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PROLOG GEFANGEN
ОглавлениеFlorida, Anfang Herbst 1837
Sie war dem Tod so nahe, daß sie das Metall der Klinge fast schmeckte, die ihren Hals bedrohte, den pulsierenden Strom ihres eigenen Blutes beinahe spürte ...
Aber dann ertönte ein durchdringender Ruf, und der Krieger, der sie ermorden wollte, hielt inne. Der Stahl berührte ihre Kehle nicht mehr, und der Befehl ließ das Geschrei der Indianer verstummen. Eben erst hatten sie die Schlacht gewonnen, und sie feierten den Sieg, stahlen ihren Opfern Schmuck und Münzen, ermordeten oder skalpierten sie, gaben grausam verstümmelten Gestalten den Gnadenstoß.
Jetzt erstarrten sie alle, tiefe Stille sank herab. Teela schaute den Krieger an, das tintenschwarze Haar, den nackten, mit Bärenfett beschmierten Körper, die haßerfüllten dunklen Augen.
Sie haßte ihn allerdings genauso. Sie hatte nichts mit dem Trupp der U.S. Army zu tun und sich den Soldaten nur angeschlossen, um diesen gräßlichen Ort zu verlassen. Grauenvoll – und doch so schön im Glanz des Sonnenuntergangs ... Bald würden Mond und Sterne schimmern, eine frische Brise würde die Hitze des Tages mildern.
Und sie würde wahrscheinlich sterben, wenn die Finsternis die wunderbare Wildnis verhüllte.
Vielleicht schwebte sie in dieser furchtbaren Gefahr, weil die meisten Mitglieder der Eskorte – hartgesottene, skrupellose Männer – unter ihrem Stiefvater gedient, diese Sümpfe monatelang durchstreift und gegen Seminolen oder andere Stämme gekämpft hatten. Nur wenige Weiße waren bei den Indianern so verhaßt wie Michael Warren – und offensichtlich auch seine Tochter.
Doch manche Soldaten verhielten sich genauso brutal wie die sogenannten Rothäute. Deshalb durfte sie den Indianern nichts verübeln. Andererseits hatte sie ihnen kein Leid angetan. Einige ihrer Begleiter, unschuldige Grünschnäbel, verdienten einen so grausamen Tod in der Wildnis einfach nicht. Teela ebensowenig.
»Bastard!« fauchte sie den Krieger an, der ihr Haar immer noch festhielt, trat mit aller Kraft in seinen Unterleib und versuchte sich zu befreien, selbst wenn sie nur ein paar Sekunden gewinnen würde, eine kurze Atempause.
Schmerzerfüllt schrie er auf, ließ ihr Haar los und krümmte sich zusammen. Sie wollte davonlaufen. Aber der Indianer packte sie und warf sie zu Boden. Über ihrer Brust zitterte das Messer, an dem bereits das Blut zahlreicher Männer klebte.
Wieder erklang jene kraftvolle, gebieterische Stimme. Während Teela blinzelte und nach Luft rang, wurde der Krieger von ihr weggezerrt, und sie wagte sich nicht zu fragen, warum. Sie sprang auf und ergriff die Flucht. Kampflos wollte sie nicht sterben.
Umgehend krallten sich starke Finger in ihr Haar und rissen sie zurück. Verzweifelt wehrte sie sich und wurde erneut zu Boden geschleudert. So wie zuvor.
Nein. Diesmal war es noch schlimmer. Denn der Mann saß auf ihren Hüften, klemmte sie zwischen seine Schenkel und preßte ihre Unterarme, die er mit einer Hand umklammerte, hinter ihrem Kopf ins Erdreich. Ihr langes kastanienrotes Haar versperrte ihr die Sicht, und beinahe erstickte sie daran, als sie Atem holte.
Da wurden die zerzausten Strähnen von ihren Wangen gestreift. Sie öffnete den Mund, um zu schreien. Aber kein Laut kam über ihre Lippen. Wie gebannt starrte sie in Augen, die sie genauso zu fesseln schienen wie die muskulösen Arme und Beine.
Es waren blaue Augen. Ein Blau, das im Zorn wie Kobalt funkeln und vor Belustigung wie ein Sommerhimmel leuchten konnte. Blaue Augen in einem bronzebraunen Gesicht, die sie schon einmal fasziniert hatten.
