Entfernung abnahm, verminderte sich die übernatürliche Spannung ihrer Nerven, und sie wurde bald hungrig.

Die gute Farmersfrau, eine freundliche, schwatzhafte Seele, schien eher froh zu sein, jemand zu haben, mit dem sie plaudern konnte, und glaubte ohne weitere Prüfung Elisas Aussage, daß sie einen kleinen Ausflug mache, um eine Woche bei ihren Freunden zu verleben – was, wie sie in ihrem Herzen hoffte, sich am Ende als die strengste Wahrheit herausstellen würde.

Eine Stunde vor Sonnenuntergang erreichte sie das Dorf T. am Ohio müde und mit wunden Füßen, aber immer noch stark im Herzen. Ihr erster Blick galt dem Flusse, der wie der Jordan zwischen ihr und dem Canaan der Freiheit auf der anderen Seite dahinströmte.

Es war noch früh im Lenz und der Fluß war angeschwollen und gefährlich; große Schollen Eis wälzten sich schwer in den trüben Gewässern. Infolge der eigentümlichen Gestaltung des Ufers auf der Kentuckyseite, die einen nach jenseits vorspringenden großen Bogen bildet, hatte sich das Eis in großen Massen festgerannt, und der enge Kanal, welcher den Bogen umfloß, war ebenfalls voller Eis, daß Scholle auf Scholle getürmt einen Damm für das herschwimmende Eis bildete, welches nun, ein großes, schwankendes Floß, den ganzen Fluß bedeckte und sich fast bis zum Kentuckyufer ausdehnte.

Elisa stand einen Augenblick da, in Betrachtung dieses ungünstigen Zustandes der Dinge versunken, der, wie sie auf den ersten Blick sah, das gewöhnliche Fährboot abhalten mußte, hier überzufahren, und trat dann in ein kleines Wirtshaus am Ufer, um Nachfrage anzustellen.

Die Wirtin, die über dem Feuer mit Braten und Schmoren zum Abendessen beschäftigt war, hielt, eine Gabel in der Hand, inne, als sie Elisas wohltönende und klagende Stimme vernahm.

»Was gibt's?« sagte sie.

»Ist hier keine Fähre oder kein Boot zu bekommen, um hinüber nach B...y zu fahren?« sagte sie.

»Nein«, sagte die Frau, – »die Boote fahren nicht mehr.«

Der Ausdruck von erschrockener Überraschung und getäuschter Hoffnung, der Elisas Gesicht annahm, fiel der Frau auf, und sie forschte.

»Sie wollen vielleicht hinüber – jemand krank? Es scheint Ihnen sehr zu Herzen zu gehen.«

»Ich habe ein Kind drüben, das sehr gefährlich krank ist«, sagte Elisa. »Ich bekam erst gestern spät abends die Nachricht und bin heute schon eine große Strecke gegangen, um die Fähre zu erreichen.«

»Das trifft sich wahrhaftig recht unglücklich«, sagte die Frau, deren mütterliche Teilnahme auf der Stelle geweckt war. »Sie tun mir wirklich leid. Solomon!« rief sie aus dem Fenster nach einem kleinen Hintergebäude zu. Ein Mann mit einem Schurzfell und sehr schmutzigen Händen erschien in der Tür.

»Sol«, sagte die Frau, »wird der Fährmann wohl heute nacht noch die Fässer hinüberbringen?«

»Er sagt, er wolle es versuchen, wenn es nicht gar zu gefährlich wäre«, sagte der Mann.

»Ein Mann wohnt hier ein Stück weiter unten, der heute abend etwas über den Fluß bringen will, wenn er es wagen kann; er wird zum Abendessen hierher kommen, und Sie tun daher am besten, Sie setzen sich hier und warten auf ihn. Was für ein allerliebstes Kind!« sagte die Frau und bot ihm einen Kuchen.

Aber das Kind, ganz erschöpft, fing an vor Müdigkeit zu weinen.

