Читать книгу Meine Reise in die Vergangenheit - Heinrich Voosen - Страница 3
Kapitel 1:
ОглавлениеEs war vor einigen Jahren im Frühling. Ich war derzeit auf der Suche nach einem Reiseziel für meinen bevorstehenden Sommerurlaub. Eine zeitraubende Angelegenheit, denn ich hatte eigentlich noch keine Vorstellung von dem, was ich eigentlich unternehmen wollte oder könnte.
Einpaar Kataloge hatte ich bereits flüchtig durchblättert, als ich auf eine scheinbar interessante Anzeige eines Hotels auf Mauritius aufmerksam wurde. Festlegen wollte ich mich dennoch nicht sogleich, denn alles in allem, würde dieses Projekt meine finanziellen Mittel etwas abschlaffen. So konzentrierte ich mich zunächst noch auf ähnliche Urlaubsziele.
Währenddessen erinnerte ich mich an einen jungen Mann, namens Robert, den ich vor längerer Zeit einmal getroffen hatte. Wir waren damals gute Freunde geworden, trafen uns regelmäßig, lehrten auch gemeinsam einige Humpen und unterhielten uns über seine Heimat, die Insel Mauritius. Soweit ich mich erinnern konnte, war er dort unten, als Helikoptermechaniker angestellt und nur für einpaar Monate in Frankreich zur Weiterbildung, bei Dassault.
Es könnte interessant sein, wenn ich ihn ausfindig machen könnte, dachte ich. Nur wie? Ich konnte mich nur an seinen Vornahmen erinnern. Dennoch entschied ich mich, es jedenfalls zu versuchen.
Meine ersten Bemühungen verliefen im Sand. Doch dann bekam ich einen Tipp: Ich sollte es doch mal bei der „Mobil Force“ auf Mauritius versuchen. Mein Informant, ein Angestellter bei Dassault, mit welchem Robert damals gearbeitet hatte und sich noch gut an ihn erinnerte. Roberts Privatadresse oder Telefonnummer hatte er zwar nicht, jedoch konnte er mir die zuständige Rufnummer der „Mobil Force“ übermitteln. Ich versuchte sogleich dort anzurufen, doch in der Aufregung hatte ich nicht an die Zeitverschiebung gedacht. Robert hatte bereits seit Stunden Feierabend gemacht und seine Privatnummer konnte, oder wollte man mir nicht mitteilen.
Am nächsten Morgen, nachdem ich mich zunächst mit der Uhrzeit auf Mauritius vertraut gemacht hatte, versuchte ich erneut ihn zu erreichen. Und diesmal hatte ich Erfolg.
Robert war überrascht, doch an seiner Stimme erkannte ich, dass er erfreute war, von mir zu hören. Er sagte mir, dass er noch oft an unsere gemeinschaftlichen Abende gedacht habe.
Wir unterhielten uns eine Weile und schon stand mein Reiseziel fest. Er meinte, ich sollte es doch unterlassen ein teueres Hotel zu buchen, denn ich könnte ohne Probleme meinen Urlaub bei ihm privat verbringen.
Eine Woche später konnte ich ihm bereits meine genaue Ankunftszeit übermitteln und wir einigten uns über alles Weitere.
Am Spätnachmittag des zweiten Juli 1984 trat ich dann die Reise am Flughafen, Orly, mit einer 747 der Fluggesellschaft, „Air France“, an. Jedoch bevor die wesentlich große Reise begann, stand bereits, nach einer guten Stunde Flug, noch ein kurzer Zwischenstopp in Marseille auf dem Plan. Während einige Passagiere von Bord gingen und andere einstiegen, wurde die Maschine für den langen Nachtflug vorbereitet.
Als wir dann endlich unsere Flughöhe erreicht hatten und das Abendbrot eingenommen hatten, war es bereits dunkel geworden.
In den Achtzigern gab es diese individuellen Displays in den Flugzeugen noch nicht, und an jenem Abend, lief ein eher langweiliger und zudem, bereits gesehener Streifen auf dem kollektiven Bildschirm.
Ich musste wohl eingeschlafen sein und, so schien es zumindest, sogar die ganze Nacht durch gepennt haben. Als ich aufwachte und einen Blick hinaus warf, konnte man schon die ersten Anzeichen des jungen Tages am Horizont erkennen. Auch die Flugbegleiterinnen waren bereits aktiv. Soviel ich erkennen konnte, bereitete man das Frühstück vor.
