Читать книгу Des Ranchers Vermächtnis - Heinz Squarra - Страница 7

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Als die Sonne hinter den Bergen verschwunden war, schwang sich Lex Hardin auf seinen Wallach und ritt aus der Stadt.

Alle Einwohner von Eldorado standen unter den überdachten Vorbauten und sahen ihm nach, wie er langsam in die Prärie hinaus ritt.

Über dem Land lag eine dunkle Nacht. Der Mond hielt sich hinter tiefhängenden Wolken versteckt. Lex konnte kaum dreißig Meter weit sehen.

Er war noch zweihundert Meter von dem Felsen entfernt, als ein peitschender Schuss aufdonnerte.

Wie ein geölter Blitz war der Cowboy aus dem Sattel und lag im gelbspitzigen Riedgras Er glaubte Kane Sefton habe einen billigen Trick versucht, aber es fiel kein Schuss mehr. Dafür hörte er jetzt rasenden Hufschlag, der sich in westlicher Richtung entfernte.

Lex stand auf und rannte auf den Felsen zu. Schon aus fünfzig Metern Entfernung hörte er das Wimmern eines Mannes.

Und dann kniete er neben dem Rancher Sefton, der lang ausgestreckt im Gras lag.

Lex drehte ihn auf den Bauch. Im Rücken sah er trotz des schlechten Lichtes einen großen Blutfleck. Kane Sefton stöhnte wieder. Lex ließ ihn zurücksinken.

„Wer war es?“, fragte er tonlos.

„Ich weiß … es nicht“, hauchte Sefton abgerissen. „Er … war hinter mir. Junge, ich hatte es … mir nochmal überlegt … Well, ich war … ein Narr. Ich war hier, um dir zu sagen, dass wir … den Kampf unterlas … unterlassen sollten. Ah, es kam anders.“

Er schwieg erschöpft, und sein Kopf fiel langsam nach der Seite. Drei Minuten lag er reglos, dann drehte er den Kopf zurück.

„Du kannst mir einen großen Gefallen tun, Cow … Cowboy.“

Lex nickte schwach.

„Sprechen Sie, Mister Sefton.“

„Ich habe einen schlimmen … schlimmen Feind. Er will meine Ranch … schlucken. Doch er … soll sie nicht haben … Hölle, ich kam … spät dahinter – zu spät!“

Er schwieg wieder.

Da fiel Lex die Whiskyflasche ein, die er immer in seiner Satteltasche aufbewahrte. Er lief zu seinem Pferd und holte sie. Den Flaschenhals presste er dem Rancher zwischen die Zähne.

Gierig trank Sefton. Er dankte mit den Augen und sprach nun fließender.

„Im Red Canyon gibt es vom Fuße der Berge aus vier große Felsspalten auf der rechten Seite. In der dritten, ganz hinten an der Wand, habe ich eine … eine Blechdose versteckt …“

Die Wirkung des Whiskys war schnell verflogen. Lex schob ihm die Flasche erneut zwischen die Zähne, aber es kam nur noch ein Schluck heraus.

„Hole diese Büchse“, fuhr der Rancher schwach fort. „Bringe die Urkunde zu meiner Frau … keiner darf … es wis …“

Urplötzlich ruckte sein Kopf zur Seite.

Kane Sefton war tot.

Lex richtete sich auf. Er warf die Flasche fort und schaute sich um. Nur wenige Schritte von Sefton entfernt sah er ein schwaches Schimmern im Gras. Er ging hin und hob einen Colt auf.

Die Waffe lag schwer wie Blei in seiner Hand. Er roch an der Mündung, obwohl er schon vorher sicher gewesen war, die Mordwaffe in den Fingern zu halten. Der kalte Pulverrauch bestätigte es ihm nur noch.

In dieser Sekunde hörte er dicht hinter sich ein kicherndes Lachen.

Auf dem Absatz wirbelte Lex herum.

Zehn Schritte entfernt standen zwei Männer. Zumindest glaubte er den einen zu erkennen, aber er war nicht ganz sicher. Immerhin, so ungefähr hatte der Kerl ausgesehen, den er flüchtig am Nachmittag gesehen hatte, als dieser auf den Sheriff vom Felsen aus schoss.

Die beiden kamen jetzt heran, drehten Sefton ohne Umstände herum und sahen sich dann an.

„Er hat ihn in den Rücken geschossen“, meinte der kleinere der Kerle. Dann schüttelte er bekümmert den Kopf. „Das ist nicht sehr fair, Freund. Aber wir wollen keine Spielverderber sein. Hau ab, noch kannst du es schaffen.“

Und als Lex nichts erwiderte, sagte der andere: „Du sollst dich auf deinen Klepper schwingen und Leine ziehen! Teufel, begreifst du denn nicht?“

„Was wollt ihr?“, fragte Lex Hardin kalt. „Ich habe ihn nicht ermordet.“

„Du hast ein sonniges Gemüt“, meinte der Kleine. „He, Howdy, was sagst du dazu?“

Der Mittelgroße zuckte die Schultern.