»Das arme Kind! Es ist das Gehen nicht gewöhnt, und ich bin so rasch mit ihm gelaufen«, sagte Elisa.

»Hier legen Sie ihn in das Zimmer«, sagte die Frau und öffnete ein kleines Schlafgemach, wo ein bequemes Bett stand. Elisa legte den müden Knaben darauf und ließ seine Hände in den ihren, bis er fest eingeschlummert war. Sie selbst kannte keine Ruhe. Wie ein inneres Feuer trieb sie der Gedanke an ihren Verfolger weiter, und sie blickte mit sehnsüchtigem Auge auf die trüben wilden Wogen, die zwischen ihr und der Freiheit strömten.

Hier müssen wir von ihr für jetzt Abschied nehmen, um uns nach ihren Verfolgern umzusehen.

Obgleich Mrs. Shelby versprochen hatte, daß das Essen sogleich auf den Tisch kommen solle, so stellte es sich doch bald heraus, wie es schon oft geschehen ist, daß zu einem Handel zwei gehören. Obgleich der Befehl vor Haleys Ohr erteilt war und wenigstens ein halbes Dutzend jugendliche Boten ihn der Tante Chloe überbracht hatten, so gab diese wichtige Person ihre Willensmeinung doch nur durch mehrmaliges heftiges Schnauben und Kopfschütteln zu erkennen und verrichtete jede einzelne Operation in einer ungewöhnlich saumseligen und umständlichen Weise.

Aus irgendeinem eigentümlichen Grunde schien unter der Dienerschaft im allgemeinen der Eindruck zu herrschen, daß Mrs. Shelby einige Versäumnis nicht übelnehmen werde, und es war wunderbar, wieviel widerwärtige Zufälle beständig vorkamen, um den Lauf der Dinge aufzuhalten. Einem unglücklichen Burschen gelang es, die Bratensoße umzuwerfen; und nun mußte mit gehöriger Sorgfalt und Förmlichkeit neue Bratensoße gemacht werden, deren Bereitung Tante Chloe mit hartnäckiger Umständlichkeit überwachte und wobei sie alle Empfehlungen, sich zu beeilen, mit der Entschuldigung beantwortete, daß sie keine schlechte Bratenbrühe auf den Tisch setzen werde, um jemandem jemanden haschen zu helfen. Ein anderer fiel mit dem Wasser hin und mußte frisches am Brunnen holen; ein dritter schleuderte die Butter in den Gang der Ereignisse, und von Zeit zu Zeit brachten kichernde Boten die Nachricht in die Küche, daß Master Haley schrecklich aufgeregt sei und gar nicht ruhig in seinem Stuhl sitzen könne, sondern immer ans Fenster und in die Vorhalle gehe.

»Geschieht ihm schon recht!« sagte Tante Chloe mit Entrüstung. »Es wird ihm noch unruhiger zumute werden seinerzeit, wenn er sich nicht bessert; sein Herr wird nach ihm schicken, und dann sollt ihr einmal sehen, was er für ein Gesicht macht.«

»Er kommt in die Hölle, das ist gewiß«, sagte der kleine Jake.

»Er verdient's!« sagte Tante Chloe mit grimmigem Gesicht. »Er hat viele – viele – Herzen gebrochen – ich sage euch«, sagte sie und blieb stehen, die Gabel wie ein Szepter in der Hand haltend, »es ist wie Master George in der Offenbarung uns vorlas – Seelen, die unter dem Altare schreien! Seelen, die zum Herrn schreien um Rache an solchen! – Und bald wird der Herr sie hören – das wird er gewiß!«

Tante Chloe, die man in der Küche sehr verehrte, wurde von ihren Zuhörern mit offenem Munde angestaunt, und da jetzt das Essen endlich aufgetragen war, so hatte die ganze Küche Muße mit ihr zu plaudern und ihre Bemerkungen anzuhören.

»Die müssen für ewig brennen – ganz gewiß, nicht wahr?« sagte Andy.

»Ach, ich würde es gern sehen, darauf schwöre ich«, sagte der kleine Jake.

