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4. Polizei

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Sie sprachen nicht viel auf ihrem Weg zur Polizeiwache. Sydney hatte beschlossen, diese Angelegenheit so schnell es ging zu bereinigen, und Damian hatte es sich – natürlich – nicht nehmen lassen, sie zu begleiten.

Wie man ihre Rückkehr wohl aufnahm, fragte sie sich. Jeder Schritt, der sie näher zur Jim und der Polizei brachte, steigerte ihre Nervosität. Was sollte sie ihnen bloß sagen?

Der kleine Parkplatz vor dem schlichten, unauffälligen Gebäude, das einen neuen Anstrich vertragen konnte, war leer, als sie um die Ecke bogen. Die gläserne Eingangstür öffnete sich geräuschlos.

„Sydney“, schallte es ihnen entgegen. „Du bist wieder da!“

Jim, der älteste diensthabende Polizist auf der Wache, kam auf sie zu. Automatisch hoben sich Sydneys Mundwinkel. „Jim!“, rief sie und sie umarmten sich kurz.

„Dein Vater erzählte schon die frohe Nachricht“, sagte er und musterte sie kurz, ehe sein Blick auf Damian fiel. „Ich sehe, du hast dir Verstärkung mitgebracht?“ Sein Tonfall war neckend, doch seine sanften Rehaugen betrachteten sie ernst. Unsicher wandte Sydney sich ab. „Jim“, begann sie, „darf ich dir Damian vorstellen?“

Er reichte Damian seine Hand und holte verblüfft Luft. „Sie haben ja einen ganz schön kräftigen Händedruck, das gefällt mir!“ Er lächelte und ließ Damians Hand wieder los. An Sydney gewandt, meinte er: „Dein Vater hat es dir vermutlich schon gesagt, aber ich würde gerne mit dir über dein Verschwinden sprechen.“

Sie schluckte, spürte zugleich Damian an ihrer Seite, und nickte. Ihre Gesichtsmuskeln fühlten sich verkrampft an, so sehr bemühte sie sich um ein nichtssagendes Lächeln.

Auf dem Weg zu Jims Büro erklärte er: „Wir haben uns hier alle mächtig Sorgen gemacht, als dein Freund – wie hieß er doch gleich? John?“

„Jack“

„Ach, ja sicher, Jack. Als der bei deinem Vater aufkreuzte und meinte, du seist entführt worden, hab ich gedacht, mich tritt ein Pferd! Unsere kleine Sydney, das konnte doch nicht stimmen?“

Sie erreichten seine Bürotür und Jim ließ ihnen den Vortritt. Seine Augen kamen sanft und unscheinbar daher, doch als er nun Damian ansah, lag nichts Sanftes mehr in ihnen. Hastig entgegnete Sydney: „Jetzt bin ich ja wieder da, Jim.“ Sie lächelte. „Mir geht’s prima, ihr braucht euch keine Sorgen mehr zu machen.“

Sie erinnerte sich, dass sie schon einmal eine ähnliche Unterhaltung geführt hatte. Damals, als ihr kleiner Bruder Timothy bei dem Unfall ums Leben kam. Bei den Untersuchungen der Polizei hatte sie unzählige Male versichert, wie gut es ihr gehen würde, obwohl jedes Wort eine Lüge war. Nie hatte sie sich prima gefühlt. Nicht einmal gut konnte sie sich fühlen nach diesem tragischen Einschnitt in ihr Leben. Insbesondere, nachdem ihre Mutter kurz danach auf Nimmerwiedersehen verschwand. Damals fühlte sie gar nichts mehr. Innerlich tot existierte sie bloß noch, nichts weiter als eine leblose Hülle…

Sydney schüttelte sich kurz. Sie wollte nicht die Vergangenheit heraufbeschwören. Jetzt war nicht der rechte Augenblick dazu.

Sie und Damian betraten das Büro und ließen sich auf den weichen Stühlen vor Jims Schreibtisch nieder. Kurz blickte sie sich in dem kleinen, zweckmäßigen Raum um.

