Читать книгу Ein Kriegskind packt aus - Heinz Hofmann - Страница 5
Оглавление1.2 Der Bombenangriff auf Dresden
Bevor ich aus meiner Erinnerung von den Geschehnissen der Bombennacht vom 13. Februar 1945 berichte, möchte ich meine Ansichten zu diesen furchtbaren und verbrecherischen Geschehnissen darlegen.
Angefangen hatte der Luftkrieg auf die Bevölkerung durch die deutsche Wehrmacht mit einer Bombardierung Londons. Die englische Luftwaffe revanchierte sich daraufhin mit einem Angriff auf Berlin.
In der Nacht vom 14. auf den 15. November 1940 waren Coventrys Motorenfabriken Ziel eines Angriffs der deutschen Luftwaffe, wobei durch Brandbomben als „Kollateralschaden“ auch drei Viertel der Wohngebiete getroffen wurden. Zynischerweise wurde dieses Vorgehen von den Nazis als „coventrieren“ bezeichnet.
Damit war der Grundstein dafür gelegt, dass Deutschlands Kriegsgegner nun mit gleicher Taktik antworteten und bewusst in Form eines Abnutzungskrieges die Zivilbevölkerung in die Bombardierung einbezogen und zwar in einem bisher noch nie gekannten Ausmaß. Im Jahr 2016 ist das Normalität, wie die Kriege in Syrien und der Ukraine zeigen. Im Februar 1943 nach der Niederlage und totalen Vernichtung der 6. Armee bei Stalingrad wurde von Hitler-Deutschland der totale Krieg ausgerufen, was nur noch zu mehr Opfern auch unter der Zivilbevölkerung führte, keinerlei Kriegsvorteile brachte, jedoch in gewisser Weise die grausamen Bombardements der Westmächte rechtfertigte. Hierbei darf nicht unerwähnt bleiben, dass mit dem Einsatz der V1- und V2-Raketen Nazi-Deutschland ebenfalls die Zivilbevölkerung bombardierte. Auch der U-Bootkrieg der Nazi-Wehrmacht passt genau in dieses Schreckensbild.
Inzwischen hatte in den USA der Bau der Atombombe begonnen (auch die Nazis bastelten an einer Wunderwaffe, was vermutlich die Atombombe war) und erste Versuchsergebnisse in Amerika zeigten, dass dieser Bombe eine ungeheure Zerstörungskraft inhärent ist, ohne genau zu wissen welche Zeitwirkung und Ausmaße die Radioaktivität dabei hatte.
Für mich ist der Angriff auf die Kunst- und Kulturstadt Dresden im Februar 1945 nur so plausibel (da den Alliierten längst klar war, dass Deutschland diesen Krieg verliert; tatsächlich am 8. Mai 1945), in dem man in einer in einem Talkessel liegenden Großstadt mit konventionellen Mitteln so massiv wie es nur geht ein totales Bombardement ausführt, um im Vergleich mit den Atombomben, die später in Hiroshima und Nagasaki gezündet wurden, zu sehen, wie effektiv in der Massenvernichtung die neue Bombe ist. Hierbei ging es um den Einmaleffekt innerhalb von ca. 12 Stunden, denn Angriffe auf Hamburg und andere westdeutsche Städte hatten in der Summation erheblich größerer Bombenabwürfe zu verzeichnen als Dresden in dieser Nacht. Dass nicht etwa Stuttgart, sondern Dresden ausgewählt wurde, ist vermutlich der Tatsache geschuldet, dass Dresden nach der Konferenz von Jalta dem Einflussbereich der Russen zugefallen war.
Aus meiner Sicht ist dieser Angriff auf Dresden ein Kriegsverbrechen ohne wenn und aber, da dieses Massaker militärisch keinen Einfluss auf ein schnelleres Kriegsende hatte, wenn man bedenkt, dass beispielsweise der Dresdener Flughafen gar nicht angegriffen wurde! Die Behauptung, dass dieser Angriff auf Dresden mit dem Massenmörder Stalin abgestimmt war, erscheint mir äußerst fragwürdig aber nicht unmöglich, da die Russen etwa 120 km vor Dresden standen, als dieser Angriff begann. Die Behauptung, dass die sogenannte „Festung Dresden“ hochgerüstet war, um eine Entscheidungsschlacht vor Dresden gegen die Russen bestehen zu können, weil angeblich jede Menge Kriegsmaterial nach Dresden gebracht worden sei, halte ich für aberwitzig und eine Zwecklüge, um eine militärische Notwendigkeit dieses Angriffs zu belegen. Denn vor den Russen versuchten sich tausende, flüchtende Zivilisten in Sicherheit zu bringen, strömten nach Dresden herein und gerieten in diesen Bombenhagel. Das Leugnen des Einsatzes von Phosphor-Kanistern ist typisch, denn die Begründung, dass in den Alliierten-Bestandsunterlagen derartige Kanister nicht aufgeführt sind, ist überhaupt kein Beweis! Warum sollte man so etwas aktenkundig machen - mein eigenes Erleben und viele Randerscheinungen vom brennenden Bahnhof (eine Eisenkonstruktion, die eigentlich nicht brennbar ist) bis zu flammendem Straßenpflaster ist für mich Beweis genug. Auch scheint die jedes Jahr proklamierte Opferzahl von 25.000 (vermutlich ca. 100000) Menschen weit heruntergespielt, warum wohl?
