Читать книгу Meine Reise in die Vergangenheit - Heinrich Voosen - Страница 4
Kapitel 2:
ОглавлениеDies war mein erstes Abenteuer auf der Insel und dergleichen, habe ich noch einige während meines Aufenthaltes erlebt. Erst später, wenn ich mich manchmal wehmütig an diese Eskapaden erinnere, kommt mir noch heute der Gedanke, wie oft man wohl, bei uns in Europa, an solchen Tagen, fluchend auf die Uhr schauen würde.
An jenem Abend, den ich bei meinem Freund Robert verbrachte, wurde kein Wort mehr über die Schwierigkeiten, die Anstrengungen und den Zeitverlust während des Tages gesprochen. Dergleichen Umstände waren scheinbar kein Anlass zur Aufregung. Die Devise dort unten war eher: Zeit ist nicht gleich Geld.
Später am Abend, nach dem Abendbrot, als wir draußen um einen kleinen, runden Tisch platzgenommen hatten, auf welchem unsere schlichten Becher und eine Flasche Zuckerrohrschnaps standen, machte mich Robert mit seinem neuen Projekt vertraut.
Ich merkte gleich, dass er dieses Vorhaben bereits seit einigen Tagen vorbereitete, selbst wenn er es, bis dahin, auch noch nicht einmal ansatzweise erwähnt hatte.
Er sagte mir, dass jemand aus seinen Bekanntenkreisen, ein älterer Mann, mit Sicherheit erfreut wäre, mich kennenzulernen.
Robert erklärte mir, dass es sich um eine Person mit indischer Abstammung handele, welche man allgemein, als Indo-Mauricien, bezeichnete.
Dieser Mann lebte mit seiner Frau und ihrer jungen Tochter, noch eher etwas abseits der moderneren Generation. Er meinte, dass deren Lebensweise mich wahrscheinlich interessieren würde.
Wenn es denn so wäre, dann könnte er sich mit seinem Bekannten in Verbindung setzen und alles in die Wege leiten.
„Was meinst du?“ Fragte er mich.
„Robert …! Mann, das wäre eine tolle Sache, wenn du das organisieren könntest!“
„Ich dachte, so könntest du dir ein Bild davon machen, wie diese Menschen auch heutzutage noch leben. Allerdings müssten wir uns erkenntlich zeigen. Diese Leute sind arm wie Job, aber du wirst staunen, wie man uns empfangen wird!“
„Selbstverständlich! Frag ihn, wie viel er haben will. Ich bin dabei!“
„Mein lieber Freund, da musst du schon aus eigenem Ermessen handeln. Ihn nach einem Preis zu fragen wäre eine Beleidigung.“
„Na, wenn das so ist, keine Sorge, dann werde ich das eben diskret erledigen. Jedenfalls bin ich dabei. Nur könntest du mir vielleicht einen Anhaltspunkt geben. Ich habe doch noch nicht so viel Erfahrung mit euerer Währung und was man hier so anbieten könnte. Ich dachte so an fünfzig Francs, oder hundert vielleicht. Was meinst du?“
„Lass mich mal kurz nachrechnen …, Mann, Mann! Ziemlich freigebig finde ich.“
„Wieso? Das ist mir die Sache, nun mal wehrt.“
„Mein lieber Freund, das wird er niemals annehmen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was das für den Mann bedeutet.“
„Wenn es so ist, dann werde ich ihm einen kleingefalteten Fünfzig Francs Schein beim Abschied in die Hand drücken. So kann er es nicht gleich beurteilen.“
„Gute Idee! So wird er deine Gabe erst erkennen, wenn er den Schein einlöst.“
Ich konnte es Robert nicht übel nehmen, dass er bislang noch an meinem reellen Interesse für sein Projekt gezweifelt hatte. Ich muss gestehen, dass an jenem Abend, an dem ich hoch und heilig meine Achtsamkeit an derartigen Begegnungen proklamierte. Die Männergetränke des Landes hatten nämlich meine natürlichen Allüren bereits aufrichtig untergraben. Das mussten alle Anwesenden und auch Robert bemerkt haben.
Wie hätte ich ein derartiges Angebot abschlagen können; wie hätte ich diese, wahrscheinlich einmalige Gelegenheit nicht wahrnehmen können.
In dem Augenblick als Robert die Bezeichnung, Indo-Mauricien, erwähnte, erfasste mich eine mächtige Faszination. Indien bedeutete für mich Geheimnis, Zauber. Ich sah Szenen aus tausendundeiner Nacht; prachtvolle Paläste …! Ich dachte in dem Augenblick nicht daran, dass die Familie des Mannes, den Robert mir vorschlug zu besuchen, seit Generationen, auf der Insel ansässig waren und, dass der Mann selbst, vielleicht nie den indischen Boden betreten hatte.