Die ockerfarbenen Vorhänge waren halb vor das Fenster gezogen, um die Sonne auszuschließen, und eine Pflanze – ein Farngewächs – kümmerte trocken auf der sonst kahlen Fensterbank vor sich hin. Auf Jims Schreibtisch vermisste man Berge von Akten und Papieren. Stattdessen gab es nicht mehr als einen vorzeitlich wirkenden Computer, ein Tischkalender, auf dem erschreckend wenig vermerkt war, sowie einzelne Notizblöcke und eine Lampe. Jim knipste diese an und setzte sich, während er den Hosenbund zuvor noch zurechtrückte. „Nun, Sydney, es ist schön, dass du wieder da bist.“ Er lächelte. „Ich weiß, es ist nicht angenehm, aber möchtest du mir vielleicht erzählen, was geschehen ist? Dein Vater und Jack waren in heller Aufregung und ich gebe zu, auch ich fand das Ganze ziemlich … nun ja… unerwartet.“

Sein Blick schwenkte zu Damian herüber. Dieser lehnte sich entspannt zurück und verschränkte die Arme vor der breiten Brust.

„Das ist ein bisschen kompliziert…“, setzte Sydney an. Was konnte sie sagen? Wie viel durfte sie erzählen ohne gleich als übergeschnappt zu gelten?

„Ich bin sicher, ich werde dir folgen können“, meinte Jim und schaltete den Monitor an. Sydney bemerkte das schwache Zucken Damians neben sich, als der Bildschirm hell aufleuchtete.

„Jack und ich waren in den Wald gegangen, als uns ein Unwetter überraschte.“ Jim nickte. Bis dahin war ihm die Geschichte bekannt. „Es gab eine Hütte, in der wir das Unwetter bis zum nächsten Morgen abwarten wollten.“ Sie blickte hinunter auf ihre schweißnassen Hände und bemühte sich um Gelassenheit. „Wir haben ein Feuer im Kamin entzündet und uns schließlich zum Schlafen hingelegt.“

Damian neigte seinen Körper aufmerksam ihr zu und Sydney überlegte, wie viel ihm wirklich von der Beziehung zwischen ihr und Jack bekannt war. Was hatte er gesehen? Sie erinnerte sich, dass sie und Jack sich geküsst hatten, als sie ein Geräusch bei der Tür gehört hatte. War er da erst hineingekommen? Oder stand er bereits als stummer Zuschauer in einer dunklen Ecke?

Auch Jim beugte sich aufmerksam vor und tippte nebenbei ihre Aussage in den Computer. „Was geschah dann?“, fragte er ruhig und musterte sie.

„Ich konnte nicht einschlafen“, fuhr sie fort. „Ich hielt es irgendwann nicht mehr aus und beschloss, nach draußen zu gehen.“ Kurz hielt sie inne. „Dort stieß ich dann auf Damian.“

Das war zumindest die halbe Wahrheit. Hieß es nicht immer, dass ein guter Lügner möglichst dicht bei der Wahrheit blieb?

Jim machte sich eine kurze Notiz, ehe er wieder aufsah. „Wie kam denn der Schürhaken nach draußen?“

„Der Schürhaken?“, wiederholte Sydney und blinzelte ihn perplex an. Hatte sie etwas vergessen?

„Jack fand den Schürhaken draußen vor der Hütte und meinte, dass es einen Kampf gegeben habe“, erklärte Jim ihr und Sydney erinnerte sich.

Ihr fiel wieder ein, wie sie Damian versucht hatte, damit zu bekämpfen, wie er sie fortgezogen, ihr einen Stoß versetzt hatte und der Klang seiner Stimme ihr das erste Mal einen Schauer durch den Körper jagte. Schweig, dummes Weib! Sie warf ihm einen knappen Blick zu. Erinnerte er sich ebenso daran?

Ihr war heiß geworden und sie spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Ihr Lügengerüst stand auf wackligen Füßen, jederzeit in Gefahr zusammenzubrechen.