Wenig später war es so weit hell geworden, dass man zwischen einigen Quellwolken, die tief unter uns schwebten, die scheinbar ruhige See erblicken konnte.
Nach einer kurzen, technisch bedingten Zwischenlandung auf dem Flughafen von Nairobi, ging die Reise weiter. Unser nächstes Ziel: die Insel „La Reunion“.
Meines Erachtens nach, hatte ich die Reise gut vorbereitet und reichlich Informationen gesammelt. Eine schlichte Berechnung ergab, dass wir bis Mauritius, doch immerhin noch fünf Stunden Flug vor uns hatten.
Kaum eine halbe Stunde, nachdem wir vom Flughafen, Saint Gillot, aufgestiegen waren, erklang bereits das charakteristische, „Bing“ aus den Lautsprechern, gefolgt von der Ansage: „mesdames et messieurs, veuillez attacher vos ceintures …“.
Die Mehrzahl der Passagiere waren bei der vorletzten Etappe ausgestiegen und die meisten Sitzplätze, waren bereits lehr, als wir den Flughafen „Plaisance“ auf Mauritius anflogen.
Fasziniert und gleichzeitig irgendwie angespannt starrte ich hinaus auf die Landschaft, die noch tief unter uns langsam vorbeizog.
Einige kleine schneeweiße Wölkchen schienen plötzlich zu uns hinaufzusteigen, dann tauchten wir in einen dichten Nebel ein und an den Winglets schienen sich wie weiße Fähnchen zu bilden. Nur einige Sekunden, dann war wieder klare Sicht. Bald hatte man den Eindruck, immer schneller über die Zuckerrohr Plantagen hinweg zu gleiten und wenig später setzte die Maschine auf. Wir hatten unser Ziel erreicht.
Ich zählte nicht zu denen die in ihren Taschen eine Reservierung für den Klub Med, den Saint Geran, la Pirogue, le Chaland oder ein anderes dieser luxuriösen Hotels, mit sich trugen. Dennoch war ich kein Einwohner der Insel. Besser noch, ich würde sogar in wenigen Minuten, zum ersten Mal meine Füße auf diesen Boden setzen.
Nur hoffte ich, dass draußen zumindest, die einzige Person die ich dort kannte, mich in Empfang nehmen würde. Außerdem hoffte ich, dass ich dank Robert, einiges sehen und erleben würde, wovon meine Reisegenossen nur träumen konnten.
Meine Besorgnisse, dass mein alter Bekannter mich vergessen haben könnte, schwanden jedoch augenblicklich, als ich ihn laut rufend auf mich zukommen sah. Er war sogar nicht alleine gekommen! Noch einpaar seiner Freunde, die er mir gleich vorstellte, hatten ihn begleitet. Auch diese, mir noch absolut Unbekannte junge Männer, begrüßten mich und hießen mich herzlich willkommen wie alte Freunde.
So begann für mich die Entdeckungsreise auf diesem wunderschönen Fleckchen Erde, ein winzig kleiner Punkt, inmitten des Indischen Ozeans, auch genannt: La perle de l’Océan Indien.
Nur einpaar Tage nach meiner Ankunft, stellte ich fest, verwundert über mich selbst, mit welcher Mühelosigkeit ich mich an diesen unbekannten und ungewohnten Rhythmus und Lebensstil bereits angepasst hatte.
Alles tat sich spürbar entspannter. Zunächst hatte ich noch einige Schwierigkeiten ihre Sprache zu verstehen, doch selbst auf diesem Gebiet machte ich schnelle Fortschritte, dank der Hilfe aller die mich umgaben. Auf Mauritius spricht man eine auf französisch basierte Sprache, das Morisyen, eine Kreolsprache. Alle Einheimischen sprechen diese Mundart, unabhängig von ihrer Herkunft und Muttersprache. Eigentlich ist es ein sehr vereinfachtes, mehr oder weniger abgezwicktes Französisch. Die Schwierigkeit, für mich persönlich, zu Anbeginn ein Gespräch zu verfolgen, lag an der Aussprache vieler Wörter, aber auch daran, dass im algemeinen schnell gesprochen wird.