»Kinder!« sagte eine Stimme, welche sie alle auffahren machte. Es war Onkel Tom, der eingetreten war und jetzt in der Tür dem Gespräch zuhörte.

»Kinder!« sagte er. »Ich fürchte, ihr wißt nicht, was ihr redet. Ewig ist ein schreckliches Wort, Kinder, es ist schrecklich, daran zu denken. Ihr sollt es keiner menschlichen Kreatur wünschen.«

»Wir wünschen es auch niemandem, als den Seelenverkäufern«, sagte Andy. »Niemand kann dafür, sie sind so entsetzlich gottlos.«

»Schreit die Natur nicht selber wider sie?« sagte Tante Chloe. »Reißen sie nicht den Säugling von der Mutter Brust weg und verkaufen ihn, und die Kinderchen, die sich an ihre Kleider anklammern und schreien – reißen sie sie nicht weg, um sie zu verkaufen? Trennen sie nicht das Weib und den Mann?« sagte Tante Chloe und fing an zu weinen. »Obgleich sie ihnen damit das Leben nehmen? – Und fühlen sie dabei auch nur ein klein wenig? – Trinken und rauchen sie nicht und nehmen es ganz ungeheuer leicht? Gott, wenn der Teufel die nicht holt, wozu ist er denn da?« Und Tante Chloe bedeckte sich das Gesicht mit ihrer karierten Schürze und fing in vollem Ernst zu schluchzen an.

»Bete für die, so dich mißhandeln, sagt das gute Buch«, sagte Tom.

»Für sie beten!« sagte Tante Chloe. »Gott, das ist zu arg! Ich kann nicht für sie beten.«

»Das ist Natur, Chloe, und die Natur ist stark«, sagte Tom, »aber Gottes Gnade ist noch stärker; außerdem, in welchem schrecklichen Zustand die Seele so eines armen Geschöpfes ist, das solche Dinge tut! – Du solltest lieber Gott danken, daß du nicht auch so bist, Chloe. Gewiß will ich mich lieber zehntausendmal verkaufen lassen, als alles auf der Seele haben, was dieses arme Geschöpf zu verantworten hat.«

»Das möchte ich auch«, sagte Jake. »Gott, würden wir's nicht kriegen, Andy?«

Andy zuckte mit den Achseln und pfiff beistimmend.

»Ich bin froh, daß Master heute früh nicht fortgeritten ist, wie er wollte«, sagte Tom. »Das hätte mir weher getan, als das Verkaufen. Vielleicht wäre es ganz natürlich für ihn gewesen, aber schrecklich hart wäre es mir angekommen, der ihn schon in der Wiege gekannt. Aber ich habe Master gesehen, und ich fühle mich schon eher mit des Herrn Willen versöhnt. Master konnte sich nicht helfen; er hat recht getan; aber ich fürchte, es wird hier alles in Verwirrung geraten, wenn ich fort bin. Man kann es nicht von Master verlangen, überall herumzuspüren, wie ich es getan habe, um alles in Ordnung zu erhalten. Die Burschen meinen es alle gut, aber sie sind schrecklich leichtsinnig. Das macht mir Sorgen.«

Hier wurde geklingelt und Tom nach dem Wohnzimmer befohlen.

»Tom«, sagte sein Herr gütig, »ich benachrichtige dich hiermit, daß ich mich diesem Herrn mit tausend Dollar verpfände, daß du da bist, wenn er dich verlangt; er macht heute seine anderweitigen Geschäfte ab, und du kannst den ganzen Tag für dich haben. Gehe, wohin du willst, mein Sohn.«

»Danke Ihnen, Master«, sagte Tom.

