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3. Dezember

Als Lasse das sieht, fängt er an zu lachen. „Hast du auch noch die kleine Karte von Sonntag in der Hose? Ich auch!“ Sofort zieht er sie raus. „Siehst du? Was steht bei dir drauf?“

Ich lese ihm meinen Spruch vor.

„Das kenne ich!“, ruft er. „Das hat der Engel gesagt!“

„Weiß ich.“

„Und was steht bei mir drauf?“ Er hält mir sein Kärtchen unter die Nase.

Weil er noch nicht so gut lesen kann, lese ich es ihm vor: „Gott ist voller Liebe. Deshalb hat er uns das Licht von oben geschickt. Dieses Licht scheint für alle, die in einer Welt voller Dunkelheit und Tod leben. Sie sollen den Weg des Friedens finden. Lukas 1, Vers 78-79.“

Lasse legt seinen Kopf schief. „Was heißt das?“

„Puh“, mache ich. Ich finde manche Sätze aus der Bibel auch schwer zu verstehen. „Gott ist voller Liebe“, beginne ich. „Das kapierst du doch.“

„Ja. Das schon. Gott hat uns lieb. Das ist ja noch einfach.“

„Und das Licht von oben … äh … das ist Jesus.“

„Jesus? Aber der ist doch keine Lichtgestalt!“

„Nein, nicht wirklich. Aber das ist so als Beispiel gemeint. Als Vergleich. Ein Licht macht es in einem dunklen Raum hell. Und Jesus macht es da hell, wo es im Herzen dunkel ist. Wo man Angst hat. Oder wo man nicht weiter weiß.“

„Das stimmt.“ Lasse nickt, reißt mir das Kärtchen aus der Hand und steckt es wieder ein. „Das reicht mir schon.“

Ich stecke meine eigene Karte auch zurück, greife in die andere Hosentasche und ziehe mein Handy dort heraus. Ich wollte ja auf die Uhr schauen. Es ist kurz vor halb fünf. Gleich schließt die Bank sowieso. Wenn wir direkt anschließend auch noch ins Kaufhaus wollen, um Geschenke zu kaufen, müssen wir uns etwas beeilen. Da höre ich auch schon, wie Lasse dem Weihnachtsmann erzählt: „Ich hebe heute 50 Euro von meinem Taschengeld ab, damit ich meiner Familie schöne Geschenke zu Weihnachten kaufen kann.“

„Quatsch!“, falle ich ihm sofort ins Wort. „Du hebst höchstens 20 Euro ab!“

Lasse stemmt seine Hände in die Seite. „Es ist mein Sparbuch! Du hast nicht über mich zu bestimmen!“

„Mama hat gesagt, ich soll darauf achten, dass du nicht zu viel Geld holst!“

„50 Euro ist nicht zu viel!“

„50 Euro ist viel zu viel!“

„Frag doch Mama!“

„Ja, das mache ich auch!“ Ich halte mein Handy sowieso noch in der Hand. Mit einem Tastendruck habe ich die Nummer von Mama gewählt. Mal sehen, wer recht hat.

Im nächsten Augenblick fliegt mit lautem Gepolter die Eingangstür auf und zwei Bankräuber mit Mützen auf dem Kopf und Schals vor dem Mund stürmen herein. Jeder von ihnen hält eine Pistole in der Hand und richtet sie auf die Menschen hier in der Bank.

„Hände her! Geld hoch! Das ist ein Banküberfall!“, schreit der eine laut und verbessert sich sofort: „Ich meinte natürlich, Hände hoch und Geld her! Und keine Bewegung!“ Alle, die hier herumstehen, drehen sich erschrocken zu den beiden um, ziehen laut Luft ein und strecken ihre Hände in die Luft. Einen kurzen Augenblick überlege ich, ob ich warten soll, bis Mama am anderen Ende ans Handy geht. Dann könnte sie Papa informieren. Papa ist Polizist. Wenn ich ihm Bescheid geben würde, wäre er in Nullkommanix hier und würde die Verbrecher gefangen nehmen. Aber dann lasse ich mein Handy doch mit einer schnellen Bewegung in die Hostentasche zurückgleiten. Wenn die Ganoven mein Handy sehen, nehmen sie es mir garantiert ab und zerschmettern es auf dem Boden, damit ich keine Hilfe hole.

Ben und Lasse - Mit Räubern auf der Flucht

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