Auch die legendäre Hospitalität dieser Menschen bestätigte sich rasch. In kürzester Zeit hatte meine Anwesenheit bei Robert, in seinem Bekanntenkreis, die Runde gemacht.
Im Verlauf einer unserer feucht fröhlichen Versammlungen hatte ich, ohne Hintergedanken, mein Interesse für alte Sitten und Gebräuche sowie für die Daseinsformen, der weniger favorisierten erwähnt.
Bereits am darauf folgenden Tag wurde mir klar, dass mein abgeleierter Vortrag, welcher sonst wo, mit Sicherheit, unbeachtet verklungen wäre, dort hingegen, nicht in die Horcher Schwerhöriger gedrungen war.
Robert verkündete mir, dass er in Aussicht gestellt habe mich zu einem kleinen pic-nic am Strand, in der Gegend von Blue Baye, einzuladen.
Es war bereits alles geplant, nur fehlte uns noch das unentbehrliche Transportmittel. Er selbst besaß kein Fahrzeug, und da er während seines Urlaubs seinen Dienstwagen nicht zur Verfügung hatte, musste er eine andere Lösung finden. Doch auch dieses Problem versuchte er noch, irgendwie zu lösen.
Bereits am nächsten Tag verkündete er mir freudestrahlend, dass einer seiner Freunde ein Automobil besäße, welches dieser aber momentan nicht benutze. Er würde es uns gerne zur Verfügung stellen, unter der Bedingung, dass wir den nötigen Brennstoff mitbrächten.
Wir erschienen frühzeitig bei Roberts Freund und erkannten schon von Weitem, neben seiner, aus meiner Sicht, eher klägliche Behausung, ein Gefährt, welches irgendwie einem Automobil ähnelte. Als wir näherkamen, definierten wir den Schrotthaufen als einen uralten, Morris minor. Auf Mauritius nannte man dieses Gefährt: „en Morris Bef“.
Die beiden Seitenscheiben der Türen existierten nicht mehr, aber vielleicht hatten sie sich ja nur gelöst und waren in die Tür hineingefallen. Was auch mit ihnen geschehen war, wir konnten nichts daran ändern. Nur zu versuchen sie hoch zu kurbeln konnten wir ebenfalls vergessen, denn dieses System existierte scheinbar nicht mehr.
Hätten wir nicht zufällig ein passendes Stück Blech gefunden, dann hätten wir sogar bei der Fahrt, die Straße unter uns bewundern können. Vorausgesetzt, dass es überhaupt zu einer Fahrt kommen würde. Die Wetterlage war allerdings günstig und daher bedeuteten diese minderen Schönheitsfehler, eigentlich keine Behinderung für unser Projekt.
Wir lehrten unseren Brennstoffkanister in den Tank und machten einen schüchternen Versuch, jenes Teil, welches man im Allgemeinen als Motor bezeichnet, aus dem Koma zu erwecken.
Doch nichts geschah. Die Batterie war leer!
Zunächst waren wir zu dritt, uns fieberhaft um die gloriose Mechanik zu sorgen, übrigens ohne Erfolg. Aber wer hätte das gedacht, nur einige Minuten später, liefen bereits sieben lustige Gesellen umher. Die Darbietung wäre perfekt gewesen, hätte man noch, „ringel ringel Rose“, gesungen.
Man kurbelte und fummelte bis zum Schlappmachen, doch nichts tat sich.
„Ich versteh das nicht!“ Fauchte der Eigentümer. „Vor Kurzem hat er noch gedreht. Es sind nicht mehr als fünf oder sechs Monate hehr!“
„Es ist nichts zu machen, wir müssen wohl schieben!“
„Was soll‘s, wir sind ja mannstark! Versuchen wirs auf diese Weise.“
„Moment mal …, hast du wenigstens die Zündkerzen geputzt?“, fragte einer aus dem Hintergrund.
„Na klar! Ich bin doch nicht blöd! Ich wusste ja, dass die beiden heute kommen würden. Gestern hab ich noch alles geputzt, Öl und Wasser nachgefüllt …, ich versteh das einfach nicht!“
„Na also …, dann muss die Karre doch anspringen! Mach die Handbremse los, wir schieben ihn schon mal bis da vorne auf den Weg.“
„Handbremse …? Ist nicht notwendig. Die funktioniert sowieso nicht!“
Was mir etwas Kummer bereitete war, dass man mich einstimmig zum Fahrer ernannte und, dass mit einem Fahrzeug an dem, weiß Gott, noch alles nicht funktionsfähig war. Außerdem waren Rechtssteuerung und Linksverkehr für mich noch gewöhnungsbedürftig.