»Und nimm dich zusammen«, sagte der Händler, »und spiele deinem Herrn nicht einen eurer Negerstreiche, denn er muß mir jeden Cent bezahlen, wenn du nicht da bist. Wenn er meinem Rate folgte, so traute er keinem von euch – seid ja so schlüpfrig wie Aale.«

»Master«, sagte Tom – und er stand sehr gerade – »ich war gerade acht Jahre alt, als die alte Missis Sie auf meine Arme legte, und Sie waren noch nicht ein Jahr alt. ›Da‹, sagte sie, ›Tom, das wird einmal dein junger Master sein; nimm ihn wohl in acht‹, sagte sie. Und nun frage ich Sie, Master, habe ich Ihnen jemals mein Wort gebrochen oder wider Ihr Gebot gehandelt, vorzüglich seitdem ich Christ bin?«

Mr. Shelby konnte seiner Rührung nicht mehr Herr werden, und Tränen traten ihm in die Augen.

»Mein guter Bursche«, sagte er, »der Herr weiß, daß du nur die Wahrheit sprichst; und wenn ich's verhindern könnte, so sollte dich die ganze Welt nicht kaufen.«

»Und so wahr ich eine Christin bin«, sagte Mrs. Shelby, »du sollst zurückgekauft werden, sowie ich nur die Mittel zusammenbringen kann. Sir«, sagte sie zu Haley, »merken Sie sich wohl, an wen Sie ihn verkaufen, und lassen Sie mich es wissen.«

»Nun, was das betrifft«, sagte der Händler, »so kann ich ihn nach einem Jahr nicht viel abgenutzt wiederbringen und ihn wieder hierher verkaufen.«

»Ich will dann mit Ihnen abschließen, und es soll ein gutes Geschäft für Sie sein«, sagte Mrs. Shelby.

»Natürlich ist mir das ganz gleich«, sagte der Händler. »Ich handle so gerne stromauf, wie stromab, wenn ich meinen Nutzen dabei habe. Sehen Sie, Madam, ich will weiter nichts als leben; und das wollen wir wohl alle, glaube ich.«

Mr. und Mrs. Shelby fühlten sich verletzt und erniedrigt durch die unverschämte Vertraulichkeit des Händlers, und doch sahen beide die unbedingte Notwendigkeit ein, ihren Gefühlen einen Zwang aufzulegen. Je hartherziger und gefühlloser er sich in jeder Hinsicht zeigte, desto mehr wuchs Mrs. Shelbys Befürchtung, es möchte ihm die Wiedererlangung Elisas und ihres Kindes gelingen, und desto stärker wurde natürlich ihr Wunsch, ihn durch jeden weiblichen Kunstgriff aufzuhalten. Sie lächelte daher huldvoll, stimmte bei, plauderte vertraulich und tat alles, um die Zeit angenehm und unmerklich verstreichen zu lassen.

Um zwei Uhr brachten Sam und Andy die Pferde an den Pfahl geführt, die allem Anschein nach von der Jagd von heute vormittag sehr erfrischt und gekräftigt waren.

Sam war vom Mittagessen wie geölt und zeigte einen Überfluß von eifriger Dienstwilligkeit. Als Haley herantrat, prahlte er ganz großartig gegen Andy von dem offenbaren und ausgezeichneten Erfolg, den die Unternehmung haben werde, da er jetzt »ordentlich dazugekommen sei«.

»Euer Herr hält wahrscheinlich keine Hunde«, sagte Haley gedankenvoll, während er sich fertigmachte, aufs Pferd zu steigen.

»Oh, eine ganze Menge«, sagte Sam triumphierend, »erstlich Bruno das ist ein Hauptkerl! Und außerdem hält sich fast jeder Nigger irgendeinen Köter.«

»Bah!« sagte Haley – und er sagte noch etwas mit bezug auf die Hunde, worauf Sam brummte: »Ich sehe keinen Grund, sie zu verfluchen, ganz und gar nicht.«

»Aber euer Herr hält keine Hunde (ich weiß es ziemlich sicher), um Niggern nachzuspüren.«

Sam wußte recht gut, was er meinte, aber sein Gesicht behielt eine Miene aufrichtigster und verzweifelter Einfalt.

