Читать книгу Der Erste-Hilfe-Koffer für Buchautoren - Heike Thormann - Страница 8
ОглавлениеKapitel 2:
Probleme mit Selbstmotivation und -disziplin
Kannst du dich zum Schreiben bewegen?
Kommen wir zu einem zweiten großen Problem. Frühere Kursteilnehmer*innen und Coachees haben mir oft erzählt, dass sie Probleme mit ihrer Selbstmotivation und Selbstdisziplin hatten. Und sie wünschten sich jemanden, der ihnen beim Schreiben Druck machte oder sie „in den Hintern trat“. :-) Ohne eine solche Hilfe von außen fiel es ihnen also schwer, sich zum Schreiben zu bewegen und das, was sie begonnen hatten, diszipliniert zu beenden. Das kann zwar mit einer unguten Motivation zusammenhängen, wie ich sie dir gerade beschrieben habe. Oft ist es aber etwas, was in den Menschen selbst begründet liegt.
Nun ist das hier nicht der Ort, um an deiner Psyche zu arbeiten, wenn auch du beispielsweise mit Selbststeuerung oder Selbstregulation ein Problem haben solltest und dieses Problem vielleicht sogar tiefere Ursachen hat. Dafür kannst du Psychologen, Therapeuten und andere Fachleute um Hilfe bitten. Aber ich kann dir immerhin einige Tipps geben.
Arbeite an deinem Selbstmanagement
Setze dir Termine: „Bis xx ist das und das fertig.“
Entwickle Gewohnheiten und Routinen: „Von 19 bis 21 Uhr wird geschrieben.“
Setze dir bestimmte Vorgaben: „Jeden Tag schreibe ich mindestens zwei Seiten.“
Winke mit einer Belohnung: „Erst wird geschrieben und dann gibt’s eine Tüte Chips.“
Drohe mit einer Bestrafung: „Wenn ich nicht schreibe, gibt’s auch keine Tüte Chips.“
Arbeite an mehreren Sachen gleichzeitig
Hast du einfach keine Lust, an einer ganz bestimmten Sache zu arbeiten? Das ist nicht schlimm. Erstens besteht ein Buch aus vielen Arbeitsschritten: recherchieren, sammeln und ordnen, ein Konzept entwickeln, schreiben, überarbeiten, am Layout basteln und vieles mehr. Greife dir etwas heraus, was dich gerade anlacht oder dir zumindest leichtfällt, und schon bist du wieder im Tun. Oder schreibe gleich ein, zwei Bücher zur selben Zeit. Wenn dich das eine gerade anödet, lockt vielleicht das andere.
Achte nur darauf, dass du nicht zu viele Projekte gleichzeitig bearbeitest, damit du Bücher nicht nur anfängst und nie beendest. Und achte zudem darauf, dass sich die Projekte, an denen du arbeitest, genug unterscheiden, damit du nicht durcheinanderkommst – das gilt erst recht, wenn du eher aus dem Bauch heraus, ohne Konzept schreibst.1
Gehe ein Commitment mit dir selbst ein
Der Ausdruck, ein Commitment, eine Verpflichtung mit sich selbst einzugehen, stammt aus dem anglo-amerikanischen Raum. Du versprichst dir: Das Folgende werde ich mit aller Kraft zu tun versuchen. So etwas wirst du sicher nicht bei allem und jedem tun. Aber bei den Dingen, die dir am Herzen liegen, kann es dir die Kraft und den Willen geben, sie zu erreichen.
Formuliere dein Commitment gern schriftlich. Das hat Handlungs- und Aufforderungscharakter. Und wenn du dein Commitment irgendwo sichtbar anbringst, wird es dich zudem immer an dein Vorhaben erinnern und es dir vor Augen führen.
Möchtest du einmal üben? Gern.
Eine Übung für dich
Formuliere dein Commitment. Gestalt und Ausdrucksweise kannst du frei wählen. Manche wählen zum Beispiel die Form eines Vertrags. Etwa so:
Ich verspreche mir hiermit,
dass ich ernsthaft und bestmöglich versuchen werde,
mein Buch/meine Bücher ______________________
mit meiner Motivation ________________________
(ggf. inkl. notwendiger Anpassungen/Änderungen)
zu schreiben und Wirklichkeit werden zu lassen.