Der Sieger schreibt die Geschichte - das war schon immer so!!
Bekanntlich gab es drei zeitlich nacheinander in Wellen ausgeführte Angriffe:
1. Das Abwerfen von Magnesiumfackeln (Im Volksmund als Christbäume bezeichnet) um die Zielgenauigkeit zu erhöhen mit anschliessender massiver Bombardierung mittels Luftminen, Spreng- und Brandbomben.
2. Nachdem die Stadt lichterloh brannte, der äusserst gezielte und massive Abwurf von Brandbomben, Luftminen und Sprengbomben.
3. Tages-Angriff von Bombern mit Einsatz von Jagdfliegern am 14. Februar 1945, von denen auch Menschen (Zivilisten), die sich aus dem Flammenmeer gerettet hatten, mittels Maschinengewehren niedergemäht und wie Hasen abgeschossen wurden.
Doch nun zu meinen persönlichen Erinnerungen als 4½-jähriger Bub, die sich in mir eingebrannt haben und für mich unvergessen bleiben:
Obwohl abends alle Fenster abzudunkeln waren (wir wohnten im 4. Stock), wurde meine Mutter am 13. Februar 1945 stutzig, weil draußen plötzlich eine ungewohnte Helligkeit durch die Verdunkelung festzustellen war. In wieweit es Sirenenalarm gegeben hatte ist mir nicht erinnerlich, zumal durch die häufigen Alarme die Menschen abgestumpft wurden, die ja teilweise nur gegeben wurden wenn feindliche Bomber die Stadt oder nähere Umgebung überflogen haben, vor allem wenn man jedes Mal vom 4. Stock in den Keller hasten musste. Meine Mutter eilte zum Fenster, rückte die Verdunkelung etwas zur Seite, und ich direkt hinter Mama herlaufend konnte auch sehen welch helles Licht diese Magnesiumfackeln bewirkten. Sofort ergriff mich meine Mutter, irgendwie raffte sie noch etwas wie einen Koffer an sich und eilte wie von Furien gejagt mit mir die Treppen hinunter in den Luftschutzraum (LSR). Schon vor der LSR – Tür rief der Luftschutzwart etwas in der Art, dass es höchste Zeit wäre, da die Tür geschlossen werden muss. Es ist immer wieder erstaunlich, an welche Details man sich noch erinnern kann…. Im Luftschutzraum saß ich bei meiner Mutter auf dem Schoß und beobachtete wie so oft die im Kerzenlicht betenden Menschen um mich herum, zumal jetzt durch massive Bombenexplosionen viel Staub aufgewirbelt wurde. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein Mann schrie: „Raus, sofort raus – Achtung brennender Phosphor!“ Und tatsächlich strömte brennender Phosphor auf einer Treppenseite in Richtung der LSR – Tür, was ich selbst gesehen habe, weil wir seitlich ausweichen mussten. Alle rannten durch die Tür nach außen und meine Mutter hielt auf der Straße kurz an, warf mir ein Tuch über den Kopf und setzte mich auf ihre Schultern, damit ich einerseits geschützt war und andererseits möglichst nichts sehen und sie schneller vorankommen konnte. Kaum auf ihrer Schulter angelangt habe ich das Tuch zur Seite gestreift und konnte sehen, dass alles ringsherum lichterloh brannte. Vom Hörensagen kann ich mich erinnern, dass über 36 Stabbrandbomben und 2 Kanister mit Phosphor in dieses Haus nahe dem Hauptbahnhof abgeworfen wurden. Am Anfang dieses Fußmarsches, den meine Mutter zielstrebig in Richtung Dresden – Neustadt lenkte, habe ich immer nach oben in die Flammen geschaut, denn in dieser Position hatte ich einen guten Überblick. Mir war gar nicht bewusst, wie gefährlich dieser Fußmarsch war, da ja von oben brennende Teile ständig nach unten fielen. Dabei habe ich gesehen wie eine Person von einem brennenden Dachteil getroffen wurde und sich brüllend nun selber brennend auf der Erde wälzte. Für mich war das alles wie ein Spuk und die Ereignisse konnten von mir gar nicht alle gleichzeitig so richtig wahr- und aufgenommen werden. Kurz vor Ende der Pause zwischen der 1. und der 2. Angriffswelle der angloamerikanischen Bomber erreichten wir die Augustusbrücke. Hier erinnere ich mich ganz genau, dass auf der Brücke ein Bombentrichter war und Wehrmachtsangehörige uns im Gänsemarsch über den noch bestehenden, begehbaren Teil der Brücke geleiteten. Als meine Mutter weiter in Richtung Neustädter Markt lief, sah ich linkerhand das Blockhaus lichterloh brennen. Und vor uns auf der Straße rechts brannten auch alle Häuser. In diesem Moment begann der 2. Angriff.
