Читать книгу Bodo Ramelow: Jetzt habe ich das Gefühl, dass über allem etwas Bleiernes liegt. - Heinz Michael Vilsmeier - Страница 3
Vorwort
ОглавлениеMit den Worten: „Jetzt habe ich das Gefühl, dass über allem etwas Bleiernes liegt,“ beschrieb Bodo Ramelow am 1. September 2013 die gesellschaftliche Stimmung in Deutschland, wenige Wochen vor der Bundestagswahl. Zu diesem Zeitpunkt war Ramelow noch Fraktionsvorsitzender der Partei DIE LINKE im Thüringischen Landtag.
Mit seinem „Gefühl“ war der am 16. Februar 1956 im niedersächsischen Osterholz-Scharmbeck geborene Ramelow nicht allein. „Bleiern“ schien nicht nur die Stimmung in der Gesellschaft, die Gesellschaft selbst drohte vielen von einer bleiernen Last erdrückt zu werden. Die Ultima Ratio deutscher Politik hatte sich in jenen Tagen auf das Dogma von der Alternativlosigkeit verengt und die Regierenden erhoben, auf groteske Weise, Anspruch auf eine politische Unfehlbarkeit.
In unterschiedlichsten Koalitionen hatten sie das Handeln des Staates dem Paradigma des Neoliberalismus unterworfen und zur marktradikalen Globalisierung aufgerufen. Die Aufgabe des Staates hatten sie darauf reduzieren, das Funktionieren des Marktes zu gewährleisten. Seine soziale Verantwortung gegenüber dem Einzelnen, der Gesellschaft und der Natur behandelten sie als geschichtliche Randnotiz. So wurde der Weg für die Konzentration von Reichtum in immer weniger Händen geebnet.
Viele Menschen hatten begonnen, sich dem Diktat vermeintlicher Alternativlosigkeit entgegenzustellen. – Die Enttäuschten wandten sich von den Regierungsparteien ab. Nicht wenige fanden sich in rechtsextremistischen Gruppierungen wieder.
Vor diesem Hintergrund führte der Interviewer nachfolgendes Gespräch mit Bodo Ramelow. Im Vorfeld der Bundestagswahl 2013 sollte es Aufschluss geben, inwiefern die Partei DIE LINKE. ein Konzept besäße, wie die von der Politik der Regierungsparteien Enttäuschten für eine demokratische und emanzipatorische Gesellschaft zu gewinnen seien.
Bodo Ramelow wurde wenige Monate nach dem Interview erster Ministerpräsident der Partei DIE LINKE. in einem deutschen Bundesland. Der Ausgang der Bundestagswahl 2013 hätte, rein rechnerisch, eine rot-rot-grüne Regierungskoalition zugelassen. – Doch es kam anders.