»Unsere Hunde hier haben alle recht gute Witterung. Ich glaube, sie sind die rechten, obgleich sie noch keine Übung gehabt haben. Aber es sind schlaue Hunde, zu fast allem zu gebrauchen, wenn sie einmal die Witterung haben. Bruno, hier!« rief er und pfiff dem großen Neufundländer, der sogleich schwerfällig auf sie zugesprungen kam.

»Hol' euch der Henker!« sagte Haley und setzte sich aufs Pferd. »Nun aufgesessen.«

Sam schwang sich gehorsam in den Sattel und wußte dabei geschickt Andy zu kitzeln, worauf Andy in ein Gelächter ausbrach, gar sehr zu Haleys Entrüstung, der mit der Reitpeitsche nach ihm schlug.

»Ich wundere mich über dich, Andy«, sagte Sam mit schrecklichem Ernst. »Das ist 'ne ernste Sache, Andy. Du darfst nicht läppschen. So können wir Master nicht helfen.«

»Ich werde den geraden Weg nach dem Flusse einschlagen«, sagte Haley mit Bestimmtheit, als sie die Grenze des Grundstücks erreicht hatten. »Ich kenne schon ihre Weise – sie suchen alle die Niederung zu erreichen.«

»Gewiß, das meine ich auch«, sagte Sam. »Master Haley trifft das Ding recht in der Mitte. Es gehen zwei Wege nach dem Fluß – der Dreckweg und die Landstraße – welchen Weg will Master reiten?«

Andy sah Sam unschuldig an, ganz erstaunt, diese neue geographische Tatsache zu vernehmen, aber bestätigte durch eine heftige Wiederholung auf der Stelle, was jener sagte.

»Ich möchte fast meinen, daß Lizzy den Dreckweg gegangen, weil er am wenigsten lebhaft ist«, sagte Sam.

Obgleich Haley ein sehr alter Fuchs und von Natur zum Mißtrauen geneigt war, so schien ihm doch diese Ansicht der Sache viel Wahrscheinliches für sich zu haben.

»Wenn ihr nun beide nicht so verdammte Lügner wäret!« sagte er nachdenklich, wie er einen Augenblick überlegte.

Der nachdenkliche Ton, mit dem er dies sagte, schien Andy über die Maßen zu ergötzen; er blieb ein wenig zurück, und der Bauch wackelte ihm so sehr, daß er wirklich Gefahr zu laufen schien, vom Pferde zu fallen, während Sam unbeweglich sein ernstes Leichenbittergesicht beibehielt.

»Natürlich kann es Master machen, wie er will«, sagte Sam. »Wenn es Master für gut hält, reiten wir den geraden Weg – uns ist's einerlei. Jetzt, wenn ich mir's recht überlege, meine ich, der gerade Weg ist ganz bestimmt der beste.«

»Sie würde natürlich einen einsamen Weg gehen«, sagte Haley, welcher laut dachte und Sams Bemerkung nicht beachtete.

»Das weiß man nun nicht«, sagte Sam. »Weiber sind kurios. Sie tun nie, was man erwartet, am gewöhnlichsten das Gegenteil. Weiber sind von Natur wider den Strich gemacht; und denkt man, sie sind den Weg gegangen, so ist's gewiß besser, den andern zu gehen, und dann kann man sicher sein, sie zu finden. Meine Privatmeinung ist nun, Lizzy hat den Dreckweg gewählt, deshalb halte ich es für besser, wir reiten den geraden.«

Diese tiefe psychologische Ansicht von dem weiblichen Geschlechte schien Haley dem geraden Wege nicht besonders geneigt zu machen, und er erklärte mit Bestimmtheit, daß er den andern einschlagen werde, und fragte Sam, wann sie ihn erreichen würden.

»Noch ein Stückchen weiter«, sagte Sam und gab Andy einen Wink mit dem Auge, das sich auf dessen Seite des Kopfes befand, und dann setzte er hinzu: »Aber ich habe mir die Sache überlegt und bin überzeugt, wir sollten den Weg nicht reiten. Ich bin ihn noch niemals geritten. Er ist verzweifelt einsam, und wir können uns verirren – wo wir wieder rauskommen würden, weiß nur der Herr.«

»Dennoch reite ich diesen Weg«, sagte Haley.