Nur zwei Tage später überbrachte mir Robert die Nachricht, dass sein bekannter, den er Obadhia nannte, sich doch bereit erklärt hatte uns zu empfangen. Zunächst hatte er sich eher zurückhaltend gezeigt, mit der Begründung, dass seine Situation und sein bescheidenes Heim, wohl kaum würdig seien, Besuch, einer Gesellschaft von auswärts, wie er sich wörtlich geäußert hatte, zu empfangen.
Erst nachdem Robert klargestellt hatte, dass nur er selbst mit einem Freund kommen würde, hatte Obadhia, doch zugesagt.
Am Nachmittag des mit ihm vereinbarten Tages borgten wir uns wieder einmal unseren geschätzten Morris Bef aus. Die Ballade zum Strand hatte der betagten Mechanik scheinbar, zumindest einiges, aus seiner glorreichen Jugendzeit wiedergebracht. Gleich bei der ersten Kurbelumdrehung begann er fröhlich, wie ein ausgewachsener Storch, zu klappern.
Eine knappe Stunde später erreichten wir ein kleines Dörfchen an der Westküste. Noch außerhalb dieses Ortes, in einem fast vergessenen Winkel, am Fuße eines bewaldeten Hanges, war es, wo Obadhia mit seiner kleinen Familie lebte.
Ich konnte nur Roberts Anweisungen folgen, und nachdem wir noch etwa hundert Meter einem schmalen Weg entlang geholpert waren, machten wir Halt.
Außer einem schmalen Fernblick, war rundum nur wild wuchernde Vegetation zu erkennen, doch dann bemerkte ich einen kaum erkennbaren Fußpfad. Von einer Behausung war allerdings nichts zu sehen. Robert erklärte mir, das Obadhias Heimwesen einige Meter, dem Pfand entlang, inmitten dieser Bewaldung läge.
Als verantwortlicher Fahrer versuchte ich die Türen des Wagens zu verriegeln, übrigens ohne erfolg. Robert lachte, öffnete die Motorhaube und entnahm kurzerhand den Rotor aus dem Zündverteiler.
„So macht man das bei uns!“ Sagte er, indem er mir das Teil in die Hand drückte.“ Wenn du wirklich Angst hast, dass man uns den Wagen klaut, steck das hier in deine Hosentasche. Meiner Ansicht nach wäre das sinnvoller, als die Türen ohne Fensterscheiben abzuschließen.“
Erst in dem Moment wurde mir klar, wie blödsinnig er meine Geste beurteilt haben musste, doch ich hatte, in Gedanken versunken, nur routinemäßig gehandelt. Ich selbst konnte nur über meinen eigenen Bockmist lachen.
Nach diesem Intermezzo machten wir uns auf Schusters Rappen, dem Pfad folgend, hinein ins Unterholz. Unser Fußmarsch war nur von kurzer Dauer, als ich ein Schrägdach, wie aus dem Dickicht auftauchen sah und gleich darauf, öffnete sich eine Lichtung vor unsern Augen.
Robert hatte dem Herrn des Hauses eine ungefähre Uhrzeit unseres Kommens vorgeschlagen, daher hatte dieser scheinbar auf der Lauer gestanden.
So wie Robert mir erklärte hatte, war diese Wildnis rundum noch staatliches Eigentum. Ungefähr vor zwanzig Jahren, es kann auch in den Fünfzigern gewesen sein, hat man ihm dies Fleckchen Erde, als Dank für irgendwelche Leistung treuer Dienste, zugeschrieben. Ich kannte ihn damals noch nicht und kann mich auch nicht mehr genau daran erinnern, um was es eigentlich ging. Er spricht auch nicht darüber. Damals hatte er noch die Kräfte seine erworbene Zelle nutzbar zu machen. Ich nehme doch an, meinte Robert, dass er es, selbst damals, nicht ganz ohne Hilfe geschafft hat.
Ein Mann mittlerer Größe, ich schätzte sein Alter, so um die sechzig, kam uns bereits mit einem breiten lächeln entgegen.
„Da kommt er! Das ist Obadhia“, sagte Robert.
Sapristi! Die Realität kam mir plötzlich ziemlich weit entfernt, von meinen Visionen der „Tausendundeiner Nacht“ vor.