Dies zum Trotz setzte ich mich ans Steuer und stellte fest, sobald sich alle Mann ans Werk machten, dass das Gefährt zumindest doch noch mobil war. Ob es nun auch noch „automobil“ war, stand allerdings noch in den Sternen.
Man schob mich vom Gelände bis zum schmalen abschüssigen Weg, dann angetrieben von einer verbissenen Clique, ging es hinunter ins Tal. Plötzlich hörte ich einen lauten Knall, gefolgt von Geschrei und die Fahrt war augenblicklich zu Ende.
Als ich ausstieg, sah ich noch eine sich auflösende, blaue Rauchwolke und einer der Kameraden schreiend, auf einem Bein herumhüpfen.
„Ajo Mamaaa …, di Fe, di Fe!! Mo brile mo la Sam ! “ Die Übersetzung könnte lauten : „Das Feuer, das Feuer !“, oder auch : „Es brennt, es brennt ! " Ich habe mir das Bein verbrannt!“
Abgesehen von diesem Unheil, war es doch ein gutes Zeichen.
Benzindämpfe hatten sich wahrscheinlich im Schalldämpfer angesammelt und durch eine Fehlzündung, schlagartig entflammt.
„Bist du verwundet, Jaques?“
„Nein, nein …! Es ist nichts, ich hab nur einen Schlag Hitze aufs Bein bekommen …! Paaapa!! Nichts Schlimmes.
Er wollte anspringen, sag ich euch! Beim nächsten Mal klappt‘s!“
Dieser Schuss ins Leere war in der Tat das erste Lebenszeichen unserer Karosse und es dämmerte endlich ein Hoffnungsschimmer, dass es doch noch gelingen würde, uns bis zum Strand zu transportieren.
Doch gleichzeitig waren wir am Fuße der Anhöhe angekommen und mussten demzufolge unsere mobile Masse wieder nach oben schaffen.
Ich weiß nicht, wann und woher die Verstärkung gekommen war, denn erst als unser Gefährt wieder oben stand, bemerkte ich, dass wir nun statt sieben, neun da standen. Es lag wohl an der Solidarität und natürlichen Hilfsbereitschaft dieser Menschen, denn meines Wissens nach, hatte keiner von uns jemand zu Hilfe gerufen.
Kaum hatte man begonnen mich zum zweiten Mal den Hang hinunter zu schieben, begann es unter der Haube zu knattern und blauer Rauch stieg auf; und dieser kam nicht nur aus dem Auspuffrohr. In wenigen Sekunden war ich holotisch eingehüllt und sah nur noch nebelhafte Gestallten, jubelnd, neben mir herlaufen.
Ich pumpte, meinerseits, wie wahnsinnig mit dem Gaspedal, um das noch unkoordinierte Geratter der alten Mühle zu aktivieren. Nur wenige Minuten später begann der Motor, verhältnismäßig normal zu drehen und auch der Rauch verflüchtigte sich langsam.
Es war kurz vor Mittag, als wir uns endlich, auf den Weg in Richtung Blue Baye machten. Im Gegensatz zu unseren Befürchtungen erreichten wir unser Ziel ohne weiteren Zwischenfall und verbrachten einen unvergesslichen Nachmittag.
Als wir uns entschieden die Heimreise anzutreten, fanden wir allerdings eine kleine Überraschung vor, denn unser Fahrzeug befand sich in einer leichten Schieflage. Auf den ersten Blick vermuteten wir, dass eines der Vorderräder in den Sand eingesunken sei, doch bei näherem Hinsehen stellten wir fest, dass der Luftdruck entwichen war.
An der Stelle im Fahrzeug, die man zu früheren Zeiten mal, noch als Kofferraum bezeichnen konnte, würden wir vielleicht alles Notwendige finden, um den Schaden zu beheben. So dachten wir jedenfalls und so schien es auch zunächst. Doch hatten wir ein kleines Problem, als wir versuchten, den Wagen anzuheben. Wir kurbelten nämlich unsere Winde, tiefer und tiefer in den weichen Sand hinein. Allem Anschein nach hatte Robert nicht mehr Erfahrung als ich selbst mit Reifenwechsel am Strand.