»Da fällt mir auch noch ein«, meinte jetzt Sam, »ich glaube, ich habe gehört, daß der Weg unten beim Kreek ganz und gar verhauen ist, nicht wahr, Andy?«

Andy wußte es nicht gewiß, er hatte nur von dem Wege reden hören, war ihn aber nie gegangen. Kurz er kompromittierte sich nicht im geringsten.

Haley, der gewohnt war, bei der Berechnung von Wahrscheinlichkeiten nur zwischen Lügen von schwererem und leichterem Gewicht zu wählen, entschied sich zugunsten des früher erwähnten Dreckwegs. Er glaubte, bemerkt zu haben, daß die erste Erwähnung desselben von Sams Seite unfreiwillig war, und seine konfusen Versuche, ihn davon abzubringen, hielt er für verzweifelte Lügen, veranlaßt durch spätere Überlegung, um Elisa nicht zu schaden.

Als ihm daher Sam den Weg wies, lenkte Haley rasch auf denselben ein, und Sam und Andy folgten ihm.

Der Weg war in der Tat eine alte Straße nach dem Flusse, war aber seit dem Bau der neuen Landstraße ganz verlassen. Ungefähr eine Stunde weit war er offen, aber dann sperrten ihn verschiedene Farmen und Fencen. Sam wußte das recht gut; eigentlich war der Weg schon so lange gesperrt, daß Andy nie etwas von ihm gehört hatte. Er ritt daher mit einer Miene pflichtschuldiger Unterwürfigkeit seine Straße und stöhnte nur manchmal und klagte, daß er so verzweifelt schlecht und gefährlich für Jerry sei.

»Na, ich will euch was sagen«, sagte Haley, »ich kenne euch; es gelingt euch nicht, mit allen Eurem Schwätzen mich von dem Wege abzubringen – also seid still!«

»Master mag seinem eigenen Willen folgen!« sagte Sam mit kläglich gehorsamem Gesicht, aber zu gleicher Zeit höchst schlau Andy zuwinkend, dessen Freude jetzt nahe am Losplatzen war.

Sam war in der heitersten Laune, stellte sich, als gäbe er auf das alleraufmerksamste acht, rief das eine Mal, er sehe einen Mädchenhut auf der Spitze eines entfernten Hügels oder sagte zu Andy: »Ist das da unten in der Tiefe nicht Lizzy« – und diese Ausrufungen machte er stets auf einer schlechten oder holprigen Stelle des Wegs, wo rascheres Reiten allen Beteiligten ganz besonders unangenehm war. Auf diese Weise behielt er Haley in beständiger Aufregung.

Nachdem sie auf diese Weise ungefähr eine Stunde geritten waren, sahen sie sich plötzlich an einem Scheunenhof, der zu einer großen Farm gehörte. Keine Seele war zu sehen, da alles auf dem Feld beschäftigt war; aber da die Scheune ganz entschieden und deutlich quer über den Weg stand, so war es offenbar, daß ihre Reise in dieser Richtung ganz bestimmt ihr Ziel erreicht hatte.

»Habe ich das Master nicht gleich gesagt«, sagte Sam mit einer Miene beleidigter Unschuld. »Warum will auch ein fremder Herr mehr von einer Gegend kennen, als die dort geboren und aufgewachsen sind?«

»Du Schuft! Du hast alles gewußt!«

»Habe ich Ihnen nicht gesagt, was ich wußte, und wollten Sie mir denn glauben? Sagte ich Master nicht, der Weg sei versperrt und verhauen und ich glaubte nicht, daß wir durchkommen könnten? Andy hat's gehört.«

Alles war zu wahr, um es bestreiten zu können, und der arme Mann mußte seinen Ärger mit der besten Miene, deren er fähig war, einstecken. Alle drei machten wieder rechtsumkehrt und ritten nach der Landstraße zurück.