Damian löste seine Haltung und beugte sich vor, seine Ellbogen auf den Knien ablegend. „Es gab keinen Kampf“, füllte sein tiefer Bariton das Büro.

Jim blickte ihn streng an. „Und wie gelang der Haken dann ins Gras?“

Seine Augen funkelten wachsam, als Sydney hervorstieß: „Ich hatte Angst.“ Zwei Augenpaare richteten sich auf sie und sie schluckte unsicher. „Ich hatte ihn mitgenommen, als ich rausging“, erklärte sie.

„Wovor hattest du Angst?“, fragte Jim.

„Naja“, entgegnete sie. „Es war schließlich dunkel. Weiß ich denn, welche wilden Tiere im Wald umherstreifen?“

Jim schwieg. Der Zweifel war ihm anzusehen, doch er sagte nichts dazu. „Na schön. Und wie habt ihr zwei euch dann kennengelernt? So mitten im Wald? Nachts?“, bohrte er weiter.

Ihr Blick glitt zu Damian hinüber, der gelassen den Polizisten musterte. „Damian machte eine Nachtwanderung“, sagte Sydney. Damian ließ sich nichts von seiner Unwissenheit anmerken, sondern nickte nur zustimmend und Sydney verspürte tiefe Dankbarkeit für seine Ruhe.

„Es ist nachts immer so friedlich“, erklärte er Jim und seine Stimme senkte sich. „Wir kamen ins Gespräch und sie entschied, mich ein Stück zu begleiten.“

„Das haben sie ausgenutzt und sie entführt?“, provozierte Jim ihn.

„Keineswegs.“ Noch immer war Damian gelassen. Nichts sprach dafür, dass ihn dieses Gespräch nervös machte. Ganz anders verhielt es sich bei Sydney. Sie rutschte nervös auf ihrem Stuhl herum und krallte die schweißnassen Finger ineinander. Ihrer Ansicht nach musste Jim längst ihre jämmerliche Lüge durchschaut haben.

„Geht es dir nicht gut, Sydney?“, fragte er plötzlich. Erschrocken riss Sydney den Kopf hoch. „Hm?“ Jim und Damian sahen sie an; Besorgnis las sie in ihren Blicken. In Damians las sie jedoch auch eine leise Warnung. Seine dunklen Augen beobachteten sie und Sydney fühlte sich, wie das Kaninchen vor der Schlange. Sie räusperte sich. „Tatsächlich fühle ich mich etwas unwohl“, erklärte sie. „Die ganze Geschichte nimmt mich doch ein wenig mit.“ Verständnisvoll nickte Jim. „Darf ich kurz eure Toilette benutzen, Jim?“, fragte sie und die Besorgnis der Männer löste sich in Luft auf.

„Selbstverständlich. Vielleicht täte uns allen eine kurze Pause gut“, meinte Jim und lehnte sich zurück. „Es ist gleich den Gang hinunter, die erste Tür links.“

Dankbar der Situation entfliehen zu können – zumindest für den Augenblick – erhob sie sich und ging bemüht gelassen zur Tür. Es fiel ihr schwer, nicht die Flucht zu ergreifen.

Sydney folgte dem genannten Gang. Er war schmal, vergleichbar mit einem Tunnel, zugleich aber in helles weiß gestrichen, was die tunnelartige Wirkung etwas abschwächte. Vor einem einzelnen, schmalen Fenster am Ende stand eine Trinkstation und eine Reihe von Türen führten –vermutlich – zu weiteren Büros oder Lagerräumen.

Langsam schritt Sydney den Gang entlang, betrachtete dabei die Fotos von lächelnden Mitarbeitern an den Wänden und stockte, als sie die darauffolgenden Zeitungsausschnitte entdeckte.

Es war eine Pinnwand, ähnlich dem schwarzen Brett, das sie von der Uni kannte. Jedoch bot hier niemand etwas an. Stattdessen handelte es sich um die Meldungen der Lokalzeitung über Vermisste.