Running Bear – Laufender Bär.
Diesen Namen hatte ihm sein Volk in den dunkelgrünen Schatten der Sümpfe gegeben. Der Name paßte zu ihm, seit er seine Kindheit beendet und den schwarzen Trank getrunken hatte, denn er war bärenstark und doch geschmeidig, und er konnte sich blitzschnell bewegen. Weil er ihr Interesse geweckt hatte, wußte sie Bescheid über ihn.
Jetzt war er halbnackt, nur mit einer engen Hose aus Rehleder, Silberketten und Lederstiefeln bekleidet, die Muskelkraft seiner Brust und der breiten Schultern deutlich zu sehen. In seinem ebenholzschwarzen Haar zeugten die Wellen vom Blut der Weißen, das durch seine Adern floß, ebenso wie die blauen Augen. Sein Gesicht zeigte Merkmale beider Rassen, mit hohen, breiten Wangenknochen, einem eigenwilligen Kinn, einer schmalen Nase, einer hohen Stirn und vollen, sinnlichen Lippen.
Um seinem Blick zu entrinnen, senkte Teela die Lider.
Ihr Herz schlug wie rasend. Viel zu gut kannte sie diese Augen. Und sie spürte erneut das blaue Feuer.
Nun nannte er sich Running Bear. Aber er hatte James McKenzie geheißen, an jenem Abend, an dem er ihr zum erstenmal begegnet war, im weißen Rüschenhemd mit roter Weste, in dunklen Breeches und schwarzen Stiefeln. Sie hatte ihn in der Welt des weißen Mannes gesehen, seine Eleganz auf der Tanzfläche beobachtet, seinen Argumenten gelauscht, die er so beredsam vorzubringen wußte. Alle Frauenherzen pochten schneller vor Erregung, denn obwohl er einem zivilisierten Gentleman glich, umgab ihn eine gefahrvolle, hypnotisierende Aura.
Er war jedoch kein zivilisierter Gentleman, er hatte sich nur verkleidet, und er spielte die Spiele der Weißen. Im blauen Feuer seiner Augen glühte eine wilde Bitterkeit. Nicht mit Waffen hatten die Weißen seine Familie getötet. Nach der Flucht seines Stammes vor den amerikanischen Siedlern war eine Fieberseuche im Sumpfgebiet ausgebrochen und hatte zahlreiche Indianer dahingerafft. Um ihres Vaters willen haßte er Teela.
Trotzdem schien er sie zu begehren, was sie entsetzte und zugleich faszinierte. Irgend etwas zwang sie, seine Nähe zu suchen, obwohl sie besser davongelaufen wäre. Er gehörte nicht zu ihrer Welt. Einerseits wollte sie beteuern, sie sei nicht schuld an den Taten ihres Vaters, andererseits grollte sie ihm, weil er sie so rückhaltlos verachtete. Wie auch immer, er hatte sie unwiderstehlich in seinen Bann gezogen.
»Schau mich an!« befahl er. Beinahe hätte sie gelacht. Inmitten dieser halbnackten, mit Federn und Silberketten geschmückten, mit Messern und Äxten und Gewehren bewaffneten Wilden klang sein makelloses Englisch absurd. Genausogut hätte er sie bitten können, ihm eine Tasse Tee einzuschenken.
Sie öffnete die Augen und überlegte, was seine Ankunft bedeuten mochte. Würde sie am Leben bleiben oder einfach nur etwas langsamer sterben?
Nicht einmal er konnte etwas an der Tatsache ändern, daß sie Michael Warrens Stiefkind war, die Tochter des Mannes, der seinem Volk so viel angetan hatte.
Entschlossen biß sie die Zähne zusammen und bekämpfte ihr Zittern. Nein, er würde sie nicht einschüchtern. Von Anfang an war er verbittert gewesen. Er hatte sie nie geliebt, nicht einmal gemocht, sondern gehaßt, vielleicht auch sich selbst, weil es eine Weiße war, zu der er sich hingezogen fühlte. Aber diese seltsamen wilden Flammen loderten zwischen ihnen, ob es ihm gefiel oder nicht. Damals hatte sie ihre Angst verborgen. Auch jetzt wollte sie ihm die Stirn bieten.