Infolge all' dieser verschiedenen Verzögerungen ritten sie erst ungefähr drei Viertelstunden, nachdem Elisa ihr Kind in der Dorfschenke aufs Bett gelegt hatte, in den Ort ein. Elisa stand am Fenster und sah nach einer andern Richtung, als Sams rasches Auge sie entdeckte. Haley und Andy ritten ein paar Schritt hinter ihm. In dieser Krisis ließ Sam sich den Hut vom Kopf wehen und stieß einen lauten und charakteristischen Ausruf aus, der sie sofort aufmerksam machte; sie zog sich rasch zurück, und der ganze Zug ritt vor dem Fenster vorbei nach der Vordertür der Schenke.

Tausend Leben schienen für Elisa in dem einen Augenblick konzentriert zu sein. Aus ihrem Zimmer führte eine Seitentür nach dem Fluß. Sie riß ihr Kind an sich und sprang mit ihm die Stufen hinab nach dem Strom. Der Händler sah sie ganz deutlich, als sie eben hinter dem Ufer verschwand, warf sich vom Pferde, rief laut Sam und Andy und war hinter ihr her, wie ein Hetzhund hinter einem Reh. In diesem schwindelnden Augenblick schienen ihre Füße kaum den Erdboden zu berühren, und eine Sekunde brachte sie an den Rand des Wassers. Dicht hinter ihr kamen ihre Verfolger, und gestählt von der Kraft, wie sie Gott nur den Verzweifelten verleiht, sprang sie mit einem herzzerreißenden Schrei und gewaltigem Satze hinüber über die trübe wirbelnde Strömung am Ufer auf das Eisfloß auf der anderen Seite. Es war ein schrecklicher Sprung – ein Sprung, wie ihn nur Wahnsinn und Verzweiflung wagen konnten; und Haley, Sam und Andy schrien instinktmäßig auf und erhoben die Hände, wie sie es sahen.

Die große grüne Eisscholle, auf welche sie sprang, senkte sich, schwankte und ächzte unter ihrer Last, aber sie blieb keinen Augenblick darauf. Mit wilden Ausrufen und verzweifelter Energie sprang sie noch auf eine andere und noch auf eine andere Scholle; – sie stolperte – sprang weiter – glitschte aus – sprang wieder in die Höhe! Sie hatte die Schuhe verloren – die Strümpfe sind ihr vom Fuße gerissen – und Blut bezeichnet jeden Schritt; aber sie sieht nichts, fühlt nichts, bis sie nebelhaft, wie in einem Traume, die Ohioseite erblickt und einen Mann, der ihr hinaufhilft.

»Du bist ein braves Mädchen – wer du auch sein magst!« sagte der Mann mit einem bekräftigenden Fluch.

Elisa erkannte die Stimme und das Gesicht eines Mannes, dem eine Farm nicht weit von ihrer ehemaligen Heimat gehörte.

»O Mr. Symmes! – Retten Sie mich – retten Sie mich! – Verstecken Sie mich – verstecken Sie mich!« sagte Elisa.

»Was – was ist das?« sagte der Mann. »Ist das nicht Shelbys Elisa?«

»Mein Kind! – Dieser Knabe – er hat ihn verkauft: Dort ist sein Herr«, sagte sie und wies nach dem Kentuckyufer. »O Mr. Symmes, Sie haben auch einen kleinen Knaben.«

»Jawohl«, sagte der Mann, als er sie mit derber Faust, aber freundlich das steile Ufer heraufzog. »Außerdem bist du ein richtiges braves Mädchen. Courage gefällt mir, wo ich sie finde.«

Als sie die Höhe des Ufers erreicht hatte, blieb der Mann stehen.