Es waren nicht viele – wie gesagt, es geschah nicht viel in dem Ort. Neben ihrer eigenen Vermisstenanzeige fiel ihr nicht nur die von Jack, sondern auch ein Zeitungsbericht ins Auge. Mysteriöser Leichenfund – Polizist von Blitz getroffen? lautete die erschreckende Schlagzeile und als Sydney weiterlas, erfuhr sie von Harold Jameston, einem aufstrebenden Polizisten, der noch nicht lange bei der hiesigen Polizei arbeitete. Er war von einer großen Polizeistation in der nahegelegenen Großstadt strafversetzt worden, nachdem er einen Verdächtigen geschlagen hatte, um an Informationen zu kommen.

Man fand seine Leiche im Wald, nahe einer Lichtung. Ein Blitz sei angeblich eingeschlagen, doch es gab keinerlei Spuren, die darauf hindeuteten. Vielmehr schien es, als starb dieser Mann, weil er einen tödlichen Stromstoß bekommen hatte. Zwei Fotos zeigten die Unglücksstelle und Harold Jameston.

Konnte dies möglich sein, fragte sie sich und blickte auf das Datum. Nur wenige Tage nach ihrem eigenen Verschwinden erschien dieser Artikel der Lokalzeitung.

Schwindel erfasste sie. Sydney schloss die Augen und lehnte sich gegen die Wand. Selten hatte sie einen Stuhl dringender gebraucht, schoss es ihr durch den Kopf. Sie stolperte in den Toilettenraum und schloss sich ein. Hitzewellen glitten über sie hinweg, ihre Hände zitterten und Verzweiflung rauschte durch ihre Venen. Dieser Mann, dachte sie, war das erste ihr bekannte Opfer des Portals. Was hatte er dort zu suchen gehabt? Warum war er dort, so kurz nach ihrem Verschwinden? Sydney schluckte. Sie dachte an Jim. Was, wenn Jim nach ihr gesucht hätte? Er hätte mit Leichtigkeit dieses Opfer sein können…

Sydney presste sich die Hand auf den Mund. Tränen rollten ungehindert über ihr Gesicht, als das ganze Ausmaß der Macht des Portals sie erfasste.

Sie wusste nicht, wie lange sie auf der Toilette verbrachte. Sie wusste einzig und allein, dass dieses Portal keine Bedrohung mehr darstellen durfte. Niemand sollte je wieder den Tod dort finden.

In ihren grünen Augen schimmerte schwach die Kampfeslust und Entschlossenheit und als sie wieder zurückkehrte, waren sämtliche Spuren der schrecklichen Erkenntnis aus ihrem Gesicht gewischt.

Sie lächelte Jim und Damian an und nahm erneut auf dem Stuhl Platz.

„Geht es wieder?“, fragte Jim und Sydney nickte. „Ja, ich denke schon.“

Ein letzter prüfender Blick auf ihr Gesicht und Jim fuhr fort: „Als du weg warst hat Mr.“ – er hob fragend eine Augenbraue – „Miller“, stieß Sydney hervor und warf Damian einen kurzen Blick zu. „Mr. Miller hat erwähnt, dass ihr vor Kurzem geheiratet habt“, beendete Jim seinen Satz. Ihr Blick suchte Damians, ein sanftes Lächeln lag auf seinen Lippen. Sydney runzelte die Stirn. „Das stimmt…“

„Ich gratuliere“, meinte Jim und obwohl er sich für sie zu freuen schien, als er sie umarmte, erkannte sie dennoch die Sorge und den Zweifel in seinen Augen.