»Offensichtlich gehörst du zu diesen roten Kriegern. Worauf wartest du?« forderte sie ihn heraus. »Töte mich! Bringen wir’s hinter uns! Nimm dir doch ein Beispiel an deinen Leuten, die diese Männer skrupellos niedergemetzelt haben!«
»Es war ein fairer Kampf«, entgegnete er, und seine Augen verengten sich.
»Nein, ein Hinterhalt.«
»Der Kommandant deiner Truppe hat die Vernichtung zweier Stämme angeordnet – von Männern, Frauen und Kindern, von Babies im Mutterschoß ... Und da sollten die Krieger Gnade walten lassen?«
»Natürlich, du kennst keine Gnade ...« Teela verstummte zögernd. Was den Captain betraf, hatte James die Wahrheit gesagt. »In dieser ganzen verdammten Hölle gibt es keine Barmherzigkeit. Ich weiß, daß ich sterben muß. Also laß mich nicht länger leiden. Mach ein Ende!«
»Ein Ende?« Spöttisch hob er die Brauen und neigte sich zu ihr hinab. »Aber wir Wilden ziehen es vor, unsere Opfer endlos lange zu martern. Besonders die widerspenstigen ...«
Obwohl ihr das Blut in den Adern zu gefrieren drohte, glaubte sie, ihre Haut müßte verbrennen – überall, wo er sie berührte. Sie hörte die Stimmen der Krieger, die in den Habseligkeiten der Soldaten wühlten. Vor allem suchten sie Lebensmittel. Das wußte Teela. Die weißen Militärs wandten jene besondere Taktik an, die Indianer auszuhungern, um ihre Kapitulation zu erzwingen.
»Warum hast du diese Männer begleitet?«
Inzwischen war nächtliches Dunkel hereingebrochen, verbarg die Leichen und die Krieger, die sorgfältig die Taschen der Toten durchstöberten, auf der Suche nach ein paar Bissen.
Das konnte sie ihnen nicht übelnehmen. Oft genug war sie erschauert, wenn ihr Stiefvater genüßlich seine brutalen Attacken gegen die Indianer geschildert hatte. Nicht alle Soldaten waren so unmenschlich. Viele strebten ein friedliches Zusammenleben mit den Ureinwohnern an. Aber auch sie bekamen die Konsequenzen jener grausigen Manöver zu spüren, die Colonel Warren als militärische Glanzleistungen bezeichnete.
»Nun, warum hast du die Männer begleitet?« wiederholte James ärgerlich.
»Ich wollte weg ...«
»Wohin?«
»Nach Charleston.« Sie hatte keine andere Möglichkeit gesehen und beschlossen, davonzulaufen. Niemals war es ihr gelungen, irgend jemandem klarzumachen, daß sie Warren ebenso abgrundtief verabscheute wie jeder einzelne seiner Feinde. James hatte sie von Anfang an gedrängt, ihren Stiefvater zu verlassen.
Plötzlich sprang er empor, behende wie ein Panther. Teela erwog einen neuen Fluchtversuch. Wenn sie St. Augustine erreichte ... Aber ehe sie sich bewegen konnte, zerrte er sie auf die Beine und preßte sie an seine Brust. »Närrin! Du gehst nirgendwohin!«
»Hast du nicht immer wieder gesagt, daß ich aus diesem Land verschwinden soll?«
»Leider wolltest du nicht auf mich hören.«
»Ich bin doch weggerannt ...«
»Zu spät. Wenn du jetzt fliehst, wirst du’s nicht überleben.«
Ein heftiges Schwindelgefühl erfaßte sie. Ringsum lagen Tote, die sie nicht anzuschauen wagte. Tränen brannten in ihren Augen. Einige dieser Männer hatte sie gehaßt. Aber andere ...
Was mochte James empfinden? Vielleicht hatte er an diesem Abend weiße Freunde verloren. Sein Bruder und sein Neffe waren weiß. Und er stammte von einem weißen Vater ab. Er hatte versucht, sich aus den Kämpfen herauszuhalten. Doch es war unmöglich gewesen.
