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2. Kapitel

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BUM. »Was war das?«, fragte Elena den Mann, der sie in den Armen hielt. Die zierliche blonde Frau erschrak so sehr, dass sie ihrem Gegenüber beinahe in die Lippe gebissen hätte.

»Ich weiß nicht. Ist das vielleicht dein Mann?« Noch bevor er diese Worte ausgesprochen hatte, sprang er hoch und zog sich seine Unterhose an. Anschließend schlüpfte er in seine hellblaue Jeans. Nach kurzer Suche fand er seinen weißen Pullover, den er sich überstreifte. Elena tat es ihm gleich. Sie verzichtete dabei auf die Unterwäsche und zog sich schnell ihr rot-weiß geblümtes Kleid über. Sie konnte nicht glauben, dass ihr Mann schon da sein sollte. Florian hatte ihr mehrfach seine späte Heimkehr an diesem Abend angekündigt. Er sagte etwas von einem langen Geschäftsessen. Wie das Leben so spielte, konnten Pläne sich jederzeit ändern. Also war die hübsche Blondine auf alles gefasst.

»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Florian schon da ist. Er wollte heute später nach Hause kommen. Außerdem habe ich kein Auto gehört«, sagte sie, um sich selber zu beruhigen.

Sie hatte wirklich nichts gehört. Aber war das ein Wunder, so beschäftigt, wie das Paar in den letzten Minuten gewesen war? Fast wäre es zur Sache gegangen. In Gedanken ohrfeigte sie sich selbst. Wie konnte sie nur einen Mann in bestimmten Absichten mit nach Hause nehmen und dann auch noch ihren Physiotherapeuten. Bei ihm war sie seit über einem Jahr in Behandlung, weil sie hin und wieder von Rückenschmerzen geplagt wurde. Seit ein paar Wochen ließ Elena sich aber nicht mehr nur wegen ihres Rückens von ihm behandeln.

Bereits zum zweiten Mal nahm sie Michael mit zu sich nach Hause. Die Vorstellung, Florian könnte sie mit ihrem Physiotherapeuten in ihrem Ehebett erwischen, ließ ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen. Bisher hatte sie nicht einen Gedanken daran verschwendet, von ihrem pflichtbewussten Ehemann erwischt zu werden. Elena dachte nie an seine frühzeitige Rückkehr. Scheinbar legte sie es darauf an, ihm ihr kleines Geheimnis auf die Nase zu binden.

Das Paar verließ das Schlafzimmer, ging die Treppe hinunter in Richtung Haustür. Sie schob ihn zur Seite und öffnete leise die Tür. Die Blondine schaute nach links und rechts, konnte aber niemanden sehen. Das Auto ihres Gatten war weit und breit nicht in Sicht. Das war ein gutes Zeichen. Doch sie wussten immer noch nicht, woher dieser Knall kam. Dann entdeckte sie die Leiter auf ihrem Autodach. Sie konnte nicht glauben, was sie da sah.

Ihr Physiotherapeut Michael Binder war ebenfalls erstaunt. Er konnte sich seinen Kommentar nicht verkneifen: »Schau dir das an! Welcher Idiot hat denn hier die Leiter stehen gelassen?«

Die erstarrte Frau neben ihm hatte keine Erklärung dafür. Normalerweise lag die Leiter immer hinter dem Haus. Hatte Florian sie vielleicht in den letzten Tagen benutzt und vergessen, sie wieder weg zu räumen? Oder noch schlimmer: Hatte er sie etwa beobachtet? Die Antwort auf diese Frage würde Elena erst am Abend erhalten. Wenn ihr Mann nichts damit zu tun hatte, musste sie sich eine Erklärung dafür einfallen lassen, warum ihr Wagen eine riesige Beule hatte. Denn eigentlich gehörte der Wagen ihrem Mann. Sie durfte ihn nur fahren. Beide Autos waren auf Florian angemeldet und versichert. Er hatte sie gekauft und kümmerte sich um alles, was die Fahrzeuge betraf. Elena konnte ihm schlecht erzählen, die Leiter wäre einfach so auf das Dach gefallen. Dann würde Florian fragen, warum die Leiter dort gestanden hatte. Diese Frage konnte Elena sich im Moment noch nicht mal selbst beantworten. Sie wollte sich nun den Kopf nicht länger darüber zerbrechen. Vielleicht würde es am Abend eine schlüssige Erklärung dafür geben.

Der Vertrauensbruch

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