Obadhia schien mir irgendwie dünn und zerbrechlich in seinem kurzärmeligen weißen Hemd und seiner grauen Hose, die beide wie ein Segel um seine Gestalt herumflatterten. Mit einigen Schritten Abstand, folgte ihm seine Tochter, welche ich so um die acht oder neun Jahre alt schätzte, und ihr selbst folgte noch ein junges, weißes Zieglein.
Bereits von Weitem bekundete er seine Begeisterung uns zu sehen und hieß uns, in seiner Sprache, herzlich willkommen.
Nachdem die Begrüßungszeremonie erledigt war und wir uns seiner Behausung näherten, erschien auch Madame Obadhia.
Sie war in einen alltäglichen, doch farbenprächtigen, indischen Sari gehüllt. Ich war erstaunt, sie zu sehen. Sie überragte ihren Ehemann mindestens eine Kopfhöhe und in der Breite …, sodass als Obadhia hinter ihrem Rücken vorbeiging, verschwand er für einen Augenblick. Boshafte Menschen hätten vermutet, er müsse wohl in ein Loch gefallen sein!
Wir wurden jedenfalls mit allen Ehren empfangen und gebeten einzutreten. Obadhia zeigte uns stolz sein Heim, welches er selbst gebaut hatte, wie er mehrmals erwähnte. Aus meiner Sicht hätte man die Konstruktion eher als „Wellblechschuppen“ bezeichnen können. Doch wenn man bedenkt, mit welch dürftigen Mitteln und wie lange, dieser kleine schmächtige Mann sich abgerackert haben musste, um seiner Familie eine bessere Unterkunft zu schaffen. Alle Achtung!
Ich muss zugeben, dass die Primitivität der Anfertigung keinesfalls die Reinheit und Ordnung beeinträchtigte.
Ich begann zwar mich langsam an die volkseigene, universale Sprache zu gewöhnen und bereits in der Lage, einem Gespräch mehr oder weniger zu folgen, doch war ich manchmal noch auf Roberts Übersetzung angewiesen, denn unser Gastgeber sprach kein einziges Wort französisch.
Zur Feier des Tages hatte Obadhia seine Flasche Rum herbeigeschafft und wir plauderten eine Zeit lang über dies und jenes. Als Madame Obadhia sich in ihre Kochecke zurückzog, um unser Mahl zuzubereiten, lud uns der Hausherr zu einer Besichtigung des Eigentums ein.
Die kleine Lehmhütte nebenan, mit ihrem Strohgedecken Spitzdach, war bis vor einem Jahr noch ihr Haus gewesen. Die Fassade hatte er nun abmontiert, und zu dem Zeitpunkt, als wir seine Gäste waren, nutzten sie es nur noch als Abstellraum. Für den „hohen Besuch von auswärts“, wie er uns bezeichnete, hatte er den Innenraum aufgeräumt und gesäubert. Wieso und warum, erfuhren wir etwas später.
Neben dieser Hütte wuchs ein gewaltiger Mangobaum, zu dessen Fuß, zwischen zwei Wurzeln, mir ein schwerer Stein auffiel. Die Oberfläche war, ohne Zweifel, von Hand bearbeitet worden, denn sie war glatt und in der Mitte einige Zentimeter ausgehöhlt.
Ich wollte mich soeben über die Bedeutung oder die Nutzung informieren, als die Dame des Hauses sich näherte und einige Körner und kleine trockene Wurzeln in die Mulde legte. Dann begann sie, mit einem länglichen, abgerundeten Stein, die Produkte zu zerkleinern. Nun hatte ich die Antwort auf eine der Fragen, die ich mir gestellt hatte.
„Ah ha!“, machte Robert, der mich aus dem Augenwinkel beobachtet hatte. „Komm, sehen wir uns das aus der Nähe an ..., es ist, was wir in Morisyen, “en rosscarry“, nennen, „ein Currystein“. Dieser Stein wird aber nicht nur benutzt, um Curry zu malen. Manche unserer Frauen in der Stadt benutzen auch noch das gleiche System in der Küche für vieles Andere. In kleinerem Format versteht sich. Man bevorzugt, hier bei uns, immer noch die Gewürzte eigenhändig vorzubereiten.
Nachdem Madame Obadhia diese Tätigkeit beendet hatte, welche wir bis zum Ende interessiert beobachtet hatten, führte unser Gasgeber uns, etwas abseits zu einer kleineren, mannshohen, runden Strohhütte. Diese erinnerte mich irgendwie an einen überdimensionalen Bienenkorb. Die einzige Öffnung, die man erkennen konnte, war ein rundes Loch unterhalb der Bedachung.
