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Tag 5 (22.07.2018): Von Sonneberg nach Eisfeld.

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km: 184 – 222

Der Tag fängt mit Regen an, der Himmel weint: Dors will heute wieder Richtung Heimat. Vor der ‘Schönen Aussicht’ treffen sich die Sonneberger Mittdreißiger, eher wohl Mittvierziger, im durchgestylten Fahrrad-Outfit … Wenn die wüssten.

Nach dem Frühstück hilft mir Dors noch schnell den Computer bzw. ein paar Programme auf Vordermann zu bringen, damit das ganze Ding schneller läuft. Das Zimmer ist übersät mit Klamotten, die in die beiden Packtaschen und in die Vordertasche passen müssen, dazu noch Zelt, Isomatte und Kamera-Stativ. Voll bepackt wie ein Esel.

Schnell noch etwas Geld von der Sparkasse geholt. Im Osten wie im Westen Paläste. Die Kommunen haben es ja … Dann zum Bahnhof und Dors verabschiedet. Der Himmel weint, leise tropft es auf den Sattel.

Im Regen durch Sonneberg, alles relativ gepflegt, kurz vor der Grenze eine syrische (?), junge Familie auf dem Bahnhof, also doch, es gibt sie auch hier im Osten, zum Glück noch keine ausländerfreien Zonen. Im Zug noch ein kurzein Interview mit Dors über seine bisherigen Eindrücke.


Ketschenbach bei Neustadt b. Coburg: Gaststätte Klößerei

Männer holen den Sonntagsbraten

Richtung Neustadt bei Coburg noch ein Gespräch mit zwei Arbeitern, die sonntags (?) an einer Waschanlage Ausbesserungsarbeiten durchführen. Sie kommen aus dem Westen und arbeiten im Osten. Wohl kein Einzelfall, wie sich in den nächsten Tagen herausstellen sollte. Der „Marktkauf“ lässt in einiger Entfernung grüßen: Subvention Ost?

In Neustadt bei Coburg fällt mir als erstes der türkische Fußballverein auf. Die Häuser machen einen nicht so gepflegten Eindruck wie im thüringischen Sonneberg. Einbildung, Vorurteil? Auf dem Marktplatz ein Gespräch mit einem ca. 55-jährigen Frührentner, der seinen kleinen Hund Gassi führt. „ Schauen Sie sich doch mal den Marktplatz hier an! Nichts mehr los hier, alles runtergekommen .“ Berichtet von seinen Fahrten in den 70er und 80er Jahren zu den Verwandten in die Sperrzone, Treffen in Sonneberg. Die Stasi hörte immer zu.

Tour de Neustadt, einmal im Kreis gefahren – das einzig Gute war, dass ich durch Zufall an der Kultgaststätte, die ich schon aus der Grünen-Band-Literatur kenne, „Klößerei“, dem Gasthaus „Lindenhof“, vorbeikomme. Die Männer stehen in Schlangen vor dem Ausgabefenster und holen in ihren Kochtöpfen den sonntäglichen Braten und die Klöße. Drinnen ist die Hölle los. Ich bestelle mir eine Riesenportion Sauerbraten. Natürlich mit Klößen. Mit vollem Magen geht es weiter: die Karte in Stefan Essers sehr nützlichem Buch ` Radtouren am Grünen Band ´ lügt nicht. Einmal unfreiwillig Neustadt b. Coburg Ortsumgehung. Schließlich finde ich mit Hilfe von Einheimischen raus aus dem Gewirr Richtung Eisfeld. Der nächste Berg wartet. Wie wird der Akku das heute schaffen?

Am Froschgrundsee ein nettes Ehepaar, fitte Radler im Rentenalter: „ Nein, E-Bikes brauchen wir noch nicht.“ Sie wünschen mir eine gute Fahrt. Ein Fahrrad-Haudegen, locker über 70, rät mir von der Nebenstrecke Richtung Eisfeld ab: „ zu viel Berge!“.

In Schalkau versuche ich einen Chai in dem türkischen Imbiss zu bekommen. Ayran? Fehlanzeige. Tote Hose in dem Laden, aber nachher kommen doch noch ein paar Jugendliche und holen sich etwas zu essen.

Fahrt nach Görsdorf, wo wohl noch ein Rest der Grenzanlagen stehen soll. Unterwegs mit einem 30-Jährigen über E-Bikes gefachsimpelt. Er war mit seinen Eltern schon überall in Deutschland, Österreich und hat sogar eine Mountainbike-Tour nach Luxemburg gemacht. Die DDR? Nur vom Hörensagen. Die junge Generation geht offensichtlich anders damit um.

Am Ortseingang von Görsdorf noch kurze Diskussion mit einem Ehepaar meines Alters. „ Wie war das hier an der Grenze im Sperrgebiet“, frage ich. „ Alles ok, man hat sich halt daran gewöhnt. Nur bei Verwandtenbesuchen war es schwierig.“ In Steinwurfweite war der Westen. Fotosession an den Überresten der Mauer. Mein Stativ kommt zum ersten Mal zum Einsatz. In die Mauer haben Leute ein Loch reingeklopft. Symbolik.

Über Umwege auf der westdeutschen Seite nach Eisfeld. Oben auf dem Berg befindet sich die GüSt Rottenbach-Eisfeld. Relativ kaputt frage ich in der großen Tankstelle nach, wo man hier übernachten kann. „Waldhotel Hubertus“ – Großes Hotel: Essen bitte bis 19.30 Uhr bestellen.

Viele Tische mit Reserviert- Schildern, wie früher zu DDR-Zeiten.


Blick auf den Froschgrundsee


Mauerüberreste bei Görsdorf

Nach dem Essen (Thüringer Rostbratwürste mit Sauerkraut) falle ich mit vollem Magen ins Bett. Die Schulter schmerzt gewaltig. Die Füße freuen sich, in die Badelatschen zu kommen. Von 9 bis kurz nach 11 Uhr abends im Koma gelegen. Ist es wohl alles zu viel? Was wird wohl Dors machen?

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