„Wenn er es nicht war, muss es der Mond getan haben. Nur schade, dass er sich heute versteckt hält. Er müsste einen Zufallstreffer angebracht haben. Einen höllisch glatten Zufallstreffer.“

Da brauste Hufschlag auf, wenig später hielten zehn Männer vor der Gruppe und sprangen aus den Sätteln.

An der Spitze kam Sheriff Diboll heran.

Er beugte sich über den Toten, untersuchte ihn kurz und kam dann auf Lex zu, der wie festgenagelt stand. Diboll nahm dem Cowboy den Colt aus der Hand, roch an der Mündung und klappte dann die Trommelhalterung auf. Danach sah er Lex hart an.

„So habe ich das mit dem Wegreiten nicht gemeint“, sagte er kratzig. „Hattest du soviel Angst, dass du seinen Rücken als Zielscheibe benutzen musstest?“

Lex Hardin erfasste nur langsam die tödliche Klemme, in der er sich befand. Er schaute den Sheriff fest an und sagte: „Ich habe ihn nicht getötet. Er starb in meinen Armen.“

„Ich sehe es“, erwiderte der Sheriff lakonisch. Dabei zeigte er auf Lex‘ Arm, an dem ein eingetrockneter Blutstreifen zu sehen war.

Neben dem Sheriff trat Seftons Vormann in den Vordergrund. Er schaute die beiden Strauchdiebe an und sagte: „Habt ihr es gesehen?“

„Nein, aber gehört“, gab der Kleine zurück. „Howdy Zane sagte zu mir, es klingt, als werde jemand, na – Sie wissen schon. Wie er darauf kam, weiß der Teufel. Manchmal hat mein Partner wirklich noch Einfälle“,

„Wo habt ihr es gehört, Bide Kinley?“, fragte der Sheriff den Kleinen.

„Da vorn“, Kinley zeigte auf die Stadt zu.

Lex Hardin merkte nun langsam, dass sich hier eine furchtbare Intrige über ihm zusammenbraute. Natürlich konnten die beiden Burschen nichts gehört haben, denn dann hätten sie viel früher da sein müssen. Aber sie müssen es gewusst haben. Yeah, vielleicht waren sie sogar selbst die Mörder, die Lex Hardin in eine furchtbare Falle gelockt hatten.

Und nun war die Falle zugeschnappt. Und Lex steckte in ihr.

Der Vormann schob sich in den Vordergrund und sagte: „Well, Sheriff, da gibt‘s wohl keine Frage mehr. Der Colt in seiner Hand dürfte ein hieb- und stichfester Beweis sein.“

„Ja, Tom Burte“, gab der Sheriff zurück. Dann schüttelte er wieder den Kopf.

„Aber der Colt lag hier auf der Erde“, gab Lex gequält zurück. „Ich habe doch meine Waffen in den Halftern.“

„Ich sehe nur einen Colt“, biss der Sheriff zurück.

Lex schaute an sich nieder. Sein linker Colt fehlte. Und von dieser Hüfte stand der Strauchdieb Howdy Zane nur einen Schritt entfernt und grinste.

Hatte er den Colt wie ein Taschenspieler verschwinden lassen?

Es deutete alles darauf hin.

Alle Männer bildeten jetzt einen dichten Ring um Lex Hardin. Der Cowboy unternahm einen letzten Versuch, denn er sah, dass der Sheriff vollkommen ahnungslos war.

„Ich hatte meinen Colt vorhin noch“, sagte er. „Dieser Kerl muss ihn mir abgenommen haben. Entweder hat er ihn noch in der Tasche, oder er muss in der Nähe liegen. Sheriff, diese beiden Burschen waren es, die heute über Sie herfielen!“

„Zane und Kinley?“, fragte der Sheriff mit schiefgelegtem Kopf.

„Was war da?“, fragte der Vormann Burte.

Der Sheriff erklärte es kurz.

Da lachte Tom Burte auf.

„Der hat ja einen Stich! Zane und Kinley waren den ganzen Tag bei mir. Als Sie in die Stadt kamen, Sheriff, sind sie gerade fortgeritten. Der Kerl versucht aber auch jede Masche.“

Für Lex Hardin wurde die Sache nun noch verworrener. Was hat dieser Vormann nun wieder damit zu schaffen?, fragte er sich.