„Danke, Jim“, antwortete sie und lächelte erneut. „Es ist noch nicht lange her… Ich wusste nicht, wann ich es sagen soll…“

Unsicher sah sie Jim an. Der winkte ab. „Das macht doch nichts! Ich freue mich für dich. Du hast schließlich schon so viel durchgemacht…“ Wieder taxierte er sie. „Ich würde jetzt gerne wissen, was geschehen ist, Sydney.“

Diesmal musste sie es erklären, es gab kein Weg zurück. „Ich wurde in dieser Nacht entführt. Es geschah kurz nachdem Damian sich verabschiedet hatte.“

„War es Damian?“

„Nein.“ Vehement schüttelte sie den Kopf. „Nein, er war es nicht.“

„Was ist mit Jack?“

Überrascht blinzelte sie. „Jack?“

Jim sah kurz auf seinen Computerbildschirm, betätigte mehrmals die Maus und erklärte: „Ja, Mr. Carson. Er hat dein Verschwinden gemeldet. Er ist bislang der einzige Verdächtige in diesem Fall.“ Sein Blick fixierte sie. „Und er ist nun ebenfalls verschwunden. Kannst du bestätigen, dass Jack dich entführt hat?“

Sie holte Luft, völlig überrumpelt schüttelte sie den Kopf. „Nein, Jim. Jack war es nicht.“

„Wer dann?“, fragte er und neigte sich vor.

„Sie waren zu sechst.“ Sydney beschloss, die Männer als Vorlage zu nehmen, die sie und Damian überfallen hatten. „Man entführte mich, faselte irgendwas von einer abstrusen Prophezeiung“ – Damian zuckte neben ihr zusammen – „und sperrte mich in ein Haus…“

„Wie sahen die Kerle aus?“, fragte Jim und bereitwillig beschrieb Sydney die Männer, im sicheren Wissen, dass Jim sie wohl kaum je finden würde. „Sechs Männer sind eine Menge…Wie gelang dir die Flucht?“

Sydney überlegte kurz und Damian erklärte: „Ich habe sie gefunden, als ich auf dem Weg zu meiner üblichen…“, er zögerte ganz kurz, „…Nachtwanderung war. Ich hörte ihre Schreie.“

Jim sah sie an, wägte den Wahrheitsgehalt ab, und tippte die Informationen in seinen Computer. Dann lehnte er sich zurück, sein Stuhl knarrte leise, und fragte: „Nun, Sydney, du hast es ja überstanden.“ Er lächelte, doch es erreichte seine Augen nicht. Sydney erkannte, dass er noch immer skeptisch war. „Wo habt ihr denn geheiratet?“

„Wo…?“ Sydney warf einen Blick auf Damian und schluckte nervös.

„Es war eine kleine Kapelle“, meinte er und hielt ihren Blick fest.

„Wo liegt diese Kapelle?“

„In einem anderen Land“, antwortete Sydney leise und sie und Damian blickten sich noch immer unverwandt an, schöpften Kraft und Sicherheit aus der Liebe des anderen, als Jim hervorstieß: „Ein anderes LAND?! Sydney, weiß dein Vater überhaupt davon?“

Sie nickte. „Ja, Damian und ich… es war Liebe auf den ersten Blick und als er mich gerettet hatte, da ging ich zunächst mit ihm…Meine Verletzungen sollten heilen.“ Sie hörte, wie Jim schnaubte und etwas von Jugend und Blindheit, sowie selten dämlich murmelte, doch es störte sie nicht. Ihr erschien es, je länger sie Damian in die Augen blickte, umso stärker wurde ihre Verbindung zueinander. Sie fühlte seine Gedanken, seine Gefühle auf dem Boden ihres Seins, wie ein Tropfen Wasser auf der Oberfläche eines Sees, der sanfte Wellen schlug. Schließlich blinzelte Damian einmal und Sydneys Bewusstsein tauchte wieder auf.

Sie sah Jim an, der kopfschüttelnd etwas in die Tastatur hämmerte. „Jim“ – er blickte auf – „ich sage die Wahrheit.“

Das Tippen stoppte und Jim erhob sich. „Sydney“, sagte er. „Du weißt, ich kenne deine Familie schon lange. Ich würde dich nie der Lüge beschuldigen.“ Er fuhr sich durch das ergraute, kurze Haar und fuhr fort: „Wenn du sagst, so war es, dann will ich daran nicht zweifeln…“ Sein Blick streifte den Computermonitor. „Du hast uns eine Beschreibung der Täter geliefert und versichert, dass es nicht dein Freund Jack und auch nicht dein…Mann war.“ Er sah Damian an, dann wieder Sydney. „Du musst natürlich zugeben, dass es sehr merkwürdig ist.“

