Читать книгу Feuerzauber in den Rockies: Western - Heinz Squarra - Страница 8
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ОглавлениеDwarf galoppierte am Frühen Morgen in den Ranchhof, zügelte sein Pferd vor der Küche und trat mit dem Fuß gegen die Wand. »He, Doc, pennst du noch?«
»Mir geht es doch nicht so wie dir!«, schimpfte der Koch, der das Fenster öffnete.
»Ich will den Proviant für die Boys holen. Ist der Vormann schon auf den Beinen?«
»Hier, Dwarf!« Chet kam von der Remise herüber.
»Mit den Rindern sind wir fertig.« Dwarf sprang behände aus dem Sattel und führte das Pferd an die Tränke. »Von uns aus kann es losgehen.«
»Wir treiben morgen, wie besprochen!«, rief der Koch aus der Küche. »Ich muss den Chuckwagen erst noch packen, hab noch gar kein Holz für den Ofen geschlagen und die Liste für den Proviant noch nicht ganz fertig.«
»Schaffst du es diese Woche überhaupt noch?«, fragte der drahtige Cowboy.
»Morgen früh kann es losgehen.«
»Wie geht es dem Boss und Dan?«
»Wesentlich besser als gestern. Nächste Woche laufen sie beide wieder irgendwie herum.« Der Koch packte den Proviant für die Weidemannschaft in einen Sack und schimpfte mehrmals auf den in der Küche herumstreifenden Schäferhund, den Dwarf nicht sah.
»Perry soll zurückkommen«, sagte Chet.
»Perry? – Warum das?«
»Es muss noch jemand auf der Ranch bleiben, wenn wir solange abwesend sind. Und es steht auch längst nicht fest, ob der Boss und Dan oder einer von ihnen in acht Tagen wirklich herumlaufen. Tun können sie kaum etwas. Ich kann meine Frau nicht mit einem Mann allein die große Ranch beaufsichtigen lassen.«
Dwarf nickte zwar, sagte aber:« Dann sind wir für die achthundert Rinder aber nur noch fünf. Denn Doc kannst du ja nicht rechnen. Der fährt den Küchenwagen und wird froh sein, wenn er uns außerdem rechtzeitig ein paar Mahlzeiten brutzeln kann.«
»Dir haue ich gleich eins hinter die Ohren!«, entrüstete sich der Koch hinter dem offenen Fenster. »Meine Mahlzeiten waren noch immer rechtzeitig fertig!«
»Ja, wir sind nicht viele«, gab Chet zu. »Aber wir werden es schon schaffen.«
Doc Cook gab den Sack durch das Fenster. »So, teilt es ein, vor morgen früh gibt es nichts mehr.«
Dwarf brachte den Sack zu seinem Pferd und befestigte ihn am Sattel. Chet beobachtete einen Reiter, der aus den im Süden noch über dem Weideland stehenden Morgennebel kam und sich ohne Eile der Ranch näherte.
»Schon wieder ein hungriger Zeitgenosse«, brummte der Koch. »Sieht auch nicht aus, als hätte er die Taschen voller Dollars.«
Dwarf ließ das Pferd noch an der Tränke, holte aus dem Stall einen Futtersack, drängte das Tier dann zurück und hängte ihm den Sack um. »Zehn Minuten, dann müssen wir wieder los, Rosinante. Beeile dich ein bisschen!«
Der Fremde erreichte die Ranch. Dwarf ging zum Küchenfenster und bekam vom Koch von Kerrigan erzählt, der am Abend zuvor mit einem Wagen die Bullhead-Ranch aufsuchte und eine Menge Proviant kaufte.
Der junge Fremde zügelte sein Palomino im Hof und tippte an den Rand des flachen Stetsonhutes. »Tag, Mister. Ich bin Ferry Freeman aus Texas. Komme von Stagebreak und hörte dort, dass Sie nach Kit Carson in Kansas gehen. Mit einer Rinderherde.«
»Stimmt. Chet McCoy.«
»Ich will nach Texas zurück, aber das Rodeo interessiert mich auch. Und …« Ferry ließ eine Pause entstehen und grinste breit. »Na ja, Sie wissen ja, immer abgebrannt!«
»Sie suchen einen Job nach Kit Carson?« Chet trat näher und betrachtete den drahtigen Jungen mit den Sommersprossen und den rotblonden Haaren genauer.
»Sie sagen es, Mister. – Vormann hier oder Boss?«
»Vormann.«
Dwarf kam interessiert näher. Sogar der Koch verließ die Küche und nahm den jungen Mann in Augenschein.
»Es ist aber nicht weit«, sagte Chet. »In fünf oder sechs Tagen sind wir schon wieder am Ziel.«
»Ich weiß. Will mir ja auch keine goldene Nase auf dem kurzen Trail verdienen, Mister. Hatte so an dreißig Bucks einschließlich der Prämie gedacht.«
»Was denn für ‘ne Prämie?«, fragte Dwarf.
