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Kapitel 1:

Probleme mit Schreibabsicht und Motivation

Ist deine Motivation zugkräftig genug?

Liebe Leserin, lieber Leser, fangen wir gleich mit einer brisanten Frage an: Warum möchtest du ein Buch schreiben? Ja, wirklich, die Frage ist wichtig. Denn für ein so arbeits- und zeitaufwändiges Projekt, wie es ein Buch darstellt, braucht es die richtige und vor allem auch eine ausreichend zugkräftige Motivation. Wenn die Motivation, ein Buch zu schreiben, nicht stimmt, kann es sein, dass du den Stift nie aufnimmst oder das Schreiben früher oder später wieder sein lässt.

Ich nenne dir einmal einige Beweggründe, die zu Problemen führen können, und auf die ich in meiner Praxis mehrfach gestoßen bin. Manchmal möchten Menschen zum Beispiel dem gutgemeinten Rat anderer folgen: „Schreib doch mal ein Buch.“ („Du schreibst so gut.“ „Du weißt so viel.“ Beliebig zu ergänzen.) Manchmal möchten sie Schriftsteller*in werden, weil sie gern mit Büchern zu tun haben und gern lesen – und vielleicht ihre Arbeit nicht mögen. Und manchmal möchten sie ein Buch schreiben, weil sie glauben, dass dieses ihnen nutzen könnte – beispielsweise, weil sie selbstständig sind und damit ihre Fachkompetenz nachweisen und für sich Werbung machen möchten. Und das ist ja auch alles legitim.

Allerdings können sich in solchen Fällen auch Hindernisse wie die folgenden auftun: Mit einer Motivation, die sich stark an den Ratschlägen anderer orientiert, bekommst du vielleicht Schwierigkeiten, die Geduld und den langen Atem aufzubringen, den ein Buch nun einmal oft braucht. Das Gleiche gilt für eine Motivation, die eher pragmatischer Natur ist und ein Buch überwiegend als nützlich erachtet. Und zwischen dem Wunsch, sich als Schriftsteller*in sein Brot zu verdienen, und der harten Realität einer solchen Lebensweise liegen Welten – ganz zu schweigen von dem Aufwand, die angestrebten Bücher wirklich zu schreiben.

Wie gesagt: Diese Beweggründe sind nicht falsch, aber allein, ohne weitere Motive reichen sie oft nicht aus.

Deshalb möchte ich gleich mit der wichtigen Frage nach deinen Motiven beginnen. Möchtest du ihnen einmal nachspüren? Gern.

Eine Übung für dich

Versuche doch gleich zu Beginn Fragen wie die folgenden zu beantworten:

Warum möchte ich ein Buch schreiben?

Beziehungsweise: Warum möchte ich ein ganz spezielles Buch schreiben?

Welche Absicht verfolge ich damit? Welche Motive, also welche Motivation habe ich?

Und vor allem: Ist diese Motivation stark genug, um mich wirklich zu motivieren?

Du kannst diese Fragen auch gern um eigene Fragen ergänzen. Die Antworten kannst du zum Beispiel im Kopf bewegen oder schriftlich festhalten. Wie du am besten arbeiten kannst.

Zwei Anregungen für dich

Möchtest du ein Buch wirklich schreiben? Oder möchtest du ein Buch geschrieben haben? Das ist ein Unterschied. Wenn du ein Buch geschrieben haben möchtest, können nämlich auch Dienstleister einspringen, die das für dich erledigen, zum Beispiel ein Biograf bei einer Autobiografie oder ein Ghostwriter bei Selbstständigen.

Und muss es unbedingt ein Buch sein? Schreibst du zum Beispiel gern selbst, aber Umfang und Form eines Buches sind nicht so das Deine? Geht es dann vielleicht auch anders? Zum Beispiel mit Fachartikeln, einer Webseite beziehungsweise einem Blog, einem Podcast, einem Video, Posts in den sozialen Medien? Spiele ruhig mit alternativen Formen. Ein Buch ist zwar sehr schön, aber längst nicht alles.

Ist dir deine Motivation klar genug?

Auch wenn dir deine Motivation nicht klar genug ist, beziehungsweise wenn sie gar widersprüchlich sein sollte, kann es zu Problemen kommen. Ich nenne dir auch hier einige Beispiele.