„Auf was warten Sie denn nun noch?“, fragte Tom Burte. „Sind Sie der Sheriff, oder müssen wir einen neuen wählen?“

„Los, Männer“, beeilte sich da Diboll. „Nehmt ihn fest.“

In seiner Verzweiflung riss Lex die rechte Waffe aus dem Halfter. Ehe er sie aber hochschwingen konnte, fiel ihn der Strauchdieb Kinley von hinten an wie ein Raubtier und hämmerte ihm einen Revolverlauf auf den Kopf.

Lex brach zusammen.

„Bindet ihn auf sein Pferd“, befahl Sheriff Diboll. Die Sache schien nicht gerade sein Geschmack zu sein.

*

Lex erwachte in einem Raum von knapp sechs Quadratmeter Größe. In der Stirnwand befand sich ein vergitterter Mauerausbruch und durch diesen fiel der Mondschein Die Wolkendecke war auseinandergebrochen.

Auf der anderen Seile war die Zelle durch ein riesiges Gitter vom Gang getrennt. An diesem Gitter stand der Sheriff und blickte mit kalten Augen herein.

Lex richtete sich ein wenig von der Pritsche auf, auf welche man ihn geworfen hatte.

„Sheriff, ich habe ihn nicht getötet“, sagte er lahm.

„Das sagt jeder, dem es an den Kragen geht“, kam es zurück. „Du hast mir das Leben gerettet“, fuhr er fort. „Aber dafür kann ich dich leider nicht laufen lassen. Die Beweise sind übrigens erdrückend. Du hattest den Colt in der Hand, aus dem der Schuss abgefeuert wurde. Wahrscheinlich hättest du ihm auch noch die Taschen umgedreht. Ich hatte dich ja erst darauf aufmerksam gemacht, dass er sie immer voll Geld hat.“

Der Sheriff machte eine Pause, stierte Lex an und fuhr dann fort: „Und der Überfall heute Nachmittag ist mir auch noch schleierhaft. Wenn ich wirklich der Falsche war, wer war dann der Richtige?“

Lex zeigte ein langes Gesicht.

„Na ja“, meinte Diboll. „Die beiden Schurken hast du doch auf mich angesetzt. Du kamst dann den Weg herunter und wolltest den Rest erledigen. Sicher hast du davon abgelassen, weil du sehen musstest, dass ich ein Sheriff bin.“

Lex hieb es die Luft in die Lunge zurück.

„Fällt Ihnen nicht noch was Dümmeres ein?“, fragte er. „Außerdem sah ich Ihren Stern erst, als die beiden Halunken geflohen waren. Und diese beiden waren Kinley und Zane.“

Der Sheriff nagte an der Unterlippe.

„Na schön, lassen wir das fallen“, knirschte er dann. „Gewiss, Kinley und Zane taugen nichts. Aber morden tun sie wohl doch nicht. Das ist dir vorbehalten.“

Er machte kehrt und stolzierte aus dem Zellenraum. Hart knallte die blechbeschlagene Tür hinter ihm zu.

Zehn Minuten lag Lex wie vor den Kopf geschlagen in der Zelle, dann stand er auf und lief in dem Raum auf und ab.

Als er das zehnte Mal ans Fenster kam, stand draußen Kinley und grinste.

„Hallo, Hombre! Morgen tritt die Jury zusammen. Um die gleiche Zeit wird wahrscheinlich jedes Kind im Distrikt von deiner Schandtat wissen. Hörst du die Postkutsche? Sie trägt die Neuigkeit weiter. Hier war lange nichts los. Die Leute brauchen Gesprächsstoff.“

Lex hörte wirklich das Rollen und Poltern der Kutsche, die sich entfernte.

Kinley lachte hoch einmal auf, dann ging er davon. Seine Schritte verhallten.

Lex nahm seine ruhelose Wanderung wieder auf. Er lief so hin und her, bis im Osten der Tag graute und der Sheriff mit einer Suppe in die Zelle kam.

„In drei Stunden werden wir verhandeln. Mach dich darauf gefasst, in Kürze zu sterben. Was auf einen solchen Mord steht, kannst du dir sicher an den Fingern abzählen. “

Lex hatte auf der Zunge, was Kane Sefton ihm in seinen letzten Minuten gesagt hatte, aber er verschluckte es. Er glaubte, dass es nicht in des Ranchers Sinne war, dass alle Welt sein Geheimnis erfuhr. Und um ein Geheimnis musste es sich wohl handeln.

Er aß lustlos die Suppe, reichte dann den Pott durch die Stäbe und legte sich auf die Pritsche. Kaum war der Sheriff aber gegangen, da lief er wieder durch die Zeile.

Des Ranchers Vermächtnis

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