Ich werde von diesem Vorhaben nur ablassen,
wenn ich dies wohl durchdacht und
sorgfältig entschieden habe.
____________________________ (dein Name)
____________________________ (Datum)
Wie gesagt, die Formulierung kannst du nach Belieben ändern. Du weißt selbst am besten, wie du „tickst“ und was gut für dich ist. Brauchst du beispielsweise mehr Druck? Dann schreibe „verpflichten“ und nehme „versprechen“ und „versuchen“ heraus. Ist dir eine andere Form für dein Commitment lieber? Dann wähle diese.
Kannst du auch schreiben, wenn du nicht in Stimmung bist?
Dieser Punkt hat sehr viel Ähnlichkeit mit dem, wovon ich dir gerade erzählt habe. Manche Menschen können nur dann schreiben, wenn sie in der entsprechenden Stimmung dafür sind. Geht dir das auch so? Wenn du nur als Hobby schreibst, ist das wieder nicht so schlimm. Hier hast du alle Zeit der Welt. Lästig wird es allenfalls, wenn sich die Schreibstimmung zu selten oder gar nicht mehr einstellen sollte. Wenn du professioneller schreiben möchtest oder musst, sieht es damit natürlich etwas anders aus.
Kläre zunächst ab, ob du generell ein Problem mit Selbststeuerung und Selbstregulation hast. Achte zudem auf innere Widerstände. (Erinnerst du dich an die widersprüchliche Motivation? Innere Widerstände sind nicht ohne und können sich aus vielen Quellen speisen.) Achte auch darauf, ob du zum Beispiel unbewusst glaubst, dass zum Schreiben eine Schreibmuse gehört. Denn Schreiben wird oft unterschätzt und kann harte Arbeit sein, die nur wenig mit einer Muse zu tun hat, zumal, wenn es nicht nur darum geht, den reinen Fluss des Schreibens zu genießen, sondern du stattdessen auch noch alle möglichen anderen Dinge beachten musst. Doch du kannst wieder mit ein paar Tricks arbeiten, um den Schreibfluss etwas zu fördern und zu locken.
Schreib dich warm
Mit kreativen Schreibübungen kannst du unbefangen und ohne jeden Gedanken an das Ergebnis Freude am Schreiben haben, dich warmschreiben und in Stimmung kommen. Und mit dieser neugewonnenen Schreiblust im Gepäck klappt es vielleicht auch wieder mit dem Buch. Es gibt dazu viele gute Anregungen im Internet oder bei Buchhandel und Büchereien. Auch ich selbst schreibe hin und wieder etwas dazu. Auf dem Laufenden bleibst du mit meiner Webseite www.heikethormann.de.
Schreibe einfach drauflos
Kümmere dich zumindest im Moment nicht um das, was deine Schreibstimmung trüben könnte. Denke also nicht über Konzept, Formulierung, Rechtschreibung, Grammatik und tausend andere Sachen nach, die ebenfalls für dein Buch wichtig sein können. Schreibe einfach mit dem drauflos, was dir gerade zu deinem Thema einfällt. Ordnen und feilen kannst du das Geschriebene später.
Male deinen Text
Deine Schreibstimmung will immer noch nicht? Dann versuche einmal, deinen Text zu malen. Vielleicht geht das besser, zumindest ist es oft einfacher. Mache zum Beispiel eine Skizze, ein Textbild von dem, was du schreiben möchtest.2
Erzähle deinen Text
Oder erzähle dir laut von dem, was du schreiben möchtest. Vielleicht magst du sogar anderen davon erzählen? Dich so von deinem wunderbaren Buch schwärmen zu hören, kann sehr motivierend sein. :-)
Suche nach Inspirationsquellen
Was inspiriert dich und macht dir Lust, zu schreiben? Weißt du das? Suche und probiere doch vielleicht solch Inspirierendes aus. Viele, die schreiben, lieben zum Beispiel die Natur, lassen sich von ihr verzaubern oder atmen bei einem Spaziergang einfach mal tief durch, um den Kopf wieder freizubekommen. Andere tauschen sich mit Freunden oder anderen Schreibenden aus. Wieder andere nehmen sich ein Buch in die Hand und sagen sich: „Schön, das möchte ich auch können.“ Und du?