So passiert es schnell, dass Menschen ihre Autobiografie schreiben, ohne sich vorher darüber Gedanken gemacht zu haben, was sie damit erreichen wollen. Wenn du aber schreibst und schreibst und dir erst zu einem späteren Zeitpunkt klar wird, dass du mit deiner Autobiografie, sagen wir, Geld verdienen möchtest, kann es zu spät sein oder zumindest sehr viel Mühe machen, dein Buch so zu schreiben, dass es auch für potenzielle Leser und Käufer interessant ist. Denn das, was dich an deiner Lebensgeschichte interessiert und worüber du die ganze Zeit geschrieben hast, muss nicht das sein, was auch für Leser*innen interessant ist. Dann ist die Gefahr groß, dass du das Buchprojekt entweder sausen lässt oder – wenn du weitermachst - über das mangelnde Interesse anderer an deinem Buch enttäuscht bist.

Ein ähnlicher Fall: Es kann auch ein Stolperstein sein, wenn du mit dem Schreiben etwas für dich verarbeiten möchtest, gleichzeitig aber hoffst, dass dieses Buch für andere Leser ebenfalls interessant ist. Beides kann zwar zusammengehen, tut es aber oft nicht. Auch hier gilt: Wenn du etwas schreibend verarbeitest, schreibst du formal und inhaltlich oft anders, als es für einen Leser geeignet wäre. Dir fehlen der Zuschnitt und der Fokus auf Interessen und Nutzen des Lesers – und das ist es nun einmal, was diesen zum Kauf bewegt. Wird dir der Widerspruch irgendwann klar, kann das wieder das Ende deiner Motivation sein. Wird er dir nicht klar, kann er erneut den Leser und damit letzten Endes auch dich selbst enttäuschen.

Manchmal kommt es auch vor, dass Menschen sich mit widersprüchlichen Motiven selbst im Wege stehen. So können sie zum Beispiel an Thema A arbeiten, in Wirklichkeit aber etwas anderes, etwas zu Thema B schreiben wollen. Dann kann sich dieses andere, Thema B, ungewollt immer wieder in den Vordergrund schieben und die Arbeit an Thema A behindern. Oder ein innerer Widerstand kann die Arbeit an Thema A unbewusst gleich ganz mauern und blockieren. Auch hier stimmt die Motivation nicht.

Bei einer unklaren oder widersprüchlichen Motivation kann es also schwierig sein, dein Buch so zu gestalten, dass es deinen eigenen Interessen dient und dir den Nutzen bringt, den du dir von ihm erhoffst. Es kann schwierig sein, dein Buch so zu schreiben, dass es den Lesern gefällt. Es kann dich jede Schreibfreude verlieren lassen. Oder ein innerer Widerstand kann dich behindern. Das wäre dann ein Beispiel für eine der berüchtigten Schreibblockaden.

Was meinst du: Könnte es bei dir zu solchen Problemen kommen? Und wie ich gerade schon fragte: Weißt du, warum du ein Buch, dein Buch schreiben möchtest? Wenn du magst, kannst du diese Reflexionsfragen gern noch einmal in anderer Form beantworten. Ergänze einfach die folgenden Satzanfänge so spontan, unzensiert und ehrlich wie möglich.

Eine Übung für dich

Ich möchte ein Buch schreiben, weil …

Beziehungsweise: Ich möchte dieses spezielle Buch schreiben, weil …

Ich beabsichtige damit … Meine Motive dafür sind … Ich erhoffe mir davon …

Ich glaube, dass meine Motivation für das Buch stark genug ist, weil …

Oder umgekehrt: Meine Motivation könnte darunter leiden, dass …

Eine Anregung für dich

Achte auf innere Widerstände beim Schreiben. Diese können auch etwas mit einer so grundlegenden Sache wie deiner Schreibmotivation zu tun haben, also deinem Antrieb und Beweggrund, überhaupt ein Buch zu schreiben.

Zusammenfassung

Werde dir über deine Motivation klar.

Finde die richtigen, zugkräftigen Motive.

Beauftrage eventuell Dienstleister und Helfer.

Oder lass das Buchprojekt sein. Du darfst. :-)

Der Erste-Hilfe-Koffer für Buchautoren

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