»Jeder gute Cowboy kassiert von jedem guten Rancher eine Prämie, wenn er mit mehr als der Hälfte von dessen Rindern das Ziel erreicht. Bis Kit Carson werden es neunzig Prozent der Tiere sein müssen.«
»Für dreißig Dollar könnten wir einen Treiber bis Kit Carson gebrauchen, Ferry. Steig ab und lass dir in der Küche was zu essen geben. Wir versorgen dein Pferd. In fünfzehn Minuten reitest du mit ihm zur Weide.«
Ferry blickte den drahtigen Bullhead-Reiter neben sich an und gab ihm die Hand.
»Dwarf, mein Name. Beeile dich, Ferry. Doc Cook zieht dir den Teller unter der Nase weg, wenn die Zeit um ist.«
Ferry Freeman irritierte die herzliche Art, die sie ihm, dem Fremden entgegenbrachten. Dwarf musste ihn Richtung Küche schieben, damit er dem Koch folgte.
»Ihr räumt die Weide zwischen dem Corral und den Bergen im Osten des Bluegrass Valley«, sagte Chet draußen. »Danach lasst ihr die Longhorns aus dem Corral, damit sie die Nacht über noch mal ordentlich was fressen können.«
»Alles klar, Chet. Es sind ja nur neunzig Meilen bis Kit Carson. Die schaffen die Rinder ohne großen Gewichtsverlust.«
»Der hat aber einen hässlichen Gaul.« Ferry beobachtete Dwarf und seine Rosinante durch das Küchenfenster.
»Sag das nie zu ihm, mein Junge, er dreht dir eine Wendeltreppe in den Hals!«, mahnte der Koch. »Willst du Spiegeleier mit Speck und Schinken?«
»Ja, großartig!« Ferry strahlte. »Wer ist denn hier der Boss?«
»John Corcoran. Liegt im Bett. Er wurde gestern von so ein paar lausigen Banditen um ein Haar abgeknallt.«
»So?«, staunte Ferry Freeman.
»Und Dan haben die Schweinehunde ein Stück Blei ins Bein gepflastert. Wenn wir die je erwischen, verarbeite ich sie zu Hackfleisch. Mein Wort darauf, Ferry!«
Freeman setzte sich an den blank gescheuerten Küchentisch. Der große Hund beschnupperte ihn, was ihm recht unangenehm war.
»Nimm für Ferry noch ein Wechselpferd mit«, sagte der Vormann draußen.
»Du willst nach Texas!« Doc Cook schlug Eier in die Pfanne und stellte sie auf den Herd, in dem Feuer brannte.
»Ja.«
»Die Mama besuchen, was?« Der alte Mann grinste, dass sein Gesicht sich wie ein leerer Sack zusammenfaltete.
»Stimmt genau.«
»Wo?«
»In Houston.«
»Houston. War ich auch mal. Ist aber dreißig Jahre her.«
»Er muss in fünfzehn Minuten unterwegs sein!« Chet erschien am Fenster. »Erzähle ihm doch deine Lebensstory ein anderes Mal, Doc, sei so nett!«
Maulend wandte der Koch sich wieder der Pfanne zu.
Dwarf hatte ein Pferd eingefangen und band das Ende der Longe an Ferrys Sattelhorn.
Ferry kam pünktlich aus der Küche. Dwarf wartete bei den Pferden. Chet stand mit Mary-Lou mitten im Hof beim Brunnen. Ferry blieb stehen, schaute die junge Frau an und bekam rote Ohren.
»Sie ist Mary-Lou, meine Frau«, stellte Chet vor. »Die Tochter vom Boss.«
»Tag, Madam.«
»Guten Tag, Ferry, Wir sind sehr froh, dass Sie zufällig hier vorbei kommen. Es ist sehr beruhigend zu wissen, dass Chet, ich meine, der Vormann, nun doch so viele Leute hat, wie er für den Trail braucht.«
»Ich werde mir große Mühe geben, ihn nicht zu enttäuschen, Madam«, versprach Ferry.
Mary-Lou gab ihm die Hand. »Das freut mich, Ferry. Und wenn Sie mal später wieder in der Gegend sind, besuchen Sie uns doch!«
»Danke, Madam. Ja, ich will daran denken.« Ferry fühlte sich unsicher, als er zu seinem Pferd ging, obwohl er sich sagte, dass doch gerade die freundliche Aufnahme verriet, dass sie keinen Verdacht gegen ihn geschöpft haben konnten.
»Sind wir soweit?« Dwarf saß auf, tippte an seinen Hut und ritt am Brunnen vorbei.
Ferry folgte ihm und führte das Pferd hinterher, das ihm ausgesucht wurde. Er vermied es, die junge, freundliche Frau anzublicken, und er wollte in dieser Minute nicht daran denken, dass er gekommen war, um Chet McCoy zu töten.