Meine Mutter hastete in das nächst gelegene, brennende Haus am Neustädter Markt auf der rechten Seite und rettete uns in den dortigen Luftschutzkeller. Kaum waren wir in diesem wieder mit Kerzen beleuchteten Raum angelangt, bebte die Erde fürchterlich – das Abwerfen von Luftminen und Bomben schwersten Kalibers hatte begonnen. Die Luft war kaum noch zu durchdringen so viel Staub war durch die Wucht der Explosionen im Raum. Die Menschen beteten herzzerreißend und warteten auf den fast sicheren Tod. Wie lange dieses Martyrium dauerte ist mir nicht mehr bewusst. Irgendwann lebten wir immer noch und mussten schleunigst dieses brennende Haus, das in sich zusammenfiel, fluchtartig verlassen. Wieder nahm mich meine Mutter auf die Schultern. Was ich nicht wusste – sie watete bis fast zu den Knien im Wasser, das durch die zerstörte Infrastruktur aus dem Boden ausgetreten war. In dieser Phase begannen Häuser in sich zusammenzufallen und das Laufen auf der Straße war noch gefährlicher geworden. Schreiende Menschen die durch Herabfallendes getroffen oder erschlagen wurden, habe ich gesehen. Meine Mutter lief an der Dreikönigskirche vorbei, eigenartigerweise ist mir dieses Bauwerk noch in Erinnerung, nur wusste ich damals nicht, dass es die Dreikönigskirche war. In deren Nähe war von der deutschen Wehrmacht eine Art Lazarett eingerichtet, in der meine Mutter mit mir Unterschlupf fand. Hier verbrachten wir den Rest der Nacht. Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn es war plötzlich heller Morgen und meine Mutter hatte es irgendwie geschafft, mithilfe der Wehrmachtssoldaten eine Mitfahrgelegenheit auf einem Lkw zu ergattern, der in Richtung Industriegelände fuhr. Wir wurden mit vielen anderen auf die offene Ladefläche gehievt und dann ging die Fahrt los. Kurz vor Erreichen der Planitzstrasse wurde auf das Fahrerdach gehämmert, damit der Wagen anhalten solle. Er fuhr aber weiter und kam erst dann zum Stehen als wir die Brücke über die Eisenbahn am Schenkhübel schon längst passiert hatten. Nun konnten wir aussteigen und mussten die lange Strecke zu Fuß zurückgehen. Endlich kamen wir bei Großvater auf der Planitzstrasse 25 A an. Mir ist unvergessen, wie die Tür geöffnet wurde und meine Mutter sagte: “ Das ist alles was wir retten konnten“, wies dabei auf die wenigen Habseligkeiten, die sie in ihrer Hand hatte und sagte weiter – „aber wir leben noch!“
Die Geschehnisse des 3. Angriffes kenne ich nur aus Schilderungen Überlebender, die sich zum Beispiel im großen Garten aufgehalten hatten. Auch meine spätere Frau (Jahrgang 1931) berichtete aus eigener Erinnerung von Jagdfliegerangriffen mit Maschinengewehren auf Zivilisten und auch auf spielende Kinder. Da die Bomberpulks kaum deutsche Jagdflugzeugangriffe zu befürchten hatten, weil es an Treibstoff mangelte, waren diese Begleitjäger dazu da, andere Ziele am Boden zu bekämpfen. Da ist wohl bei vielen Jagdflugzeug – Besatzungen der Jagdtrieb entfacht worden… Natürlich wird das heutzutage von den Militärs der damaligen Allianz energisch geleugnet.
Kriegsverbrechen gab es auf beiden Seiten, aber der Holocaust und die systematische Vernichtung Andersdenkender in Konzentrationslagern waren und sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit, begangen von Nazis, ihren Helfershelfern und Unterstützern!!!