Wir benötigten unbedingt eine stabile Unterlage.
Während Robert in der näheren Umgebung nach einem passenden Stein oder Gehölz suchte, fiel mir plötzlich ein, dass ich eben, beim hervorkramen des Wagenhebers, etwas gesehen hatte, das uns vielleicht weiterhelfen könnte. So räumte ich hastig den herumliegenden Schrott zur Seite und, siehe da, es kam eine schöne, säuberlich zurechtgeschnittene Holzplatte zum Vorschein. Sogleich vermutete ich, dass dieses Teil, eigens für ähnliche Situationen angefertigt worden sein könnte.
Ich rief Robert zu, dass er seine Suche einstellen könne. Alles, was er gefunden hatte, war ein Stein. Sein Fundstück war jedoch nicht besonders flach, und es bestand die Gefahr, dass der Wagenheber abrutschen könnte. Wir waren uns einig, dass meine Errungenschaft doch die sicherere Variante sei. Nach einigem Hin und Hehr hatten wir es geschafft und wir konnten endlich die Heimreise antreten.
Ungefähr auf halbem Wege, wir hatten soeben ein kleines „Dorf“ durchfahren, jedenfalls hatte ich es, im Vorbeifahren, als solches beurteilt. Eigentlich waren es nur vier oder fünf, nicht einmal beachtliche Bauten aus Holz und Wellblech.
Plötzlich bemerkte ich ein gewisses Ruckeln und Ziehen in der Lenkung. Wir hielten an, stiegen aus und sahen sogleich, dass nun das andere Vorderrad, sozusagen auf der Felge stand.
Was nun? Unser Reserverad war ja auch im Eimer. Die ganze Geschichte begann mir, so langsam den letzten Nerv zu rauben.
„Verdammter Mist …“! Begann ich zu fluchen. „Hätten wir doch die Karre da stehen lassen, wo sie stand!“
„Wieso …“? Meinte Robert ganz gelassen. „Wir haben doch einen ganz interessanten Tag verbracht.“
„Ich verstehe euch nicht! Denk doch mal nach, Robert. Was haben wir nicht an Zeit verloren mit diesem Schrotthaufen!“
„Die Zeit, die Zeit …! Ihr Europäer mit eurer Zeit.“
Wir rollten unsere beiden Räder vor uns hehr, zurück zu den Behausungen und wollten uns gerade erkundigen, als bereits ein kleiner, graubärtiger Mann, von der anderen Straßenseite uns zurief:
„Platt gefahren?!“ Rief er in ihrer Sprache. „Kommt rüber, mal sehen, was sich machen lässt!“
Im Innern hantierten zwei jüngere Männer, aus meiner Sicht, in einem unbeschreiblichen Kafarnaum: In jeder Ecke häuften sich, altes Eisen, Bleche, Autoreifen …!
Einer war scheinbar damit beschäftigt, den Henkel eines Kochtopfes zu reparieren. Der zweite fummelte an einem Moped, das mindestens aus dem gleichen Zeitalter stammte, als das unseres, zur Zeit nicht einmal mobilen Automobils. Man begutachtete unsere Räder und ich dachte gleich, dass da wohl einpaar, neue, zumindest einpaar bessere, Reifen fällig wären. Bei uns in Frankreich wären wir unverzüglich und allerseits zur Kasse gebeten worden. Doch der Alte meinte nur:
„Ist ja nicht mehr viel drauf, geht aber noch.“
In diesem „Betrieb“ hingegen machte man sich sogleich ans Werk, uns eher aus der Patsche zu helfen. Mit einem zurechtgeschnittenen Teil aus einem alten Luftschlauch und etwas Leim waren beide Reifen bald wieder einsatzbereit. Was Kompressor und andersartig moderne Ausrüstung anging, war Fehlanzeige. Es wurde von Hand gepumpt, was das Zeug hielt und der Druck war sogar, schätzungsweise, in Ordnung. Zudem wurden hier Scheinbar auch die Kosten pauschal berechnet. Es wurde eigentlich nicht darüber diskutiert. Robert drückte unserem Helfer in der Not, einen Schein in die Hand und die Sache war erledigt.
Der Alte freute sich sichtbar, über einpaar Rupien und wir konnten unsere Heimreise wenig später fortsetzen.