Als sie einen gellenden Schmerzensschrei hörte, stockte ihr Atem. Vielleicht verspürte ihr Feind ein gewisses Mitleid, wenn er es auch niemals zugeben würde. Er erteilte einen Befehl in der Muskogee-Sprache. Dann umfaßte er Teelas Oberarm und zog sie mit sich. »Schau nicht hinunter – und nicht nach hinten.«
Vergeblich bemühte sie sich, die Spuren des Gemetzels zu ignorieren. Auf der Leiche eines Army Corporals lag ein lebloser Seminole, Federn um den Kopf, den nackten Oberkörper blau bemalt. Im Tod schienen sie sich zu umarmen. Eine gräßliche Kälte durchdrang Teelas Glieder, ihre Zähne klapperten. Bald würde sie zu schluchzen beginnen. Nein, niemals vor den Augen dieses Mannes ...
Er hob sie auf eine schöne braune Stute, schwang sich hinter ihr in den Sattel, und sie verließen den Schauplatz des Hinterhalts.
Welches Ziel sie ansteuerten, wußte Teela nicht. Da James’ Volk ständig auf der Flucht war, gab es kaum noch Dörfer, nur mehr in der abgeschiedenen Tiefe des Sumpfs. Manche Indianerinnen rächten sich noch grausamer als die Männer an den Weißen, und so hoffte sie, er würde sie nicht in ein Lager bringen, wo Frauen wohnten. Zu den Folterwerkzeugen der Seminolen gehörten Nadeln, mit denen sie die Haut ihrer Opfer zerkratzten, oder sie schnitten ihnen Ohren und Nasen ab ...
Während sie dahinritten, fühlte sie sich elend. Die Erinnerung an den gnadenlosen Angriff lastete bleischwer auf ihrer Seele. Hatten einige weiße Soldaten den Überfall überlebt? Wurden sie jetzt gemartert?
Zunächst glaubte sie, James hätte das Pferd am Fluß nur gezügelt, damit sie trinken konnten. Aber dann sah sie das kleine, hastig errichtete Quartier zwischen den Bäumen. Kohlpalmenblätter bildeten das Dach, am Boden lagen mehrere Pelzdecken.
Weit und breit ließ sich keine Menschenseele blicken, und dafür war Teela dankbar, obwohl er sie ziemlich unsanft auf die Füße stellte. Sie mochte den Mitgliedern seines Stammes nicht begegnen.
Als sie zum Ufer ging, folgte er ihr. »Wolltest du aus Florida abreisen, um in die eleganten Salons zurückzukehren, in die Welt der vornehmen Gesellschaft, wo junge Damen von deiner Sorte hingehören?«
Ärgerlich straffte sie die Schultern. »Ich wollte nirgend-wohin zurückkehren!«
»Also hast du nur versucht, dieser schrecklichen Wildnis zu entrinnen.«
»Ja«, flüsterte sie mit bebenden Lippen und drehte sich zu ihm um, »und den Kämpfen und dem Grauen und dem Tod. Dein Freund war drauf und dran, mir die Kehle aufzuschlitzen.«
Lässig verschränkte er die Arme vor der nackten Brust. Rabenschwarzes Haar fiel auf seine Schultern, ein schlichtes Band ohne Federschmuck umwand seinen Kopf. »Wenn das geschehen wäre, hätte ich ihn getötet, ganz langsam.«
»Wie tröstlich! Dann hätte ich mich im Himmel über deine Rache freuen können.«
»Oder in der Hölle«, bemerkte er trocken. »Warum hast du das Haus meines Bruders verlassen?«
»Weil mir nichts anderes übrigblieb.«
»Jarrett hätte dich niemals hinausgeworfen.«
»Trotzdem – ich hatte keine Wahl.« Er ging zu ihr, und sie wollte zurückweichen. Aber hinter ihr plätscherte der Fluß. James ergriff ihre Hand und preßte sie an seine Brust. »Bist du vor dem Krieg davongelaufen? Oder davor? Vor bronzebrauner Haut?«
Mit aller Kraft riß sie sich los. »Ich fürchte mich nicht vor dir ...«
»Schon vor langer Zeit hättest du dich fürchten und in dein zivilisiertes Charleston zurückkehren müssen.
Sobald du einen Fuß in dieses Gebiet hier gesetzt hattest!«
»Geh doch zum Teufel!« zischte sie.
