Читать книгу SOS Bauwut - Heidi Christina Jaax - Страница 5

3. Der Boschhammer knattert, nun geht es los!

Оглавление

Nach endlosen Diskussionen, weil der Bauherr ein Perfektionist ist und ich den Schaden an der gesamten Substanz möglichst gering halten will, startet die aktive Phase. Es wird dabei keinerlei Rücksicht auf die derzeitige Verfassung und die damit einhergehende Unfähigkeit Möbel zu schleppen genommen. Alles was nicht bei drei auf dem Baum ist, wird unter Bauschutt begraben. Unser Hund flüchtet gleich beim ersten Brummen der Bohrmaschine in die hinterste Ecke und ward nicht mehr gesehen, kluges Tier! Zu gerne wäre ich dem Beispiel gefolgt, aber ich entschließe mich dann doch auf die schnelle noch soviel wie möglich in Sicherheit zu bringen.

Zu Beginn der Baumaßnahmen fallen hauptsächlich Schmutzarbeiten an, Wandschlitze für neue Leitungen, alle Jalousien werden auf Elektrobetrieb umgerüstet, sogar der Heizkörper wandert an einen anderen Standort. Die Baustelle erstreckt sich über Esszimmer und Küche, das Wohnzimmer konnte ich ihm gerade noch ausreden, da sonst kein Wohnraum mehr nutzbar wäre. Es ist schon schwierig die Möbel dieser beiden Räume im übrigen Haus unter zustellen. Der absolute Horror steht mir bevor, wenn die Küche abgebaut wird, was normalerweise ca. eine Woche Haushaltsführung unter erschwerten Bedingungen bedeutet. Nicht so bei uns, denn es bleibt kein Stein auf dem anderen, einfach alles in unserem erst 26 Jahre alten Haus soll gewaltsam auf den neusten technischen Stand gebracht werden. Der Umbau erstreckt sich über drei Monate, in denen ich meine Bauarbeiter auf einem Zweiplattenherd im Büro bekoche und zu Ostern sogar irgendwie ein Vier-Gänge-Menü zaubere.

Es ist überflüssig zu erwähnen, dass mein Göttergatte ein absoluter Technik-Freak ist und allerlei Schnickschnack einbaut, welcher viel Zeit und Geld kostet und auf den ich nicht den geringsten Wert lege. Das nächste Problem sind unsere extrem voneinander abweichenden Geschmäcker, bei den geplanten Möbeln konnte ich gerade noch das schlimmste verhindern. Der Fußboden ist einem Kompromiss gewichen und nun kämpfe ich um Tapeten, Rauputz und Dekorationen aller Art, beziehungsweise eher dagegen. Hätte ich das geahnt, als mein Mann mir vor 35 Jahren das erste Mal begegnete und sein Kleidungsstil bei mir gleich Mutterinstinkte weckte. Ein grün kariertes Hemd mit Röschen in den weißen Karos zur dunkelblauen Cordhose und trotz Wonnemonat Mai darunter rostfarbene Stiefeletten. Nicht zu vergessen der obligatorische Afrolook, den damals irgendwann jeder mal hatte, der aber nichtsdestotrotz kaum jemandem stand. Wäre ich älter und erfahrener gewesen, ich hätte schleunigst die Flucht ergriffen, spätestens nachdem es ernst wurde und ich seine Eltern kennenlernte. Aber ich war süße siebzehn und dachte, das legt sich schon mit der Zeit.

Und nun haben wir den Salat zum x-ten Mal, wird es draußen dunkel erwacht mein Heimwerker im Stil der Vampire, macht sich warm und erreicht seine beste Arbeitszeit, wenn ich gerne müde mein Haupt woanders betten würde. Auch das ist wie die Farbenblindheit ein genetisch bedingtes Erbe, immer zeitliche Abläufe zu knapp kalkulieren, permanent zu spät eintrudeln, morgens nicht in die Puschen kommen was zu einem letztendlichen Feierabend in der zweiten Nachthälfte führt.

"Der Herr schenke mir gute Nerven, ich kann sie gebrauchen!"

SOS Bauwut

Подняться наверх