Als wir uns näherten, streckte plötzlich, zu meiner Überraschung, ein Ziegenbock den Kopf durch das runde Loch, blähte uns an und verschwand wieder. Dieses, Kopf raus, Kopf rein, wiederholte er mehrmals in regelmäßigen Abständen, bis wir neben der Hütte standen.
Dann erklärt uns Obadhia:
„Seht ihn Euch an, mit seinem unschuldigen Blick! Aber er ist niederträchtig wie kein Zweiter. Das Loch hat er selbst gemacht. Eigenartig ist, dass er es nicht größer macht. Wenn er wollte, könnte er ja ohne Weiteres die ganze Wand abreißen. Er ist wie der „Wolf im Schafskleid“, aber wenn er draußen ist, kannst du ihn nicht aus den Augen lassen! Er spielt den Schuldlosen. Er tut so, als würde er dich nicht wahrnehmen und wartet darauf, dass du ihm einen Augenblick den Rücken zuwendest, dann knallt er dir eine ins Hinterteil! Aber nur eine …, wenn du dich umdrehst, ist er schon verschwunden. Auffällig ist aber auch: Unsere kleine Tochter hat er noch nie angegriffen!“
Als Obadhia die Tür öffnete, stand er bereits dahinter, obwohl er im Augenblick zuvor, uns noch durch seine Luke beobachtet hatte. Ich sah sogleich, dass der Bock nicht alleine dort hauste, denn im Hintergrund standen noch zwei Ziegen. Obadhia erklärte uns weiter, dass er noch nie den Kopf einer seiner Mitbewohnerinnen am Fenster gesehen habe. „Vielleicht hat er es ihnen verboten!“, meinte Obadhia.
Unser Rundgang war mit dieser Besichtigung beendet. Nicht nur weil es bei den Obadhias keine Pferde, Schwimmbad, Golf- oder Tennisplatz, zu besichtigen gab, sondern, die kleine Tochter kam uns benachrichtigen, dass das Mahl bereit sei.
An jenem Abend wurde das Essen nicht am Tisch in der neuen Wohnung serviert, sondern, in Vereinbarung mit den Besitzern und auch eigens für meine Person, im alten Stiel, und im alten Haus.
Im Raum gab es keine Möbel, weder Porzellan noch Besteck, dennoch war alles bereit.
Die Hausherrin, gewiss gemeinsam mit der Tochter, hatten eine Matte am Boden ausgerollt. Handgeflochten versteht sich. Ich schätzte mal, dass es sich um ein Gemisch von Stroh und feinen Bambusreisern handeln könnte. Um diese herum, ließen sich, zunächst der Hausherr, Hausherrin und Tochter, und zuletzt wir, die sogenannte „Gesellschaft von auswärts“, im Schneidersitz nieder. Da es langsam dunkel wurde, erzeugten die Flammen zweier Petroleumlampen, ein wackeliges Spiel von Licht und Schatten und schufen somit eine noch andere Dimension der ohnehin bereits beeindruckenden Stimmung.
Auf der Strohmatte lag an jedem Platz ein viereckig zurechtgeschnittenes Blatt einer Bananenstaude. Im Zentrum des „Tisches“, so tief wie die Erde, befanden sich vier größere Teile der gleichen Blätter, auf welchen die verschieden zubereiteten Speisen angeboten waren.
Neben einem, nach meinem ermessen, imposanten Häufchen Reis, sah ich auf einem, irgendwie speziell gefalteten und geformten Blatt, eine Mischung von Gewürzen und Beigaben. Dann kam das Fleisch, und zuletzt das Brot: eine Art Pfannkuchen, genannt Farata.
Robert erklärte mir, dass jeder sich eigenhändig und nach eigenem Ermessen, seine Portion zusammensetzen könne. Wie? Selbstverständlich mit bloßer Hand.
All dies, auch wohlweislich dosiert, war eine brennende Angelegenheit für den Gaumen eines Galliers.
Trotz allem, wenn auch vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber dieses Abendmahl war, ein unvergessliches Ereignis.
Als wir uns erhoben, indem wir uns herzlichst bedankten und der Köchin gratulierten, beschlagnahmte Obadhia eine der Lichtquellen, um diese draußen unter dem Mangobaum aufzustellen. Zum Abschluss des Tages lud er uns noch zu einem Gläschen Rum ein.
Ich schaute auf die Uhr. Es war kurz vor zwanzig Uhr. Ich hatte zu dem Zeitpunkt nicht die geringste Idee, und nichts deutete darauf hin, dass unser Abschied sich noch etwas, sogar noch viel länger, hinauszögern würde.