„Was genau meinst du?“

„Erst verschwindest du spurlos. Mr. Carson meldet es, ist daraufhin aber auch unauffindbar. Dafür habe ich hier die Leiche eines Polizisten, der scheinbar aus heiterem Himmel vom Blitz getroffen wurde… Ich werde noch einige Ermittlungen durchführen müssen.“ Langsam ging er zur Tür. Er räusperte sich. „Wie auch immer es gewesen sei, du bist zurück – unversehrt wie es scheint.“ Er lächelte schwach. „Wir werden direkt die Fahndung nach diesen sechs Männern einleiten. Dies ist schließlich die einzige Spur, die wir jetzt haben… Sollten sich noch weitere Fragen ergeben, weiß ich ja, wo du zu finden bist.“

Entsetzt warf Sydney Damian einen Blick zu. „Jetzt wo du es erwähnst…“

Jim runzelte die Stirn. „Was?“

„Ich werde Damian begleiten. Ich verlasse euch.“

Ein Moment verstrich. Sydney konnte sehen, wie Jim versuchte, sich zu sammeln und Fassung zu wahren. Schließlich öffnete er die Tür und sagte: „Ich kann natürlich verstehen, wenn du fort möchtest. Nach dem, was dir zugestoßen ist…“ Mitleid lag in seinem Blick. „Ich nehme an, dein Vater weiß, wo du zu finden bist im Fall der Fälle?“

Sydney nickte. „Danke für alles, Jim“, sagte sie und ließ zu, dass er sie noch einmal umarmte. Bevor sie gingen, hielt Jim sie ein letztes Mal zurück. „Eine Frage habe ich aber noch, Sydney.“ Sydney blieb stehen, wandte sich ihm zu, und er fuhr fort: „In welchem Land, sagtest du, habt ihr zwei geheiratet?“

Sie wechselte einen Blick mit Damian. Dieser schien noch immer gelassen, doch Sydney hörte ihren eigenen Herzschlag wild hämmern. „Ich glaube, das habe ich gar nicht erwähnt…“, begann sie träge. „Es war in…“ Welches Land war weit genug, aber nicht zu abwegig, um Jim zu beruhigen? Ihre Gedanken irrten auf der Suche umher und blieben schließlich hängen.

„Paraguay. Es war in Paraguay“, stieß sie hervor und konnte Jims Enttäuschung beinahe spüren. Paraguay war entfernt genug, schien es ihr, um weitere Nachforschungen zu verhindern. Niemand durfte erfahren, dass Damian hier nicht existierte und ihre Hochzeit nur ein Erlebnis auf einer mittelalterlichen Burg war.

Sie verließen die Wache, überquerten den Parkplatz und Sydney spürte, wie Damian sie betrachtete. „Du warst ziemlich lange auf der Toilette. Geht es dir gut?“ Prüfend glitt sein Blick über ihre Gestalt.

„Ich war nervös“, erklärte sie ungeduldig und – nach einem weiteren Seitenblick auf ihn – fügte hinzu: „Ich bin nicht schwanger. Also hör’ bitte auf, mich danach abzusuchen.“ Sydney wandte entschlossen den Blick und damit jeden Gedanken an ein Kind ab. Sie wollte nicht schwanger sein. Nicht jetzt.

Der Gedanke an ihre Mutter genügte, um zu dem Schluss zu gelangen, dass sie für diesen Bereich denkbar ungeeignet war. Wenn sie der Prophezeiung wirklich Glauben schenken wollte, so würde dieses Kind als Teil der natürlichen Ordnung sowieso kommen. Sie hoffte nur, es wäre nicht sofort.

„Ich hatte nicht erwartet, dass Jim seine Nase derart tief in diese Angelegenheit stecken würde“, sagte sie.

Damian legte ihr den Arm um die Schulter und zog sie an sich. „Er ist besorgt um dich. Er will das Verbrechen sicher schnell aufklären.“

Magie der Welten

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