Kannst du auch schreiben, wenn sich Schwierigkeiten anbahnen?
Auch das kann vorkommen: Nicht immer läuft beim Schreiben alles glatt. Vielleicht lassen sich Quellen nicht besorgen. Oder dein Roman stockt und stockt. Oder kein Verlag scheint dein Manuskript zu wollen. Und nun? Kannst du dich auch bei Hindernissen und Rückschlägen motivieren, am Ball zu bleiben? Wenn nicht, habe ich einige Tipps und Übungen für dich.
Einige Anregungen für dich
Arbeite mit Zielbildern. Das Gehirn unterscheidet nicht zwischen einer Vorstellung und einer Handlung. Wenn du dir dein ersehntes Ziel „Buch“ immer wieder so vorstellst, als ob du es bereits erreicht hättest, ist das für dein Gehirn Ansporn genug. Das nennt man auch „So-als-ob-Technik“.
Halte immer wieder inne und ziehe Bilanz. Mache dir deine Zwischenergebnisse klar. Was hast du bis jetzt erreicht? Was hast du schon alles geschafft? Lerne es, auch deine kleinen (Teil-)Erfolge wertzuschätzen. Das Wissen darum, wie weit du schon gekommen bist, wird dich auch den Rest leichter durchhalten lassen.
Ändere deinen Fokus. Rege dich nicht über die Schwierigkeiten auf, die sich dir in den Weg stellen. Sieh in ihnen interessante Herausforderungen, die offenbar nur darauf gewartet haben, von dir gemeistert und gelöst zu werden. :-)
Erlaube dir zu wachsen. Kreative – und das sind viele, die ein Buch schreiben wollen - sind schwierige Menschen. Mit ihrem Perfektionismus und ihren oft hohen Ansprüchen an sich selbst machen sie es sich nicht leicht und verderben sich oft die Freude an ihrem Tun. Erlaube dir zu wachsen. Niemand kommt als Mozart zur Welt, nicht einmal Mozart selbst. Erfreue dich an deiner Entwicklung, schiele nicht auf das perfekte Endergebnis.
Lasse Hängephasen und Tiefs zu. Niemand kann rund um die Uhr funktionieren, guter Stimmung und motiviert sein. Irgendwann wird es auch wieder aufwärts gehen kann.
Und noch zwei Übungen für dich
Schreibe einen Brief zum Durchhalten an dich selbst. Mache dir in diesem Brief Mut, muntere dich auf, feuere dich an – was immer dir vielleicht guttun wird. Leg dir diesen Brief zuhause bereit und lies ihn, wann immer du ihn brauchst.
Und ähnlich: Suche nach deinen Motivatoren. Was motiviert dich? Was lässt dich am Ball bleiben und hilft dir, Schwierigkeiten zu überwinden? Zensiere dich auch nicht. Wenn du beispielsweise eher „unschöne“ Gefühle wie Neid brauchen solltest, ist das in Ordnung. Alles ist erlaubt, wenn es dir hilft.
Zusammenfassung
Arbeite an deinem Selbstmanagement.
Arbeite ggf. an mehreren Sachen gleichzeitig.
Gehe ein Commitment mit dir selbst ein.
Schreib dich warm oder einfach drauflos, male deinen Text, suche nach Inspirierendem.
Suche nach deinen „Motivatoren“: Was motiviert dich? Was lässt dich am Ball bleiben?
Erlaube dir zu wachsen, mache dir deine Erfolge klar, lasse aber auch Hänger zu.
Schreibe einen Brief zum Durchhalten an dich selbst.
Und natürlich auch gern: Sorge für positives, bestärkendes Feedback. Das hilft immer.
1 Zum Konzept liest du noch etwas in Kapitel 9.
2 Mehr dazu liest du wieder in Kapitel 9.