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Es erwischt jeden

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Ich lag also gerade im Liegestuhl auf Djerba und genoss meinen Kurztrip. Frau und Kind eingepackt, und für eine Woche die Sonne genießen, bevor der Frühling auch bei uns so richtig durchkommt. Nichtsahnend im Liegestuhl ausgestreckt, vergaß ich fahrlässiger Weise, dass zu jeder Zeit die Dämonen nur auf diesen einen Moment warten.

Geschickt und mit Kalkül hatten diese Kreaturen geplant, meinen Kurzurlaub zu torpedieren: Das Handy klingelte just in dem Augenblick, als ich meinen ersten Schluck vom Vier-Uhr-Cocktail genommen hatte, meine Frau zum Schwimmen im Pool war und mein Kind fröhlich mit den anderen Kindern eine Sandburg baute. Also im perfekten Moment, sich einzig um den Cocktail zu kümmern, und das Meer zu betrachten.

Ich nahm ab, ich weiß, selbst schuld, aber es war meine Nachbarin, und diese würde nur anrufen, wenn etwas Besonderes passiert wäre. Und für sie war es unglaublich wichtig!

In der Post lag ein Brief – gelb und unheilverkündend offiziell.

Nach ein paar Minuten hatte ich sie beruhigt: Interpool wird keine Verfolgung meiner Familie einleiten, wenn ich nicht schon heute Abend auf das Schreiben antwortete, auch der Mossad hatte auf Anfrage den Kopf geschüttelt. Sie klang beruhigt, und ich nahm einen weiteren Schluck meines Getränkes und schloss die Augen.

Da waren sie, laut und hartnäckig, die Dämonen. Ohne Sinn und Verstand begann das Unterbewusste, böse Planspiele durchzuführen.

Folgen einer fragwürdigen sozialen Konditionierung?


Ähnlich wie bei Besprechungseinladungen meiner ehemaligen Vorgesetzten am Freitagnachmittag für den kommenden Montag. Man überlegt doch das Wochenende hindurch das Warum. Erst kaum hörbar, fast flüsternd, dann immer lauter:

Es hatte kein Zweck. Ich kenne meine Dämonen und ihr Durchhaltevermögen, einen Marathon laufen die zum Warmwerden. Ich rief also meine Nachbarin an, und bat sie, den Brief zu öffnen. Knapp zehn Minuten später kamen die Bilder an. Hätte ich geahnt, welche Büchse der Pandora sich dort öffnet, hätte ich die Nabelschnur der Zivilisation in einer Schublade vergessen.


Meine Frau warf mir einen missbilligenden Blick zu, als sie auf dem Weg zum Strand an meinem Liegestuhl vorbeikam. Erster Tag am Urlaubsort, und schon kam der berufliche Unersetzlichkeitsgedanke zum Vorschein. Wie war das mit der Suchtprävention im Handy-Zeitalter? Aber es nützte nichts – sicher galt der Blick meinen inneren Streithammeln –, ich nahm es also nicht persönlich.

In der gelben Büchse lag ein Antrag auf Erlass einer Einstweiligen Verfügung.


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