Nur einige Minuten, nachdem wir uns gemütlich niedergelassen hatten, gesellten sich auch schon unsere begabte Köchin und die Tochter zu uns. Es fächelte ein laues Lüftchen und rundum herrschte eine friedliche Stille.
Ich dachte in jenen Augenblicken an die Aktivitäten unserer Hausfrauen, nach einem geselligen Diner. Für Madame Obadhia war dies getan, mit dem Einsammeln der restlichen Nahrung, dem Aufrollen der Matte und der Rückerstattung der „Teller“, auf direktem Wege an die Natur, welche ihrerseits, neben dem Haus, wiederum neue daraus produzierte.
Einige Zeit sprachen wir über dies und jenes und ich versuchte dann und wann, einige Worte Kreole zu formulieren.
Obadhia erzählte uns, dass er, vor ungefähr zwei Jahren begonnen hatte, ein kleines Stück Land, unweit vom Hause, nutzbar zu machen, um einen kleinen Gemüsegarten anzulegen.
„Schade, dass es schon zu dunkel ist, sonst hätte ich es Euch gezeigt. Es ist nicht weit.
Mir ist damals eine komische Geschichte passiert. Robert ..., hast du nicht davon gehört, da unten in Curepipe, oder sogar Ihr, draußen in Frankreich?“
„Ah, vielleicht …, um was handelt es sich denn?“
„Und in Frankreich …! Hört Euch das an! So ein Blödsinn!“, unterbrach Madame Obadhia. „Du wirst doch wohl nicht wieder mit deiner schwachsinnigen Geschichte anfangen? Wer soll denn schon darüber gesprochen haben? Niemand hat dir geglaubt, übrigens, ich auch nicht!“
„Selbstverständlich, du bestimmt nicht, aber die andern …! Da war, doch was, sonst wären doch die Leute vom Museum nicht bis hier gekommen! Aus welchem Grund hätten die denn die ganze Arbeit gemacht? Einen ganzen Monat lang haben die in der Ecke gesucht und gegraben!“
„Gut, einverstanden. Zu Begin haben die vielleicht geglaubt, dass …, ich weiß nicht was. Jedenfalls war die Sache damit beendet. Sie haben nichts gefunden. Ich glaube, dass du geträumt hast. Manchmal scheint nun mal ein Traum so reell …“.
„Schon gut, schon gut, wenn du meinst. Dann sprechen wir eben über was anders!“, sagte Obadhia doch merkbar enttäuscht.
Obwohl er den Argumenten seiner Gattin nichts mehr entgegen bringen wollte, oder konnte, hatte ich den Eindruck, dass es wie ein Feuer in ihm brannte, uns seine Geschichte zu erzählen. Mit einem diskreten Blick prüfte Robert mein Verhallten, auf welchen ich gleich mit einem bejahenden Kopfnicken antwortete.
„Aber das langweilt uns absolut nicht, Madame. Außerdem glaube ich sogar, von irgendwelchen Ausgrabungen gehört zu haben. Es ist doch schon eine Zeit lang hehr. Nun sagen Sie nicht, dass Sie einen Schatz in Ihrem Garten gefunden haben!“, befürwortete Robert Obadhias Absicht.
„Nein …, es war kein Schatz. Die Geschichte ist trotzdem äußerst eigenartig. Meine Frau sagt immer ich habe geträumt. Es ist ja möglich, dass sie recht hat, aber ich bin mir nicht sicher. Eigentlich kann ich mir selbst nicht erklären, was geschehen ist.“
„Was den Begin der Sache angeht, bin ich einverstanden, das war reell“, gab seine Frau zu. „Ich habe das Stück eines Tonkruges gesehen, es war mit Sicherheit ein sehr altes Bruchstück. Aber dann, die Geschichte, die du erzählt hast …, nein, das ist unmöglich!“
„Sie haben also doch etwas gefunden?“ Forschte Robert nach. „Das müssen Sie uns absolut erzählen!“
„Nun …, wenn Ihr wollt. Aber es ist eine sehr lange Geschichte.“
„Ach, uns macht es nichts aus …, aber Ihr möchtet vielleicht schlafen gehen.“
„Nein, nein …! Das ist kein Problem! Ich kann Euch die ganze Geschichte erzählen, wenn Ihr wollt.“
Robert sah mich erneut an und fragte: „Was meinst du?“
„Wenn es Monsieur Obadhia und seiner Familie nichts ausmacht, mir soll‘s Recht sein. Du weißt ja, dass so was mich immer interessiert.“