»Ich würde gern was für Euch tun«, sagte er, »aber ich habe niemand, wo ich Euch hinnehmen könnte. Das beste, was ich tun kann, ist Euch zu sagen, geht dorthin«, sagte er und wies auf ein großes weißes Haus, welches allein abseits der Hauptstraße des Dorfes stand. »Geht dorthin; gute Leute wohnen dort. Ihr könnt in keine Gefahr kommen, in der sie Euch nicht helfen werden – sie kennen das alles und wissen es schon zu machen.«

»Der Herr behüte Sie!« sagte Elisa mit Innigkeit.

»Keine Ursache, keine Ursache auf der Welt«, sagte der Mann. »Was ich getan habe, hat nichts zu sagen.«

»Und Sie werden mich gewiß nicht verraten, Sir?«

»Donner und Wetter, Mädchen! Wofür haltet Ihr mich? Natürlich nicht«, sagte der Mann. »Jetzt geht Eures Wegs wie ein gutes verständiges Mädchen, wie Ihr seid. Ihr habt Eure Freiheit verdient, und Ihr sollt sie haben, soweit ich dazu beitragen kann.«

Elisa drückte das Kind an ihre Brust und entfernte sich mit festem und raschem Schritt.

Der Mann blieb stehen und sah ihr nach.

»Vielleicht wird Shelby das nicht für das allernachbarlichste Tun auf der Welt halten; aber was soll man tun? Wenn er eins meiner Mädchen in derselben Klemme findet, kann er mir's wieder vergelten. Ich kann's nun einmal nicht ertragen, wenn so ein Wesen sich abhetzt und abkeucht und versucht, sich zu retten, während die Hunde hinter ihm her sind. Ich kann nichts gegen sie tun. Außerdem sehe ich gar keine Veranlassung, den Jäger und Fänger für andere Leute zu spielen.«

So sprach dieser arme heidnische Kentuckier, der in die gesetzlichen Verhältnisse durchaus nicht eingeweiht war und sich deshalb verlocken ließ, in ziemlich christlicher Weise zu handeln, was er bei besserer Lage und größerer Bildung gewiß nicht getan hätte.

Haley hatte in stummem Staunen dagestanden, bis Elisa auf der anderen Seite des Ufers verschwunden war; dann sah er Sam und Andy mit einem leeren fragenden Blick an.

»Das war ein ganz hübsches Geschäftchen«, sagte Sam.

»Das Mädchen hat sieben Teufel im Leibe, glaube ich«, sagte Haley. »Sie sprang ja wie eine wilde Katze!«

»Na ich hoffe, Master wird nun nicht tadeln, daß wir den Weg versucht haben«, sagte Sam und kratzte sich hinter den Ohren. »Dazu bin ich nicht gescheit genug, gar nicht!« sagte Sam und ließ ein heiseres Lachen vernehmen.

»Du lachst!« grollte der Händler.

»Gott behüte Sie, Master, ich kann wahrhaftig nicht dafür«, sagte Sam und ließ nun der lange verhehlten Freude seiner Seele freien Lauf. »Es sah so kurios aus, wie sie sprang und hüpfte – und das Eis krachte – und sie nur zu hören, plauz, wie das sprang! Platsch, wie das spritzte! Herr Gott! wie ist die gesprungen!« Und Sam und Andy lachten, bis ihnen die Tränen die Backen hinunterliefen.

»Wartet, ihr sollt auf der anderen Seite eures Gesichts lachen«, sagte der Händler und schlug mit der Peitsche nach ihnen.

Beide duckten sich und liefen laut lachend das Ufer hinauf und saßen auf ihren Pferden, ehe er sie einholen konnte.

»Guten Abend, Master!« sagte Sam sehr ernsthaft. »Ich fürchte sehr, Missis wird sich wegen Jerry Sorge machen. Master Haley braucht uns jetzt nicht mehr. Missis würde es nicht leiden, heute abend mit den Tieren über Lizzys Brücke zu reiten.« Und mit einem spaßhaften Stoß in Andys Rippen ritt er davon, während der andere im vollen Jagen ihm folgte, bis ihr lautes Lachen im Winde verhallte.

Onkel Toms Hütte

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