Читать книгу das Leben die Liebe die Welt - Heike Wenig - Страница 5
Im Querland aller Gefühle
ОглавлениеEdelgard Moers
Es gibt immer einen Grund
Es gibt immer einen Grund
Nicht weiter zu machen und
Den Kopf in den Sand zu stecken
Es gibt immer einen Grund
Sich zurückzuziehen und
Niemanden sehen zu wollen
Es gibt immer einen Grund
Sich auf den Weg zu machen und
Menschen zu begegnen
Es gibt immer einen Grund
Nach vorne zu schauen und
Sich selbst zu entdecken
Hans-Joachim Behnen
Inseln
Nur wenn
dein Herz
es will
blühn Inseln
Inselglück
dir zu
steckt nicht
im Sand
Bemerkbares
verborgen
Wolfgang Klingler
FELIZ NAVIDAD
Bei einer Pflegebegutachtung
In Spanien
traf ich auf eine alte Frau
die so gebrechlich war
dass sie nicht mehr gehen konnte
Die spanische Krankenversicherung
hatte ihr keinen Rollstuhl genehmigt
und die Angehörigen kein Geld
einen zu kaufen
so hatte sie zwei Jahre
ihre Wohnung nicht verlassen
Wir haben dann in Deutschland
einen funktionierenden Rollstuhl
formal verschrotten lassen
und ihn Nachbarn mitgegeben
die zufällig in Deutschland waren
So kam die alte Dame
nach zwei Jahren wieder aus ihrer Wohnung
Bis zu ihrem Tod
bekam ich zu Weihnachten
immer einen Dankesbrief
mit einem Foto
Großmutter im Rollstuhl am Strand
Großmutter im Rollstuhl im Restaurant
Großmutter im Rollstuhl unter dem Tannenbaum
Manchmal gelingt es auch mir
Menschen glücklich zu machen
und weißt du
es tut gar nicht weh
Edelgard Moers
Neuanfang
Befreit
Von den Fesseln der Sachlichkeit
Gebe ich mich
Dem sinnlichen Staunen hin
Halte inne
Und gerate außer mir
Um endlich
Zu mir zu finden
Peter Bertam
Advent
Um uns läuft das Leben in strudelnder Hast
wird vielen von uns zur bedrückenden Last
Die Welt steht vor dieser uralten Zeit
in der man gespannt ist und einfach sich freut
Wir nehmen behutsam uns bei der Hand
und gehen zusammen mit Sinn und Verstand
So können wir hören den drängenden Ruf
Er kommt von dem Licht, das uns alle erschuf
Seht vor uns die Kerze, wie ruhig sie brennt
Sie leuchtet uns allen in diesem Advent
Inge Schröder-Mross
Hoffnung
An einem
klaren sonnigen Tag
fügte ich mich
in einen Kreis
aus Trauernden
durch einen
dunklen Fluss
aus Schmerz und Angst
verbunden
Während ich mich
wand und krümmte
zog der Schmerz weiter
Regen tropfte
als eine kleine Katze
sich ängstlich
an mich schmiegte
Vorsichtig verließen wir
unsere schützende Höhle
misstrauisch
beäugten wir
den Regenbogen
und traten -
noch ungläubig -
hinaus in die Sonne
Ludger Felix Kolbe
Halbschlaf
Ausgeruht jeglichen Tag
Immer nur liegend im Licht meiner Stunden
Blank nur die Seele im Schatten der alten Oliven...
Träume schwimmen wie Vogelschwärme
durch meinen Kopf…
Und weiter noch liegend
im Querland aller Gefühle
schlafe ich wohlig
täglich aufs Neue ein
Beim Aufwachen leise lachend
beginnt mein nächster Tag
Dann aber treten leise herein
auf sanften Pfoten die Dämmerstunden
Schon wieder müde der täglichen Mühsal
gähne ich laut
Wachsein fällt immer so schwer
Corinna Klingler
Bilder um den Winter zu überstehen
Gestern hätten wir Glühwein trinken können
in warmen Mänteln zusammengekuschelt
du mit deiner Hand auf meiner
hätten wir Lächeln in die Nacht gesandt
Heute hätten wir Schlitten fahren können
Zwei umeinander tanzende Spuren im Schnee
Vielleicht hätte ich dir später Geschichten erzählt
aus dem endlosen Schatz an vergangenen Tagen
hinter dampfenden Kaffeetassen und sanfter Musik
Oh baby, baby
lass mich deine Projektionsfläche sein
Fülle jedes Schweigen mit Geschichten
die wir hätten erleben können
Finde mich in jeder Liedzeile
Gib deinen Sehnsüchten mein Gesicht
Träume nicht länger im Leeren
Du könntest auch anrufen
Die wunderbar schreckliche Möglichkeit
streicht zweimal um deine Beine
und verschwindet wieder unterm Bett
Dort soll sie bloß bleiben
denn wir wissen doch beide
die besten Geschichten sind nicht die
die das Leben schreibt
Edelgard Moers
Schlüssel zum Glück
Du sagst
Das Glück kommt selten
Öffne dich ihm
Lebe so
Als stünde es stets vor deiner Tür
Lass dich berühren und nimm dir Zeit
Denn viel zu schnell verschwindet es wieder
Bewerte es nicht
Genieße es einfach
Edelgard Moers
Suche nach Glück
Ihr sagt mir
Du bist ein Glückpilz
Ein Sonntagskind
Ein Liebling der Götter
Ich empfinde aber kein Glücksgefühl
Eure Gespräche ermüden mich
Eure Gesellschaft langweilt mich
Eure Bilder lassen mich erschaudern
Eure Feste machen mich traurig
Eure Welt ist mir fremd
Ich verlasse euch
Befreie mich aus euren Fesseln
Mache mich auf den Weg
Und suche endlich mein Glück