»Sicher werde ich bald im ewigen Höllenfeuer landen.« Er packte ihre Schultern, drückte sie an einen knorrigen Zypressenstamm, und sein warmer Atem streifte ihr Gesicht. »Wurdest du nicht vor diesem Krieg gewarnt? Wußtest du nicht, daß wir die Weißen ausrauben, vergewaltigen, martern und ermorden? Daß die Rothäute frei in der Wildnis herumlaufen?« Ohne seine Stimme zu erheben, verlieh er ihr einen eindringlichen Klang. »Oder war’s dir egal? Hat’s dich amüsiert, mit einem Indianerjungen zu spielen und dann den Rückzug anzutreten, ehe du dich verbrennen konntest?«
»Jeder, der dich anrührt, wird von deinem Haß verbrannt, von deiner Leidenschaft und Verbitterung ...«
Erschrocken verstummte sie, als er das Oberteil ihres Kleids und das Hemd zerriß. »Dann spür dieses Feuer!«
Ein fordernder Kuß zwang sie, die Lippen zu öffnen. Begierig erforschte seine Zunge ihren Mund. Sie wollte schreien und ihn hassen, die betörenden Flammen nicht fühlen, die er in ihr entfachte. Wie eine Tigerin wehrte sie sich, trommelte mit beiden Fäusten gegen seine Brust. Aber er warf sie zu Boden, auf einen weichen Teppich aus Zypressennadeln und Moos. Der Duft der Erde verstärkte die sinnliche Atmosphäre.
Während er rittlings auf Teelas Hüften saß, umklammerte er ihre Handgelenke. Sie bekämpfte ihn nicht mehr, starrte ihn nur an, zornig und anklagend. Plötzlich ließ er sie los. Sie rührte sich noch immer nicht.
»O Gott, was soll ich nur mit dir machen?« seufzte er leise, strich über ihren Hals, zog das zerfetzte Kleid und das Hemd auseinander.
Seine Hand liebkoste eine erhärtete Brustwarze, und Teela wußte genau, was er mit ihr machen, wie er sie küssen würde, hungrig und trotzdem zärtlich und so verführerisch. Ja, sie spürte das Feuer. Es brannte in ihrem Herzen und in ihrer Seele, versengte ihr Fleisch. »Bastard«, hauchte sie atemlos.
»Vielleicht bin ich das. Schick mich doch weg. Befiehl mir zu gehen. Aber du mußt es ernst meinen.«
Selbst wenn die ganze Welt zusammenbrechen würde – sie wollte nicht, daß er sie verließ. »Bastard ...«
»Das hast du bereits gesagt«, stöhnte er und schlang die Finger in ihr Haar. Dann spürte sie seinen Mund an ihrem Hals, auf ihren Brüsten. Seine Zunge spielte mit einer Knospe und sandte heiße Ströme durch ihren ganzen Körper.
Ungeduldig riß er das Kleid und die Unterwäsche noch weiter nach unten, seine Hände glitten über ihre Hüften und Schenkel, gefolgt von seinen aufreizenden Lippen.
Sie stieß einen halb erstickten Schrei hervor, versuchte ihr Verlangen zu bezähmen und kämpfte auf verlorenem Posten. Denn das Feuer brannte immer heller, vom Wind der Wildnis geschürt, und trug sie auf süßen Wellen himmelwärts. Sie schloß die Augen und schlug sie wieder auf, begegnete James’ glühendem Blick und sah, wie er sich seitwärts neigte, um seine Breeches zu öffnen.
Ehe sie wußte, wie ihr geschah, nahm er sie in die Arme und drang in sie ein. Ihr zitternder Körper nahm ihn auf, und er schien sie ganz und gar auszufüllen. Mit jeder verlockenden Bewegung führte er sie näher an den Zauber heran, den sie bereits kannte.
Immer schneller, immer wilder ... Starke Muskeln preßten sich an ihre Brüste, harte Hüften forderten sie auf, dem leidenschaftlichen Rhythmus zu gehorchen. Und dann schien sein flüssiges Feuer alles in ihrem Innern zu verzehren. Bebend klammerte sie sich an ihn, von heftigen Erschütterungen erfaßt – bis sie langsam vom gleißenden Himmel zur Erde zurückkehrte, ins weiche Moos, ins mondhelle Dunkel, in die Arme des Mannes, der sie umfangen hielt.
Nach einer Weile streckte er sich neben ihr aus und starrte zu den Sternen hinauf. Teela zog ihr langes Haar unter seinem Rücken hervor, versuchte das zerrissene Kleid zusammenzuraffen und spürte, wie er sie beobachtete.
