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5. „Narben“

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Sie brennen sich in die Haut. Narben lassen sich retuschieren und übertünchen, doch die Verletzung liegt häufig tief in den Gedächtniszellen vergraben. Denn erlittene Schmerzen lassen sich nur selten ganz vergessen. Immer weisen sie in die Richtung eines unangenehmen Erlebnisses - etwa auf die Folgen eines Unfalles oder einer Gewalteinwirkung hin. Die mediale Nachrichtenflut ist vollgestopft mit Bildern der Opfer. Zum Beispiel mit denen von Bombenanschlägen. Der Schmerz wird sichtbar, aber ist er spür- und nachvollziehbar? Tagtägliches Leid, auch das von Schlachttieren, wird vorzugsweise verdrängt. Weil die Brutalität eines Gewaltaktes auf Dauer nicht auszuhalten ist. Sie wird gerne ins bewusste Abseits geschoben wie der eigene oder der mögliche, jedoch unvermeidbare Tod eines geliebten Menschen. Jeder weiss von gefährlichen Situationen: So die letzte Sekunde, bevor das Auto mit einem anderen zusammenkracht. Ein Schreckensmoment! Ein kenterndes Segelboot, in welchem Nichtschwimmer sitzen. Pech gehabt! Eine defekte Gasflasche, aus der der Inhalt entweicht. Bloss weg! Möglich ist ein Ausweichen, eine Vermeidung dieser lebensbedrohlichen Erfahrungen. Einen hundertprozentigen Schutz dagegen gibt es nicht. Gleichgültig, ob die Gewalteinwirkung mutwillig oder zufällig geschah. Das Strafrecht erklärt sie als physische Kraft zur Beseitigung eines wirklichen oder vermuteten Widerstandes. Der Nasenbeinbruch und die blauen Flecken einer verprügelten Person sind kein Kavaliersdelikt. Als >vis absoluta< kann Gewalt die Willenskraft und die Willensbildung des Gezwungenen völlig ausschalten. Mittels Bedrohung, Nötigung und Freiheitsberaubung. Und sogar einen psychischen Schock auslösen. Ein zumeist unsichtbare, unterschätzte Narbe. Schwere Verbrechen wie Raub, Erpressung, Missbrauch oder eine Vergewaltigung haben meistens mit dem verborgenen Machtwunsch des Täters zu tun. Mit seinem eigennützigen Ziel mittels Aggression dem Opfer Schaden hinzuzufügen oder es zu unterwerfen. Der Beelzebub hat viele Gesichter. Seine Hinterlist will rechtzeitig erkannt sein, um ihm mit dem Wort und der Waffe des Gesetzes und der eigenen Abwehr zu begegnen. Die Narben der Wunden, die geschlagen wurden, bleiben jedoch, auch wenn sie heilen.

Bonjour Motte!

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