Doch das Kleid war ebenso hoffnungslos ruiniert wie die Unterwäsche. Sie streifte die Fetzen von ihrem Körper, stand auf und kniete am Flußufer nieder, um ihr erhitztes Gesicht mit klarem Wasser zu kühlen. Als er sich zu ihr setzte, flüsterte sie bitter: »Spür das Feuer.«
»Du hättest es besser wissen müssen. Mit einem Indianerjungen spielt man nicht.«
»Oh, ich spiele niemals.« Seufzend schaute sie zu ihren zerrissenen Sachen hinüber. »Heute nacht werde ich jämmerlich frieren.«
»Keine Bange, ich wärme dich. Und morgen früh überlegen wir, was du anziehen kannst.«
Entschlossen hob sie ihr Kinn. »Ich habe nicht vor, hier zu übernachten.«
»Nachdem du zu spät die Flucht ergriffen hast, bist du mein Gast.«
»Wohl eher deine Gefangene.«
»Wie du meinst. Jedenfalls bleibst du hier.« Er hob sie hoch und trug sie zu dem Unterschlupf, wo er seine wenigen Habseligkeiten verwahrte. Schnell errichtet, ebenso schnell wieder zerstört. Wenn er die Wildnis durchstreifte, brauchte er fast kein Gepäck. Was immer er benötigte, fand er überall in diesem Land, das er so gut kannte – und das er behalten wollte. Niemals würde sich sein Volk dem weißen Mann unterwerfen.
Er setzte sie auf die Decken, und als sie erschauerte, legte er ein Fell um ihre Schultern. Dann reichte er ihr eine lederne Wasserflasche, und sie trank in durstigen Zügen.
»Wenn ich gehen wollte, könntest du mich nicht zurückhalten«, behauptete sie. »Ich bin zwar in eleganten Salons aufgewachsen, aber inzwischen kenne ich mich in deinem Zypressen- und Palmendschungel aus.«
»Oh, eine Herausforderung?« James hob die Brauen. »Spar dir die Mühe. Du wirst mir nicht entkommen.«
»Verdammt ...«
»Möchtest du unbedingt einem Krieger in die Arme laufen, der die Skalps schöner weißer Frauen sammelt.«
»Nicht alle Seminolen sind Barbaren.«
»Was für ein liebenswürdiges Zugeständnis, Miss Warren!«
»Und du bist eher ein Weißer als ein Seminole. Sogar deine Mutter war ein Mischling. Das hast du mir erzählt.«
»Schau mir ins Gesicht, dann wirst du merken, daß ich ein Indianer bin. Das Leben hat mich dazu gemacht ...«
»... zu einem grausamen Mann!«
»Genug für diese Nacht, Teela.«
Krampfhaft schluckte sie und streckte sich auf den Pelzdecken aus. Nach einer Weile spürte sie, wie er sich zu ihr legte. Er umarmte sie, und seine nackte Brust wärmte ihren Rücken.
Genug für diese Nacht ...
Am Morgen hatte sie geglaubt, sie könnte an Bord eines Schiffes gehen und ein neues Leben beginnen. Oder sie würde ihr altes Leben weiterführen, das sie so leichten Herzens aufgegeben hatte, in dem sie jetzt Schutz suchen wollte vor dem Grauen.
Beinahe wäre sie gestorben, und jetzt ... Sie hatte mit einem Indianerjungen gespielt.
Nein, es war kein Spiel gewesen. Sie liebte ihn, obwohl er alles haßte, was sie verkörperte, und sie nur mit wilder Leidenschaft begehrte. Dafür verabscheute er sich selbst. Er war ihr Feind. Aber er hatte ihr das Leben gerettet. Und nun hielt er sie im Arm.
Wenn sie auch gedroht hatte, ihn zu verlassen – sie wußte nur zu gut, daß sie nicht allein durch den Sumpf wandern konnte. Wie sollte sie den Seminolen, die ihr begegnen mochten, glaubhaft erklären, sie sei ihnen friedlich gesinnt?
O Gott, was würde ihr die Zukunft bringen? Unter ihren geschlossenen Lidern brannten Tränen. Bevor sie in die Zukunft blickte, mußte sie sich an die Vergangenheit erinnern – an die Nacht, wo sie jenes wilde Feuer zum erstenmal gespürt hatte. So lange war es noch gar nicht her.